Nachbericht zur Veranstaltung am 04.07.2023
Öko-Gemüsebautag 2023
Am 4. Juli 2023 lud der Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) interessierte Gärtnerinnen und Gärtner zum Öko-Gemüsebautag auf dem Versuchsgelände in Bamberg ein. Rund 80 Teilnehmende aus Beratung und Praxis folgten der Einladung, um sich über die aktuell laufenden Versuche und die neuesten Projekte und Forschungsergebnisse zu informieren.
Begrüßung unter strahlendem Sonnenschein
Rundgang durch die Stationen
Station 1: konventionell-integrierter Betriebsteil
Zu diesem Thema wurde ein Versuch mit Salatgurken angelegt und in einer Variante nur 40 Prozent der üblichen Düngermenge eingesetzt. Eine schnelle und konstante Erkennung von Schadinsekten und Krankheiten sind ein Schlüssel für eine effektive vorbeugende Bekämpfung. In Ihrer Anwendung werden verschiedene Systeme wie das PATS-C System überprüft.
Auch der Ingweranbau im hydroponischen Anbauverfahren wurde hier vorgestellt. Dabei konnten die Teilnehmenden die Wurzeln begutachten, welche in einer Nährlösung hängen.
Zu guter Letzt wurde der Biofilter vorgestellt, der zur Entsorgung von Pflanzenschutzmittelrückständen angewendet wird. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmittel (PSM) fallen Restmengen an, welche fachgerecht entsorgt werden müssen. Das ist mit einem hohen Kostenaufwand verbunden, da dies bei einer Entsorgungsfirma abgegeben werden muss. Der Biofilter leitet die Flüssigkeit mit PSM-Resten durch verschiedene Substratschichten, wodurch die PSM mikrobiologisch abgebaut werden sollen.
Station 2: Öko-Versuche unter Glas und Folie
Neben den Öko-Gewächshäusern wurden außerdem noch die beiden Versuche im Folientunnel vorgestellt. Dort gibt es zum einen den Schlangengurkenversuch mit mehreren neuen Sorten, welche auf ihre Stabilität im Sommerertrag hin verglichen werden. Ebenso wurde die zusätzliche Schädlingsabwehr durch ein Insektenschutznetz verdeutlicht. Zusätzlich gab es hier noch eine Gurkensortenverkostung, die bei den Teilnehmenden auf großes Interesse stieß.
Der Paprikaversuch wurde letztes Jahr als Überwinterungsversuch mit dem Ziel angelegt, den Erntetermin vorzuziehen. Dabei überlebten allerdings nur sehr wenige Pflanzen, daher wurde der Versuch neu geplant und die Ernteverfrühung mit den Varianten normaler Beetanbau, Abdeckung mit Lochfolie und die Bedeckung mit Mypex-Gewebe miteinander verglichen.
Auch die verschiedenen Sorten der Freilandbusch- und Stabtomaten, welche auch auf ihre Braunfäuleresistenz untersucht werden, fanden reges Interesse. Zu guter Letzt wurde der Versuchsaufbau des neu angeschafften Geohobels diskutiert.
Station 3: Maschinenpark des Versuchsbetriebes
Neben der Robotertechnologie konnte auch die gängigste Landtechnik, welche am Bamberger Versuchsbetrieb zum Einsatz kommt, begutachtet werden.
Für Fragen rund um den Maschinenpark standen die Betriebsleiter Stefan Banner und Thomas Mück zur Verfügung. Dabei wurde das Bodenprobeziehgerät mit großem Interesse verfolgt, damit kann die körperliche Belastung bei einer erhöhten Anzahl an Bodenprobenentnahmen stark reduziert werden. Neu in diesem Jahr war zum einen der Geohobel, welcher für seine minimale Bodenbearbeitung bekannt ist. Dies ist ein speziell geformtes, aktiv angetriebenes „Hobelmesser”, welches große Mengen an Gründüngung zerkleinert und gleichzeitig mit der oberen, sauerstoffreichen und biologisch aktivsten Bodenschicht vermengt. Ebenso neu angeschafft wurde eine Einachser-Akku-Fräse mit verschiedenen Anbaugeräten wie Fräse, Bürste, Doppelmesserbalken, Heurechen und einem Adapter für Agria Geräte.
Station 4: Aktuell laufende Projekte an der LWG in Bamberg
Darauf folgte im Anschluss die Vorstellung des Düngeprojektes von Veronika Vikuk und Andrea Spirkaneder. Mehrere Versuchsfragen zielen hier auf die Umsetzung der Düngeverordnung ab und sollen den Betrieben praxistaugliche Lösungsstrategien an die Hand geben. Neben der Vorfruchtwirkung verschiedener Zwischenfrüchte bei Zwiebeln werden in einem Langzeitdüngeversuch seit 2018 verschiedene Bodenprobenuntersuchungsmethoden und die daraus resultierenden Düngeempfehlungen verglichen. Die aktuelle Kultur in diesem Jahr ist Kleegras.
Als letzten Punkt der Station wurde das Projekt OptiMulch (MuNaRo) vorgestellt, wofür Wolfgang Hollmach, der zuständige Projektmitarbeiter sowie zwei Mitarbeitende vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) vor Ort waren. MuNaRo bedeutet so viel wie Mulch aus nachwachsenden Rohstoffen. Das Material besteht aus zwei Komponenten: einer wässrigen Phase, die hauptsächlich Stärke und Hilfsstoffe enthält, und einer ölhaltigen Phase, die neben dem Pflanzenöl noch das Geliermittel Natriumalginat enthält. Beim Vermengen der Komponenten wird das Material binnen Sekunden fest und bildet so eine physikalische Barriere, die den Aufwuchs von Beikraut hemmt.
Im aktuellen Projekt OptiMulch soll die Weiterentwicklung dieses Verfahrens in die Praxisreife erforscht werden. Dabei wird der Fokus auf die Gemüsekulturen Zucchini, Gurke, Kürbis, Melone und Zuckermais gelegt. Neben der Bonitur der Beikrauthemmung, Wuchs der Kulturpflanze und Erfassung der Erntemengen werden auch begleitende Umweltanalysen wie Bodenfeuchte, Einfluss auf Bodenlebewesen und die Abbaubarkeit des Materials erfasst.
Station 5: Öko-Versuche im Freiland
Ein weiterer Freilandversuch ist das additive Intercropping, welches als Vorversuch für das kommende Jahr dienen soll. Dabei wurden einzelne solitäre Habitatpflanzen gesät und gepflanzt, um deren nützlingsfördernde Wirkung zu untersuchen. Diese sollen dann im nächsten Jahr in die Kultur integriert werden, um Nützlinge in den Kulturpflanzenbestand zu locken und den Schädlingsdruck zu verringern. Auch eine verbesserte Bestäuberleistung könnte mit diesem System erreicht werden.
Artenevaluierung möglicher Arten für das additive Intercropping
Auch mehrere Sortenversuche zu Fenchel, Kartoffeln und Erdbeeren gibt es dieses Jahr am Versuchsbetrieb. Diese wurden von Lena Lips vorgestellt. Der Fenchelsortenversuch wird in drei Sätzen angebaut, um zum einen die Unterschiede im Anbau zu den verschiedenen Jahreszeiten zu vergleichen und zum anderen die Sorten herauszuarbeiten, welche die typisch kugelige und bauchige Form aufweisen. Der Frühkartoffelsorten Versuch, welcher im Auftrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) schon seit mehreren Jahren in Bamberger angesiedelt ist, wurde ebenfalls vorgestellt. Der Erdbeersortenversuch, bei dem drei Referenzsorten mit unterschiedlichen neuen Züchtungen auf ihre Eignung für den ökologischen Anbau verglichen werden, wurde nur kurz angerissen, da es sich am heutigen Tag um den Gemüsebau dreht.
Insgesamt war es ein sehr gelungener Tag für die Mitarbeitenden genauso wie für die Teilnehmenden. Wir freuen uns Sie alle wieder im nächsten Jahr am 2. Juli 2024 in Bamberg willkommen zu heißen.