Nachbericht zur Veranstaltung am 04.07.2023
Öko-Gemüsebautag 2023

Der Versuchsbetrieb in Bamberg aus der Luft

Am 4. Juli 2023 lud der Gemüsebauversuchsbetrieb der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) interessierte Gärtnerinnen und Gärtner zum Öko-Gemüsebautag auf dem Versuchsgelände in Bamberg ein. Rund 80 Teilnehmende aus Beratung und Praxis folgten der Einladung, um sich über die aktuell laufenden Versuche und die neuesten Projekte und Forschungsergebnisse zu informieren.

Begrüßung unter strahlendem Sonnenschein

Zu Beginn begrüßte der Arbeitsbereichsleiter Andreas Schmitt die Gäste im Mustergarten. Er stellte dabei im Zuge dessen die Mitarbeitenden der LWG Bamberg vor und bedankte sich bei Ihnen für ihre Arbeit und deren Unterstützung am heutigen Tag. Außerdem betonte er die tolle Zusammenarbeit und Vernetzung der LWG-Mitarbeitenden und der Praxis. Danach wurden die Teilnehmenden in Gruppen aufgeteilt und zu den fünf verschiedenen Stationen geschickt. Diese rotierten anschließend im „Speed-Dating-Verfahren“.
Neu in diesem Jahr war der Foodtruck, welchen wir für den heutigen Tag gewinnen konnten. Dieser bereitete den Teilnehmenden in der Mittagspause vegetarische und gemüsereiche Kost zu passend zum heutigen Tag.

Rundgang durch die Stationen

Station 1: konventionell-integrierter Betriebsteil

Von Martin Schulz und Bernhard Weber erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in den konventionellen Betriebsteil. Ziele der Versuche sind eine ressourcenschonende und rückstandsfreie Fruchtgemüseproduktion. Unter anderem geht es um Optimierung der Pflanzenschutzmittelapplikation im Fruchtgemüseanbau durch bestimmte Düsentechnik und den Einsatz von Luft. Weiterhin werden verschiedene regionale, organische Substrate auf Ihre Eignung für den erdelosen Paprikaanbau unter Glas untersucht. Die Schweizer Firma Vivent bietet mit Ihren Sensoren die Möglichkeit an, Potenzialdifferenzen in der Pflanze elektrophysiologisch zu messen und mit Referenzkurven möglichen Stress wie Nährstoffmangel frühzeitig zu erkennen.

Zu diesem Thema wurde ein Versuch mit Salatgurken angelegt und in einer Variante nur 40 Prozent der üblichen Düngermenge eingesetzt. Eine schnelle und konstante Erkennung von Schadinsekten und Krankheiten sind ein Schlüssel für eine effektive vorbeugende Bekämpfung. In Ihrer Anwendung werden verschiedene Systeme wie das PATS-C System überprüft.

Auch der Ingweranbau im hydroponischen Anbauverfahren wurde hier vorgestellt. Dabei konnten die Teilnehmenden die Wurzeln begutachten, welche in einer Nährlösung hängen.

Zu guter Letzt wurde der Biofilter vorgestellt, der zur Entsorgung von Pflanzenschutzmittelrückständen angewendet wird. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmittel (PSM) fallen Restmengen an, welche fachgerecht entsorgt werden müssen. Das ist mit einem hohen Kostenaufwand verbunden, da dies bei einer Entsorgungsfirma abgegeben werden muss. Der Biofilter leitet die Flüssigkeit mit PSM-Resten durch verschiedene Substratschichten, wodurch die PSM mikrobiologisch abgebaut werden sollen.

Station 2: Öko-Versuche unter Glas und Folie

Carola Nitsch und Josef Eichhorn zeigten den Teilnehmenden die Versuche unter Glas und Folie. Dabei stellten sie den Untersaaten Versuch bei Tomaten vor, da in der EU-Ökobasisverordung Untersaaten, Gründüngung oder Winterbegrünungen auch im Gewächshaus geregelt sind. Dafür wachsen zwischen den Tomatenreihen je eine Variante Kleegemisch und eine mit griechischem Oregano. Im gleichen Zuge stellte sie noch die Winterbegrünung im Gewächshaus beim Ingwer vor.

Neben den Öko-Gewächshäusern wurden außerdem noch die beiden Versuche im Folientunnel vorgestellt. Dort gibt es zum einen den Schlangengurkenversuch mit mehreren neuen Sorten, welche auf ihre Stabilität im Sommerertrag hin verglichen werden. Ebenso wurde die zusätzliche Schädlingsabwehr durch ein Insektenschutznetz verdeutlicht. Zusätzlich gab es hier noch eine Gurkensortenverkostung, die bei den Teilnehmenden auf großes Interesse stieß.

Der Paprikaversuch wurde letztes Jahr als Überwinterungsversuch mit dem Ziel angelegt, den Erntetermin vorzuziehen. Dabei überlebten allerdings nur sehr wenige Pflanzen, daher wurde der Versuch neu geplant und die Ernteverfrühung mit den Varianten normaler Beetanbau, Abdeckung mit Lochfolie und die Bedeckung mit Mypex-Gewebe miteinander verglichen.

Auch die verschiedenen Sorten der Freilandbusch- und Stabtomaten, welche auch auf ihre Braunfäuleresistenz untersucht werden, fanden reges Interesse. Zu guter Letzt wurde der Versuchsaufbau des neu angeschafften Geohobels diskutiert.

Station 3: Maschinenpark des Versuchsbetriebes

Leonie Seehafer beschäftigt sich mit dem Forschungsvorhaben "Innovativer Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau". In diesem Zuge stellte sie den vor Ort ausgestellten Hackroboter „Oz“ der Firma Naio Technologies vor. Der „Farming GT“ der Firma Farming Revolution, welcher mithilfe von digitaler Pflanzenerkennung sowohl zwischen als auch in den Reihen hacken kann, war zwar nicht vor Ort, wurde aber trotzdem vorgestellt. Beide Roboter laufen aktuell in ihren Versuchen. Dabei soll ein Vergleich zwischen dem Hacken durch den Roboter und dem Hacken der betriebsüblichen Variante auf den Betrieben gezogen werden.

Projekt zum Forschungsvorhaben - Innovative Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau

Neben der Robotertechnologie konnte auch die gängigste Landtechnik, welche am Bamberger Versuchsbetrieb zum Einsatz kommt, begutachtet werden.

Für Fragen rund um den Maschinenpark standen die Betriebsleiter Stefan Banner und Thomas Mück zur Verfügung. Dabei wurde das Bodenprobeziehgerät mit großem Interesse verfolgt, damit kann die körperliche Belastung bei einer erhöhten Anzahl an Bodenprobenentnahmen stark reduziert werden. Neu in diesem Jahr war zum einen der Geohobel, welcher für seine minimale Bodenbearbeitung bekannt ist. Dies ist ein speziell geformtes, aktiv angetriebenes „Hobelmesser”, welches große Mengen an Gründüngung zerkleinert und gleichzeitig mit der oberen, sauerstoffreichen und biologisch aktivsten Bodenschicht vermengt. Ebenso neu angeschafft wurde eine Einachser-Akku-Fräse mit verschiedenen Anbaugeräten wie Fräse, Bürste, Doppelmesserbalken, Heurechen und einem Adapter für Agria Geräte.

Station 4: Aktuell laufende Projekte an der LWG in Bamberg

Als Erstes wurde den Teilnehmenden das Projekt Bewässerung im Gartenbau von Christian Dyroff und Dr. Alexander Dümig vorgestellt. Sie klärten die Teilnehmenden über die Bewässerungs-App (ALB-App) auf und berichteten über die Bodenfeuchtesensoren und den diesjährigen Versuch (Bewässerung ab Saugspannung 300 bzw. 600 hPa). Anschließend wurde der Aufbau der automatischen Bewässerung erklärt und auch vorgeführt. Interesse gab es bezüglich des richtigen Einbaus und Installation der Feuchtesensoren, der Bewässerungsart (Regner/Tropfbewässerung) und der vollautomatischen Bewässerung.

Projekt zum Forschungsvorhaben - Entwicklung einer automatisierten Entscheidungshilfe zur ressourcenschonenden Bewässerung in Gartenbau und Landwirtschaft

Darauf folgte im Anschluss die Vorstellung des Düngeprojektes von Veronika Vikuk und Andrea Spirkaneder. Mehrere Versuchsfragen zielen hier auf die Umsetzung der Düngeverordnung ab und sollen den Betrieben praxistaugliche Lösungsstrategien an die Hand geben. Neben der Vorfruchtwirkung verschiedener Zwischenfrüchte bei Zwiebeln werden in einem Langzeitdüngeversuch seit 2018 verschiedene Bodenprobenuntersuchungsmethoden und die daraus resultierenden Düngeempfehlungen verglichen. Die aktuelle Kultur in diesem Jahr ist Kleegras.

Als letzten Punkt der Station wurde das Projekt OptiMulch (MuNaRo) vorgestellt, wofür Wolfgang Hollmach, der zuständige Projektmitarbeiter sowie zwei Mitarbeitende vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) vor Ort waren. MuNaRo bedeutet so viel wie Mulch aus nachwachsenden Rohstoffen. Das Material besteht aus zwei Komponenten: einer wässrigen Phase, die hauptsächlich Stärke und Hilfsstoffe enthält, und einer ölhaltigen Phase, die neben dem Pflanzenöl noch das Geliermittel Natriumalginat enthält. Beim Vermengen der Komponenten wird das Material binnen Sekunden fest und bildet so eine physikalische Barriere, die den Aufwuchs von Beikraut hemmt.

Im aktuellen Projekt OptiMulch soll die Weiterentwicklung dieses Verfahrens in die Praxisreife erforscht werden. Dabei wird der Fokus auf die Gemüsekulturen Zucchini, Gurke, Kürbis, Melone und Zuckermais gelegt. Neben der Bonitur der Beikrauthemmung, Wuchs der Kulturpflanze und Erfassung der Erntemengen werden auch begleitende Umweltanalysen wie Bodenfeuchte, Einfluss auf Bodenlebewesen und die Abbaubarkeit des Materials erfasst.

Projekt zum Forschungsvorhaben - Optimierung eines Verfahrens zum Beikrautmanagement im Feldgemüsebau mit einem spritzbaren Mulchmaterial OptiMulch

Station 5: Öko-Versuche im Freiland

Auf den knapp zweieinhalb Hektar großen Naturland zertifizierten Freilandflächen konnten die Teilnehmenden sich bei Patrick Nastvogel, Lina Schardey und Lena Lips über die Freilandversuche informieren. Dabei stellte Patrick Nastvogel den Untersaatenversuch bei Knollensellerie und Kürbis vor, bei dem nicht wie im letzten Jahr Kleearten als Untersaaten dienten, sondern Mischungen und teils auch einzelne Komponenten wie z. B. Öllein. Dies soll zum einen die Bodenfruchtbarkeit fördern und zum anderen die Resilienz gegen Trockenheit erhöhen.

Ein weiterer Freilandversuch ist das additive Intercropping, welches als Vorversuch für das kommende Jahr dienen soll. Dabei wurden einzelne solitäre Habitatpflanzen gesät und gepflanzt, um deren nützlingsfördernde Wirkung zu untersuchen. Diese sollen dann im nächsten Jahr in die Kultur integriert werden, um Nützlinge in den Kulturpflanzenbestand zu locken und den Schädlingsdruck zu verringern. Auch eine verbesserte Bestäuberleistung könnte mit diesem System erreicht werden.

Artenevaluierung möglicher Arten für das additive Intercropping

Auch mehrere Sortenversuche zu Fenchel, Kartoffeln und Erdbeeren gibt es dieses Jahr am Versuchsbetrieb. Diese wurden von Lena Lips vorgestellt. Der Fenchelsortenversuch wird in drei Sätzen angebaut, um zum einen die Unterschiede im Anbau zu den verschiedenen Jahreszeiten zu vergleichen und zum anderen die Sorten herauszuarbeiten, welche die typisch kugelige und bauchige Form aufweisen. Der Frühkartoffelsorten Versuch, welcher im Auftrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) schon seit mehreren Jahren in Bamberger angesiedelt ist, wurde ebenfalls vorgestellt. Der Erdbeersortenversuch, bei dem drei Referenzsorten mit unterschiedlichen neuen Züchtungen auf ihre Eignung für den ökologischen Anbau verglichen werden, wurde nur kurz angerissen, da es sich am heutigen Tag um den Gemüsebau dreht.


Insgesamt war es ein sehr gelungener Tag für die Mitarbeitenden genauso wie für die Teilnehmenden. Wir freuen uns Sie alle wieder im nächsten Jahr am 2. Juli 2024 in Bamberg willkommen zu heißen.