Nachbericht - Maschinenvorführung am 25.05.2022
Alternativen Unkrautregulierung für Obstbau und Baumschule

Die Teilnehmer stehen mit dem Aussteller um die aufgebauten Schlepper mit Anbaugeräten.

Spätestens nach dem Aktionsprogramm Insektenschutz des Bundesumweltministeriums und dem darin beschlossenen schrittweisen Ausstieg für die Nutzung von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln besteht auch für integriert wirtschaftende Obstbau- und Baumschulbetriebe Handlungsbedarf, sich mit Alternativen in der Beikrautregulierung zu beschäftigen.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist ein Verbot für Glyphosat ab 2024 vorgesehen. Die europäische Zulassung für den Wirkstoff läuft bereits Ende 2022 aus. Somit hat die Vorführung am 25.05.2022 auf dem Versuchsgelände für Obstbau und Baumschule der LWG in Thüngersheim über 100 ökologisch und integriert wirtschaftende Betriebe und Interessierte angesprochen.

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Maschinenvorführung mechanische Beikrautregulierung am 25.05.2022 in Thüngersheim

Insgesamt stellten sieben Hersteller ihre Geräte zur mechanischen Beikrautregulierung live im Einsatz vor. Zusätzlich wurde auf Versuche mit verschiedenen Mulchmaterialen eingegangen. Am Veranstaltungsort wurden außerdem Möglichkeiten zur Spätfrostabwehr, wie z. B. Fogdragon, Frostbuster, Frostguard, Voen-Ofen, Wiesel-Ofen, Frostkerzen und Flipperregner vorgestellt. Die Firmen NextFarming und Weenat stellten Ihre Sensortechnik, die auch zur Warnung von Spätfrösten geeignet ist, aus.

Natura Griff – Metallbürste an Doppeldrehkopf

Der französische Hersteller Natura Griff hat ein Gerät mit zwei Metallbürsten an einem Doppeldrehkopf hintereinander oder mit starren Eggen zur Bodenbearbeitung in der Baumreihe. Die Bürsten rotieren mit ca. 1 bis 3 Umdrehungen pro Sekunde. Bei dem speziell für Vorführungen konzipierten Gerät im Heckanbau waren auf einer Seite Bürsten und auf den anderen Arm Eggenelemente angebracht. Beidseitiges Arbeiten mit den Metallbürsten ist ebenso möglich wie auch ein beidseitiges Anbringen der Schare. Das Gerät ist im Vorderachsanbau, wie auch im Hinterachsanbau verfügbar. Bürsten und Eggen sind auch bei ungünstigen Bedingungen wie Nässe und Regen fahrbar. Die Arbeitsgeschwindigkeit soll bei ca. 6 bis 10 Kilometer pro Stunde liegen. Ein Taster ermöglicht die Bearbeitung auch zwischen den Bäumen.

Preislich liegt das Gerät in einfacher, einseitiger Ausstattung bei ca. 8.500 Euro, bei Erweiterung der Werkzeuge und Hydrauliksteuerung bei ca. 17.000 Euro für ein einseitiges Gerät. Dementsprechend liegt der Preis für beidseitige Bearbeitung bei ca. 16.000 bis 30.000 Euro.

Illmer - Fadengerät

Das Fadengerät der Firma Illmer schlägt ungewünschten Aufwuchs nah am Boden ab. Die Bearbeitung am Baum erfolgt überwiegend ohne Verletzungen, da der Baum nicht mit der Fadenspitze, sondern mit der Schlinge des Fadens getroffen wird. Im Gerät sind zehn bis elf Kunststoff-Einzelfäden in Kassetten über eine zentrale Spannwelle verbaut. Die Kassetten sind einzeln montierbar was ein Austauschen einzelner abgenutzter Fäden einfacher macht. Über die Steuerung des Winkels zur Fahrgasse kann die Fadenaggressivität beeinflusst werden. Jeder Mähkopf ist an einem eigenen Pendel befestigt. Ein Stützrad assistiert bei der Führung des Geräts. Die Hydraulikleistung liegt bei ca. 12 bis 18 Liter, daher kommt es ohne ein zusätzliches Hydraulikaggregat aus. Ebenso kann der Rahmen auch für andere Hydraulikgeräte wie beispielsweise Vorschneider eingesetzt werden. Denkbar ist daher auch, das Gerät als Mehrzweckgerät zu nutzen und ein Mulchgerät für die Gasse sowie den Fadenmäher für die Baumreihen einzubauen.

Geräte der Firma Ilmer werden in Franken über BayWa Volkach vertrieben. Ein einseitiges Gerät ist ab 9.500 Euro und zweiseitig ab 14.000 Euro verfügbar.

Braun – VPA-Technologie

Die Firma Braun Maschinenbau bietet überwiegend Geräte für den Weinbau an. Seit 2019 ist die Vinyard Pilot Assistent (VPA)-Technologie serienreif. Dabei handelte es sich um eine autonome Steuerung des Fahrzeugs und der Anbaugeräte. Der Laserscanner ist an der Front des Schleppers angebaut und scannt in Echtzeit die Anlage. Dadurch können der Schlepper sowie die Anbauteile im Zwischenachsbereich autonom bewegt werden. Das System ist mit einem Gyroscop ausgestattet, was Unebenheiten in der Anpflanzung und im Terrain ausgleichen soll und auch außermittiges Fahren ermöglicht. So bleiben die Werkzeuge stets auf der Spur. Die Reihenbreite muss nicht vorab eingestellt werden und auch ein vorheriges Abfahren der Anlage ist nicht notwendig. Ein Fahrer ist aus rechtlichen und auch technischen Gründen denn erforderlich. Die Ein- und Ausfahrt in die nächste Reihe erfolgt nicht autonom. Anbaugeräte können z. B. Roll- und Fingerhacke sein. Die Bauart des Geräts ist modular und anpassbar auf einzelne Betriebsanforderungen.

Kosten des Zwischenachsrahmens mit Steuerungs- und Tiefenführungselements liegen bei ca. 39.000 Euro. Momentan ist VPA nur in Kombination mit Fendt-Schleppern nutzbar. Zurzeit sind in Deutschland fünf Geräte im Weinbau im Einsatz und eines im Obstbau. Der Vertrieb in Franken läuft über BayWa Volkach.

ALM – Roll- und Fingerhacke

Mit dem System Rollhacke, das durch Adelhelm Landtechnik Maschinenbau (ALM) vorgestellt wurde, wird Beikraut in den Baumreihen gelöst. In Kombination mit Fingerhacken kann auch nah am Baum und zwischen den Bäumen gearbeitet werden. Seit Kurzem bietet ALM auch eigens entwickelte Fingerhacken an, die durch höhere Gummielemente an der Spitze eine bessere Bearbeitung ermöglichen sollen. Roll- und Fingerhacken werden passiv angetrieben und sind dadurch wartungsarm. Durch Fahrgeschwindigkeit und Bodendruck wird der Unterbewuchs vom Boden getrennt. Die Flächenleistung ist sehr hoch, da auch zweiseitig mit hohen Geschwindigkeiten gefahren werden kann. Dies erfordert aber auch eine einheitliche Baumflucht sowie eine hohe Konzentration des Fahrers. Das Vorführgerät war einseitig und kann auch bei Dammkulturen, wie z. B. Himbeeren angewandt werden, da die Neigung der Rollhacke hydraulisch verstellbar ist.

Preislich liegt die Rollhacke selbst bei ca. 2.000 Euro, der einseitige Rahmen bei ca. 8.000 bis 9.000 Euro und bei doppelseitigem Anbaugerät mit Hydraulik und Breitenverstellung ca. 20.000 bis 25.000 Euro.

Ladurner - Krümler Modell 7

Die Krümler von dem Südtiroler Hersteller Ladurner sind seit Jahren bei biologisch wirtschaftenden Obstbaubetrieben im Einsatz. Bei dem Gerät handelt es sich um einen beweglichen Hackkreisel mit Hackmesser oder Hackscheibe, dem ein Taster vorgeschaltet ist. Es wird eine gerade Hackkante erreicht und aufgrund des beweglichen Kopfes werden Unkrautinseln um Stock bzw. Stamm minimiert. Der Fahrer kann vom Schlepper aus dem Neigungswinkel der Anbauteile sowie die automatische Einfuhr der Arme steuern. Das Gerät verfügt über eine Zeilensteuerung zur Kollisionsvermeidung bei Hindernissen. Der Ladurner Krümler kann ein- und zweiseitig genutzt werden sowie Front-, Heck- und Zwischenachsanbau ist möglich. Bei verdichteter Erde empfiehlt sich der Anbau der Hackmesser an den Hackkreisel, bei verkrümelter Erde der Scheibenanbau. Die Krümlerköpfe sind mit Fadenköpfen in kurzer Zeit austauschbar. Allerdings ist auch hier zu beachten, dass je schwerer die Erde – etwa bei viel Niederschlag – desto schwieriger auch die Unkrautbeseitigung. Üblicherweise werden im Jahr vier bis fünf Durchgänge mit den Krümlerköpfen benötigt, wenn keine weitere mechanische Unkrautregulierung erfolgt. Die Fahrgeschwindigkeit liegt bei etwa 2,5 Kilometer pro Stunde.

Preislich bewegt sich das Gerät bei ca. 21.000 Euro im einseitigen und ca. 31.000 bis 35.0000 Euro im zweiseitigen Anbau. Der Vertrieb in Bayern erfolgt durch die Firma Duffner Landtechnik.

Perfect/Plank Landtechnik - TerraRanger

Mit dem TerraRanger von dem niederländischen Hersteller Perfect stellte Plank Landtechnik aus Uffenheim ein Kombi-Gerät vor, das Fingerhacke und Fräse kombiniert und über Hydraulik verschiedene Einstellungen für Höhe, Neigungswinkel und Arbeitsbreite der Geräte ermöglicht. Die Fräse ist mit gekröpften Messern ausgestattet, die einen Schmierschutz auf der Schnittkante bei feuchten Bedingungen bieten. Das Gerät ist erst seit 2021 in Serie verfügbar und kann Reihenbreiten von 2,80 bis 3,50 Meter abdecken. Fahrgeschwindigkeit bis 10 Kilometer pro Stunde sollen möglich sein. Das Vorführgerät wurde im Hinterachsanbau gefahren, Frontanbau ist aber auch möglich.

Kostenpunkt des Geräts liegt bei ca. 25.000 Euro und aktuell muss eine Wartezeit von ca. fünf Monaten nach Bestellung eingeplant werden.

Clemens - Radius SL Plus

Der Radius SL Plus von Clemens ist eine Kombination aus Scheibenpflug, Flachschar und Zinkenkreisel an einem Kompaktrahmen, der sowohl im Front- als auch im Heckanbau gefahren werden kann. Ebenso möglich sind die Kombinationen mit Roll- und Fingerhacke oder beispielsweise im Obst- und Weinbau mit Stockbürste. Der Kreisel hat eine variable Arbeitsbreite von 2 bis 5 Meter im doppelseitigen Anbau. Die Schartiefe bleibt auf 3,5 Zentimeter relativ gering. Die Fahrgeschwindigkeit liegt bei ca. 3,5 bis 5 Kilometer pro Stunde. Die Feder des Tasters lässt sich zudem aushängen und ermöglicht somit über einen Stockräumer Erdanhäufelungen unter den Pflanzen hervorzuholen. Zusätzlich ist auch die Möglichkeit gegeben, den Neigungswinkel über hydraulische Stützräder zu steuern.

Der Preis des Geräts ist abhängig von der Ausstattung. Das einseitige Vorführgerät liegt bei ca. 8.000 bis 9.000 Euro, beidseitig ab 13.000 Euro. Bei Bestellung ist mit einer Wartezeit bis Ende des Jahres 2022 zu rechnen.

Beikrautregulierung durch Mulchauflage

Zusätzlich zu der Möglichkeit der mechanischen Unkrautregulierung testet die LWG verschiedene Mulchauflagen zur Unkrautunterdrückung. Hier stellte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Annika Killer einen Versuch bei Äpfeln auf M9 vor. Hierzu wurden seit Herbst 2020 die Mulchmaterialien Miscanthus, Nadelholzrindenmulch, Pinienmulch, Nadelholzspäne, Sprühmulch u. a. ausgebracht und der Unkrautbewuchs kontinuierlich ausgewertet. Bislang hat sich gezeigt, dass Miscanthus, Rindenmulch und Nadelholzspäne die besten Resultate in Bezug auf effektive Unkrautregulierung aufweisen. Mit großem Interesse wurden auch die Parzellen mit dem vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) Straubing entwickelten Sprühmulch begutachtet. Der Sprühmulch wird zurzeit bei verschiedensten Kulturen im Gartenbau an mehreren Versuchsstationen getestet.