Mechanische Beikrautregulierung
Technische Möglichkeiten zur chemiefreien Beikrautregulierung des Baumstreifens im Obstbau
Geräte zur mechanischen Beikrautregulierung in Sonderkulturen gab es bereits vor über 40 Jahren. Durch die Entwicklung kostengünstiger Herbizidwirkstoffe, wie z. B. Glufosinat oder Glyphosat wurde das Unkrautmanagement seitdem aber überwiegend chemisch angegangen, außer bei ökologischer Produktionsweise. Nach dem kürzlichen Zulassungsende einiger Herbizide und dem drohenden Verbot von Glyphosat finden mechanische Lösungen zunehmend Bedeutung, nicht nur in biologisch produzierenden Betrieben, sondern auch in der integrierten Bewirtschaftung. Seitdem gibt es eine Vielzahl an Herstellern für Geräte zur mechanischen Beikrautregulierung.
Nach dem hausinternen Glyphosatverbot an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) seit 2018 wurden auf dem Versuchsgelände für Obstbau und Baumschule in Thüngersheim verschiedene Geräte getestet und sind Vorführungen, eigenen Erfahrungen sowie Berichten von Anbauern und Beratern. Die Aufteilung erfolgt nach Arbeitsweise in Bodenbearbeitungsgeräte und Geräte für oberflächliche Bearbeitung. Die Kosten sind in Nettopreisen angegeben. Die überwiegende Anzahl von Bearbeitungsgeräten wird an einen Trägerrahmen montiert, der hydraulisch an die Reihenbreiten angepasst werden kann. Die Trägerrahmen sind in verschiedenen Ausführungen verfügbar, die je nach Hersteller und Modell Reihenbreite von 2 bis 5 Meter einseitig oder beidseitig bearbeiten können.
Bodenbearbeitungsgeräte
Die Zinken lockern den Boden und stören somit das Unkrautwachstum.
5 bis 10 cm
Kern-, Stein- und Beerenobst
inklusive Geräterahmen Einseitig ab 9.000 €, Zweiseitig ab 12.500 €
Vorteil
- Einfache Technik
- Antrieb über Fahrgeschwindigkeit und Bodendruck
- Hohe Fahrgeschwindigkeit bis 12 Kilometer pro Stunde
- Gut für lange Baumreihen
- höchste Flächenleistung aller maschinellen Geräte
- Einsatz auch bei größerem Unkrautbewuchs und feuchten Bedingungen möglich
- Aufreißen eines begrünten Bodens möglich
- Kombinationsmöglichkeiten mit Fingerhacken
- Stickstofffreisetzung im Frühjahr
- An- und Abhäufeln je nach Stellung der Rollhacken
Nachteil
- Hohe Konzentration des Fahrers aufgrund der Geschwindigkeit notwendig
- Bäume müssen in einer Flucht stehen
- Keine Taster und somit keine Bearbeitung in den Zwischenbaumbereich
- Schmaler Unkrautstreifen in der Mitte bleibt stehen
- Bei Flachwurzlern (Strauchbeeren) kann es nach einer Bearbeitung zu Wuchsdepressionen kommen (Problem kann verringert werden, wenn bereits nach der Pflanzung mechanisch bearbeitet wird)
- Ungewollte Stickstofffreisetzung, z. B. im Spätsommer
Mit den Gummihacken wird der Bereich nah am Baum beziehungsweise in der Mitte der Fahrgasse flach gehackt. Fingerhacken werden über in den Boden gedrückte Metallzinken angetrieben.
bis 5 cm
Kern-, Stein- und Beerenobst
ab 900 € pro Fingerhacke ohne Rahmen
Vorteil
- Kombinierbar mit vielen anderen Hacktechniken und Geräten
- Einfache Technik
- Antrieb über Fahrgeschwindigkeit und Bodendruck
- Gute und schonende Bearbeitung am Baum
- Stabil und wartungsarm
- Hohe Fahrgeschwindigkeit (Abhängig nach anderen Anbaugeräten)
- Arbeitet nah am Baum
Nachteil
- Geringe Arbeitsbreite
- Gute Wirkung nur bei kleinen Unkräutern
- Bei feuchten Bedingungen mäßige Wirkung
- Bei schweren Böden nicht optimale Wirkung
Bei vielen Herstellern auch separat verfügbar
Durch kreisende Bewegung der runden Krümlerköpfe wird Unkraut aus dem Boden entfernt und zerkleinert. Die Köpfe bestehen aus rotierendem Messer oder Gummikränzen, die den Boden bearbeiten. Je nach Hersteller sind ein Krümlerkopf (Braun, Clemens, Humus, Pellenc) oder zwei Köpfe (Müller & Sohn, Ladurner, Stocker) pro Seite angebracht. An Geräten mit nur einem Kopf sind überwiegend zusätzliche Werkzeuge, wie z. B. Flachschar (Braun, Clemens, Müller & Sohn) oder Bürsten (Humus, Müller & Sohn) montiert. Front- oder Heckanbau ist möglich.
Rotierende kreisförmige Messer- oder Gummikränze bearbeiten den Boden, entfernen und zerkleinern das Unkraut.
5 bis 10 cm
Kern-, Stein- und Beerenobst
Kosten
- Große Unterschiede je nach Hersteller und Variante
- Reihenputzer RPM von Müller & Sohn und der Humus Planet sind kostengünstige Geräte, ab 7.500 € einseitig
- Clemens Radius ab 12.000 € einseitig, 20.000 € zweiseitig
- Ladurner ab 18.000 € einseitig, 28.000 € zweiseitig
Vorteil
- Bearbeitung auch bei feuchten Bedingungen möglich
- Unkraut wird vom Boden gelöst und zerkleinert
- Stickstofffreisetzung im Frühjahr
- Je nach Gerät mittlere bis sehr gute Wirkung sowie hervorragende Krümelstruktur des Bodens (z. B. Ladurner Krümler, Clemens)
- Separater Öl-Motor optional verfügbar (Clemens, Humus, Ladurner, Stocker)
- Sensibler Taster
- Handauslösung des Tasters optional verfügbar (Clemens, Ladurner)
- Je nach Hersteller sind Krümlerköpfe austauschbar z. B. mit Bürste (Clemens), Fadengerät (Ladurner) oder Mulcher (Clemens, Humus)
- Wenig Erdverlagerung bei Ladurner und Clemens
Nachteil
- Bei einigen Geräten hohe Öl-Leistung von Schlepper erforderlich oder alternativ Antrieb über Zapfwelle von Schlepper
Zusatzkosten für eigenen Öl-Motor für ca. 2.000 bis 3.000 € - Fahrgeschwindigkeit von 1 bis 4 Kilometer pro Stunde
- Steigende Erosionsgefahr
- Ungewollte Stickstofffreisetzung, z. B. im Spätsommer
- Je nach Gerät wird Erde aus dem Baumstreifen mehr oder weniger gearbeitet
- Teilweise hohe Kosten
- Frühzeitiger Einsatz notwendig
- Bei starker Verunkrautung kann es bei einigen Geräten zu Verstopfungen kommen
- Hohe Konzentration des Fahrers bei zweiseitigem Gerät notwendig
Der Schar wird durch die Fahrgeschwindigkeit in den Boden gezogen und entfernt somit das Beikraut. Durch eine Scheibensäge beziehungsweise einen Zinken vorweg dringt das Flachschar bei Trockenheit besser in den Boden ein.
bis 5 cm
Kern- und Steinobst
Kosten
- In Kombination mit Krümlern (siehe Abschnitt Krümler)
- Einzelne Schare zum Nachrüsten sind kostengünstig zu bekommen
Vorteil
- Einfache Technik
- Kostengünstig nachzurüsten
- Taster ermöglichen gute Bearbeitung um den Stamm und in der Reihenmitte
Nachteil
- Steigende Erosionsgefahr
- Ungewollte Stickstofffreisetzung, z. B. im Spätsommer
- Unkraut wird nicht zerkleinert
- Bei harten Boden nach langer Trockenheit oder auch feuchten Bedingungen kann der Einsatz stark eingeschränkt sein
- Nur in Kombination mit vorgelagerter Scheibensäge oder Zinken für den Obstbau sinnvoll
- Einseitige Verlagerung des Bodens in die Gasse möglich (Verbesserung durch Räumschild)
Durch Auflockerung des Bodens wird Unkraut entfernt.
5 bis 15 cm
Kern-, Stein- und Beerenobst
Zweiarmig ab 15.000 €
Vorteil
- Bearbeitung auch bei nassen Bedingungen und hoher Verunkrautung
- Hohe Fahrgeschwindigkeit bis 7 Kilometer pro Stunde
- Unkraut wird vom Boden gelöst und zerkleinert
- Stickstofffreisetzung im Frühjahr
- Sensibler Taster
- Separater Öl-Motor optional verfügbar
- Je nach Stellung der Scheiben und Fahrgeschwindigkeit ist ein Ab- beziehungsweise Anhäufeln möglich
Nachteil
- Steigende Erosionsgefahr
- Ungewollte Stickstofffreisetzung, z. B. im Spätsommer
- Hohe Konzentration des Fahrers bei zweiseitigem Gerät notwendig
- Bei geringer Fahrgeschwindigkeit keine gute Unkrautwirkung
- Hohe Bodenverlagerung
Hersteller
Oberflächliche Bearbeitung
Die bodenschonende Arbeitsweise von Faden- oder Bürstengeräten eignet sich vor allem in niederschlagsreichen Gebieten mit guten Bodenbedingungen, die Beikraut schnell wachsen lassen. Durch die oberflächliche Bearbeitung wird kein unnötiger Stickstoff freigesetzt. Es wird unterschieden zwischen Fadengeräten mit langen Schnüren und größerer Reichweite, aber auch höherem Fadenverschleiß und Bürstengeräte mit kurzen Fäden und somit geringerer Reichweite als Fadengeräte, aber auch weniger Verschleiß. Front- oder Heckanbau ist möglich.
Ab-Schlegeln des Beikrauts mithilfe von rotierenden Fäden aus Plastik (Rasentrimmerprinzip).
oberflächlich
Kern- und Steinobst
inklusive Geräterahmen einseitig ab 9.000 €, beidseitig ab 16.500 €
Vorteil
- Bodenschonend
- Erosionsgefahr deutlich verringert
- Keine Stickstofffreisetzung nach dem Einsatz und somit bei wüchsigen Bedingungen vorteilhafter als Hackgeräte
- Großes Beikraut wird miterfasst
- Auch bei feuchten Bedingungen einsetzbar
- Durch sensiblen Taster werden Bäume geschont
- Die Mitte des Pflanzstreifens und um den Baum werden Beikräuter abgeschlegelt
- Je nach Hersteller sind Faden- beziehungsweise Bürstengeräte als Anbausatz separat erhältlich und können mit Hackgeräten am Rahmen ausgetauscht werden (z. B. Ladurner, Clemens)
- Fahrgeschwindigkeit bis 7 Kilometer pro Stunde möglich
- Kombination mit Reihenmulcher möglich (z. B. Aedes)
Nachteil
- Kurze Wirkdauer
- Zweites Gerät (Hackgerät) notwendig, ansonsten entwickelt sich eine geschlossene Grasnarbe
- Beikraut bleibt mit Wurzel stehen
- Teilweise hohe Abnutzung der Fäden, vor allem auf sandigen Böden und bei wenig Unkrautwuchs
- Staubentwicklung bei trockenen Bedingungen
Hersteller Fadengerät
Hersteller Bürstengerät
Die Begrünung wird durch bewegende Messerklingen abgeschlagen.
oberflächlich
Kern- und Steinobst
Optional relativ günstig zu bekommen bis hin zu teureren Komplettlösungen mit Reihenmulchern.
Vorteil
- Bodenschonend
- Erosionsgefahr deutlich verringert
- Keine Stickstofffreisetzung nach dem Einsatz
- Optional zukaufbar
- Keine Staubentwicklung
Nachteil
- Kurze Wirkdauer
- Zweites Gerät (Hackgerät) notwendig ansonsten entwickelt sich eine geschlossene Grasnarbe
- Beikraut bleibt mit Wurzel stehen
- Arbeitsbreite teilweise zu gering
- Bei hoher Verunkrautung Verstopfung möglich
Durch heißes Wasser mit einer Temperatur von mindestens 96 °C wird Beikraut oberflächlich abgetötet.
oberflächlich
Kern-, Stein-, und Beerenobst
Reihengerät bisher nur Prototyp, ab 10.000 € für ein Gerät mit Handlanze.
Vorteil
- Bodenschonend
- Keine Erosionsgefahr
Nachteil
- Noch kaum Geräte für landwirtschaftlichen Bereich im Angebot, bisher nur Prototypen
- Mehrmalige Behandlung notwendig (im 1. Jahr mindestens 4 bis 6 Durchgänge, die Folgejahre weniger)
- Wirkdauer wahrscheinlich kürzer als bei mechanischer Bearbeitung
- Wassertankbefüllung kostet zusätzlich Arbeitszeit
- Gerät mit Handlanze aufgrund der geringen Arbeitsleistung nicht für Obstbau geeignet
- Energiebilanz des Verfahrens
Hersteller
Bisher hat nur ein Hersteller ein Gerät angeboten, welches mithilfe von sehr hohem Wasserdruck Unkraut oberflächlich, aber auch mit Wurzel entfernt. Im praktischen Einsatz gibt es aber noch wenige Erfahrungen. Verfügbar für Front- oder Heckanbau sowie ein- oder zweiarmig.
Durch sehr hohen Wasserdruck wird unerwünschtes Beikraut mit Wurzeln entfernt. Mehrere Düsen an einem Drehkopf drücken Wasser mit bis zu 1000 bar heraus.
bis 5 cm
Kern- und Steinobst
Vorteil
- Bodenschonend
- Keine Erosionsgefahr
- Wurzeln sollen auch abgetötet werden
Nachteil
- Maximal Fahrgeschwindigkeit 2,5 Kilometer pro Stunde
- Kaum praktische Erfahrungen vorhanden
- Noch kaum Geräte für landwirtschaftlichen Bereich im Angebot
- Wassertankbefüllung kostet zusätzlich Arbeitszeit
Hersteller
Empfehlung
Aus den bisherigen Erfahrungen der LWG müssen bei einer vollständig chemiefreien Baumstreifenpflege im Obstbau mindestens zwei Geräte unterschiedlicher Arbeitsweise angeschafft werden. Im Frühjahr wird ein Gerät benötigt, welches auch unter feuchten Bedingungen und bei hohem Unkraut gut arbeitet. Hier würden an der LWG bisher gute Erfahrungen mit dem Ladurner-Krümler und dem Clemens Radius mit Schar und Unkrautkreisel gemacht. Rollhacken z. B. von Adelhelm sind für größere Betriebe beziehungsweise für Beerenbau sehr interessant. Im Sommer kann bei hoher Verunkrautung und feuchten Bedingungen ein Fadengerät zum Einsatz kommen. In trockeneren Gebieten mit schlechten Bodenverhältnissen könnte auch wieder ein Hackgerät oder aber ein Mulcher genutzt werden.
Die Ausführungen bieten kein Recht auf Vollständigkeit. Es wurden alle vom Autor bekannten Geräte und Firmen berücksichtigt.
Die Aufzählung der Gerätschaften stellt keine Empfehlung bzw. die Reihenfolge keine Wertung dar.
Wenden Sie sich bitte an ihr zuständiges Gartenbauzentrum.
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