Nachbericht Maschinenvorführung 09.05.2018
Alternative Unkrautregulierung für Obstbau und Baumschule
Mit dem aktuellen Thema „Alternative Unkrautregulierung für Obstbau und Baumschule“ lockte die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) mehr als 160 interessierte Anbauer, Berater, Lehrkräfte und Mitarbeiter von staatlichen Institutionen in den Versuchsbetrieb für Obstbau und Baumschule Stutel in Thüngersheim. Die große Besucherzahl zeigte die Aktualität, Alternativen zu den immer weiter eingeschränkten Herbiziden zu finden.
Die LWG bot neun verschiedenen Firmen die Möglichkeit ihre Technik zu präsentieren.
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Mechanische Beikrautregulierung - alles auf einen Blick
Geräte zur mechanischen Beikrautregulierung in Sonderkulturen gab es bereits vor über 40 Jahren. Durch die Entwicklung kostengünstiger Herbizidwirkstoffe, wie z. B. Glufosinat oder Glyphosat wurde das Unkrautmanagement seitdem aber überwiegend chemisch angegangen, außer bei ökologischer Produktionsweise. Nach dem kürzlichen Zulassungsende einiger Herbizide und dem drohenden Verbot von Glyphosat finden mechanische Lösungen zunehmend Bedeutung, nicht nur in biologisch produzierenden Betrieben, sondern auch integrierten Bewirtschaftung. Seitdem gibt es eine Vielzahl an Herstellern für Geräte zur mechanischen Beikrautregulierung.
Clemens
Stefan Laible von der Firma Clemens präsentierte die seit 40 Jahren produzierte Radius Technik, ein flexibles Unterstockpflegesystem. Der Hauptbestandteil des Systems bildet das Flachschar, welches im Unterstockbereich arbeitet. Bei der Vorführung wurde zusätzlich zum Flachschar ein Unkrautkreisel gezeigt. Ein Anbau der Technik in Front, Heck oder im Zwischenachsbereich ist möglich. Arbeitsgeschwindigkeiten von bis zu 10 km/h können beim Einsatz der Radiustechnik ohne Kreisel erreicht werden.
Die Firma Clemens bietet ihre Trägerrahmen für verschiedene Reihenbreiten sowie ein- und zweireihig an. Bei entsprechender Hydraulikleistung des Schleppers (z.B. Fendt Vario) ist kein zusätzlicher Öl Motor am Gerät notwendig. Wird ein Öl Motor benötigt wird dieser über die Schlepperzapfwelle angetrieben. Zusätzlicher Vorteil mit Öl Motor weniger Hydraulikanschlüsse (Zeitersparnis). Nachteil: höherer Preis
Die Firma Clemens brachte noch einen zweiten Hackrahmen, dem Hexagon, zur Vorführung mit.
Holder
Die Firma Hodler ist eigentlich mit dem Bau von Systemfahrzeugen im kommunalen Bereich angesiedelt. Präsentiert wurde das Schmalspurfahrzeug Holder S mit einer Kabinenbreite von 1,31 m und einer Außenbreite von 1,58 m. Anbaugeräte können im Frontanbau sowie im Heckanbau gefahren werden.
Müller
Aus dem hessischen Eltville präsentierte die Firma Müller & Sohn deren Reihenputzer. Ausgestattet mit einem starren oder beweglichen Krümlerkopf kann der Unterstockbereich bearbeitet werden. Zum Öffnen einer geschlossenen Grasnarbe ist ein starrer Krümlerkopf verantwortlich. Je nach Einstellung des beweglichen Krümlerkopfes kann unter dem Stock angehäufelt, bzw. Erde weggenommen werden. Gearbeitet wird bei einer Geschwindigkeit von 3 bis 4 km/h. Die Steuerventile sind über die Hydraulik oder elektronisch nutzbar. Auch gibt es die Option das Gerät ein- oder zweireihig auszustatten.
Investitionskosten: 7.500 € (nur Krümlerkopf 1.000 €)
Humus
Wolfang Mayer präsentierte den Humus-Planet, der zur mechanischen Unkrautkontrolle im Obst- und Weinbau entwickelt wurde. Der Humus-Planet wird vom Schlepper im Heckanbau über die Zapfwelle betrieben. Somit kann die Maschine auch mit weniger leistungsstarken Schleppern gefahren werden. Der Anfahrtstastdruck des Fühlers kann je nach Härte und Größe der Pflanzen eingestellt werden. Selbst der Einsatz in Kulturen wie Himbeeren ist möglich. Die Firma Humus bietet ein- und zweireihige Versionen ihres Gerätes an.
Das Arbeitswerkzeug besteht aus einem Fräskopf, der in zwei Größen verfügbar ist (Durchmesser 30 cm oder 40 cm).
Investitionskosten: 10.500 € mit Ausleger, Gerät wie bei Vorführung; 5.600 € für den Auslegearm
Waterkracht
Die Kommunen, Land- und Gartentechnik (KLG) aus Nürnberg vertreibt das Heißwassergerät der Firma Waterkracht. Das System ist ausgestattet mit einem Wassertank (500, 800 oder 1000 l), einem Diesel- oder Benzinmotor sowie einer Lanze (10 bis 80 cm breit) als Bearbeitungstool. Das Wasser im Wassertank wird auf 99 °C aufgeheizt und über die Lanze auf das Unkraut gebracht. Hierbei reicht ein einmaliges Drüberziehen der Lanze über das Unkraut aus. In der Pflanze wird bei einer Bearbeitungstemperatur von 98,8 °C des Wassers die Zellstruktur aufgebrochen, was zum Absterben der Pflanze führt. Würde das System durchgehend laufen, könnte mit einem Dieselmotor und 30 l Diesel 12 Stunden durchgearbeitet werden. Laut der Firma reichen im ersten Jahr 5 bis 6 Bearbeitungen auf einer Fläche aus, um Unkräuter über das ganze Jahr gut zu kontrollieren. Im dritten Jahr können dann 3 bis 4 Bearbeitungen ausreichen.
Investitionskosten: 14.000 € für das Vorführgerät.
Schmidt/Aedes
Das Ziel der Geräte der Firma Aedes ist es, oberirdische Pflanzenteile zu beschädigen. Präsentiert wurden Faden- bzw. Bürstengeräte die das Unkraut bürsten und köpfen sollen. Bürstengeräte sind nur einsetzbar bei kontinuierlicher Pflege in den Kulturen. Ein geübter Fahrer kann bis zu 4 km/h fahren. Einzelne Fäden sind 26 cm lang und lassen sich leicht auswechseln. Es gibt Geräte für verschiedene Reihenbreiten, mit oder ohne Mulcher und ein- oder zweireihig. Der Vertrieb von Aedes Produkten läuft über die Firma Schmidt aus der Erfurt.
ALM
Die Firma Adelhelm Landtechnik Maschinenbau (ALM) präsentierte ihre Rollhacke. Das relativ einfache System ist über einen Vorlauf und einen Rücklauf mit dem Traktor verbunden. Mit bis zu 12 km/h Arbeitsgeschwindigkeit ist eine zweireihige Bearbeitung von 15 ha am Tag möglich. In Kombination mit Fingerhacken ist einen Bearbeitung im Unterstockbereich möglich. Der Einsatz der Fingerhacken sollte aber erst beim 3. bzw. 4. Arbeitsgang erfolgen, da der Boden, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, in den Bearbeitungsgängen vorher mit der Rollhacke vorbereitet werden muss. Der Einsatz von Rollhacken ist auch in Strauchbeeren wie Johannisbeeren, Stachelbeeren und Aronia möglich.
Investitionskosten: 12.500 €, Fingerhacken: 2.000 €
Ladurner
Duffner Landtechnik stellte zwei Geräte der Firma Ladurner vor. Mit dem Fadenmäher wurde ein Gerät für die Unkrautkontrolle bei größeren Grünbeständen und feuchtem Wetter präsentiert. Zehn Fäden sind auf einer Mähwelle befestigt, mithilfe derer die Unkrautbestände klein geschlegelt werden.
Mit der Hacktechnik der Firma Ladurner konnten gut Ergebnisse bei der Bearbeitung um den Stamm erzielt werden. Die Arbeitswerkzeuge auf beiden Seiten sind mit zwei Kreiseln ausgerüstet. Mit zusätzlichen Tastern am Gerät werden bei jedem Einfahren in die Reihe die Reihenabstände neu vermessen und dementsprechend automatische eingestellt. Bei entsprechender Hydraulikleistung des Schleppers (z.B. Fendt Vario) ist kein zusätzlicher Öl Motor am Gerät notwendig. Wird ein Öl Motor benötigt wird dieser über die Schlepperzapfwelle angetrieben.
Vorteil: mit Öl Motor weniger Hydraulikanschlüsse (Zeitersparnis). Nachteil: ca. 2.000 € höherer Preis
Investitionskosten: Fadengerät: 16.900 €, Hackgerät 28.000 €
Naio
K.U.L.T. (Kress umweltschonende Landtechnik) präsentierte den Roboter Oz der Firma Naio Technologies aus Frankreich als ersten Einsteiger in die Robotertechnik. Je nach Akku-Ausstattung kann der 150 kg leichte Oz bis zu 10 Stunden alleine arbeiten. Zur Orientierung benötigt er mindestens 10 cm große Pflanzen oder Baumreihen. Werkzeuge wie Gänsfußschare oder Fingerhacken können an den Roboter angebaut werden. Das Gerät ist konzipiert für den Gemüse- und Maisanbau. Für Dauerkulturen wie Wein- und Obstbau wurde in Frankreich ein Prototyp entwickelt. Die LWG wird versuchen diesen in den kommenden Jahren testen zu können.