Forschung- und Innovationsprojekt (abgeschlossen)
Die Grüne Rebzikade Empoasca vitis und ihre biologische Bekämpfung
Schaden durch Grüne Rebzikade
Biologische Bekämpfung der Rebzikade (Empoasca vitis) durch Förderung antagonistischer Zwergwespenarten (Mymaridae)
Alle Entwicklungsstadien der Grünen Rebzikade Empoasca vitis (auch: Hebata vitis) verursachen durch ihre Saugtätigkeit Schäden an den Rebblättern, was bei stärkerem Befall zu eine Reduzierung der Fotosyntheseleistung führen kann.
Die Grüne Rebzikade hat eine Vielzahl verschiedenartiger natürlicher Feinde; unauffällig sind dabei die Prasitoide, die einen Teil ihrer Entwicklung in den Eiern, den Larven oder den Adulten der Grünen Rebzikade durchlaufen. Besonders effektiv sind dabei einige Zwergwespen, die Mymariden, die Zikadeneier parasitieren.
Das Projekt beabsichtigt die Ansiedlung und Populationsstärke der Mymariden über Zwischenanpflanzungen von Rosaceen in den Weinbergen zu fördern und ihre Ausbreitung bis ins Zentrum der Weinberge voranzutreiben.
Die Ursachen für das verstärkte Auftreten der Rebzikade sind weitgehend unbekannt. Vermutet wird, dass veränderte klimatische Bedingungen eine Rolle spielen, aber auch, dass der unkritische Einsatz von Breitbandinsektiziden in den 1990er Jahren zu einem zu starken Rückgang wichtiger, regulativer Nützlingsarten geführt hat, wie es beispielsweise für Raubmilben belegt ist.
Bedingt durch die zunehmenden Schäden wuchs das Interesse, die Ökologie und Populationsdynamik der Rebzikade und ihrer Gegenspieler näher zu untersuchen. Ausgangs war bekannt, dass es ein breites Spektrum an Antagonisten, sowohl Räubern als auch Parasiten und Parasitoiden gibt. Vor allem bestimmte Mymariden (Zwergwespen), die die in den Blattadern abgelegten Eier der Rebzikade parasitieren und Parasitierungsgrade von bis zu 80 Prozent erreichen, sollten untersucht und gefördert werden.
Mymaridenarten
Wirkungsbereich der Mymariden
Flurbereinigungsverfahren und moderne Anbau- und Bewirtschaftungstechniken führten auch im Weinbau zu immer großflächigeren Parzellen mit immer geringerem naturbelassenen oder naturnahen Umfeld. Moderne Bewirtschaftung heißt aber auch, dass die Winzer integrierten Pflanzenschutz betreiben und entsprechend – schon aus Kostengründen – um einen möglichst geringen und zugleich nützlingsschonenden Pflanzenschutzmitteleinsatz bemüht sind. Somit sind die Winzer an einfach umzusetzenden Maßnahmen zur Nützlingsförderung interessiert.
Ziel
Methode
Zumindest für die bekannteste Art Anagrus atomus ist aus einer Schweizer Studie bekannt, dass sie entsprechende Überwinterungsquartiere nicht nur in Hecken, sondern auch innerhalb von Weinbergen nutzt. Von Vorteil wäre hier, dass die erste Nützlingspopulation bereits präsent ist, wenn die Rebzikaden mit Beginn des Austriebs der Reben in die Weinberge einfliegen. Dies sollte zu einer Erhöhung der Parasitierungsrate führen.
Eine zusätzliche Sommerbegrünung der Rebgassen könnte darüber hinaus eine ganzjährige Etablierung der Mymariden begünstigen, da zumindest für Anagrus atomus ein breites Wirtsspektrum anderer Zwergzikadenarten bekannt ist.
Daneben sollten detaillierte Untersuchungen zur Winterökologie der Mymaridenarten durchgeführt werden, um zu überprüfen, ob auch andere Pflanzenarten als Überwinterungsquartiere genutzt werden.
Auch über die Überwinterung der Rebzikaden und insbesondere ihr Migrationsverhalten bis zum Einflug in die Weinberge ist bis dahin nur wenig bekannt und sollte näher untersucht werden.
Als Versuchsflächen wurden zu Beginn der Untersuchung neben zwei Standorten mit integriertem Pflanzenschutz (Sulzfeld, Dorfprozelten) eine kontrolliert biologisch bewirtschaftet Fläche gewählt (Nordheim), die aufgrund sehr geringer Zikadendichten aufgegeben werden musste. Stattdessen wurde eine integriert bewirtschaftete Versuchsfläche in Hausen im Heilbronner Raum hinzugenommen, in der nicht nur starke Zikadenschäden, sondern wie in den meisten deutschen Weinbaugebieten auch zwei Zikadengenerationen im Jahr auftraten. In Dorfprozelten wurde, anders als erwartet, im Zentrum der Rebfläche ein wesentlich höheres Aufkommen der Rebzikaden als in Waldnähe beobachtet, so dass der Schwerpunkt der Untersuchungen hierher verlegt wurde.
In allen drei Versuchsflächen wurden jeweils 13 Rebzeilen am Anfang und am Ende mit starkwüchsigen Heckenrosen (Rosa canina) bepflanzt. Als Zeilenanfang ist jeweils der hangfußnähere Teil der Rebzeile definiert, der in allen Versuchsflächen an einem Wirtschaftsweg gelegen ist. In Sulzfeld liegen auf der gegenüberliegendenden Seite des Wirtschaftsweges Heckengehölze und landwirtschaftliche Flächen, in Dorfprozelten unbefestigte Zufahrtswege mit Saumstrukturen und in Hausen eine extensiv bewirtschaftete Wiese, die an eine mit Weiden bewachsene, nasse Senke grenzt. Zusätzlich wird in Sulzfeld die südwestliche Seite der Rebfläche von einer dichten Hecke begrenzt. Das hangaufwärts gelegene Zeilenende liegt ebenfalls in allen Flächen an einem Wirtschaftsweg, an den sich weitere Rebflächen anschließen.
Der ungewöhnlich heiße und trockene Sommer 2003 führte dazu, dass die Rosen der Heilbronner und Dorfprozeltener Rebflächen, die sich jeweils im zweiten Standjahr befanden, bis Versuchsende nur einen geringen Zuwachs zeigten (mittlere Höhe: Heilbronn: 0.8 ± 0.3 m, Dorfprozelten: 1.0 ± 0.3 m), während die Rosen in Sulzfeld im dritten Standjahr Heckenhöhe (2.1 ± 0.5 m) erreichten. Entsprechend wurde der Schwerpunkt der Auswertung auf diesen Standort gelegt.
Ergebnisse...(werden weiter eingearbeitet)
...zur Grünen Rebzikade
- Die Grüne Rebzikade Empoasca vitis
- Populationsdynamik der Grünen Rebzikade und anatgonistischer Mymariden
- Detektion der Eier der Grüne Rebzikade (Empoasca vitis) im Rebblatt
- Ungewöhnliche Kristallbildungen bei der Grünen Rebzikade
- Laborversuche zur insektiziden Nebenwirkung bestimmter Fungizide auf die Grüne Rebzikade
- Spritzversuche im Freiland zur Nebenwirkung bestimmter Fungizide auf die Grüne Rebzikade
... zu den Mymariden
- Die natürlichen Feinde von Empoasca vitis, der Grünen Rebzikade
- Dritte Mymaridenart als Parasitoid der Grünen Rebzikade nachgewiesen
- Schlupfversuche zur Bestimmung der Parasitierungsrate der Mymariden in Eiern der Grünen Rebzikade
- Dynamik der die Zikadeneier parasitierenden Zwergwespen im Umfeld der Grünen Rebzikade
- Schlupfversuche zur Untersuchung potentieller Überwinterungsquartiere der Mymariden
- BÖLL, S.; SCHMITT, T.; BURSCHKA, C.; SCHREIER, P.; SCHWAPPACH, P.; HERRMANN, J. V. (2005): Calcium tartrate crystals in the midgut of the grape leafhopper; Journal of Chemical Ecology, 31 (12), 2847 - 2856
- BÖLL, S., SCHWAPPACH, P. (2004): Sind antagonistische Eiparasitoide (Mymaridae) in der Lage, die zweite Generation der Rebzikade (Empoasca vitis) im fränkischen Weinbaugebiet zu unterbinden?; Mitteilungen der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V., 34. Jhg., Nr.1, 34-35
- BÖLL, S., HERRMANN, J.V (2004): A long-term study on the population dynamics of the grape leafhopper (Empoasca vitis) and antagonistic mymarid species; Journal of Pest Science, 77, 33-42
- BÖLL, S., SCHWAPPACH, P. (2003): Biologische Bekämpfung der Rebzikade (Empoasca vitis) durch Förderung antagonistischer Zwergwespenarten (Mymaridae); Phytomedizin, Mitteilungen der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V., 33. Jahrgang, Nr. 1, 40
- BÖLL, S., SCHWAPPACH, P. (2003): Species spectrum, dominance relationships and population dynamics of egg parasitoids (Mymaridae) of the Grape Leafhopper (Empoasca vitis GOETHE) in the Frankonian wine region; „Integrated Protection and Production in Viticulture”, IOBC/wrps Bulletin, Vol 26 (8), 173–180
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- BÖLL, S., HERRMANN, J.V. (2001): Eine neue Untersuchungsmethode zur Bonitur der Eier der Rebzikade (Empoasca vitis) in Rebblättern; Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz 108 (1), 77-81
- BÖLL, S., HERRMANN, J.V. (2001): Erste quantitative Boniturergebnisse von Zikadeneiern und Eiparasitoiden der Grünen Rebzikade (Empoasca vitis); Mittl. Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft 31. Jhg, Nr. 1, 30-31
- BÖLL, S., HERRMANN, J.V., EICHLER, P., BRAUNS, C. (2000): Kritische Anmerkungen zum Eiparasitoidenkomplex der Grünen Rebzikade (Empoasca vitis); Mittl. Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft 30, Jhg, Nr. 1, 30-31
- HERRMANN, J.V., BÖLL, S. (2002): Ein einfaches Verfahren zur Erkennung von Eiern der Grünen Rebzikade (Empoasca vitits) in Rebblättern; Mitt. Biol. Bundesanst. Land-Forstwirtschaft 390, 53. Pflanzenschutztagung, Bonn
- HERRMANN, J.V., BÖLL, S. (2001): Validation of a new method for monitoring eggs of the Grape Leafhopper(Empoasca vitis) in grapevine leaves; IOBC-WPRS Bulletin (24) 7
- HERRMANN, J.V., BRAUNS, C., EICHLER, P., BÖLL, S. (2000): Erhebungen zur Populationsdynamik der Grünen Rebzikade (Empoasca vitis GOETHE) und ihrer Antagonisten; Mittl. Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft 30, Jhg, Nr. 1, 29-30
- HERRMANN, J.V., EICHLER, P., GUEDOVA, K. (1999): Erfahrungen mit der Grünen Rebzikade im fränkischen Weinbaugebiet; Rebe und Wein Nr. 7, 240-243
- HERRMANN, J.V., EICHLER, P., GUEDOVA, K. (1999): Die grüne Rebzikade: Natürlichen Feinden auf der Spur; Das Deutsche Weinmagazin Nr. 11 (Mai), 33-36
- HERRMANN, J.V., EICHLER, P. (1999): Epidemiological studies of the Grape Leafhopper Empoasca vitis GOETHE and its antagonistic egg parasitoids in the Franconian wine growing region (Germany); IOBC/OILB Working Group “Integrated Control in Viticulture” Florenz (Italien), 01.-04. März 1999
Projektinformationen
Projektleitung: Peter Schwappach
Projektbearbeiter: Dr. Susanne Böll
Laufzeit: 1.4.2002 - 31.12.2004
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Förderkennzeichen: A / 02 / 08