Versuchsergebnisse aus der Praxis
Überwinterung im Vergleich mit der Kurzkultur von Sommerstauden

Die Variante 1 wurde ab Kalenderwoche 32 in 10-cm-Topf getopft und im Gewächshaus überwintert. Die Varianten 2 und 3 wurden ab Kalenderwoche 32 in 17-cm-Topf getopft, wobei die Variante 2 im Gewächshaus überwintert wurde und die Variante 3 im Freiland. Im Vergleich dazu wurden die beprobten Sorten in Variante 4 ab Kalenderwoche 12 in 13-cm-Topf getopft und in Frühjahrskultur im Gewächshaus zur Vermarktung gebracht. Während des Versuchs wurde der benötigte Energieeinsatz in Kilowattstunden pro Quadratmeter (kWh/m²) gemessen. Außerdem erfolgten Bonituren zum Vergleich des Wuchsverhaltens in den verschiedenen Varianten.

Die Überwinterung der Stauden belegte das Gewächshaus für sieben bis acht Monate. Dabei stellt sich die Frage, ob die Fläche in dieser Zeit mit anderen Kulturen wirtschaftlich sinnvoller genutzt werden kann. Im Gewächshaus mussten während der ganzen Kultur regelmäßig Kontrollen und Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden. Der Einsatz von Nützlingen ist dabei im Winter kaum möglich, also mussten chemische Mittel verwendet werden. Bezüglich der Topfgröße ist es sinnvoll, schwächer wachsende Sorten (z. B. Dianthus) von Anfang an in kleineren Töpfen bis zur Verkaufsreife zu kultivieren. Die stärkeren Sorten sollten gleich in größere Gefäße getopft werden, sonst muss zwingend noch mal umgetopft werden. Das ist mit hohem Arbeitsaufwand und zusätzlichem Kauf von Töpfen verbunden.

Die Umstellung der im Gewächshaus überwinterten Stauden in Kalenderwoche 13 ins Freiland erforderte einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Eine Woche nach dem Umstellen gab es einige Frostnächte. Trotz Abdeckung mit einem Vlies erlitten mehrere Sorten erhebliche Frostschäden (z. B. Agastache-Sorten und Oenothera-Sorten). Einige Sorten wurden im Gewächshaus bei Überwinterung sehr mastig (z. B. Verbena bonariensis, Delphinium-Sorten und Achillea-Sorten) und erreichten folglich schlechte Verkaufsqualität.

Schwachpunkt der Überwinterung im Gewächshaus ist der trotz kühler Kultur hohe Energieverbrauch. Es wurden Heizkosten von 4,65 €/Brutto-m² benötigt, bei der Frühjahrskultur dagegen 1,40 €/Brutto-m².

Der Aufwand an regelmäßigen Kulturarbeiten ist in den Überwinterungskulturen höher als in der Frühjahrskultur.

In der Freilandkultur müssen die Kulturen in sehr frostigen Phasen mit Vlies abgedeckt werden. Gegen Windwurf müssen sie entweder gestützt oder immer wieder aufgerichtet werden. Problematisch war im Freiland die Bewässerung von oben im Frühjahr bei guter Durchwurzelung der Töpfe und üppigem Pflanzenwachstum. Darüber hinaus sorgten starke Regenfälle im Herbst und Winter für eine Auswaschung der Nährstoffe, sodass sich z. B. bei Delphinium leichte Chlorosen zeigten. Hier wäre eine geschlossene Mattenbewässerung vorteilhaft gewesen. Die besseren Lichtverhältnisse führten aber bei den nicht frostempfindlichen Sorten zu kompakteren, besser verzweigten Pflanzen mit höherer Verkaufsqualität. Die Frühjahrskultur wurde ab Kalenderwoche 12 im Gewächshaus produziert. Mit zunehmenden Temperaturen und im Gewächshaus ungünstigeren Lichtverhältnissen als im Freiland schossen einige der Versuchssorten mit langen Trieben hoch. Bei einigen Sorten nahm neben optischen Beeinträchtigungen auch der Druck durch Krankheiten und Schädlinge zu.

Für die Überwinterung im Gewächshaus sind nur solche Sorten empfehlenswert, die zeitig in guter Qualität zur Verkaufsreife kommen. Idealerweise sollte eine Kollision mit den Beet- und Balkonpflanzenkulturen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) schwerpunktmäßig in Kalenderwoche 11 getopft, vermieden werden. Die Sorten sollten also bis Ende März verkaufsreif sein oder ins Freiland geräumt werden können, ohne frostempfindlich zu reagieren. Diese Kriterien erfüllten im Versuch Campanula portenschlagiana 'Catharina', Dianthus 'Silver Stars Aztec Star', Heuchera 'Timeless Treasure', Knautia 'Thunder and Lightning', Nepeta 'Purrsian Blue', Scabiosa 'Butterfly Blue' und die Veronica VERONIQUE-Serie. Diese Sorten zeigten alle auch gute Ergebnisse bei Überwinterung im Freiland, allerdings mit zum Teil deutlich späterer Blüte.

Bei der Überwinterung im Freiland waren die Töpfe im Dezember einem 12-tägigen Dauerfrost ausgesetzt. Danach kam eine wärmere Phase mit Temperaturen bis zu 15 °C. Mitte bis Ende Januar gab es wieder kurze Dauerfrostperioden. Die Schäden an den empfindlichen Sorten waren besonders nach diesen Frösten hoch.

Die robusten und winterharten Sorten erreichten bis Anfang Juni das Versuchsziel mit guter Blütenbildung. Dazu zählten die Delphinium Magic Fountains-Serie, Echinacea purpurea 'Lakota Red', Astrantia major 'Florence' und die Achillea Firefly-Sorten Die im Freiland überwinterten Pflanzen waren besser verzweigt und blütenreicher als die Pflanzen in der Frühjahrskultur.

Da das Versuchsziel die Vermarktung im 17er oder 13er-Topf war, schnitten einige Sorten bei den Bonituren mit schlechteren Punkten ab, weil sie keine kompakte, einheitliche und optisch ansprechende Verkaufsware ergaben. Dennoch sind sie als robuste und biodiverse Stauden zur Pflanzung auf Bodenflächen gut geeignet z. B. Knautia macedonica 'Red Knight', Liatris spicata 'Floristan Violet', Verbena bonariensis 'Violet Blue', Monarda 'Melua Appleblossom' und 'Melua Violet', Achillea 'Firefly Peach Sky' und 'Firefly Sunshine WG' oder Calamintha 'Triumphator'. Diese Sorten überstanden auch die Überwinterung im Freiland ohne Frostschäden.

Die Kurzkultur im Frühjahr ist für Sorten zu empfehlen, die aufgrund ihrer Genetik schnell zu hochwertiger Verkaufsreife kommen. Die Agastache Sunny Sparks-Serie, die Buddleja Butterfly Candy-Serie, die Oenothera lindheimeri (syn. Gaura lindheimeri) Steffi-Serie, Monarda 'Electric Neon Pink', Nepeta 'Neptune' oder die Gaillardia 'Arizona Sun' bildeten nach sieben bis neun Wochen Kulturzeit kompakte Pflanzen mit üppiger Blüte. Auch die Delphinium-Sorten erreichten nach zehn Wochen üppige Blütenpracht, allerdings mit uneinheitlichen Wuchshöhen. Alle vorgenannten Sorten waren bis spätestens Ende Mai verkaufsreif und können zusammen mit dem Beet- und Balkonpflanzensortiment produziert werden.

In den verschiedenen Varianten wurden die Gesamthöhe, der Pflanzendurchmesser und die Anzahl der Triebe erfasst. So wurde dokumentiert, wie kompakt und verzweigt die Verkaufsware bei der Endbonitur war. Ebenso wurde die Blütenbildung erfasst. Hier wurde der Gesamteindruck zur Vermarktungsreife mit Punkte erfasst.

In den folgenden Bewertungen werden die Varianten Überwinterung im Gewächshaus in 10-cm-Topf, Überwinterung im Freiland in 17-cm-Topf und Frühjahrskultur im Gewächshaus in 13-cm-Topf gegenübergestellt.