Besuch der Darmstädter Forstbaumschulen

Frisch ausgesäte Weihnachtsbaum-Jungpflanzen in Detailaufnahme

In Zusammenarbeit mit der ÖkOmene lud die Öko-Akademie der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Bamberg am 22. August 2024 zu einem Besuch der Darmstädter Forstbaumschulen ein. Der Schwerpunkt dieses Tages lag neben dem Austausch mit den Anbauenden und einer ausführlichen Besichtigung der Forstbaumschulen auf dem Erwerb und der Nutzung ökologischer Weihnachtsbaum-Jungpflanzen, da derzeit nur wenige ökologisch produzierte Pflanzen auf dem Markt erhältlich sind. Rund zehn Teilnehmende aus Beratung und Praxis folgten der Einladung nach Darmstadt, um sich aus erster Hand über die Herausforderungen und Potenziale der ökologischen Weihnachtsbaumproduktion zu informieren. Neben intensiven Fachgesprächen bot der Besuch auch die Gelegenheit, die Forstbaumschulen umfassend zu besichtigen und sich einen praktischen Einblick in die Abläufe der ökologischen Jungpflanzenproduktion zu verschaffen.

Führung durch den Betrieb

Paul R. Oeding, ein Angestellter der Forstbaumschule, begrüßte die Teilnehmenden und stellte den Betrieb ausführlich vor. Dieser besteht seit mehr als 70 Jahren. Die Produktion von Saatgut sowie die Pflanzung und Veredelung erfolgten bereits lange vor der Gründung der Forstbaumschule. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts startete dann die Anzucht von Forstpflanzen. Seit 1946 existiert die Darmstädter Forstbaumschule auf etwa 50 Hektar, von Beginn an nach biologisch-dynamischen Grundsätzen arbeitend. Seit 1996 ist der Betrieb auch bio-zertifiziert.
Die Darmstädter Forstbaumschulen sind spezialisierte Einrichtungen, die sich auf die Zucht und Aufzucht von Bäumen und Sträuchern für den Wald- und Landschaftsbau konzentrieren. Ein bedeutender Teil ihres Angebots umfasst Weihnachtsbaum-Jungpflanzen, insbesondere beliebte Arten wie die Nordmanntanne, Fichte und Blaufichte, die für den Weihnachtsbaumanbau vorgesehen sind. Die Forstbaumschulen bieten Pflanzen in verschiedenen Wachstumsstadien an, von kleinen Setzlingen bis hin zu größeren Jungbäumen, die von Weihnachtsbaumerzeugern weiterkultiviert werden. Die in den Darmstädter Forstbaumschulen gezüchteten Jungpflanzen sind auf die klimatischen und ökologischen Bedingungen der Region abgestimmt. Besonders bei der Weihnachtsbaumproduktion wird großer Wert auf gleichmäßiges Wachstum, eine kräftige Wurzelentwicklung und eine gleichmäßige Verzweigung gelegt, da dies entscheidende Faktoren für die spätere Qualität des Weihnachtsbaumes sind. Dieser soll nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch widerstandsfähig gegenüber Schädlingen und Witterungseinflüssen sein.

Paul R. Oeding und Jeanette Isken aus der Forstbaumschule, führten die Besucher durch den Betrieb, wobei sie die verschiedenen Stadien der Jungpflanzenanzucht erläuterten. Die Teilnehmenden konnten frisch ausgesäte Weihnachtsbaum-Jungpflanzen sowie Exemplare bewundern, die bereits vier Jahre alt und verkaufsfertig sind. Meist werden die Jungpflanzen im dritten Standjahr verkauft, wobei schwächer entwickelte Pflanzen noch länger stehen bleiben. Stabilere Jungpflanzen hingegen können bereits früher verkauft werden, was den Produzenten ein Pflanzjahr spart. Bei den frisch ausgesäten Bäumen ist intensive Handarbeit notwendig, da das Unkraut wöchentlich manuell entfernt werden muss. Bei größeren Pflanzen kommt ein Freischneider zum Einsatz. Trotz des offenen Bodens gibt es keine Probleme mit Mäusen, da der Boden regelmäßig bearbeitet wird.

Erwerb und Nutzung von ökologischen Weihnachtsbaum-Jungpflanzen

Trotz der steigenden Nachfrage nach ökologisch produzierten Weihnachtsbäumen bleibt der Erwerb von ökologischen Jungpflanzen bei vielen Betrieben aktuell noch zurückhaltend. Der Grund dafür liegt in der derzeit häufig gewährten Ausnahmegenehmigung, die den Einsatz konventioneller Jungpflanzen erlaubt, wenn geeignete ökologische Jungpflanzen nicht verfügbar sind. Dies stellt für viele Betriebe eine wirtschaftlich sinnvollere und kostengünstigere Lösung dar, da die Produktion konventioneller Jungpflanzen in der Regel weniger kostenintensiv ist und besser verfügbar ist. Da nur wenige Produzenten ihre Bio-Jungpflanzen in der Datenbank „OrganicXseeds“ listen, ist es relativ einfach, die Ausnahmegenehmigung zu erhalten, da der Eindruck entsteht, es gäbe keine ökologischen Jungpflanzen auf dem Markt. Dies entspricht jedoch nicht dem eigentlichen Ziel der Regelung und könnte sich in Zukunft ändern, vor allem wenn die Öko-Verordnung vorschreibt, dass nur noch ökologische Jungpflanzen verwendet werden dürfen. Es ist daher ratsam, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Der Besuch der Darmstädter Forstbaumschulen bot den Teilnehmenden wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Potenziale der ökologischen Weihnachtsbaumproduktion und verdeutlichte die Notwendigkeit, sich frühzeitig mit dem Erwerb von ökologischen Jungpflanzen auseinanderzusetzen, um den zukünftigen Anforderungen der Öko-Verordnung gerecht zu werden. Wir freuen uns daher, Sie auch im kommenden Jahr wieder bei einer unserer Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.