Nachbericht zur Veranstaltung am 31.07.2024
Hackroboter Feldtag

Timo Diebold stellte die Teilnehmenden den Roboter vor.

Am 31. Juli 2024 lud die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) zu einer Maschinenvorführung autonomer Hacktechnik ein. Gezeigt wurden die Hackroboter Farming GT, Oz, Jo und FarmDroid FD20 auf den Flächen des Biolandbetriebs Mohl, der Obstbaumschule J. Schmitt sowie auf dem Versuchsgelände der Bayerischen Landesanstalt in Bamberg. Rund 20 Teilnehmende reisten nach Bamberg, um sich über die neuesten Forschungsergebnisse und Robotertechniken zu informieren.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Leonie Seehafer das Forschungsprojekt „Innovative Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau“ vor, welches die Erprobung und Bewertung von autonomer Hacktechnik und verschiedenen Mulchmaterialien zur Beikrautregulierung zum Ziel hat. Im Rahmen des Projekts wurden verschiedene Roboter auf ihre Praxistauglichkeit getestet, darunter der Dino von Naio Technologies, der in den Kulturen Zwiebeln, Rote Bete und Kohlrabi eingesetzt wurde. Der Farming GT von Farming Revolution ist in den Kulturen Salat, Kohl, Sellerie und Zwiebeln im Einsatz. Der Roboter Oz, ebenfalls von Naio Technologies, arbeitet in einer Obstbaumschule, während der FD20 von FarmDroid in Salat, Kohl, Zwiebeln und Rote Bete hackt.

Bevor es zu den Versuchsflächen der Roboter ging, stellte Dr. Tobias Jorissen vom Experimentierfeld Agro-Nordwest eine Kosten-Nutzen-Analyse zur Anwendung von Feldrobotik für die Beikrautregulierung im Maisanbau vor. Diese Studie untersucht, ob der Einsatz von autonomen Feldrobotern ökonomisch sinnvoll ist. Zwischen 2020 und 2022 wurden Streifenversuche mit Robotertechnik und herkömmlicher Traktorhacke durchgeführt; 2023 kombinierte man beide Ansätze. Die Kosten verschiedener Parameter wie Arbeitserledigungskosten, Abschreibungen, Reparaturen und Energieverbrauch wurden detailliert analysiert. Ein spezielles Augenmerk lag auf dem Roboter "Dino" von Naïo Technologies, der auch im Gemüseanbau eingesetzt wird. Die Ergebnisse zeigten, dass die Wirtschaftlichkeit der Feldrobotik stark von den spezifischen Bedingungen abhängt. Beispielsweise variieren die Maschinen-, Lohn- und Energiekosten pro Hektar abhängig von der Anbaufläche und den jeweiligen Einsatzparametern. Es wurde deutlich, dass autonome Feldroboter unter optimalen Bedingungen keine Lohnkosten verursachen, jedoch noch Herausforderungen bei der Logistik und der Arbeitszeitoptimierung bestehen. In Zukunft sind weitere Untersuchungen geplant, um die ökonomische Bewertung der Feldrobotik zu verfeinern. Dazu gehören unter anderem Arbeitszeitstudien, die die Logistik berücksichtigen. Ziel ist es, genauere Aussagen über die potenziellen Einsparungen und den Nutzen dieser Technologie in der Landwirtschaft zu treffen.

Timo Diebold stellte die Teilnehmenden den Roboter vor. Zoombild vorhanden

Roboter FD20

Im Anschluss ging es auf die Versuchsflächen der LWG, um den FD20 im Einsatz zu begutachten. Dieser hackt derzeit in den Kulturen Salat, Rote Bete, Chinakohl und Zwiebel. Dabei soll die betriebsübliche Aussaat sowie Hacktechnik mit der Sä- und Hacktechnik des Roboters verglichen werden. Timo Diebold von Organic Agrar stellte den Roboter vor, welcher solarbetrieben ist und georeferenziert arbeitet, d. h. der Roboter muss selbst aussäen und merkt sich bei der Aussaat die Position der Saatkörner. Auf dieser Grundlage führt er anschließend die Beikrautregulierung sowohl zwischen als auch in den Reihen durch. Dazu benötigt er keine Kamera mit Bilderkennung. Timo Diebold, der den Roboter in der Praxis einsetzt, berichtete von seinen Erfahrungen mit dem FD20, der bei ihm in Raps und Zuckerrüben läuft. Er kann durch den Einsatz des Roboters komplett auf seine Handarbeitsstunden verzichten. Da der Roboter auf seinem Betrieb vollständig autonom arbeitet, kann er währenddessen anderen Arbeiten nachgehen.

Auf dem Biolandbetrieb Mohl im nahe gelegenen Abtsdorf kommt der Farming GT der Firma Farming Revolution zum Einsatz. Timo Grupp stellte den Roboter vor, welcher 1,5 Tonnen schwer ist und bis zu sechs Reihen gleichzeitig hacken kann. Die Flächenleistung beträgt zwei Hektar in zwölf Stunden. Das besondere Merkmal des Farming GT ist die Kameratechnik, mit deren Hilfe der Roboter nicht nur zwischen den Reihen, sondern auch in der Reihe hacken kann. Möglich wird dies über bewegliche Hackscharen und eine große Datenbank von hochauflösenden Multispektralbildern, mit deren Hilfe der Roboter zwischen Nutzpflanze und Beikraut unterscheiden kann. Der Roboter wird in den Kulturen Sellerie und Zwiebel getestet. Es wird die Häufigkeit des Hackeinsatzes untereinander verglichen sowie Daten zu den Arbeitszeiten und der Hackgenauigkeit erhoben. Ein besonderes Highlight war, dass auch das neueste Robotermodell von Farming Revolution vorgestellt werden konnte. Es wurden einige Veränderungen im Hinblick auf den Vorgänger eingepflegt und der Roboter verfügt nun auch über ein Spotspraying-System. Neu ist, dass der Roboter auch zum Kauf angeboten wird.

Teilnehmer stehen um den Hackroboter auf der Versuchsfläche.

Farming GT

Roboter Farming GT auf einem Transportanhänger.

Farming GT

Hackroboter gräbt in der Obstbaumfläche.Zoombild vorhanden

Roboter Oz

Zum Schluss ging es zur Baumschule J. Schmitt nach Poxdorf. Dort ist in einer Obstbaumfläche der Roboter Oz von Naio Technologies im Einsatz. Der Versuch gliedert sich in drei Varianten. So wird zum einen der Hackeinsatz des Roboters mit dem betriebsüblichen Hackgang mittels Schmalspurschlepper und Anbaugerät verglichen. Zum anderen wird untersucht, ob ein Einsatz des Roboters einwöchig oder zweiwöchig erfolgen sollte. Alle drei Varianten werden zusätzlich in der Reihe von Hand gehackt. Steve Heidemann von der BayWa war vor Ort, um den Oz und den Jo vorzuführen. Der Oz hat eine Höchstgeschwindigkeit von 1,8 Kilometer pro Stunde und seine Batterie hält sechs bis acht Stunden. Der Roboter wird als landwirtschaftlicher Assistent vermarktet, sodass neben Hackscharen und Fingerhacken auch andere Anbaugeräte angehängt werden können.
Roboter Jo mit Hackscharen vor Obstbäume Zoombild vorhanden

Roboter Jo

Neben dem Oz wurde auch der Jo ebenfalls von Naio Technologies vorgeführt. Dieser kann auch in Steillagen und im Weinbau zum Einsatz kommen. Durch sein Kettenfahrwerk hat er eine bessere Haftung zum Boden und bleibt somit auch bei nassen Böden nicht so schnell stecken. Der Jo kann zudem noch mit etwas höherer Geschwindigkeit arbeiten als der Oz. Dieser wird allerdings zusätzlich mit einer Fernbedienung gesteuert und kann nicht ausschließlich über das Smartphone bedient werden.

Insgesamt war die Veranstaltung sowohl für die Teilnehmenden als auch für die Referenten sehr erfolgreich. Wir freuen uns, Sie bei einer unserer weiteren Veranstaltungen im nächsten Jahr wieder auf dem Versuchsgelände der LWG begrüßen zu dürfen.