Bei den Minikiwis gibt es inzwischen eine Vielfalt an Sorten. Bislang ergaben sich Probleme, größere Mengen Jungpflanzen zu beziehen. In Deutschland erfolgte der Handel bis etwa 2014 vorwiegend im Privatverkauf an Freizeitgärtner zu Preisen, die bei 10 - 15 €/Pflanze, je nach Jungpflanzenqualität, liegen konnten. Inzwischen hat sich die Bezugssituation für den Erwerbsanbau verbessert. Spezialbaumschulen in Deutschland, Polen und der Schweiz führen gute Qualitäten in größeren Stückzahlen und zu deutlich niedrigeren Preisen. Es ist empfehlenswert, sich rechtzeitig an diese zu wenden; ggf. in Auftragsvermehrung zu gehen. Bei guter Jungpflanzenqualität beginnen Kiwis in Spaliererziehung nach 3 Jahren zu fruchten. Bisher dominierende Sorten: 'Weiki', 'Maki', 'Jumbo' (= 'Ambrosia Grande'), 'Geneva' –jeweils plus männliche A.argutas- sowie die selbstfruchtbare 'Issai'.
Vielfach sind auch (gute) Sämlinge im Handel. Diese sind für den Erwerbsanbau abzulehnen, da deren Blütenbiologie, Ertrags- und Fruchteigenschaften nicht bekannt sind. Im Anbau der zweihäusigen Kiwis muss auf entsprechende Befruchter geachtet werden. Verschiedene Kiwi-Arten besitzen eine unterschiedliche Anzahl an Chromosomensätzen, sodass eine sichere Befruchtung untereinander nicht zwangsläufig eintritt. Sinnvoll sind daher männliche Sorten dergleichen Art, wo Genetik und Blütezeiten übereinstimmen. So haben die weiblichen arguta-Sorten spezielle "Männchen": z.B. 'Weiki' männlich (auch z.T. als "Weima" bezeichnet) für ‘Weiki‘, 'Nostino' für Häberli-Sorten, 'Romeo' für die Sachsenkiwi 'Julia'. Prinzipiell können alle männlichen A. arguta alle weiblichen A. arguta (und z.T. auch andere Minikiwiarten) befruchten.
Aus der Merkelschen Sämlingspopulation wurden 2 männliche Befruchtersorten mit sehr reichem Blütenbesatz selektiert: Blütenwolke und männliche Honigbeere („Honigman“)
'Issai' als selbstfruchtbare Sorte kann nicht als Befruchter für weibliche "argutas" dienen, da sie hexaploid ist. Übrigens hat sich gezeigt, dass Fremdbefruchtung mit „guten“ Befruchtersorten bei der selbstfruchtbaren, sehr kleinfruchtigen Sorte 'Issai' zu deutlich größeren Früchten führt.
Mögliche Bezugsquellen (Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit)
- gut sortierte (Obst-)Baumschulen in Deutschland (Sämann, Kiefer, Clematis-Münster, Späth, Brossmer ….
- Gewebelabors (Jungpflanzen), z.B. Robert Mayer, Strullendorf
- Weiki auch über: www.wzm.tum.de/ob/shop
- www.mini-kiwi.de (Herr Merkel) bzw. www.kiwiri.de
- Spezialitätenbaumschulen www.hortensis.de; www.wildobstschnecke.de
- Schweiz: Hengartner, Häberli, Lubera
- Polen: www.clematis.com.pl (breiteres Sortiment); www.kornelkirsche.eu
- Belgien: www.proeftuin.eu (breites Sortiment), www.pawpaw.de, www.kiwibes.be, Wim van Dessel (wvdplant@telenet.be; breites Sortiment), info@hortalis.com
- NL: www.vruchtboom.nl, www.boomkwekerij-frijns.nl, www.esveld.nl, www.fruitlent.nl
- ITA: www.vitroplant.it
- F: www.pommiers.com
- GB: www.agroforestry.co.uk
- A: www.artner-biobaumschule.at
Von dem privaten Züchter Werner Merkel, Chemnitz (www.mini-kiwi.de), haben wir eine größere Anzahl Sämlinge verschiedener Minikiwi-Arten und -Sorten ab 2003 / 2004 gepflanzt. Dabei sind über mehrere Ertragsjahre einige sehr positive Klone aufgefallen, die für den Erwerbsobstbau eine Verbesserung gegenüber den in Tab.1 aufgeführten Sorten darstellen. Sie sind inzwischen in die Vermehrung gekommen und seit 2014/2015 im Handel.
Neben Sorten für den Freizeitgartenbau (z.B.: ‘Julia‘ , die Mehrfach-Hybride „Multi1“, ein ‘Issai‘-Sämling) sind spezielle Favoriten für den Erwerbsanbau in fetter Schrift der Tab. 2 aufgeführt: Kreuzungen einer polnischen arguta-Herkunft (Eigenbezeichnung: "Warzawa"-Sämlinge: W1, W10, W12, W14, zudem ein guter männlicher Klon): große - sehr große, längliche, (gras)grüne Früchte, mittlere bis hohe Erträge, guter Geschmack, optische Ähnlichkeit mit 'Jumbo Verde', sowie verschiedene Sämlinge der Sorte 'Honigbeere': „Honig1“ bis „Honig 4“. Diese sind jeweils sehr ertragreich (guter Behang z.T. selbst im Frostjahr 2011); mittelgroß 7 - 9 (10) g, ovale bis rundlich apfelförmige, grüne Früchte mit leicht bräunlicher Deckfarbe. Sie reifen Anfang Oktober, schmecken süß bis sehr süß. Auch der ‘Ananaskaja-Sämling 10‘ zeigt sich wiederholt positiv und der amerikanische Klon 74-49 bestach u.a. durch seine frühe Reifezeit.
Die als "Sachsenkiwi" bezeichnete Sorte 'Julia' ist eine Kreuzung von 'Issai' x A. kolomikta. Sie ist insgesamt, v.a. geschmacklich, besser als 'Issai', mit jedoch für den Erwerbsanbau nach wie vor zu kleinen Früchten.
Um die Kiwibeeren in Deutschland auch im Erwerbsanbau bekannt zu machen und dabei spezifische regionale Erfahrungen zu sammeln, wurde 2014/2015 ein Gemeinschaftsversuch an 11 deutschen Versuchsstationen, 8 Praxisbetrieben und 3 Sichtungsstandorten angelegt. Die Sorten 'Fresh Jumbo', 'Super Jumbo', 'Molli', 'Mayer74-49' werden dabei mit 'Maki' verglichen und überwiegend als Spalier erzogen. Als Befruchter wurde ein „Männerpaar“ aus Blütenwolke und männliche Honigbeere gewählt. Erstlingsfrüchte waren bereits in 2016 zu verzeichnen. Dieser Versuch gewinnt sicherlich an Bedeutung, da Kiwibeeren nun auch im deutschen LEH vermarktet werden - leider (noch) aus Importware.
In Ergänzung wurde 2014 an der LWG auch eine neue Anlage zur weiteren Sortensichtung mit 2-, z.T. 3-jährigen Topfpflanzen erstellt, die auch erfolgsversprechende Sorten aus Polen (Züchter: Dr. Latocha) enthält. Erstlingsfrüchte bestätigen dies bereits.