Kleine Superfrucht groß im Kommen?
Erfahrungen im Anbau von Kiwibeeren
Die ältesten Pflanzen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim sind mittlerweile 20 Jahre alt. Seit den ersten Anfängen mit der für viele immer noch neuen Kultur hat sich im Anbau einiges getan. Die erwerbsmäßige Produktion im europäischen Ausland ist in den letzten Jahren angestiegen, allen voran in Ländern wie Italien, Portugal und Frankreich werden Kiwibeeren auf mittlerweile 200 Hektar angebaut. Die Früchte sind auch in deutschen Supermärkten unter den Markennamen Nergi® zu bekommen. Die Flächengrößen in Deutschland, Belgien, Niederlanden, Schweiz und Österreich sind jeweils im zweistelligen Hektarbereich aber mit einer steigenden Tendenz. Während in Deutschland vor allem das Spaliersystem mit vier Gerüstästen bevorzugt wird, sind Anlagen in unseren Nachbarländern meistens im Pergolasystem aufgebaut. Beide haben ihre Vor- und Nachteile und sollten betriebsspezifisch ausgewählt werden.
Was sind Kiwibeeren?
Es handelt sich um eigenständige Obstarten (meist Actinidia arguta) mit jeweils unbehaarten Stängeln, Trieben, Blättern und ca. stachelbeergroßen Früchten. Diese sind glattschalig; somit Verzehr mit Schale, die zart/dünn, unaufdringlich einzustufen ist und daher als nicht störend empfunden wird. Es gibt verschiedene Fruchtformen, Größen, Farben (auch rotschalige bzw. rotfruchtige Kiwis). Sie sind fruchtig, vollreif weich, mehr aromatisch als die großfruchtigen Kiwis und nicht ganz so stark wüchsig wie die Actinidia deliciosa / Actinidia chinensis.
Die auch als "Traubenkiwi", Chinesische Stachelbeere, "Babykiwi", Kiwai (französisch), Kiwiberry (englisch) bezeichneten Arten von Actinidia arguta, Actinidia melanandra, Actinidia kolomikta und Actinidia purpurea gehören zur Familie der Actinidiaceae (Strahlengriffelgewächse) und stammen aus Nord- und Ostasien. Dies lässt schon auf eine gute Winterfrosthärte schließen, während die großfruchtigen Actinidia deliciosa (Actinidia chinensis) bei uns deutlich heikler einzustufen sind. An der LWG sind die Triebe der großfruchtigen, behaarten Actinidia deliciosa des öfteren (vor allem im Jugendstadium) komplett über Winter zurückgefroren, jedoch wieder ausgetrieben.
Die Mini-Kiwis hingegen haben im Versuchsbetrieb Thüngersheim stets strenge Winterfröste (minus 20 °C / 2003) oder problematische Winter mit Wechsel von Kalt- und Warmphasen 2009 und 2012 (mehrfach bis minus 18 °C) ohne Schäden überstanden. Der Austrieb, der die Blüten beinhaltet, kann im Laufe des April/Mai jedoch durch Spätfröste geschädigt werden und daher den Ertrag ganz oder teilweise dezimieren. Der Klimawandel mit seinen milderen Wintern und früherem Austrieb, deutlich früherer Blüte und dennoch vermehrten Spätfrostereignissen verstärkt diese Gefahr. So auch in dem extremen Jahr 2011 (Kiwiblüte bereits Anfang Mai einerseits; sehr trockener Boden, somit keine Wärmespeicherung andererseits) am 3. auf 4. Mai (minus 3/minus 4 °C).
Eine „normale“ Blütezeit gegen Mitte/Ende Mai (Anfang Juni) ist hingegen kaum gefährdet. Früher ergaben sich von zehn Ertragsjahren neun Ernten bei den Anfangssorten 'Weiki', 'Maki', 'Issai' und 'Ambrosia', während die Actinidia deliciosa-Sorten 'Hayward' und 'Jenny' nur drei spärliche Erträge lieferten. Ein Erwerbsanbau von Actinidia deliciosa mit ihren derzeitigen Sorten kann bei uns als absolut unsicher eingestuft und nicht empfohlen werden - nur für den Liebhaberanbau an geschützten Standorten (z. B. Hauswand, Südbalkon etc.). Auch die sehr späte Fruchtreife von 'Hayward' - bei uns erst gegen Mitte November - stellt ein weiteres erhebliches Risiko dar!
Die Nachfolge-Anlage der Mini-Kiwis (ab 2003) hatte 2011 spätfrostbedingte Ertragseinbußen und in 2016 nahezu Totalausfall. Hier spielen Standorteinflüsse eine große Rolle. In einem Bundesversuch an mehreren Stationen trugen 2016 Kiwibeeren in der Nähe von Rostock sehr gut, weil der Austrieb später als z. B. im Weinbauklima Frankens erfolgte. Die kleinfruchtigen Arten sind in gut ausreifenden Lagen außerhalb des Weinbauklimas geeignet. Eine gewisse Skepsis besteht aufgrund der durch den Klimawandel begünstigten Spätfrostgefahr.
Standort
Die LWG befindet sich in Veitshöchheim, 8 km nordwestlich von Würzburg (Franken). Der Versuchsbetrieb Thüngersheim liegt weitere 4 km nordwestlich im Maintal 170 m NN am Fuß von Weinbergen.
Boden: lehmiger Sand, wenig (1,2 %) Humus, pH-Wert: 7,2.
Durchschnittswerte Klima (Wetterstation Veitshöchheim)
- Temperatur: langjähriges Mittel 9,1 °C, seit 1990 im Durchschnitt: 9,7 °C
- 638 mm Niederschlag, seit 1990 im Durchschnitt: 591 mm (von 420 bis 780 mm)
- sommertrocken: mit negativer Wasserbilanz in der Saison
- Sonnenschein: langjähriges Mittel 1565 h/Jahr, seit 1990 im Durchschnitt: 1534 h/Jahr (meist 1400 bis 1800 h/Jahr)
Blütenbiologie und Standortansprüche
Bei den groß- und kleinfruchtigen Kiwis sind nur wenige Sorten selbstfruchtbar. Es handelt sich um überwiegend zweihäusige Pflanzen. Männliche Pflanzen sollten im Verhältnis 1:5 bis 1:8 im weiblichen Pflanzenbestand eingestreut werden. Zur Blüte für Bienen oder Hummeln sorgen! Es wurden auch spezielle Befruchterklone aus den „Merkel-Sämlingen“ selektiert.
Standortansprüche
- gut ausreifende Lagen, sonnig, günstig, Weinbauklima
- Kaltluftabfluss; keine Spätfrostlagen/Senken
- möglichst windgeschützt (Reibeschäden der Früchte)
- jungfräuliche Böden vorteilhaft (Phytophthorabefall bei Nachbau Beerenobst, Apfel denkbar)
- keine Staunässe, keine Verdichtungen (ggf. Tiefenlockerung)
- Boden humos, tiefgründig, mittelschwer
- pH-Wert: günstig 5,5 bis 6,5; LWG: 7,2 ohne Probleme (ggf. auf Eisen und Magnesium achten)
- überwiegend flach wurzelnd, keine (tiefe) mechanische Bodenbearbeitung, günstig wäre Mulchschicht, allerdings dann steigende Mäusegefahr
- hoher Wasserbedarf, Zusatzbewässerung erforderlich!
- Vorsicht beim Einsatz von Herbiziden, vor allem in den ersten vier bis fünf Jahren (Spritzschirm!, Manschetten um die Stammbasis)
Gerüst, Erziehung und Schnitt
Ähnlich den Weinreben benötigen Kiwis als wuchsstarke Schlingpflanzen ein stabiles Gerüst und einen jährlichen Schnitt, denn lange Ranken bilden schnell ein ineinander verschlungenes Gestrüpp, das dann auch zu Lasten der Fruchtqualität geht!
Pergolaerziehung
Spaliererziehung
Pflanzabstand: 3 bis 3,5 m (Reihenabstand) x 2,5 bis 3 m; dies ergibt ca. 1.000 bis 1.200 Pflanzen je 0,9 Hektar. Die Pflanzung sollte im Frühjahr nach den Eisheiligen erfolgen.
Erziehung im dritten Jahr
Sobald sich an den flach gestellten Seitenästen längere Seitenverzweigungen ausbilden, werden diese im Laufe des Sommers auf fünf bis sieben Augen (Blätter) eingekürzt. Kiwis blühen an den Achseltrieben, die sich auf mehrjährigen Seitentrieben bilden. Einjährige Kurztriebe können bereits mit den "Knubbel"-artigen Knospen besetzt sein, aus denen sich die blütenbildenden Austriebe entwickeln.
Mehrjährig verzweigtes, altes Fruchtholz sollte auf junges Fruchtholz zurückgenommen werden (Fruchtholzrotation), um die Fruchtqualität und Fruchtgröße zu verbessern. Die Schnittmaßnahmen werden im Sommer bzw. in absoluter Winterruhe (Januar/Februar) durchgeführt, da sich ansonsten im März und April ein starkes Bluten an den Schnittstellen einstellt.
Fruchttriebe
Eine neue Idee: längere Pfosten verwenden, über dem vierten Astpaar einen fünften Draht ziehen. Dort können männliche Pflanzen, die eintriebig bis zum fünften Draht hochgezogen, dann angeschnitten und die daraus resultierenden zwei Verzweigungen rechts und links am fünften Draht über den weiblichen Bestand geführt werden. Diese Männchen können nach sechs bis sieben weiblichen Pflanzen in engerem Abstand platzsparender gesetzt werden. Die männlichen Blüten und ihr Pollen sind dann direkt über den weiblichen Pflanzen angeordnet.
Bewässerung und Düngung
Groß- und auch kleinfruchtige Kiwis besitzen eine große Blattmasse und verdunsten somit viel Wasser. Deshalb in trockenen Sommern zwei- bis dreimal pro Woche wässern, je 15 bzw. 10 Liter pro Pflanze und Gabe.
Im ersten bis dritten Jahr sehr zurückhaltende Stickstoff-Düngung. Der Bodenvorrat mit leichter Kompostgabe bzw. einer Pflanzlochdüngung reicht aus. Zu viel Stickstoff führt zu starken, langen, schlecht ausgereiften Jungtrieben mit erhöhter Gefahr von Frostschäden, vor allem im Jugendstadium.
- Düngermengen (pro Hektar) im Vollertrag (bei Bodengehaltsklasse C)
- 50 (bis 80) kg N
- 20 bis 30 kg P2O5
- 80 bis 100 kg K2O
- 15 (bis 20) kg Mg
ca. zwei Drittel Anfang bis Mitte April (organische Dünger bereits Ende März), restliches Drittel behangabhängig bis Mitte Juni. Dabei möglichst chloridarme Dünger, bei höherem pH-Wert sauer wirkende Dünger verwenden.
Schaderreger
An den Versuchsbetrieb Thüngersheim mussten keine Pflanzenschutzmittel gegen Schaderreger eingesetzt werden; ein Bio-Anbau liegt daher nahe. Bis 2014 nach nunmehr fast 20 Jahren sind weder tierische noch pilzliche Schaderreger aufgetreten, sogar Frostspanner oder Blattläuse nicht. Dies deckt sich auch mit Erfahrungen aus Literaturangaben und dem Hobbyanbau. Selbst in sehr regenreichen Sommern wie 2010, wo starker Pilzdruck bei allen Obstgehölzen an Blättern, Trieben, Früchten herrschte, waren weder Erreger noch geplatzte Früchte zu verzeichnen auch kein Wespen- und Vogelfraß, vermutlich weil die Früchte lange hart sind. Das ließ auch hoffen, dass die gefürchtete Kirschessigfliege die Kiwibeeren verschonen würde – zumindest wenn sich reifere Alternativobstarten in bzw. nahe den Anlagen befinden. Die Realität sieht seit Herbst 2014 anders aus. Mit zunehmender Reife werden weiche bis überreife Früchte, meist die vorzeitigen Schattenfrüchte sehr massiv befallen. Doch dieses Problem kann elegant gelöst werden, indem die noch harten Früchte (siehe Ernte), in denen bislang keine Eiablage festgestellt wurde, geerntet werden. Diese Vorgehensweise ist auch für den Bioanbau äußerst wichtig. Außerdem stärkt sie die Bedeutung der Kiwibeeren im (künftigen) Anbau gegenüber anderen befallsgefährdeten Obstarten.
Eine Unkrautbekämpfung des Pflanzstreifens ist unerlässlich. Für mechanisches Freihalten kommt nur oberflächige Bearbeitung infrage (Flachwurzler!). Beim Einsatz von Herbiziden sollte vor allem in den ersten Jahren sehr sorgfältig vorgegangen werden (mit Spritzschirm bzw. Manschetten am Stamm). An der LWG sind keine, in der Praxis wohl aber auch Fälle von Herbizidschäden aufgetreten. Dauermulch (Bändchengewebe, Folien) im Pflanzstreifen birgt die Gefahr von Mäuseschäden und an jungen Pflanzen auch Schneckenfraß.
Laut Literatur sind Fraßschäden durch Mäuse und Wild, aber auch – und wohl künftig zunehmend – Saugschäden durch Schildläuse möglich; ebenso Phytophthora / Verticillium im Bereich der Wurzel und der Stammbasis. Nachbau nach Apfel oder Beerenobst sollte vermieden werden. Vorteilhaft sind jungfräuliche Böden.
In Neuseeland und Italien wurden Anlagen der großfruchtigen Kiwi (Actinidia deliciosa) vom sogenannten „Kiwikrebs“ befallen, der durch das Bakterium Pseudomonas syringae pv. actinidiae (PSA) ausgelöst wird. Dieser Quarantäne-Erreger ist auch bereits an Kiwibeeren in Europa aufgetreten.
Nichtparasitär sind Frostschäden (am jungen Austrieb bzw. an Früchten) bzw. Fruchtberostungen, die durch kalte Witterung zur/kurz nach der Blüte (vor allem an ungünstigen Standorten) bzw. Wind (reibende Früchte) ausgelöst werden können. Sonnenbrand ist bei unserer Spaliererziehung erstmalig 2012 –allerdings bei weniger wichtigen Sorten/Klonen– aufgetreten. Das Blattwerk bietet hier einen gewissen Schutz.
Sorten
Bei den Mini-Kiwis gibt es inzwischen eine Vielfalt an Sorten. Bislang ergaben sich Probleme, größere Mengen Jungpflanzen zu beziehen. In Deutschland erfolgte der Handel bis etwa 2014 vorwiegend im Privatverkauf an Freizeitgärtner zu Preisen, die bei 10 bis 15 Euro pro Pflanze je nach Jungpflanzenqualität liegen konnten. Inzwischen hat sich die Bezugssituation für den Erwerbsanbau verbessert. Spezialbaumschulen in Deutschland, Polen und der Schweiz führen gute Qualitäten in größeren Stückzahlen und zu deutlich niedrigeren Preisen. Es ist empfehlenswert, sich rechtzeitig an diese zu wenden, gegebenenfalls in Auftragsvermehrung zu gehen. Bei guter Jungpflanzenqualität beginnen Kiwis in Spaliererziehung nach drei Jahren zu fruchten. Bisher dominierende Sorten ist 'Weiki', 'Maki', 'Jumbo' ('Ambrosia Grande'), 'Geneva' –jeweils plus männliche Actinidia argutas– sowie die selbstfruchtbare 'Issai'.
Vielfach sind auch (gute) Sämlinge im Handel. Diese sind für den Erwerbsanbau abzulehnen, da deren Blütenbiologie, Ertrags- und Fruchteigenschaften nicht bekannt sind. Im Anbau der zweihäusigen Kiwis muss auf entsprechende Befruchter geachtet werden. Verschiedene Kiwi-Arten besitzen eine unterschiedliche Anzahl an Chromosomensätzen, sodass eine sichere Befruchtung untereinander nicht zwangsläufig eintritt. Sinnvoll sind daher männliche Sorten dergleichen Art, wo Genetik und Blütezeiten übereinstimmen. So haben die weiblichen arguta-Sorten spezielle "Männchen" z. B. 'Weiki' männlich (auch zum Teil als "Weima" bezeichnet) für ‘Weiki‘, 'Nostino' für Häberli-Sorten, 'Romeo' für die Sachsenkiwi 'Julia'. Prinzipiell können alle männlichen Actinidia arguta, alle weiblichen Actinidia arguta und zum Teil auch andere Mini-Kiwi-Arten befruchten.
Aus der Merkelschen Sämlingspopulation wurden zwei männliche Befruchtersorten mit sehr reichem Blütenbesatz selektiert: 'Blütenwolke' und männliche Honigbeere („Honigman“).
'Issai' als selbstfruchtbare Sorte kann nicht als Befruchter für weibliche "argutas" dienen, da sie hexaploid ist. Übrigens hat sich gezeigt, dass Fremdbefruchtung mit „guten“ Befruchtersorten bei der selbstfruchtbaren, sehr kleinfruchtigen Sorte 'Issai' zu deutlich größeren Früchten führt.
Sorte/Marke | Reifezeit | Ertrag/Pflanze * | Geschmack | Frucht |
---|---|---|---|---|
'Ambrosia®' (identisch mit 'Jumbo Verde', 'Ananaskaja') | (Ende September)/Anfang Oktober | positiv, bis 10 kg pro Jahr. Gewisse Alternanz | mittel, süß-säuerlich | grasgrün, fest, länglich; zylindrisch-walzenförmig, abgeflacht; groß um 10-12 g; 4 (-5) cm lang, Durchmesser ca. 3 cm. Etwas uneinheitlich innerhalb der Frucht ausreifend. |
'Weiki®' ("Bayernkiwi") | (Anfang)/gegen Mitte Oktober | hoch, regelmäßig, um 10-12 kg | gut, süß, aromatisch, mit Säure | grün mit sonnenseits rötlich-braunen Backen, rundlich, stachelbeergroß, ca. 2,5 (-3) cm lang; 6-7 g bei schwächerem Behang 8-9 g |
'Maki®' (Amdue(S)) | Anfang-Mitte Oktober | hoch, regelmäßig, um 10 kg | gut, süß, mit Säure, fein fruchtig | grün mit rötlich-braunen Backen, rundlich, stachelbeergroß, 2,5-3 cm lang, 8-9 g. Leichte Berostung möglich |
'Kiwai Rouge' | sehr früh, ab Ende August folgend | schwach-mittel, regelmäßig, um 3-7 kg | mild-süß (vollreif) bis süß-säuerlich, fein-aromatisch | vollreif leuchtend rot, länglich, 7-8 g, knapp 3 cm lang bis 2 cm breit, Fleisch ebenfalls rot-braunrot, wird schnell weich, öfter durchpflücken |
'Issai' | Anfang-Mitte Oktober | selbstfruchtbar; sehr hoch, zum Teil 10 kg, regelmäßig; Ausdünnen, scharfer Fruchtholzschnitt | gut, mild-süßlich, leicht aromatisch | mittel-dunkelgrün, ohne Deckfarbe, (sehr) klein, 3-4 g, kugelig-walzenförmig. Pflücke: einzeln oder als "Rispe". Im Erwerbsanbau eher als Neben-/Ergänzungssorte. Hinweis: Fremdbefruchtung bringt deutlich bessere Fruchtgröße. |
A. melanandra 'Buro' | Ende September/Anfang Oktober | mittel bis gut, um 8-10 kg | gut, mild, fruchtig | hell-mittelgrün, zum Teil Hauch von matt-rotbrauner, minimaler, gepunkteter Deckfarbe. Breite Frucht: apfel- bis leicht herzförmig, klein 4-5 (-6) kg |
'Ken's Red' | Anfang-Mitte Oktober | noch junge Pflanzen, wenig Erfahrung. Bisher 1-2 kg, schwach | mittel, süß mit leichter Säure | mittelgroß, Schale variiert von grün-bräunlich-rotviolett (Sonnenfrüchte), Fruchtfleisch intensiv dunkel- bis stachelbeerrot. Relativ fest. |
'Red Beauty' | Anfang-Mitte Oktober | noch jüngere Pflanzen. Erträge schwankend, Spitze bis 14 kg | mittel bis gut | mittelgroß (je nach Behang 6,5-8 g), Schale grünlich bis braunrot bzw. leicht rötlich/pink, grünes Fruchtfleisch |
* bei Spaliererziehung mit engem Pflanzabstand 2,5 m
Von dem privaten Züchter Helga & Werner Merkel, Chemnitz haben wir eine größere Anzahl Sämlinge verschiedener Mini-Kiwi-Arten und Mini-Kiwi-Sorten ab 2003/2004 gepflanzt. Dabei sind über mehrere Ertragsjahre einige sehr positive Klone aufgefallen, die für den Erwerbsobstbau eine Verbesserung gegenüber den in Tabelle 1 aufgeführten Sorten darstellen. Sie sind inzwischen in die Vermehrung gekommen und seit 2014/2015 im Handel.
Neben Sorten für den Freizeitgartenbau (z. B. ‘Julia‘, die Mehrfach-Hybride 'Multi 1', ein ‘Issai‘-Sämling) sind spezielle Favoriten für den Erwerbsanbau in Tabelle 2 aufgeführt. Kreuzungen einer polnischen arguta-Herkunft (Eigenbezeichnung "Warszawa"-Sämlinge: W1, W10, W12, W14, zudem ein guter männlicher Klon) große bis sehr große längliche (gras)grüne Früchte, mittlere bis hohe Erträge, guter Geschmack, optische Ähnlichkeit mit 'Jumbo Verde' sowie verschiedene Sämlinge der Sorte 'Honigbeere' „Honig 1“ bis „Honig 4“. Diese sind jeweils sehr ertragreich (guter Behang zum Teil selbst im Frostjahr 2011), mittelgroß 7 bis 9 (10) g, ovale bis rundlich apfelförmige, grüne Früchte mit leicht bräunlicher Deckfarbe. Sie reifen Anfang Oktober, schmecken süß bis sehr süß. Auch der 'Ananaskaja'-Sämling 10 zeigt sich wiederholt positiv und der amerikanische Klon 74-49 bestach unter anderem durch seine frühe Reifezeit.
Sämling | Reifezeit ** | Ertrag/Pflanze/Jahr | Geschmack | Frucht |
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'Super Jumbo' ('Warszawa 1') | (Anfang) Mitte Oktober | positiv, 6-12 kg, im Frostjahr 2011 0,1 kg | gut-mittel, saftig, (sehr) süß, säuerliche Schale | 9-12 g, 40 mm lang, Durchschnitt 22 mm, mittelgrün, walzenförmig, sehr einheitlich, attraktiv, mittleres Aroma |
'W10' ('Warszawa 10') | Ende September bis Mitte Oktober | hoch, 12-13 kg, vorzeitig; Fruchtfall möglich | mittel-gut, Behangabhängig; eher süßlich | 6-10 g, Behangstärke beeinflusst Fruchtgröße und Aromafülle, diese meist gut; mittlere Optik; Frucht: apfel- bis haselnussförmig, grün, jedoch meist berostet |
'W12' ('Warszawa 12') | Ende September-Anfang Oktober | mittel, um 7-9 kg | gut bis mittel, süß, mit Säure | 7-9 g, länglich bis hochoval, grün, mit leicht rotbrauner Backe, Aroma schwach bis mittel |
'Molli' ('Warszawa 14') | Anfang-Mitte Oktober | regelmäßig, gut, bis 12 kg | gut, süß mit feinem Aroma, bei starkem Behang schwächer | 9-10 g, grasgrün, apfel- bis leicht herzförmig bzw. hochoval; Optik ansprechend; Aroma mittel |
'Ananasnaja'-Sämling 10 | Mitte Oktober | mittel bis hoch, 4-10 kg | gut | um 7-10 g, länglich, hellgrün, einheitlich, attraktiv, Aroma mittel. Insgesamt ähnlich wie 'Jumbo Verde', etwas kürzer |
'Honig 1' | Anfang-Mitte Oktober, kompakt | hoch, bis 12 kg, auch im Frostjahr 8,4 kg | gut-sehr gut, süß mit dezenter Säure und stärker ausgeprägtem Aroma | 7-8 g, ansprechend, grün und rötlich-braune Backe, Früchte etwas uneinheitlich, mittlere Optik |
'Fresh Jumbo' ('Honig 2') | Anfang/Mitte (Ende) Oktober | sehr hoch, Spitze 14 kg, im Frostjahr 8 kg | gut, süß, aromatisch, mit leichter Säure | 7-8 g, 23-28 mm lang, bis 26 mm Durchschnitt, gut, haselnussgroß, rundlich-breit, apfelförmig, grün und bräunlich-beige Backe, leicht berostet, mittlere Optik |
'Honig 3' | (Ende September) Anfang-Mitte Oktober | hoch-sehr hoch, 8-16,5 kg, im Frostjahr 0,1 kg | gut, süßlich, ausgeprägtes Aroma | 9-11 g, vergleichsweise größere Früchte als andere "Honig"-klone, breit, apfel- bis herzförmig, grünlich, mittlere Optik |
'Honig 4' | Anfang-Mitte Oktober, kompakt | hoch, 9-10 kg, im Frostjahr 0,1 kg | gut, ausgewogen süß, mit Säure, feines Aroma | 8 g, mittlere Optik, breit, grünlich. Insgesamt sind die vier "Honig"-klone recht ähnlich |
'Issai'-Sämling (Mutter: 'Issai' aus Japan) | Mitte-(Ende Oktober) | hoch, bis 8 kg, Ernte als Rispe möglich | gut, süß-säuerlich, spürbares Aroma eher "eigenartiger" Geschmack | 4-5 g, 2,4 cm lang, Durchschnitt knapp 2 cm, gras-dunkelgrün, walzenförmig, mittlere Optik |
'Cinderella' ('Multi 1') | Mitte-Ende Oktober | regelmäßig, hoch-sehr hoch, Spitze 18[ kg, Frostjahr 2011 3 kg | gut-mittel, süß-säuerlich mit feinem Aroma | 4-5,5 g, grasgrün, unterschiedliche Größe und Form, apfelförmig-zylindrisch, kantig, leicht gerippt, Minimal berostet |
'Klon74-49' | Ende September-Anfang Oktober | mittel, 5-6 kg, Spitze 9 kg, Frostjahr 1 kg | süß, gut mit deutlichem Aroma | 7-9 g, apfelförmig, fahlgrün, daher eher mittlere Optik |
** Pflücke zur Genussreife, für Einlagerung etwas zehn Tage früher.
Die als "Sachsenkiwi" bezeichnete Sorte 'Julia' ist eine Kreuzung von 'Issai' x Actinidia kolomikta. Sie ist insgesamt vor allem geschmacklich besser als 'Issai' mit jedoch für den Erwerbsanbau nach wie vor zu kleinen Früchten.
Um die Kiwibeeren in Deutschland auch im Erwerbsanbau bekannt zu machen und dabei spezifische regionale Erfahrungen zu sammeln, wurde 2014/2015 ein Gemeinschaftsversuch an elf deutschen Versuchsstationen, acht Praxisbetrieben und drei Sichtungsstandorten angelegt. Die Sorten 'Fresh Jumbo', 'Super Jumbo', 'Molli' und 'Mayer 74-49' werden dabei mit 'Maki' verglichen und überwiegend als Spalier erzogen. Als Befruchter wurde ein „Männerpaar“ aus 'Blütenwolke' und männliche 'Honigbeere' gewählt. Erstlingsfrüchte waren bereits in 2016 zu verzeichnen. Dieser Versuch gewinnt sicherlich an Bedeutung, da Kiwibeeren nun auch im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) vermarktet werden - leider (noch) aus Importware.
Erträge bei Spaliererziehung
3 x 2,5 m = 1.200 Pflanzen/0,9 Hektar davon 1.020 weiblich = 6:1
4. Standjahr: 0,5 bis 1,5 kg/Pflanze
6. Standjahr: Vollertrag; je nach Sorte 8 bis 12 (bis 15) kg/Pflanze
Bei 1.000 bzw.1.200 Pflanzen/0,9 Hektar und einem Verhältnis männliche: weiblichen Pflanzen von 1:6 bis 1:8 stehen 850 bis 890 bzw. 1.020 bis 1.065 weibliche Kiwistöcke. Somit sind pro Hektar 8 bis 12 Tonnen, in einzelnen Jahren auch 15 Tonnen möglich. Die Pflückleistung liegt bei etwa 8 kg je Arbeitskraftstunden (Akh).
Im Direktabsatz pro 125 g-Schälchen oder -Blister um 1,50 Euro (und mehr), in 250 g-Einheiten um 2,50 (bis 3) Euro. Damit sind pro kg ca. 10 bis 12 Euro realistisch; im indirekten Absatz hingegen 4,50/5 bis 6 Euro/kg. Lidl vermarktete 2016 zu 1,49 (Sonderangebot) bis 1,89 Euro/125 g-Blister.
Je nach Absatzart können im Vollertrag folglich pro Hektar Marktleistungen von 45.000 bis 60.000 Euro (indirekt) bis hin zu 120.000 Euro im Direktabsatz erzielt werden. Das Image der großfruchtigen Kiwis ist allgemein positiv. Da die Kiwibeeren geschmacklich besser eingestuft werden und als regionales Produkt angebaut werden können, das sich auch optisch erkennbar von den behaarten großfruchtigen Kiwis abhebt, zudem auch biologisch kultivierbar sind, stehen die Absatzchancen der Mini-Kiwis günstig.
Ernte
Die Früchte bleiben lange fest und hart. Fruchtreife und Deckfarbe erscheinen relativ spät. Die Ernte zur sofortigen Genussreife setzt ein, wenn die Früchte weicher (und damit geschmackvoller) werden. Dies wird beschleunigt, wenn kältere Nachttemperaturen im Oktober einwirken. Phänologisches Reife-Merkmal: Spätestens wenn das Laub umfärbt, bzw. zum Abfallen beginnt. Meist zeigt sich, dass Schattenfrüchte (Mikroklima!) trotz schlechter Ausfärbung sogar eher reif sind.
Die spät (Mitte/Ende Oktober) reifenden Sorten sollten auf jeden Fall vor dem Einwirken von Nachtfrösten (unter minus 2 °C) gepflückt und anschließend nachgelagert werden. Es besteht die Gefahr von Frostschäden eine glasige, weiche Frucht, die dann leicht vergoren schmecken. Sie können nicht mehr als Tafelfrüchte vermarktet, sondern nur der Verarbeitung zugeführt werden. Eine Ausnahme bilden (sehr) früh reifende Sorten wie z. B. 'Red Jumbo' und 'Kiwai Rouge', die beim Ausfärben der Deckfarbe weich und damit pflückreif werden.
Inzwischen wird in der Praxis zu einem anderen Termin geerntet. Da Kiwibeeren nachreifen, werden sie bereits hartreif bei Brix-Werten von 7 bis 9° oft als ganze „Traube“ direkt in Steigen geschnitten. Je nach Lagertemperatur bzw. Lageratmosphäre reifen die Kiwifrüchte innerhalb zwei Wochen („Kühlschranktemperatur“) bis fünf Wochen (1 °C) nach. Je nach Sorte steigen die Werte auf 12 bis 15° Brix. Nun werden sie konfektioniert, verpackt und vermarktet.
Auch eine Mischform der Pflücke wird praktiziert. Bei beginnender Reife werden die weicheren Kiwibeeren direkt in Schalen zum sofortigen Verkauf gepflückt. Der Großteil an knapp reifer Ware gelangt im selben Pflückgang als Einzelfrucht oder ganze Traube in Kisten/Steigen. Diese werden gelagert und je nach Nachreife in den Verkauf gebracht.
Vor allem bei weicheren und gut reifen Sorten kann der Fruchtstiel beim Pflücken ausreißen und die Frucht verletzen. Dies muss für handelsfähige Tafelware und deren Haltbarkeit vermieden werden; ist für die sofortige Verarbeitung hingegen möglich. Somit muss die Ernte mit Stiel erfolgen, als Einzelpflücke (gegebenenfalls mit der Rebschere) direkt in die Gebinde (Blister, Schälchen - in flachen Steigen) für Sofortabsatz. Hier kann mit einer Pflückleistung um 7 bis 8 kg/Akh gerechnet werden (abhängig von Behang und Fruchtgröße).
Die Spaliererziehung mit einer "greifbaren" Ertragszone von 0,6 bis zu 2 m/2,20 m ist hier ergonomisch im Vorteil gegenüber einer Pergola-Erziehung, wo der Großteil der Kiwis nur in einer Zone von 2 bis 2,20 m Höhe hängt. Bei 12 Tonnen Ertrag sind ab Ende September 1.500 bis 1.750 Akh einzuplanen. Dies müssen Kernobstbetriebe besonders berücksichtigen. Alternativ können die Kiwis als ganze Traube ähnlich den Rispentomaten geschnitten werden. Dies erhöht die Pflückleistung, benötigt allerdings weiteren Zeitaufwand für die Warenaufbereitung/ Konfektionierung in entsprechende Schälchen. Die "Rispen"-Ernte ist auch für eine Lagerung günstig.
(Quelle: Dr. Tomasz Krupa, Universität Warschau)
Bei 1 °C können die Früchte ca. vier bis fünf Wochen gelagert werden. Feste Früchte (z. B. 50 N/cm2 und 7 bis 8° Brix) können nach drei bis vier Wochen ihre Genussreife (z. B. 3,5 bis 4 N/cm2 und 12 bis 13° Brix) erreichen. Durch verschiedene Erntetermine (z. B. 40 bis 45 N/cm2 und 9 bis 10° Brix) und/oder höhere Lagertemperaturen wird eine Verfrühung erzielt. Controlled Atmosphere (CA) oder Ultra Low Oxygen (ULO)-Atmosphäre verlängert die Lagerdauer durch eine verlangsamte Fruchtnachreife auf etwa acht Wochen. Gezielte Lagerversuche wurden in Polen, Belgien und Frankreich angelegt, inklusive dem Einsatz von 1-MCP („SmartFresh®“), was Lagerfähigkeit und Shelf-life deutlich erhöht.
Lagerung
Kiwibeeren oder Mini-Kiwi sind trotz einiger Probleme immer noch eine robuste Pflanze, die in Deutschland bisher noch überwiegend krankheits- und schädlingsfrei ist. Seit einigen Jahren gibt es bei Kiwibeeren aber auch Schäden durch Kirschessigfliegen. Mittlerweile gilt sie als hoch anfällige Frucht, ähnlich wie Himbeeren oder Brombeeren. Durch Erfahrungen und Versuche aus anderen europäischen Instituten konnten den Kiwibeeren gute Lagereigenschaften nachgewiesen werden. Bei einer Ernte mit 6,5 bis 7° Brix können die kleinen Kiwis bei einer Temperatur von 0 °C bis zu zwölf Wochen gelagert werden. Auch auf den Versuchsflächen der LWG werden seit 2017 die Früchte unreif bei einem Brix-Wert von 7 bis 9° geerntet und im Kühllager nachgereift. Je nach Temperatur und Sorte kann der Zuckergehalt innerhalb von zwei Wochen auf 14 bis 16° Brix steigen und die Früchte sind genießbar. Kiwibeeren reagieren sehr sensibel auf Ethylen und sollten deshalb nicht mit Äpfeln in einem Raum zusammen gelagert werden. Der frühe Erntetermin hat den Vorteil, dass die Beeren noch hart sind und somit keine Eiablage von Drosophila suzukii stattfindet. Alle Früchte einer Sorte werden an nur einem Termin geerntet. Dazu werden komplette Äste abgeschnitten und die Früchte später von den Trieben getrennt und eingelagert. Somit ist auch der Arbeitsaufwand zur Ernte gesunken. Der Reifeverlauf im Lager erfolgt einheitlicher als am Strauch im Freiland.
Spätfrostempfindlichkeit
Als problematisch hat sich in den letzten Jahren der Spätfrost erwiesen. Am Standort Versuchsbetrieb Thüngersheim wurden die Ernten 2011, 2016 und 2017 dezimiert. Dabei gibt es aber auch wie bei anderen Obstarten große Sortenunterschiede. Die Vielzahl der Sorten hatte in den Jahren kaum oder keinen Ertrag. Einige andere sind dagegen deutlich robuster, so z. B. 'Fresh Jumbo', 'Molli', 'Super Jumbo' und 'Honig 1'. 'Fresh Jumbo' hatte 2017 trotz einer Feuchttemperatur von minus 4,5 °C am 20.04.2018 nahezu Vollertrag erreicht. Bei bekannten Sorten wie 'Weiki' oder 'Geneva' waren dagegen alle Neutriebe und somit auch die Blütenknospen für 2017 abgestorben.
Trockenheitsempfindlichkeit
Im Jahr 2018 hat die Trockenheit und extreme Hitze bei einigen Sorten zu erheblichen Problemen geführt. 'Kiwai Rouge', 'Julia', 'Rosana' und 'Red Berry' haben sich trotz Tröpfchenbewässerung als extrem anfällig erwiesen. Deutlich weniger bis überhaupt keine Probleme hatten 'Super Jumbo', 'Rote Verona', 'Honig 1' und 'Molli'. In Kiwibeeren ist eine Zusatzbewässerung daher zwingend notwendig.
Sortenempfehlung
Als robuste und ertragreiche Sorten haben sich im Versuchsbetrieb Thüngersheim vor allem 'Fresh Jumbo', 'Super Jumbo' und 'Molli' erwiesen. Momentan sind diese und drei weitere Sorten im Rahmen eines Bundesversuches an einigen Versuchseinrichtungen und bei Betrieben in Deutschland aufgepflanzt.
'Fresh Jumbo'
- Typ 'Honig 2' aus Sämlingspopulation
- Massenträger (bis 18 kg/Pflanze)
- Früher Ertragsbeginn
- Frostrobust
- 6 bis 8 g/Frucht
- Bräunliche Backe auf dunklem grün
- Gut, süß mit erfrischender Säure
- Eichelform
- Teilweise Ausdünnung notwendig
- Mittlere Anfälligkeit für Trockenheit
'Super Jumbo'
- Typ aus Sämlingspopulation russischer Sorte
- Mittlerer bis hoher Ertrag
- Frostrobust
- 10 bis 15 g/Frucht
- Freundliches hellgrün
- Saftig, süß mit säuerliche Schale
- Längliche Frucht
- Robust für Trockenheit
'Molli'
- Typ aus Sämlingspopulation ('Warszawa 14') einer russischen Sorte
- Mittlerer bis hoher Ertrag
- Frostrobust
- 8 bis 10 g/Frucht
- Grasgrün
- Guter Geschmack
- Runde, einheitliche Form
- Robust für Trockenheit
In den kommenden Jahren werden sicherlich noch weitere interessante Sorten zur Verfügung stehen. Ziel ist es dabei robuste Pflanzen und Beeren mit hohem Ertrag, einem durchschnittlichen Fruchtgewicht von ca. 8 g und im Idealfall einer deutlich rot gefärbten Backe aus der Sortenvielfalt herauszufiltern. Als männliche Befruchter haben sich 'Nostino' und 'Blütenwolke' etabliert.
Für die meisten Verbraucher sind Kiwibeeren immer noch neu. Dazu braucht es beim Verkauf Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit. Dies bietet aber auch Chancen für ein Alleinstellungsmerkmal in der Direkt- oder Selbstvermarktung. Deutsche Genossenschaften befassen sich bisher nicht mit dem Thema Kiwibeeren.
Verwendung
Mini-Kiwis werden primär für den Frischverzehr (pur oder in Obstsalaten) verwendet. Dabei kommen ihnen zwei entscheidende Vorteile zu Gute. Der Rohverzehr erhält die sehr günstigen, hohen, wertgebenden Inhaltsstoffe der „Superfrüchte“ und sie müssen nicht geschält oder ausgelöffelt werden (Snackfrüchte, "easy to eat").
Für die Verarbeitung gelten dieselben Möglichkeiten wie die der "großfruchtigen" Kiwis. Fruchtaufstriche, grüne Grütze, Smoothies (jeweils pur oder in Mischungen, z. B. mit Stachelbeere), Likör, Fruchtwein, Kuchenbelag. Bezüglich Edelbrand gilt, dass Mini-Kiwis in Verschlussbrennereien zu Schnaps veredelt werden dürfen als "exotische" Frucht hingegen nicht in Abfindungsbrennereien.
Gut reife, weiche Ware sollte beim Verbraucher im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Fazit zu den Kiwibeeren
- Im Gegensatz zu den großfruchtigen Importkiwis ein besonderes regionales Produkt ohne lange Transportwege, das sich auch äußerlich von den „großen Kiwis“ abhebt.
- Geschmackvoll (mild-fruchtig, aromatisch, nicht „pelzig“) mit sehr hohem Gesundheitswert
- Bezeichnung Kiwibeeren notwendig (Beeren assoziiert einen Snack ohne Schälen “easy to eat“!)
- Hohes Risiko durch zunehmende Spätfröste.
- Zusatzbewässerung notwendig
- Am Versuchsstandort Thüngersheim bisher kein Pflanzenschutz notwendig.
- Sinnvoll: Kooperativen mit Vermarktungskonzept
- Erträge erst ab 3., Vollertrag im 5. bis 6. Standjahr
- Arbeitszeitbedarf zur Ernte etwa 1.500 bis 1.750 Arbeitskraftstunden (Akh) von Ende August bis Ende September.
- Weitere 200 bis 250 Akh/Jahr (Schnitt, Bindearbeiten, Mulchen, Düngen etc.)
- Ertrag je Pflanze im Vollertrag etwa bei 10 kg
- Ernte bei 7 bis 8° Brix und Nachlagerung im Kühllager
- Empfohlene Lagertemperatur 0 bis 2 °C Langzeitlagerung, 5 bis 7 °C Lagerung für schnellere Nachreife
- CA-Lagerung bei 2 % O2 und 5 % CO2
- Keine Lagerung mit Äpfeln oder anderen ethylenausscheidenden Früchten
- Keine einfache Vermarktung