Fraxinus - Eschen
Komplex Eschensterben: Alternativen zu Fraxinus excelsior
Die Esche hat mit 3 % bis 5 % Anteil an den verwendeten Bäumen einen nicht unerheblichen Stellenwert. An Standorten ohne Chalara stehen stattliche Bäume, die sich in den Hitzesommern 2015 und in der Folge 2016 robust gezeigt haben. Mittlerweile ist jedoch das Eschentriebsterben an Fraxinus excelsior Realität und kann in ganz Europa mit regionalen Unterschieden beobachtet werden. Fakt ist, es gibt immer wieder Bäume die weniger oder nicht befallen sind, vielleicht kommt es auch zu einer natürlichen Selektion resistenter Genotypen. Derzeit ist die Nachfrage nach der Esche in den Baumschulen eingebrochen und es werden nur noch wenig heimische Eschen für zukünftige Jahrgänge aufgepflanzt.
In dem gemeinsamen Baumschulversuch zum 3xv-Alleebaum haben sich sowohl Fraxinus americana 'Autumn Purple' als auch Fraxinus pennsylvanica 'Summit' als Alternativen mit einheitlichem Kronenaufbau positiv gezeigt. In beiden Fällen handelt es sich um männliche Sorten, die nicht fruchten und somit kein invasives Potential aufweisen.
Fraxinus americana, die Weißesche, zeigte an allen Standorten eine früh einsetzende Herbstfärbung in purpurner Grundfarbe, das Laub fällt rasch vor allem nach einer Frostnacht komplett ab. Bei insgesamt starkem Wuchs und einem guten Kronenaufbau hat sie sowohl nach amerikanischen Angaben als auch in den Aufpflanzungen des Versuchs- und Beratungsringes Schleswig-Holstein bisher kein Chalara gezeigt.
Gleiches gilt für Fraxinus pennsylvanica, die Rotesche, die am Naturstandort in Amerika als Gehölz mit Pioniercharakter eingestuft wird. In der Kultur in der Baumschule ist bei der Hauptsorte 'Summit' darauf zu achten, dass der Leittrieb gestärkt wird und die Seitenäste untergeordnet bleiben. Diese Wuchseigenschaft konnte auch an den Bäumen im Projekt "Stadtgrün 2021" beobachtet werden und wurde durch Schnitt problemlos korrigiert. Die Herbstfärbung ist bei 'Summit' Gelb bei frühem Laubfall. Manchmal werden rötlich-braune Flecken an der Rinde gebildet. Diese sind aber keine Vorzeichen des Eschensterbens, sondern eine vorgezogene Borkenbildung.
Fraxinus ornus, die Mannaesche als eher mittelgroßer Baum, hat sich als gesund und im Projekt "Stadtgrün 2021" auch als frosthart erwiesen. Viele Altpflanzungen im kontinental geprägten Ungarn bestätigen dies. Sie bevorzugt tendenziell Kalk und meidet zu nasse Böden. Bisher konnte kein Eschentriebsterben festgestellt werden. Die weiße Blüte im Mai kann bei Sämlingsbäumen allerdings manchmal einen sehr starken Fruchtbehang nach sich ziehen kann, so dass der Jahreszuwachs beeinträchtigt ist. Eine Herbstfärbung mit Purpurtönen konnte auch bei den Sorten beobachtet werden.
Vitalität und Baumschulbewertung bei südeuropäischen Eschen an der LWG VeitshöchheimAnzahl | Gattung | Art/Sorte | Stammumfang (cm) | Vital-Note | Baumschul-Note |
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4 | Fraxinus | angustifolia 'Raywood' | 20/25 | 1,9 | 3,3 |
1 | Fraxinus | angustifolia 'Raywood' | 40/45 | 1,7 | 3,7 |
2 | Fraxinus | ornus | 25/30 | 3,5 | 2,8 |
2 | Fraxinus | ornus | 25/30 | 2,8 | 2,4 |
1 | Fraxinus | ornus 'Louisa Lady' | 16/18 | 3,3 | 3,5 |
4 | Fraxinus | ornus 'Mecsek' | 20/25 | 1,9 | 1,1 |
Im Außenversuch in den verschiedenen Baumschulen wurden zwei im Wuchs schlank aufrechte Sorten geprüft. 'Louisa Lady' mit dunklerem Laub und 'Typ Lappen' zeigte schon als 3xv-Hochstamm erste Blüten. Beide Selektionen haben den schlanken Kronenaufbau bewiesen, ihr Zuwachs ist mit der reinen Art vergleichbar. Da insgesamt kein großer Unterschied zwischen den Sorten festzustellen war, können beide als kompakte Blumeneschen empfohlen werden.
Zunehmend wird in der Baumschulproduktion mit 'Mecsek' eine insgesamt hervorragende Kugelform der Mannaesche angeboten. Diese aus einer Gebirgsregion in Ungarn stammende Pflanze hat sich gerade unter dem Aspekt Hitze und Trockenheit bisher sehr gut bewährt. In der Anzucht wird sie entweder auf Fraxinus excelsior, besser aber auf Fraxinus ornus als Stammbildner veredelt.
Kontroverse Aussagen werden derzeit zu Fraxinus angustifolia 'Raywood' getroffen. Diese in Südosteuropa beheimatete Art zeigt in feuchten Regionen Chalara. Im heißtrockenen Unterfranken stehen jedoch gesunde Bäume direkt neben kranken heimischen Eschen. Als hitzeverträgliche Baumart sollte sie deshalb nicht kategorisch außer Acht gelassen werden. Gründe: die purpurrote Herbstfärbung, das feine Blatt und ein mittelstarker Wuchs. Auf fetten Böden neigt sie zu Windbruch, in sehr kalten Regionen sind Frostschäden möglich.