Tilia tomentosa - Silberlinde
Tilia tomentosa eine Linde für die Zukunft?
Die Silberlinde ist -durch ihre Herkunft aus dem Balkan und die positiven Erfahrungen als Straßenbaum in den südlichen Ländern Europas- derzeit als Ersatz für unsere heimischen Linden-Arten im Gespräch. Sie kommt auch auf armen Standorten gut zu Recht. Das Blatt ist unterseits silbrig behaart, filtert deswegen gut Feinstaub und färbt im Herbst leuchtend Gelb. Die Bäume sind bis jetzt vergleichsweise gesund und konnten im Projekt Stadtgrün 2021 durchaus positiv bewertet werden. Die jahreszeitlich späten Blüten sind im Gegensatz zu früheren Meldungen nach Aussagen der Bienenfachleute an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim für Bienen und Hummeln eine sehr gut geeignete Nahrungsquelle. Allerdings scheint der Duft für Insekten auch dann noch anlockend zu wirken, wenn bereits kein Nektar mehr in den Blüten zu finden ist. Ein Teil der Insekten verhungern an den Bäumen – zumal es zu dieser Jahreszeit wenig Trachtangebote gibt.
Silberlinden neigen in der Anzucht in der Baumschule zu steilen Konkurrenzästen mit Einwachsungen und müssen in der Krone immer wieder überwacht werden, sonst ist Windbruch möglich. Die Sorten sind wegen des einheitlicheren Wuchses der reinen Art vorzuziehen. Die Vermehrung der Sorten erfolgt über Veredelung auf Tilia platyphyllos, in Ungarn meist auf Tilia tomentosa. Der Stamm ist nach bisherigen Erfahrungen bei Hitze nicht so platzgefährdet wie das bei anderen Linden der Fall sein kann, allerdings wird die Frosthärte einzelner Sorten unterschiedlich bewertet. Deswegen auch der Test von verschiedenen Sorten in der Baumschule an unterschiedlichen Standorten.
Im Außenversuch waren bei 'Doornik' und 'Szeleste' in den 3 Jahren keine nennenswerten Frostschäden aufgetreten, die letzten Winter sind aber auch als relativ mild einzustufen. 'Brabant', die Hauptsorte bei den Silberlinden, ist allerdings in Hof 2011 nach kräftigen Frösten stark zurückgefroren, hat aber danach gut regeneriert. 'Szeleste' ist im kontinental geprägten Klima Ungarns dort gut frosthart. In der Anzucht hat sie sich als etwas schlanker im Vergleich zur 'Brabant' gezeigt. 'Doornik' ist ebenfalls etwas wuchsschwächer im Vergleich zu 'Brabant'. Das Dickenwachstum war bei allen drei Sorten sehr gut.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Silberlinden nach unseren Erfahrungen bezüglich Hitze, Trockenheit und dem Befall mit Läusen tendenziell besser als die zurzeit vorwiegend verwendeten eher heimischen Linden einzuordnen sind. Sie sind wüchsig und vital, stellen aber in der Baumschule auch bei den Sorten bezüglich Schnitt und Aufbau einer guten Krone die etwas arbeitsintensivere Lindenart dar.