Informationen und Handlungsempfehlungen
Folieneinsatz im Gemüse- und Obstbau sowie sonstigen gärtnerischen Kulturen
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Der zugehörige Flyer wurde überarbeitet und steht in der gültigen Fassung wieder zur Verfügung:
Gemüse und Obst aus der Region
Heimisch erzeugte Lebensmittel erfreuen sich in Deutschland einer zunehmenden Beliebtheit bei den Verbrauchern. Demgemäß steigt auch die Nachfrage nach heimischen Obst und Gemüse in Bayern.
Regional erzeugte Nahrungsmittel werden nur über kurze Strecken transportiert und kommen somit erntefrisch beim Verbraucher an. Überdies schont ein kurzer Transport die Umwelt, da weniger Kraftstoff verbraucht wird.
Daneben spielen soziale Aspekte beim Kauf von Lebensmitteln aus der Region eine Rolle. Der Einkauf regional erzeugter Waren stärkt die traditionell ansässigen Betriebe. Diese Betriebe werden dadurch in ihrer Existenz gesichert und können langfristig Arbeitsplätze bieten.
Die Nachfrage nach Spargel, Erdbeeren, Einlegegurken und Kürbissen kann inzwischen zu großen Teilen aus bayerischer Produktion gedeckt werden.
Beim Anbau dieser vier Kulturen sowie bei Salaten gehört dabei der Einsatz von Folien heute zum Stand der Technik. Sowohl konventionelle als auch biologisch wirtschaftende Erzeuger setzen Folien ein, um qualitativ hochwertige Ware über einen langen Zeitraum anbieten zu können.
Agrarfolien beim Anbau von Sonderkulturen
Der Folieneinsatz ist im Gemüsebau und teilweise bei der Erzeugung von Obst üblich – das gilt sowohl für den konventionellen als auch für den biologischen Anbau. Unterschiedliche Folien dienen dabei unterschiedlichen Zwecken, wie nachfolgend zu sehen ist.
Mulchen
Schwarze Mulchfolien liegen direkt auf dem Boden. Hierdurch wird Unkraut ohne Herbizide am Wachstum gehindert. Der Boden erwärmt sich unter der Folie schneller und die Struktur des Bodens wird vor Erosion durch Wind und Wasser geschützt. Überdies wird unter Mulchfolien die Feuchtigkeit im Boden am Verdunsten gehindert, so dass der Bewässerungsbedarf sinkt.
Daneben werden die Pflanzen durch Mulchfolien vom Bodenkontakt abgeschirmt, so dass es zu weniger Verderb und Verschmutzung kommt. Das Erntegut ist also qualitativ hochwertiger.
Verfrühen
Durchsichtige Folien (sog. Thermofolien oder Lochfolien) werden bis zum Abklingen der Spätfröste im Mai (bzw. bis zum Blühbeginn bei Erdbeeren) direkt auf den Pflanzenbestand gelegt. Thermofolien können überdies in mobilen Tunneln (Minitunnel, begehbare Folientunnel) zur Bedeckung eingesetzt werden. Die durchsichtigen Verfrühungsfolien sammeln wie ein Gewächshaus die Wärmestrahlung der Sonne im Pflanzenbestand und fördern somit –ganz ohne Heizen– das Pflanzenwachstum, so dass früher geerntet werden kann. Die Verfrühung ist bei vielen Gemüsearten und Erdbeeren üblich, da hiermit die Erntesaison über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden kann.
Verspäten
Weiße Folien auf dem Boden strahlen Sonnenwärme ab und verhindern somit z. B. die übermäßige Erhitzung von Dämmen. Durch Verringern der Temperatur kann das Wachstum gebremst werden und so die Erntezeit gestreckt oder die Ernte verspätet werden. Wie beim Verfrühen kann durch das Verspäten die Erntesaison über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden.
Schützen
Durchsichtige Lochfolien werden oft mit sog. Vliesen (hierbei handelt es sich nicht um Folien, sondern Gewebe) kombiniert und zum Schutz der Pflanzen vor Frösten im Frühling eingesetzt. Verfrühungsfolien über dem Bestand können Früchte vor Regen schützen und somit für mehr vermarktungsfähige, haltbarere Früchte hoher Qualität sorgen. Folien stellen zudem eine mechanische Barriere dar, die ähnlich wie Netze Schadinsekten und -milben von den Pflanzen abhalten. Der Schutz durch Folien sorgt also für Erntesicherheit und höhere Qualität.
In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird nur ein sehr geringer Anteil an Kunststoffen verbraucht. Den größten Anteil des Kunststoff-Abfallaufkommens machen Verpackungen –die jeder von uns tagtäglich benutzt– aus.
PE-Folie und biologisch abbaubare Folie
Agrarfolien werden je nach Einsatzbereich in unterschiedlicher Beschaffenheit (z. B. Farbe, Dicke, Rohstoffe, Abbauverhalten) angeboten. Grundsätzlich können je nach Rohstoff zwei Folientypen unterschieden werden.
Der Großteil der in Landwirtschaft und Gartenbau genutzten Folien besteht aus PE (Polyethylen), das aus Erdöl hergestellt wird. PE aus Agrarfolien kann durch Recycling wieder zu neuen Produkten werden, z. B. zu Tropfschläuchen oder zu Müllbeuteln.
Grundsätzlich wäre es möglich PE aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen, jedoch ist dies aktuell zu teuer. Hinsichtlich Haltbarkeit (z. B. Taschen- und Tunnelfolien werden rd. 10 Jahre genutzt), Reißfestigkeit und Preis stellen PE-Folien heute den Standard dar. PE-Folien im Agrarbereich können durchsichtig, weiß oder schwarz sein und somit unterschiedliche Funktionen erfüllen.
Als Ausgangsbasis für biologisch abbaubare Folien dienen häufig nachwachsende Rohstoffe wie Stärke (z. B. aus Mais), Milchsäure (PLA = Polylactide) oder Cellulose aus Holz. Auch erdölbasierte Bestandteile können biologisch abbaubaren Folien zugesetzt sein, um deren Eigenschaften zu optimieren. Voraussetzung ist, dass sich diese fossilen Komponenten abbauen. Rein erdölbasierte biologisch abbaubare Kunststoffe sind zu teuer in der Herstellung, so dass biologisch abbaubare Kunststoffe i.d.R. aus Mischungen nachwachsender und fossiler Rohstoffe hergestellt werden.
PLA-basierte Kunststoffe sind oft sehr langlebig und zersetzen sich nach einer Einarbeitung in Äckern oft nur langsam. Stärkebasierte Folien bauen sich schneller ab. Cellulose ist in der Regel zu teuer für die Agrarfolienherstellung.
Biologisch abbaubare Folien für den Anbau gibt es nahezu ausschließlich als schwarze Mulchfolien, die nach dem Räumen der Kultur ganz oder teilweise in den Boden eingearbeitet werden.
Weitere Informationen zu biologisch abbaubaren Kunststoffen finden Sie in nachfolgendem Interview mit Dr. Lioudmila Chatalova vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), Halle (Saale) in der Zeitschrift Forschungsfelder des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL):
Folieneinsatz bei Spargel, Erdbeeren und Co.
Beim Bleichspargelanbau werden üblicherweise schwarz-weiße Taschenfolien mit Thermofolien oder Lochfolien zur Verfrühung kombiniert. Die Spargelfolien werden nur ungefähr alle 10 Jahre erneuert und sorgen insbesondere für eine lange, heimische Erntesaison.
Beim Anbau von Erdbeeren werden auch Mulchfolien mit Folien zum Verfrühen und Schützen kombiniert. Durch den Schutz können über einen langen Zeitraum regional erzeugte Erdbeeren von höchster Qualität erzeugt werden.
In größerem Umfang werden in Bayern auch Mulchfolien beim Anbau von Kürbissen, Einlegegurken und Salaten eingesetzt, um rein mechanisch den Unkrautwuchs zu unterdrücken und die Feuchte im Boden zu halten oder den Boden zu wärmen.
Forschungs- und Entwicklungsbedarf bei biologisch abbaubaren Mulchfolien
Es gibt bereits biologisch abbaubare Folien, die teilweise im Anbau (z. B. bei Kürbis) eingesetzt werden. Diese Folien kommen ausschließlich zum Mulchen zum Einsatz, d. h. sie sind als Ersatz für schwarze PE-Folien geeignet. Üblicherweise werden die biologisch abbaubaren Folien nach dem Abernten des Pflanzenbestands in den Boden eingearbeitet, wo sie idealerweise durch Mikroorganismen rückstandslos abgebaut werden. Der Arbeitsschritt „Bergung“, der bei PE-Folien immer am Kulturende ansteht, entfällt also, da die biologisch abbaubare Folie einfach eingefräst oder untergepflügt wird.
Biologisch abbaubare Folien müssen sich in den Anwendungseigenschaften mit den standardmäßig eingesetzten PE-Mulchfolien messen. Sie müssen den Boden zuverlässig über die gesamte Kulturzeit bedecken und sollen sich nach dem Einarbeiten möglichst zügig und vollständig abbauen. Und genau dieser Zielkonflikt zwischen dauerhafter Folienhaltbarkeit und schnellem Folienabbau ist bislang nicht gelöst.
Viele Erzeuger klagten nach Anbauversuchen mit biologisch abbaubaren Folien in den 2000er Jahren über diesen ungelösten Konflikt. Entweder zersetzten sich die Folien zu schnell und erfüllten nicht mehr ihren Zweck oder sie waren so haltbar, dass sie sich auch Jahre nach der Einarbeitung in den Boden (besonders bei leichten, humusarmen Böden) nicht zersetzt hatten. Vielfach kommt es deshalb zu Vorwürfen von Anwohnern oder Verpächtern, dass der Erzeuger „PE-Folien illegal im Acker entsorgt“ oder „die PE-Folie nicht sauber entfernt“ habe. Diese Vorwürfe sind nicht verwunderlich, weil nicht-zersetzte biologisch abbaubare Mulchfolienschnipsel im Acker genauso aussehen wie PE-Folienschnipsel. Biologisch abbaubare Kunststoffe sind von normalem Plastik mit dem Auge nicht zu unterscheiden. Gerade biologisch wirtschaftende Betriebe sehen umherfliegende Kunststoffschnipsel auf dem Acker als unvereinbar mit ihrer Anbauweise an – unabhängig davon ob dieser Kunststoff biologisch abbaubar ist oder nicht. Einige Bio-Betriebe setzen deswegen zwar biologisch abbaubare Mulchfolien ein, aber bergen den Großteil der Folienreste durch Striegeln zur anschließenden Kompostierung (andernorts) und arbeiten nur die verbleibenden Reste in den Boden ein.
Die Hersteller biologisch abbaubarer Folien versuchen aktuell dem oben skizzierten Zielkonflikt zwischen Mulchfolienhaltbarkeit und -abbau vornehmlich durch Optimierung der Rohstoffzusammensetzung zu begegnen. Verschiedene biologisch abbaubare Komponenten mit unterschiedlichen Eigenschaften werden in Mischung erprobt, um unterschiedliche Anforderungen der Kulturen zu erfüllen. Begleitend spielt die Optimierung der Foliendicke eine Rolle.
Sprühbare Mulchfolien
Ein weiterer Ansatz der seit rund 10 Jahren verfolgt wird, ist der Ersatz von PE-Folien durch Aufsprühen von biologisch abbaubaren „Mulchfolien“ aus nachwachsenden Rohstoffen. Durch Sprühen von Flüssigkeiten (z. B. auf der Basis von Pflanzenölen oder -glyzerin) wird hier Mulchfolie direkt am Acker erzeugt. Der Sprühbelag härtet aus und wird in Folge wie eine gewöhnliche biologisch abbaubare Folie genutzt.
Aktuell bearbeitet das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) gemeinsam mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) ein Forschungsprojekt zu aufsprühbaren Mulchfolien im Obst- und Weinbau.
Weiterführende Informationen:
Alternatives Mulchverfahren auf Basis Nachwachsender Rohstoffe
Das Verfahren ist im Gemüsebau noch nicht erprobt.
Erhöhung der Recyclingquote
Es gibt bislang keine etablierten bioabbaubaren Alternativen für Taschenfolien im Spargelanbau oder für durchsichtige Tunnelabdeckungsfolien bzw. Thermo- und Lochfolien aus Polyethylen. Da diese Folientypen rund ein Jahrzehnt genutzt werden, ist die Notwendigkeit einen Ersatz zu finden weniger drängend. Zudem können die sauberen durchsichtigen PE-Folien direkt dem Recycling zugeführt werden.
Folien mit Erdkontakt (Mulchfolie, Taschenfolie) sind häufig so stark mit Erde verunreinigt (Verhältnis Erde zu Kunststoff 80:20), dass ein Recycling nicht problemlos durchführbar ist. Demzufolge werden benutzte Mulchfolien aktuell häufig thermisch verwertet.
Zur Verbesserung der Nachhaltigkeit ist es sinnvoll auch verschmutzte PE-Mulchfolien der Wiederverwertung zuzuführen. In Frankreich wurde 2016 im Rahmen des sog. RAFU-Projekts (Recyclage Agriculture Films Usagés = Wiederverwendung gebrauchter Agrarfolien) eine Maschine entwickelt, die Mulchfolien vom Acker birgt, wäscht und faltet. Diese Technik könnte in konzentrierten Anbaugebieten über den Maschinenring oder andere Dienstleister zum Einsatz kommen. Das Verfahren ist noch in der Erprobung.
Ordnungsgemäßer Folieneinsatz
Folgende Punkte werden am Folieneinsatz häufig kritisiert:
- Folien am Acker beeinträchtigen das Landschaftsbild
- Folienbedeckte Äcker stehen nicht mehr als Lebensraum zur Verfügung
- Folieneinsatz führt zu erhöhter Erosion und zu erhöhtem Oberflächenabfluss
siehe hierzu die gemeinsame Veröffentlichung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG):
Festzuhalten ist, dass Folien, die beim Anbau von Sonderkulturen Verwendung fanden, vorschriftsmäßig geborgen und entsorgt werden müssen. Ein Vergraben oder Verbrennen der Folie ist unzulässig. Gewerbliche Entsorger nehmen saubere Thermo- und Lochfolien sowie gereinigte Mulch- und Taschenfolien gegen Bezahlung nach Gewicht an. Vereinzelt nehmen auch öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger Folien zur Entsorgung entgegen. Für Silagestretchfolien sowie Flachsilo- und Unterziehfolien gibt es bereits das Rücknahmekonzept ERDE (Erntekunststoffe Recycling Deutschland). Gebrauchte Folien können beispielsweise zu Müllbeuteln recycelt werden.
Empfehlungen an Erzeuger, die Folien einsetzen
Wie oben aufgezeigt sind viele heimische Erzeuger darauf angewiesen PE-Folien zu nutzen, um die Verbraucher über eine lange Saison mit regionalem Obst- und Gemüse beliefern zu können.
Bislang gibt es noch keine praktikablen Lösungen für den vollumfänglichen Ersatz von PE-Folien im Gartenbau. Deswegen ist auch eine Erhöhung der Recyclingquote bei Mulchfolien, z. B. über das Recyclingsystem ERDE anzustreben.
Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, seine Anbaustruktur kritisch zu hinterfragen: „Ist eine Bedeckung der Ackerflächen bereits im November nötig?“ Manche Spargelschläge mit leichteren Böden erlauben eine spätere Bedeckung im Februar. Wenn möglich sollte die Frühjahrsbedeckung gegenüber der Winterbedeckung bevorzugt werden.
Laufwege begrünen und Blühstreifen einsäen
Die Laufwege in Dauerkulturen wie Spargel und Erdbeeren können nach der Ernte mit Begrünungsmischungen eingesät werden. Eine Begrünung des Vorgewendes oder begrünte Querstreifen sorgen ebenfalls für eine Aufwertung des Landschaftsbildes sowie einen verbesserten Schutz des Bodens.
© GMH / Ralf Große Dankbar
Einjährig gesäte Blühstreifen entwickeln sich erst im Laufe des Jahres. Mehrjährige Blühstreifen haben den Vorteil, dass sie beispielsweise folienbedeckte Spargelflächen schon im zeitigen Frühjahr optisch aufwerten. Bislang gibt es noch keine etablierten Mischungen für diesen Zweck.
Zur dauerhaften Schaffung von Lebensräumen entlang folienbedeckter Äcker könnten Hecken angelegt werden.
Gerade im Spargelanbau werden die aufgerollten Taschenfolien oft am Ackerrand gelagert. Wenn die Rollen gestapelt werden, sind sie von Weitem sichtbar, was als störend empfunden werden kann. Zudem werden die so gelagerten Folien durch das Sonnenlicht geschädigt und müssen früher ersetzt werden.
Deshalb ist es aus ästhetischen und wirtschaftlichen Gründen sinnvoll, die gelagerten Folien zu umhüllen. Bewährt hat sich hier vielerorts die Folienrollen ungestapelt nebeneinanderzulegen und mit grüner Folie abzudecken.
Erzeuger-Verbraucher-Dialog vertiefen
© AELF Kitzingen
Beispielsweise ermöglicht das Programm "Erlebnis Bauernhof" vielen Kindern von Grund- und Förderschulen in Bayern die Teilnahme an einem kostenfreien Lernprogramm auf einem Bauernhof. Das Programm will dazu beitragen, Wertschätzung für Lebensmittel aus heimischer Erzeugung und ein realistischeres Bild der nachhaltigen bäuerlichen Arbeit im Bewusstsein der Gesellschaft zu erzielen.
Weitere Informationen finden Sie hier:
In unseren Flyer finden Erzeuger in Kurzform Empfehlungen zum Folieneinsatz:
In unserem Leitfaden findet jeder Interessierte vertiefte Informationen zum Thema "Folieneinsatz".
Weitere Informationen und Beratung erhalten Landwirte und Gärtner beim regional zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit Abteilung Gartenbau: