Drosophila suzukii
Maßnahmen gegen die Kirschessigfliege
Vorbeugende, indirekte Maßnahmen erschweren der Kirschessigfliege die Besiedlung der Rebanlagen und können bereits vor einem möglichen Einflug der Tiere in den Bestand erfolgen. Sollte bei einer Eibonitur Befall festgestellt werden, können entsprechend Pflanzenschutz-Maßnahmen durchgeführt werden.
Drosophila suzukii bevorzugt vor allem rote, frühe Rebsorten wie Acolon, Regent, Cabernet Dorsa, Dornfelder, Trollinger und Portugieser. Daher sind gerade hier die vorbeugenden Maßnahmen besonders zu empfehlen.
Gefährdete Rebsorten in Franken
Das seit 2014 durchgeführte umfangreiche Monitoring hat bestätigt, dass in der Regel nur rot färbende Sorten von der Kirschessigfliege zur Eiablage aufgesucht werden. Besonders gerne angenommen werden:
Acolon, Regent, Cabernet Dorsa, Dornfelder, Portugieser, Frühburgunder und Blauer Silvaner.
Die roten Sorten Domina, Schwarzriesling und Spätburgunder sind weniger attraktiv für die Kirschessigfliege. Rein grünlich färbende Weißweinsorten sind nicht gefährdet.
Vorbeugende, indirekte Maßnahmen
Pflege der Rebanlage
Um Kirschessigfliegen erfolgreich abwehren zu können, muss die Pflege der Rebanlagen einige Anforderungen erfüllen:
- Lockere Traubenstruktur
- Gute Durchlüftung bietet kein angenehmes Mikroklima für die Kirschessigfliege
- Frühzeitige Entblätterung der Traubenzone
- Hohe Temperaturen sowie trockene, stark besonnte Standorte werden von der Kirschessigfliege als weniger attraktiv empfunden.
- Je gefährdeter eine Sorte ist, desto freier sollten die Trauben gestellt werden.
- Verletzungen der Trauben vermeiden.
- Keine Entblätterung in oder vor heißen Witterungsphasen wegen Sonnenbrandgefahr.
- Traubenverletzungen vermeiden
- Kirschessigfliegen werden auch durch Gärungsvorgänge angelockt. Sie legen ihre Eier nicht in das gärende Material, sind durch die Anlockung jedoch im Bestand und eine Gefahr für die gesunden Beeren.
- Alle Arbeiten in der Traubenzone (Traubenteilen, Ausdünnen, u.a.) kurz vor Reifebeginn beenden .
- Optimale Pflanzenschutz- und Pflegemaßnahmen gegen pilzliche (Oidium) und tierischen (Traubenwickler, Mäuse, Vögel, Wespen) Erreger sowie gegen Schädigungen der Beeren (z. B. Abdrücken).
- Auf den Boden geschnittene, zuckerhaltige Trauben aus der Rebanlage entfernen. Notwendige Ertragskorrekturen rechtzeitig vor Reifebeginn beenden.
- Luftfeuchte gering halten
- Kirschessigfliegen werden auch durch Gärungsvorgänge angelockt. Sie legen ihre Eier zwar nicht auf verrottendes Fruchtmaterial, werden jedoch durch den entstehenden Gärgeruch zusätzlich in die Anlage gelockt.
Beobachtung / Monitoring
Essigfallen
- Lichtdurchlässige Plastikbecher mit Deckel oder Plastikflaschen
- einseitig (zum einfacheren Umschütten der Fangglüssigkeit) und nur im oberen Bereich mit etwa zehn Löchern mit einem Durchmesser von zwei bis drei Millimetern versehen
- Dunkelrote Aufkleber können als zusätzlicher Anreiz aufgeklebt werden
- Apfelessig und Wasser im Verhältnis 1:1
- ein Schuss Rotwein zur Farbgebung
- ein Tropfen Spülmittel zur Reduzierung der Oberflächenspannung
- drei bis vier Zentimeter hoch in das Fanggefäß füllen
- Die Köderfalle im beschatteten Bereich der Traubenzone aufhängen
- Je nach Informationsbedarf nach einem Tag, spätestens einer Woche die Fangflüssigkeit wechseln
- Fangflüssigkeit über ein Sieb abgießen (Flüssigkeit auffangen!!)
- Fänge in ein Gefäß mit Wasser überführen
- mit einer Lupe nach Männchen (Flügelflecke) suchen
- oder
- Fangflüssigkeit über ein Sieb und darin liegendes weißes Tuch abschütten und Fänge auf dem Tuch auswerten
- Die Fangflüssigkeit niemals im Weinberg entsorgen, denn der Geruch lockt weitere Tiere an!!
Eibonitur
Für eine Eiablagebonitur entnimmt man aus dem Weinberg verteilt (Zufallsprobe!) 20 kleine Traubenteile. 50 Einzelbeeren daraus (wiederum eine Zufallsprobe) werden auf sichtbare Atemanhänge von Kirschessigfliegeneiern (s.o.) untersucht. Die Anzahl der befallenen Beeren in 50 untersuchten Beeren bietet ein vergleichbares Maß für den Befall der Weinbergs. Eine exakte Schadschwelle kann derzeit noch nicht angegeben werden.
Wichtig!!!
Der Fang in der Falle oder die Beobachtung der Tiere im Weinberg sagt noch nichts über die Notwendigkeit einer Bekämpfung aus!
Direkte Maßnahmen
Bekämpfung
Da in manchen Jahren auch Notfallzulassungen zur Bekämpfung der (Kirsch)Essigfliegen erteilt werden, beachten Sie auch bitte dazu die Informationen im "Weinbaufax"
Im Weinbaufax Franken finden Sie zu gegebener Zeit aktuelle Empfehlungen.
Wir empfehlen die erste Behandlung nach festgestellter Eiablage mit Spintor durchzuführen.
Die Anwendung ist zu wiederholen, wenn bei weiteren Kontrollen erneute Eiablage festgestellt wird und die Wirkdauer abgelaufen ist, frühestens jedoch nach sieben Tagen. Die Wirkdauer der Präparate beträgt etwa eine Woche. Die Regenbeständigkeit von Spintor ist nicht allzu hoch. Wir empfehlen die ersten Behandlungen mit Spintor vorzunehmen, um die Bienengefährdung (Anlockung bei Saftaustritt an Trauben) herabzusetzen. Zur Verbesserung der Wirksamkeit empfehlen wir die Behandlungen in den späten Abendstunden, bei dann hoher Aktivität der Kirschessigfliegen, vorzunehmen. Gleichzeitig fliegen zu diesem Zeitpunkt in der Regel keine Bienen mehr. Honigtau und beschädigte Beeren in den Weinbergen sind generell als Warnsignal zu werten, selbst wenn momentan kein Bienenflug beobachtet werden kann. Die Ausbringung von B1-Mitteln sollte in diesen Fällen unterbleiben.
Dringend weisen wir auf den Bienenschutz hin:
Nach der Bienenschutzverordnung vom 22. Juli 1992 (BGBl. I. S.1410) dürfen Pflanzenschutzmittel mit der Einstufung B1 (Bienengefährlich) weder an blühenden Pflanzen noch an von Bienen beflogenen nicht blühenden Pflanzen angewandt werden.
Mospilan SG (Insektizid): Aufwandmenge 0,375 kg/ha, max. 1 Anwendung, Wartezeit 14 Tage;
Wir empfehlen die ersten Behandlungen mit Spintor vorzunehmen und zum Schluss Mospilan einzusetzen, um die Bienengefährdung (Anlockung bei Saftaustritt an Trauben) herabzusetzen.
Dringend weisen wir auf den Bienenschutz hin:
Nach der Bienenschutzverordnung vom 22. Juli 1992 (BGBl. I S. 1410) darf das Mittel Mospilan in Mischung mit Fungiziden aus der Gruppe der Ergosterol-Biosynthese-Hemmer nicht auf blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen ausgebracht werden (NB6612)
Mechanische Maßnahmen
Eine weitere Möglichkeit ist das Einnetzen gefährdeter Anlagen. Die Maschengröße darf dabei maximal 0,8 x 0,8 mm betragen.
Biologische Maßnahmen
Parasiten, Krankheitserreger oder biotechnische Verfahren werden noch untersucht. Ein ausichtsreicher, vermehrbarer Antagonist wurde noch nicht gefunden