Drosophila suzukii
Begrünungsmanagement - eine Maßnahme gegen die Kirschessigfliege
Im Jahr 2014 wurde die Kirschessigfliege erstmals im bayrischen Weinbau deutlich sichtbar. Bereits in diesem und im folgenden Jahr zeigte die Witterung wie abhängig diese Fliege von den vorherrschenden Bedingungen ist. Nach dem starken Auftreten der Kirschessigfliege 2014 war der Befall 2015 in Obst- und Weinbau unerwartet gering. Die große Hitze und Trockenheit im Hochsommer 2015 sorgten vielerorts für fliegenfeindliche Bedingungen während der Vermehrungsphase auf Beeren- und Steinobst. Schäden konnten dennoch dort festgestellt werden, wo einige förderliche Faktoren zusammen kamen.
Die Kirschessigfliege benötigt hohe Luftfeuchtigkeit und mittlere bis warme Temperaturen, um sich optimal zu vermehren. Durch Temperaturen deutlich über 30°C werden die Tiere sogar nachhaltig geschädigt. Eine hohe Begrünung in der Rebzeile kann an sonnigen Tagen einen schattigen Unterschlupf bieten und die Luftfeuchtigkeit hoch halten, die Bedingungen also zugunsten der Fliege verändern.
Versuch
Um den Einfluss hoher Begrünung auf die Gefährdung durch Kirschessigfliegenbefall zu demonstrieren, wurde an der LWG Veitshöchheim ein Versuch in Cabernet Dorsa, einer der „Lieblingsrebsorten“ der Kirschessigfliege, durchgeführt. Dafür wurde Anfang Juli 2015 zwischen vier Rebzeilen der Versuchsfläche Gelbsenf eingesät. Als spätere Versuchskontrolle dienten Rebzeilen desselben Weinbergs mit kurzgehaltener Grasbegrünung. Die Kontrollproben wurden in ausreichendem Abstand zur Begrünungszone gezogen.
Mikroklima
Die kleinklimatischen Bedingungen in beiden Versuchszonen wurden mittels Klimaloggern in der Laubwand dokumentiert. Der Verlauf der Werte von Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit unterscheidet sich nicht grundlegend zwischen Kontroll- und Begrünungszone, aber in den Extremwerten um die Mittagzeit zeigen sich die interessanten Abweichungen: in der Kontrollzone steigen die Temperaturen höher und die Luftfeuchtigkeit sinkt stärker ab. In der Begrünungszone blieb es über den Tag hinweg etwas kühler (Differenz maximal 2,3°) und etwas feuchter (Differenz maximal 10,8%), dort waren die Bedingungen also tendenziell besser für die Kirschessigfliege geeignet als in der Kontrolle. Aber haben solch kleine Unterschiede im Mikroklima auch Auswirkungen auf das Verhalten der Tiere?
Zeitpunkt und Häufigkeit der Eiablage
Die Kirschessigfliege befällt Früchte ab dem Farbumschlag - je näher die Erntereife jedoch rückt, desto stärker ist meist der Befall. Dies gilt auch für Weinbeeren. Im Versuchsweinberg wurden die Cabernet-Dorsa-Trauben ab Mitte September, zweieinhalb Wochen vor Lesetermin, auf Eiablage durch die Kirschessigfliege bonitiert. Es wurde zum einen die Anzahl belegter Beeren aus einer Zufallsprobe von 50 Beeren und zum anderen die Gesamtanzahl abgelegter Eier in dieser 50-Beeren-Probe bestimmt. In den Begrünungsproben traten schon eine Woche früher als in der Kontrolle Eiablagen der Kirschessigfliege auf. Dieser Befall stieg dann bis zur Lese Anfang Oktober weiter an (bis 32% befallene Beeren mit durchschnittlich 2,5 Eiern pro Beere), während in der Kontrolle nur schwacher Befall (bis 11% befallene Beeren mit durchschnittlich 1,9 Eiern pro Beere) festgestellt werden konnte.
Begrünungsmanagement lohnt sich
Für die Eiablage sucht die Kirschessigfliege geeignete Bereiche einer Rebfläche auf und bevorzugt dabei schattige Deckung mit möglichst hoher Luftfeuchtigkeit. Eine hohe Begrünung in einem gefährdeten Weinberg kann so die Eiablage durch die Kirschessigfliege fördern. Es lohnt sich daher selbst in einem Jahr mit geringem Befallsdruck konsequentes Begrünungsmanagement durchzuführen. In den letzten Wochen vor der Lese, wenn die Attraktivität der Trauben immer weiter zunimmt, aufgrund der Wartezeiten aber keine Behandlung gegen die Kirschessigfliege mehr möglich ist, kann eine kurzgehaltene Begrünung dem Winzer helfen, Zeitpunkt und Ausmaß eines Befalls zu beeinflussen.