Rebschutz
Fränkisches.Rebschutz.Informations.System - F.R.I.S.

Ein Rebschutzberatungs-System der Zukunft – in Franken bereits seit langem etabliert

Informationssysteme spielen in der Landwirtschaft und im Gartenbau als Grundlage betrieblicher Entscheidungen eine immer größere Rolle. Sie informieren den Benutzer bzw. Kunden in zeitgemäßer Form aktuell, umfassend und möglichst individuell und unterstützen ihn so maßgeblich bei der Entscheidungsfindung bei Kulturmaßnahmen. Auch im Weinbau sind derartige Systeme wichtig.
Im fränkischen Weinbaugebiet wurde bereits 1996 das Fränkische.Rebschutz.Informations.System (F.R.I.S) aufgebaut. Es hat sich erfolgreich etabliert und ist mittlerweile aus der Rebschutzberatung in Franken nicht mehr weg zu denken. Bundesweit und auch im Ausland sucht das System in seiner umfassenden Datenerhebung, Datenverarbeitung sowie seinem Informationstransfer Vergleichbares. Die ständige Fortentwicklung gewährleistet seine Dynamik und Aktualität.

Das „Herzstück“ des F.R.I.S. bilden Monitoringflächen. Sie stellen die hohe Qualität der Informationen und damit der Beratungsaussagen sicher. In den unbehandelten Kontrollflächen werden durch exakte Bonituren im wöchentlichen Rhythmus Schaderreger bereits in einem sehr frühen Stadium diagnostiziert. Dies ermöglicht eine frühzeitige Warnung der Winzerschaft. Zusammen mit den Modellaussagen aus VitiMeteo lässt sich die Schaderregerentwicklung sehr gut prognostizieren und durch weitere Beobachtung in den Monitoringflächen sowie aus der Fläche über VitiMonitoring weiter verfolgen.
Durch die Kontinuität der Monitoringflächen sowie der damit verbundenen systematischen und einheitlichen Datensammlung wurde inzwischen ein umfangreicher, langjähriger Datenpool aufgebaut. Dieser ist bei neu auftauchenden Fragestellungen zu einer wichtigen Datenquelle geworden.

Äußere Rahmenbedingungen des F.R.I.S.

Die Notwenigkeit für die Neukonzeptionierung der Rebschutzberatungsinstrumente im fränkischen Weinbaugebiet wurde bereits in den 1990er Jahren immer offensichtlicher. Gewichtige weinbauliche Rahmenbedingungen hatten sich stark verändert und verlangten eine zeitgemäße Informationsstruktur.

Strukturwandel im Weinbau

Der Strukturwandel im landwirtschaftlichen Bereich hat vor dem Weinbau nicht Halt gemacht und dauert weiterhin an. Die allgemeine Entwicklung hin zu größeren Betriebseinheiten mit straffem Produktionsmanagement hat die Arbeitsaufgaben im Weinbaubetrieb verändert. Dem Winzer steht immer weniger Zeit zur Verfügung, sich selbst einen Überblick über die aktuelle Rebschutzsituation in seinen Rebflächen zu verschaffen. Damit ist der einzelne Betrieb immer mehr auf verlässliche Informationen von außen angewiesen.

Änderung der Pflanzenschutzmittelspezifität

Pflanzenschutzmittel sind in den vergangenen Jahren immer spezifischer und nützlingsschonender geworden. Die stärkste Veränderung vollzog sich im Bereich der Insektizide. Noch in den 1980er Jahren wurden vor allen Dingen breit wirksame Insektizide eingesetzt. Wie der Name bereits besagt, lag ihr großer Vorteil im breiten Wirkungsspektrum sowie einem weiten Zeitfenster, andererseits wurden aber Nicht-Zielorganismen stark geschädigt.
Heute wirken die Präparate spezifisch auf wenige Schädlinge, oft wird nur eine einzelne Art bekämpft. Dafür ist aber der Einsatzzeitpunkt viel diffiziler geworden. Die Mittel greifen gezielt in bestimmte Entwicklungsschritte des zu bekämpfenden Schädlings ein. Für den optimalen Bekämpfungserfolg muss der Winzer daher das Präparat zum richtigen, eng definierten Zeitpunkt anwenden.

Forcierung des integrierten, sozioökonomischen und nachhaltigen Weinbaus

Auch im Bewusstsein der Gesellschaft vollzieht sich ein Wandel. Der Mensch nimmt seine Umwelt zunehmend sowohl auf Produzenten- als auch auf Verbraucherseite sensibler und kritischer wahr und ist verstärkt auf deren Schutz bedacht. Bereits zu Beginn dieser Ära setzte sich der integrierte Pflanzenschutz durch und heute ist im Weinbau die integrierte Produktion Standard. In Folge der Konferenz von Rio 1992 wurde sie um wichtige Aspekte erweitert. Der Rebschutz steht somit im Spannungsfeld von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft unter der Prämisse einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Auch Informationssysteme müssen nach diesen Leitlinien ausgerichtet sein und daran gemessen werden.

Zusammenführung verschiedener Beratungsinstrumente in Franken

Die Entwicklung hin zu einem regelrechten Rebschutzinformationssystem mit einheitlicher Struktur wurde im fränkischen Weinbaugebiet auch dadurch bestimmt, dass im Laufe der Zeit nebeneinander eine Fülle von Rebschutz-Beratungs­instrumenten entstanden war. Das führte mitunter dazu, dass der Winzer mit Informationen überhäuft wurde. Andererseits war nicht immer gewährleistet, dass die jeweiligen Aussagen der verschiedenen Beratungsinstitutionen konform gingen.

Anforderungen und Ziele des F.R.I.S.

Um die oben dargestellten Rahmenbedingungen zu erfüllen und zugleich offen für künftige Entwicklungen zu sein, wurden für das System im Einzelnen nachfolgende Forderungen und Ziele festgelegt:

System-Aufbau

  • Die Struktur muss umfassend und flexibel sein
  • Alle offiziellen Beratungsinstitutionen in Franken (= Dienstleister) arbeiten zusammen: Der Amtliche Rebschutzdienst an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), die weinbauliche Fachberatung, der Weinbauring Franken e.V. sowie die Fachberater für ökologischen Weinbau
  • Das System umfasst das ganze fränkische Weinbaugebiet
  • Vorhandene Daten- und Informations-Strukturen werden genutzt und eingebunden
  • Mit dem System müssen erste Symptome von Krankheiten bzw. erste Befälle von Schädlingen wesentlich frühzeitiger erkannt werden als unter betriebs-/praxisüblichen Bedingungen. Die konsequente, beständige Weiterbeobachtung gewährleistet die genaue Kenntnis der weiteren Schaderreger-Entwicklung

Datenstruktur

  • Regelmäßige Beobachtungen an festen Standorten stellen die Konstanz der Daten sicher
  • Umfassende Erhebungen, d.h. die Beobachtung aller Krankheiten, Schädlinge, Nützlinge sowie Auffälligkeiten, sorgen für zuverlässige Aussagen
  • Schematische Erhebungen sind für Jahresvergleiche und einen langfristigen Datenpool notwendig

Informationstransfer

  • Die Informationsweitergabe muss aktuell, zeitnah und zeitgemäß erfolgen
  • Das Serviceangebot soll einfach und durchschaubar sein
  • Die Informationen werden über verschiedene Medien bereit gestellt
  • Aus der Datenfülle werden alle praxisrelevanten Informationen an den Winzer
    (= Kunde) weitergegeben
  • Die Informationen und Beratungshinweise ersetzen nicht die Eigenverantwortung des Winzers, d.h. sie sind eine Entscheidungshilfe für den Winzer und kein Spritzaufruf
Struktur des F.R.I.S.
Das Fränkische RebschutzInformationsSystem gründet sich auf drei Säulen.
Den Ausgangspunkt bilden umfassende Erhebungen. In einem zweiten Schritt werden die Daten zusammengeführt, verrechnet und aufbereitet. Im abschließenden Schritt werden die unterschiedlich aufbereiteten Informationen über verschiedene Medien an die Winzerschaft bzw. den Kunden weitergegeben. Die Struktur des F.R.I.S. ist in nebenstehender Abbildung wiedergegeben.

1. Säule: Daten-Erhebung

Da eine Information nur so gut wie die zugrunde liegenden Eingangsdaten sein kann, wurde die Daten-Erhebung auf eine sehr breite Basis gestellt. Alle erhobenen Daten werden zentral beim Amtlichen Rebschutzdienst an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau LWG in Veitshöchheim gesammelt

Monitoringflächen

Die Monitoringflächen sind eine ständige Einrichtung. Sie existieren in ihrer jetzigen Form seit 1997. Es gibt fünf Monitoringstandorte im fränkischen Weinbaugebiet. Pro Monitoringstandort werden während der Vegetationsperiode von April bis September mehr als 15.000 Einzeldaten erhoben. Um Datenmengen in dieser Größenordung zu sammeln, ist es erforderlich, eigens für die Betreuung der Monitoringflächen eine Fachkraft zu beschäftigen.
Bei der Auswahl dieser Kontrollflächen standen zwei Überlegungen im Vordergrund. Zum einen sollten die Standorte die vielfältige naturräumliche und klimatische Gliederung des fränkischen Weinbaugebietes repräsentieren, was ein sehr differenziertes Auftreten der Krankheiten und Schädlinge zur Folge hat. Zum anderen sollten diese regionaltypischen Standorte zugleich für einen hohen Befalls- bzw. Krankheitsdruck bekannt sein. Letztlich wurde ein Netz aus fünf Monitoringflächen aufgebaut, das die Dreigliederung des fränkische Weinbaugebietes wiedergibt. Ein Standort befindet sich im Bereich des Untermains (Klingenberg), zwei Standorte liegen im Maindreieck (Veitshöchheim und Sulzfeld), im dritten Bereich, am Steigerwald, befinden sich zwei weitere Monitoringflächen (Rödelsee und Altmannsdorf, später Handthal).

Außer der Landesanstalt eigenen Monitoringfläche in Veitshöchheim sind alle Kontrollflächen in Privatbesitz. Engagierte Winzer stellen einen Teil einer Rebfläche zur Verfügung und nehmen diese Parzelle konsequent bis zum ersten Schaderregerbefall von Pflanzenschutzmaßnahmen aus. Dann kann gezielt gegen diesen Schaderreger - in der Regel Oidium oder Peronospora - eine Bekämpfung durchgeführt werden. Dadurch ist sicher gestellt, dass das erste Auftreten von Krankheiten und Schädlingen frühzeitig sowie deren weitere Entwicklung beobachtet werden kann. Die komplette Entwicklung aller Schaderreger über die ganze Vegetationsperiode hinweg ohne jeglichen Pflanzenschutzmitteleinsatz kann in der seit 1994 völlig unbehandelten Monitoringfläche in Veitshöchheim beobachtet werden.
Die große Neuerung der Monitoringflächen liegt darin, dass alle Standorte über die Jahre hinweg nach einem gleichbleibenden Schema bonitiert werden. Die große Variationsbreite der untersuchten Schaderreger, Nützlinge sowie ergänzenden Datenerhebungen ergeben einen umfassenden Überblick zur Schaderregersituation in den Weinbergen. Die Erhebungen erfolgen währende der Vegetation im Wochenrhythmus und soweit vorgegeben den EPPO-Richtlinien oder bei fehlenden Vorgaben in Anlehnung an vergleichbare Schaderreger.
Im Falle des Traubenwicklers orientieren sich die Kontrollflächen nicht nur an den angestammten Monitoringflächen. Die speziellen Traubenwickler-Monitoringflächen können je nach Befallslage wechseln.
Seit 2018 werden die wichtigsten Daten über die Online-Datenbank VitiMonitoring den bayerischen Winzern zugänglich gemacht.

VitiMonitoring - aktuelle Rebschutzsituation online

Rebschutzwarte-Meldungen

Das Netz der Monitoringflächen wird ergänzt durch die seit langem eingeführten Rebschutzwarte-Meldungen. In fast jeder fränkischen Weinbaugemeinde gibt es einen Rebschutzwart. Er fungiert als zusätzlicher Multiplikator für Beratungsinformationen und ist ein wichtiger Ansprechpartner für den einzelnen Winzer in seiner Gemeinde. Die bewährte Organisation von ca. 75 Rebschutzwarten besteht seit den 70er Jahren und ist aus den ehemaligen örtlichen Beobachtern des Reblausaufsichtdienstes hervorgegangen.
Während der Vegetationsperiode waren sie bis 2018 angehalten, einmal wöchentlich mit Hilfe eines Formblattes einen Kurzbericht zur Rebschutzsituation in ihrer Gemeinde zu übermitteln. Inzwischen erfolgt die Dateneingabe direkt in die Online-Datenbank VitiMonitoring. Um Erfahrungen auszutauschen und die Kompetenz der Rebschutzwarte auf hohem Niveau zu halten, führt der Rebschutzdienst jährlich Schulungen für die Rebschutzwarte durch.

VitiMonitoring - aktuelle Rebschutzsituation online

Wetterdaten-Messnetz Franken

Das Messnetz Franken besteht zur Zeit aus rund 20 Funkwetterstationen der Firma ADCON Telemetry und verdichtet dadurch das Agrarmeteorologische Messnetz Bayern im Weinbaubereich. Die Stationen übertragen Temperatur-, Niederschlags-, Luftfeuchte-, Blattnässe- und z.T. Wind-Daten an die Zentrale beim Weinbauring Franken e.V. Dort erfolgt die automatische Bereitstellung der Daten, auch in Form von Grafiken, außerdem werden die Daten in das Agrarmeteorologische Messnetz Bayern eingegliedert.

Wetterdaten für den Weinbau in Bayern

Eigene Versuche und Beobachtungen

Nicht zuletzt fließt die langjährige Erfahrung des Rebschutzdienstes und des Weinbauringes Franken e.V. in das Informationssystem mit ein. Ergebnisse von Versuchen und Untersuchungen zur Biologie, Epidemiologie und Bekämpfung diverser Schaderreger sowie Beobachtungen aus Begehungen bilden zusätzlich wichtige Basis- und Hintergrundinformationen. In diesem Zusammenhang hat sich der Rebschutzdienst als amtliche Mittelprüfungsstelle als sehr vorteilhaft erwiesen. So liegen zu neuen Pflanzenschut­präparaten zum Zeitpunkt ihrer Erstzulassung bereits fundierte Erfahrungen vor, was für die praktische Einschätzung und Empfehlung sehr wertvoll ist.

2. Säule: Daten-Verarbeitung

Bis zur Einführung der Online-Datenbank

Nach der umfangreichen Rohdatensammlung wurden die Daten aufbereitet. Der größte Teil des Datenmaterials kommt aus den Monitoringflächen und von den Wetterstationen. Fast alle Daten liegen als Zahlen vor und wurden je nach Schaderreger und Parameter in entsprechend vorgegebene Grund-Tabellen in den PC eingegeben. Die Eingabe von Rohdaten erfolgte abhängig vom Schaderreger ein-, bzw. zweimal wöchentlich. Im nächsten Schritt wurden die Zahlen mit Hilfe unterschiedlicher, selbst entwickelter Rechenoperationen und Verknüpfungen automatisch verrechnet. Am Ende dieses Prozesses standen anschauliche, aussagekräftige Tabellen und Grafiken, die während der Vegetationsperiode laufend fortgeschrieben wurden.

Nach Einführung der Online-Datenbank
Nach der Eingabe in die Online-Datenbank VitiMonitoring erfolgt die Aufarbeitung in Tabellen und Grafiken automatisch. Zusätzlich wird ein vorhandener Befall auf Warn- bzw. Detailkarten angezeigt.
Prognosemodelle

Wetterdaten fließen automatisch in diverse Prognosemodelle auf der VitiMeteo-Online-Plattform ein, ergänzend werden einige Parameter händisch eingegeben, um eine optimale Anpassung an die lokale Situation zu gewährleisten.

VitiMeteo - Prognosesysteme im Weinbau

3. Säule: Informationstransfer

Die F.R.I.S. - Kunden benötigen zweierlei Informationen. Für das augenblickliche Rebschutzgeschehen in der laufenden Saison sind frühzeitig aktuelle, kompakte Informationen, Strategien und Beratungshinweise notwendig. Ergänzend sind ausführliche Informationen erforderlich, die längere Zeiträume abdecken oder einen speziellen Themenkomplex umfassen.

"Weinbaufax Franken"

Aktuelle Informationen liefert das „Weinbaufax Franken“. Es ist das alleinige aktuelle Rebschutz-Beratungsinstrument in Franken und eine Gemeinschaftsproduktion aller offiziellen Beratungsinstitutionen. Bestehend aus der Beschreibung der aktuellen Rebschutzsituation sowie Hinweisen zum praktischen und umweltschonenden Pflanzenschutz bei unterschiedlichen Befalllssituationen wird es zweimal pro Woche erstellt. Bei Bedarf werden weinbauliche bzw. kellerwirtschaftliche Informationen hinzugefügt. Anfangs wurde es noch durch eine Wettervorhersage ergänzt, die inzwischen durch die Verfügbarkeit von sehr lokalen Informationen auf dem Smartphone obsolet wurde.
Der Weinbauring Franken e.V. wurde beauftragt das Weinbaufax Franken an alle fränkischen Weinbaugemeinden zu verschicken, die es dort an öffentlicher Stelle ausgehängt haben. Zusätzlich hatte jeder Winzer bzw. Kunde die Möglichkeit, das „Weinbaufax Franken“ gegen Entgelt zu abonnieren. Inzwischen wird es als E-Mail versendet und kann verzögert im Internet von Nicht-Abonnenten bzw. Nicht-Mitgliedern des Weinbauring Franken e.V. eingesehen werden.

Aktuelle Rebschutzsituation

Die Online-Datenbank VitiMonitoring liefert einen Überblick über das aktuelle Geschehen in der Weinbauregion. Die Daten stammen aus den fünf Monitoringflächen sowie von den Rebschutzwarten der Weinbaugemeinden.

VitiMonitoring - aktuelle Rebschutzsituation online

Prognosen

Die Online-Plattform VitiMeteo liefert auf Basis der Wetterdaten des Weinbau-Messnetzes Vorhersagen zur Entwicklung wichtiger Schaderreger im Weinbau.

VitiMeteo - Prognosesysteme im Weinbau

Rebschutz-Leitfaden

Eine wichtige Informationsquelle für die jeweils kommende Saison ist für den Winzer der zu den Veitshöchheimer Weinbautagen erscheinende Rebschutz-Leitfaden. In diesem werden rechtliche Fragen ebenso wie Rebschutzstrategien angesprochen. Wichtige Tabellen um den umweltschonenden Weinbau sind ebenfalls Bestandteil.
Er ist als Broschüre (so lange Vorrat reicht) und im PDF-Format erhältlich.

Der Rebschutz-Leitfaden

Weiter Informationsquelle.

In Vorträgen auf den Veitshöchheimer Weinbautagen oder den Online-Seminaren (bis 2019 Gebietsversammlungen) werden wie auch über Veröffentlichungen über weitere relevante Themen informiert.

Langjähriger Datenpool

Die Ergebnisse aus den Monitoringflächen stellen nicht nur eine wichtige Quelle für die aktuelle Beratung dar. In der Zwischenzeit ist daraus ein äußerst wertvoller Datenpool entstanden. Der große Vorteil dieser Daten liegt darin, dass sie einheitlich erhoben wurden und aufbereitet vorliegen. Dadurch sind sie jederzeit griffbereit. Sie können problemlos nach bestimmten Fragestellungen ausgewertet werden.

  • Tritt zum Beispiel während der Vegetationsperiode oder in einem Jahr ein Rebschutzproblem mit einer bisher eher unbedeutenden Krankheit oder einem bisher unproblematischen Schädling auf, kann deren verändertes Verhalten mit Rückblick auf die vergangenen Jahre analysiert werden.
  • Bekannte Erfahrungswerte oder manifestierte Meinungen können damit auf ihre Stichhaltigkeit hin überprüft werden. So bestätigte sich beim Echten Mehltau die Erfahrung, dass in der Regel erste Oidiumsymptome zuerst am Untermain auftreten, also im westlichen Bereich des fränkischen Weinbaugebietes, und erst sehr viel später im Osten - am Steigerwald - beobachtet werden können
  • Ein weiterer Vorteil eines derartigen Datenpools ist die Bereitstellung der notwendigen einheitlichen Datensätze für die Erstellung und Validierung von Prognosemodellen. Als Beispiel ist hier das Geisenheimer Traubenwicklermodell zu nennen, das vom Deutschen Wetterdienst und Dr. Schmidt von der Firma Nemaplot entwickelt wurde und zur Validierung auch mit Daten aus dem fränkischen Weinbaugebiet - eben aus besagtem Datenpool – gespeist wurde.
  • Auch für die Lösung wissenschaftlicher Fragestellungen bietet dieser Datenpool Datenmaterial an. So konnte an Hand der langjährigen Aufzeichnungen festgestellt werden, dass sich der Rebzikaden : Eiparasitoiden – Besatz in den fränkischen Weinbergen durchgehend (mit einer Ausnahme) in einem Verhältnis von 1:1 bis 10:1 bewegt. Sowohl bei einem in diese Untersuchung einbezogenen Vergleichsstandort außerhalb des fränkischen Weinbaugebietes als auch bei REMUND UND BOLLER (1995) war die relative Eiparasitoiden-Dichte um das 10 bis 100fache niedriger. So lag 2003 am untersuchten Vergleichsstandort das Verhältnis Rebzikaden : Eiparasitoide bei 41:1 in der 1. Generation, bzw. 57:1 in der 2. Generation.
Fazit im Jahre 2005

Früher wurde Rebschutz-Beratung aus der persönlichen Erfahrung des Rebschutzfachmannes heraus gemacht, d.h. es handelte sich um eine Kombination aus Witterungsverlauf, Vorjahresbefall, eigenen Beobachtungen und Meldungen von Dritten zur Befallssituation. Dabei hatte der Rebschutzexperte hauptsächlich sein direktes Umfeld im Blick. Um in der Beratung auf der sicheren Seite zu sein und damit das Schaderreger-Risiko für jeden Winzer gering zu halten, mussten bei Beratungsaussagen Sicherheitsspannen eingebaut sein. Das hieß zum einen, dass mit den Empfehlungen für Bekämpfungsmaßnahmen bereits früher als notwendig begonnen wurde. Das hieß zum anderen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit zu mehr Pflanzenschutzmitteleinsätzen geraten wurde als erforderlich.
Heute haben wir dank F.R.I.S. exakte, umfassende, gebietsweite und damit verlässliche Informationen zur Befallssituation. Durch das geschulte Auge der Fachkräfte werden Schaderreger in den Monitoringflächen sehr frühzeitig erkannt: Zum Beispiel im Falle von Oidium bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem der Praktiker oft noch keinerlei Veränderungen am Blatt wahrnimmt. Aber er wird bereits im „Weinbaufax Franken“ auf diesen Fund aufmerksam gemacht.
Der Erstbeobachtung folgen die kontinuierliche Weiterbeobachtung sowie Weiterinformation der Winzerschaft. Die konsequente Validierung der Schaderreger-Entwicklung führt schließlich zur gezielten Aussage im „Weinbaufax Franken“, ob bzw. wann die wirtschaftliche Schadenschwelle erreicht worden ist. Erst ab diesem Zeitpunkt ist der Winzer aufgefordert, seine Anlagen auf den entsprechenden Schaderreger hin zu kontrollieren und gegebenenfalls eine der empfohlenen Bekämpfungsmaßnahmen zu ergreifen.
Dem Winzer wird so die Möglichkeit zu sachorientiertem Verhalten gegeben, verbunden mit einem sowohl ökonomischen als auch ökologischen Nutzen. Kann er zum Beispiel eine Traubenwicklerbehandlung aufgrund der Beratungssaussagen einsparen, spart er bei bares Geld und Zeit. Zugleich kann er dadurch den integrierten, nachhaltigen Weinbau fördern.

Säulengrafik: nach persönlicher Beratung liegt das Weinbaufax weit vor Handel und IndustrieZoombild vorhanden

Umfrage „Woher beziehen Sie Ihre Informationen zum Rebschutz?" 1998

Bei der Winzerschaft lässt sich der Erfolg des F.R.I.S. vor allem an der großen Akzeptanz des „Weinbaufaxes Franken“ ablesen. Bereits 1998 war es für den Winzer nach der Einzelberatung die wichtigste Informationsquelle in Bezug auf Rebschutz-Fragen.

Die Flexibilität des Informationssystems zeigt sich unter anderem darin, dass neue Methoden und Verfahren eingearbeitet werden können, bzw. ganze Projekte damit verknüpft werden können. So wurde in den Jahren 2001-2003 der in Österreich favorisierte Traubenwicklerkäfig auf seine Einsatzmöglichkeit in Franken getestet. Das Monitoring der Gescheine bzw. Trauben auf Ei- und Larvenbesatz des Traubenwicklers, so wie es im F.R.I.S. praktiziert wird, schnitt dabei sowohl hinsichtlich des Zeitaufwandes günstiger als auch in der Beratungsaussage präziser ab.

Die Struktur des F.R.I.S. hat sich insgesamt als sehr tragfähig erwiesen. Um das System aktuell zu halten, sind immer wieder Modifizierungen notwendig: zuletzt die Einbindung der VitiMeteo-Plattform und die Entwicklung der Online-Datenbank VitiMonitoring.
Die Zusammenarbeit aller offiziellen Beratungsinstitutionen hat sich sehr bewährt. Der Fortbestand dieses anerkannten Systems ist aber nur dann gewährleistet, wenn es weiterhin gelingt, die finanzielle Basis sicherzustellen.

F.R.I.S. ist ein wichtiges Tool zur Umsetzung der Ziele des Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP).