Rückblick - Veranstaltung
Sommer-Fachtagung Zierpflanzenbau 2024
Dieses Jahr war die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim bei ihrer Sommer-Fachtagung Zierpflanzenbau „Trends auf der Spur“. 200 Teilnehmer und 46 Aussteller folgten der Einladung zu dieser Veranstaltung, die am Vormittag mit Fachvorträgen startete.
In ihrer Begrüßungsrede äußerten sich die Vorsitzenden der Landesfachgruppe Einzelhandelsgärtnerei in Bayern, Reinhard Steinhilber und Roland Öller mit klaren Worten zur Zukunft des Gartenbaus: „Die Welt verändert sich mit großer Geschwindigkeit“, daher müsse der Gartenbau die aktuellen Entwicklungen verfolgen und heute schon die Trends für die nächsten Jahre suchen.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Vorträge standen Pflanzen, die eine Spannbreite von trockenheitsverträglichen, strahlungsfesten, insektenfreundlichen Arten, Selbstversorgungs- und Naschpflanzen bis hin zu Pflanzen für Livestyle und exklusive Kunden-Communities einnahmen. Dabei wurde auch die ressourcenschonende Produktion einbezogen.
Vorträge der Referenten
Indem Gärtner statt "nur zu verkaufen" künftig die Sehnsüchte und Bedürfnisse der Kunden nach Grün bespielen, könnten sie ihre Sortimente, ihr Marketing und ihr Verhalten gegenüber Kunden daran anpassen. Über die emotionale Beziehung von Kunden zu Pflanzen könne mithilfe von Sortimenten, Marketing und Vorleben durch den Gärtner und seine Mitarbeiter eine enge Bindung zum Betrieb erzeugt werden – die Bindung „Pflanze-Kunde-Gärtner“. Eine für den Kunden höhere Wertigkeit von Pflanzen ziehe eine höhere Preisbereitschaft nach sich.
Dafür nannte Engelbert Kötter einige Beispiele: Der Trend, das eigene Heim zu einem Ort der gefühlten Sicherheit und des Rückzugs zu machen, bezieht die Pflanze als ideales Gestaltungselement ein. Pflanzen verwandeln das persönliche Umfeld in eine sinnliche Oase, in der es sich leben lässt, zur Entspannung und bei Geselligkeiten. Pflanzen bedienen auch den Wunsch der Menschen nach Teilhabe an und Vernetzung mit der Natur. Sie regen Menschen dazu an, in vertrauter Umgebung kreativ und praktisch tätig zu werden und darüber hinaus zu einer umweltfreundlichen Umgebung beizutragen. So tragen Pflanzen auch dazu bei, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen wie saubere Luft, besseres Stadtklima oder Biodiversität zu unterstützen.
Die Aufgabe der Gärtner liegt in der fachkompetenten Unterstützung der zahlreichen Bedürfnisse der Kunden, sich mit Grün zu verbinden. Dazu sind laut Engelbert Kötter auch Pflanzen mit besonderer vegetativer Zukunftsfähigkeit geeignet, zu denen er Pflanzen mit hoher Trockenheitsverträglichkeit, klimaangepasste Zukunftsbäume oder heimische Wildpflanzen in ihren Zierformen zählt.
Der Wunsch vieler Kunden nach pflegeleichtem Gärtnern ist eine Steilvorlage für die Fachbetriebe, anstelle veralteter Sortimente besonders anspruchslose Pflanzen (gerade auch aus dem B&B-Sortiment) anzubieten und diese dem Kunden in "Rundum Sorglos-Komplettpaketen" zu vermarkten, die zusätzliche Angebote beinhalten, wie höherwertige tonreiche Substrate zur besseren Nährstoffspeicherung, Langzeitdünger oder gar automatisch gesteuerte Bewässerungstechnik. Denn auch das lehrt die Erfahrung, so Engelbert Kötter, dass sich Gesamtkonzepte zu zeitgemäßen Themen erfolgreicher verkaufen lassen als nur einzelne Pflanzen.
Zum Trendthema: „Ganzjährige Wildvogelfütterung“ werden dann beispielsweise nicht nur geeignete Pflanzen angeboten, wie Vogelschutz- und Vogelnährgehölze, sondern auch Fütterungs- und Nisthilfen – bis hin zu Workshop-Events für die ganze Familie, z. B. zum Vogelschutz, zur Pflege der Gehölze oder zum Bau von Nistkästen.
Das Gleiche gilt beim Trend zur Selbstversorgung und zu Naschpflanzen, der gesundheitsbewusste Menschen mit Freude am eigenen Experimentieren besonders anspricht: Ihnen wird dann durch z. B. Pflanzenauswahl- und Pflegehinweise, Verarbeitungshilfen und Kochrezepte die Sehnsucht nach eigener Ernte und Verarbeitung erfüllt.
Umsatzverteilung nach Altersgruppen (© Lubera Edibles GmbH, Strullendorf bei Bamberg)
Hier ist durch ein Angebot attraktiver Sorten und durch moderne Vermarktungsstrategien eine erhebliche Verkaufssteigerung möglich. Auch das Verkaufszeitfenster kann erweitert werden, denn neben der Hauptsaison im Frühjahr gibt es ein hohes Nachfragepotential für Genusspflanzen von August bis Oktober.
Umsatzverteilung von Wildobst (© Lubera Edibles GmbH, Strullendorf bei Bamberg)
Um die Vermarktung von Genusspflanzen zu steigern, wird die Pflanzenqualität bei Lubera Edibles durch Züchtung stetig verbessert. Wichtiges Züchtungsziel sind Resistenzen gegen problematische Krankheiten, wie z. B. Phytophthora, um einen sicheren Ertrag ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu garantieren. Ein weiteres Kriterium sind Pflanzen mit kompaktem Wuchs, die pflegeleicht sind und für kleine Gartenräume genutzt werden können. Auch die Erweiterung der genetischen Vielfalt, die mehr Möglichkeiten bietet, sich an Umweltbedingungen anzupassen und die Artenvielfalt zu fördern, wird bei der Züchtung fokussiert.
Ergebnisse dieser Züchtung sind beispielsweise winterharte Passionsfrüchte und Kreuzungen zwischen Himbeeren und Brombeeren. Der gute Geschmack der Früchte spielt dabei eine zentrale Rolle. Dazu nannte Frederik Vollert die Himbeere „Primeberry® Autumn Chef®“ und die Heidelbeere „Blueroma®“, die im Sortennamen schon Genuss verraten.
Highlights des neuen Sortiments von Lubera Edibles sind die „Open Sky®“-Gemüse, die sich im Hausgarten – auch ohne Witterungsschutz – erfolgreich anbauen lassen. Dazu gehören geschmacklich verbesserte pilzresistente Tomaten, Chili, Auberginen und Physalis. Bei den neuen Süßkartoffel-Sortimenten Sugaroot® und Sugarbeauty® sind nicht nur der besonders süße Geschmack, sondern auch die dekorative Optik erwähnenswert. Erdbeersorten mit rosafarbener Blüte werden, bevor sie genascht werden, zum Hingucker im Garten. Und nach erfolgreicher Gartenarbeit empfiehlt Frederik Vollert zur Entspannung einen guten Grüntee der selbstangebauten Fresh-T® Tee-Sorten.
Nachdem die letzten Himbeeren und Tomaten geerntet wurden, ist es Zeit für leuchtende Farben in Beet und Kübel. Dazu testete Beatrix Bieker-Royackers, Gartenbauingenieurin an der LWG, eine Auswahl attraktiver, blühender Spätsommer- und Herbstpflanzen, die sie unter dem Titel „Im Trend und Test: Gräser und Strauchveronika“ präsentierte.
Produzenten wünschen sich bei neuen Sortimenten eine einfache, schnelle, energieextensive Anzucht mit wenig Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Aus Sicht der Kunden stehen optische Qualitäten wie lange Blütezeit und immergrünes, dekoratives Laub im Vordergrund. Außerdem sollten sie pflegeleicht, trockenheitsverträglich und frosthart sein, um sich lange an ihnen zu erfreuen. Diese Eigenschaften wurden mit dem Schwerpunkt Hebe ins Visier genommen. Dabei wurden Blattschmuck-Sorten (Köder) und stark blühende All Blooms-Sorten (Aflora) getestet.
Entwicklung des getesteten Sortiments
Die Jungpflanzen wurden ab Kalenderwoche 23 zunächst im Gewächshaus in mindestens 50 Prozent torfreduziertem Substrat vorkultiviert. Die Kulturführung war arbeits- und energieextensiv, die meisten Sorten blieben ohne Krankheits- und Schädlingsbefall.
Ab Kalenderwoche 37 erfolgte die Weiterkultur im Freiland sowohl in Kübeln als auch ausgepflanzt in Beeten. Für die Kübel wurde ein mit 3 kg/m3 umhülltem Depotdünger versetztes torffreies Substrat verwendet. Ein Teil der Versuchspflanzen wurde vor dem Frost mit einem Frostschutzvlies ummantelt, der andere Teil wurde ungeschützt ins Freiland gestellt. Bis Ende Mai des Folgejahres wurde die Qualität der Pflanzen regelmäßig bonitiert und dokumentiert, um die besten Sorten herauszufiltern.
Durch den zunächst milden und ausreichend niederschlagsreichen Witterungsverlauf bis Ende November entwickelten sich die meisten Versuchspflanzen gut. Auch eine Woche Dauerfrost Anfang Dezember verursachte keinen großen Attraktivitätsverlust, sodass durch die anschließend milde Witterung die Blattschmuck-Hebe und die wintergrünen Gräser bis Anfang Januar noch intensive Laubfarben zeigten, einige All Blooms-Sorten blühten noch.
Nach dem 6. Januar 2024 sanken in einer zweiwöchigen Periode mit Dauerfrost die Temperaturen bis auf minus 12 °C gegen Ende mit Schneefällen. Danach brachen die Hebe-Sorten bis Anfang März völlig zusammen. Nach einem Rückschnitt Mitte März gab es große Sortenunterschiede von einheitlichem Austrieb bis hin zum Totalausfall. In den Kübeln zeigten sich Unterschiede zwischen ummantelten und ungeschützten Gefäßen. Die ungeschützten Sorten starben fast alle ab, in den ummantelten Kübeln überlebten die meisten Blattschmuck-Hebe und die All Blooms-Sorte 'Saronui'. Die Gräser und Stauden überwinterten sowohl im Beet als auch im Kübel ohne Schäden.
Sortenempfehlungen
Die Hebe All Blooms-Sorten mit meist gesundem, immergrünem Laub, zahlreichen leuchtenden Blüten von Juni bis Dezember und einheitlichem, kompakten Wuchs sind eine wertvolle Bereicherung des Herbstsortiments bis in den frühen Winter. In der Produktion sind sie pflegeleicht und in torffreiem Substrat kultivierbar. Sie sind gute Insektenmagneten.
Am besten schnitten die Sorten 'Samiri' und 'Saronui' ab. Sie zeigten mit einer üppigen Blüte bis Anfang Januar und einem einheitlichen Austrieb in den Beeten ab Frühjahr eine überzeugende Leistung. Die Sorten 'Samona' und 'Somala' hatten ebenfalls ein langes Blühfenster bis in den Winter hinein, trieben aber nach Überwinterung nur spärlich wieder aus. Die Sorte 'Ariana' fiel in der Vorkultur zunächst wegen Mehltaubefall auf. Im Freiland erholte sie sich aber schnell wieder und zeigte ausgepflanzt eine gute Frosthärte und zahlreiche Blüten ab Juni.
Die Blattschmuck-Hebe entfalteten ihre dekorative Wirkung durch intensiv leuchtende Farben von Juli bis Ende Dezember. Daher setzten sie im Herbstsortiment wichtige lang anhaltende Akzente. Besonders gut bewertet wurden im Herbst die Sorten IBE 'Colour Dream' und 'Lemon Rose'. Nach der Überwinterung waren sie alle abgestorben.
Insgesamt war die Frosthärte der Blattschmuck-Hebe besser als bei den All Blooms. Herausragend war die kompakte, sattblau-grün belaubte Hebe 'Blue Star', die im Kübel und im Beet wieder gut austrieb. Die buntlaubige Sorte 'Magicolor Heartbreaker', die durch rötliche Triebe auffallende IBE 'Violet Dream' und die gelb-grün leuchtende 'Sparkling Sapphire' entwickelten ebenfalls nach Überwinterung wieder einen kompakten Wuchs.
Bei den blühenden Stauden waren besonders Euphorbia 'Miners Merlot' und Penstemon 'Dark Towers' (Vitroflora) sehr empfehlenswert. Sie entwickelten neben blutrotem wintergrünem Laub ab Frühjahr zahlreiche Blüten.
Die wintergrünen Gräser waren vom Zeitpunkt des Auspflanzens im September bis zum Zeitpunkt der Auswertung durchgängig pflegeleicht und attraktiv. Sie zeigten auch nach längeren Frostperioden keine Ausfallerscheinungen. Im Frühjahr entwickelten sie sich zu üppigen, gut ausgefärbten Exemplaren. Highlights im Versuch waren die weiß-grün gebänderte kompakte Carex 'Feather Falls', die stahlblaue Festuca 'Easy Blue', die leuchtend bronzefarbene Carex 'Milk and Chocolate', die goldgelbe Carex 'Bowles Golden' (Köder) und die ab Juli überreich blühende Deschampsis caespitosa 'Palava' (Vitroflora).
Meister im Zierpflanzenbau
Mit diesem Sortiment leuchtet der Herbst – und es ist in unserer Region gut produzierbar, so das Resümee von Beatrix Bieker-Royackers. Dann leitete sie zum Beitrag der angehenden Meister im Zierpflanzenbau an der Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim über: „Auch wenn wir regional produzieren – der Gartenbau ist weltweit vernetzt und alle müssen sich den gleichen Herausforderungen stellen!“
Die jungen Führungskräfte
Die Erkenntnisse ihres Aufenthaltes präsentierten sie den interessierten Zuhörern unter dem Thema „Erfolgreichen niederländischen Züchtern und Produzenten auf der Spur – Was können wir von unseren Nachbarn lernen?“
Christoph Klein war besonders vom Einsatz regenerativer Energieträger beeindruckt. So setzten die Unternehmen Aquathermie aus unterirdischen Wasserspeichern zum Heizen und Kühlen von Gewächshäusern ein. Auch die Nutzung von Erdwärme zur Gewinnung von Strom, Wärme- und Kälteenergie wird mit Hochdruck ausgebaut. So faszinierten ihn auch die etwa 90 Windkraftanlagen vor der Küste, die über Leitungen im Boden des Ijsselmeeres den Strom in das öffentliche Netz einspeisen.
Lukas Rohrmoser berichtete eindrucksvoll über das ausgefeilte Wassermanagement. Über Pumpsysteme vom Ijsselmeer zu den zahlreichen Kanälen in der Region kann der Wasserstand jederzeit reguliert werden. Aus den Kanälen entnehmen die niederländischen Gartenbaubetriebe Wasser. Ist der Wasserstand zu hoch, wird das Wasser ins Ijsselmeer geleitet, ist er zu niedrig, werden aus dem Ijsselmeer die Kanäle wieder befüllt. So kommt es weder zu Wassermangel noch zu Überschwemmungen.
Romina Fuchs stellte erdelose Systeme bei der Produktion von Pflanzen vor. Beim Basewell System der Firma Dümmen Orange werden wurzelnackte Stecklinge mit Gel ummantelt und in einzelne Zellen gesetzt. So können sie problemlos weltweit versendet werden und mit Steckrobotern getopft werden. Das Unternehmen Koppert Kress, das Zutaten für die feine Küche produziert, informierte sie über die Anzucht ihrer essbaren Keimlinge in steriler, thermisch erhitzter Zellulose. Durch solche Systeme wird der Verbrauch von Substraten reduziert.
Eva Wunderlich hob die gute Zusammenarbeit der Branche in den Niederlanden hervor. So entwickelte sich das Seed Valley in Nord-Holland, in dem viele innovative Unternehmen angesiedelt sind, zum international führenden Zentrum der Pflanzenzucht von neuen Gemüse- und Zierpflanzensorten. Hier werden 50 Prozent der Gemüsesamen weltweit produziert – ein wichtiger Beitrag zur globalen Ernährung.
Daran knüpfte Anneliya Hyland an: In den Niederlanden werden Kreativität und Forscherdrang gefördert, so werden junge Fachkräfte angezogen und die internationale Zusammenarbeit erleichtert. Darüber hinaus arbeiten die Betriebe an der Einhaltung der UN-Nachhaltigkeitsziele, indem sie beispielsweise für faire Arbeitsbedingungen in den Südbetrieben sorgen und dort Investitionen in Sozialeinrichtungen für die Mitarbeiter tätigen.
Außerdem motivieren sie ihre Mitarbeiter dazu, eigene Ideen einzubringen – die auch umgesetzt werden! Dafür nannte Laetitia Spiegel gleich ein Beispiel, das sich ihr besonders eingeprägt hat: In Workshops und auf an zentralen Orten ausgehängten Plakaten konnten die Mitarbeiter Vorschläge für ein verbessertes Abfallmanagement im Unternehmen anbringen. Ihr fielen auch die flachen Hierarchien auf, durch die die Fachkräfte motiviert werden, Verantwortung zu übernehmen und sich zu entfalten.
Der Erfolg der niederländischen Unternehmen wird auch durch den Einsatz moderner Technologien begründet. Dazu berichtete Tim Frühwald begeistert von der hohen Automatisierung in Züchtung und Produktion bei vielen Betrieben. In einer modernen Topfstraße können zwei gut bezahlte Fachkräfte effektivere Arbeit leisten als die früher zum Topfen benötigten zehn Hilfskräfte. Dazu passte das Statement von Stein Schouten (Hilverda Florist): „If you pay peanuts you get monkeys“.
Die Züchtung genetisch verbesserter Pflanzen mit den Zielen Krankheitsresistenz, Kompaktheit und Einheitlichkeit, schnellere und kühlere Produktion bei gleichzeitig herausragenden Farben wird intensiv betrieben. Dazu wird auch Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Diese kann genau analysieren, welche Elternpflanzen gekreuzt werden müssen, um eine bestimmte Farbe zu erzielen. Sie erkennt auch, an welcher Stelle der DNA Resistenzgene für Pflanzenkrankheiten sitzen.
Abschließend fasste Julia Holder zusammen, was die Studierenden in den Niederlanden besonders beeindruckt hat. An erster Stelle nannte sie die Offenheit der Betriebe gegenüber der Gruppe. Der Empfang war immer freundlich und es fand ein intensiver Austausch statt. In den Betrieben war durch die entspannte Mentalität ein gutes Betriebsklima spürbar, denn die Mitarbeiter werden als wichtigstes Kapital angesehen. Work-Life-Balance war nicht nur ein Schlagwort, sondern wurde gelebt und führte zu effektiven Arbeitsergebnissen. Dazu trug auch die einzigartige Vermarktungsstruktur in der Region durch die Kooperation und Vernetzung der gesamten Branche bei. „Von den Niederländern können wir noch viel lernen“ – da war sich die Gruppe einig.
Im praktischen Arbeitseinsatz lernten die Studierenden die Feinheiten in der regionalen Produktion von In-vitro-Kulturen kennen.
Eva-Maria Geiger, Leiterin des Arbeitsbereiches Produktqualität und Pflanzengesundheit an der LWG Veitshöchheim, lobte den Vortrag der Studierenden, die sich trotz der bevorstehenden (und inzwischen erfolgreich bestandenen) Abschlussprüfungen auf der Sommertagung engagierten. Die langjährige Expertin im Bereich Beet- und Balkonpflanzen stellte unter dem Motto „Sommerflor: Neuheiten für Produktion und Gartenleistung“ die Trends der Zukunft vor.
Im Focus der Sommerflor-Sortimentsentwicklung stehen bei Züchtern und Jungpflanzenfirmen die Kriterien programmierbare Kultur und hohe Wirtschaftlichkeit in Verbindung mit bestmöglicher Flächenproduktivität und kurzer Kulturzeit. Die gesunden und leistungsstarken Sorten können für eine nachhaltige und torfreduzierte Produktion eingesetzt werden, sie sind für Logistik und Lagerung sehr gut geeignet. Gleichzeitig dürfen diese Sorten beim Verbraucher nicht enttäuschen. Unter den sich verändernden Klimabedingungen müssen sie eine gute Gartenleistung und Pflanzengesundheit unter Beweis stellen und außerdem die aktuellen Nachhaltigkeits- und Biodiversitätsziele bedienen.
An der LWG Veitshöchheim stehen bei der Bewertung der von den Züchter- und Jungpflanzenfirmen eingereichten neuen Testsorten die genannten Kundenwünsche sowie eine nachhaltige, ressourcenschonende Produktion im Mittelpunkt. Die Produktion der Beet- und Balkonpflanzen begann an der LWG bei steigender Lichtintensität und höheren Außentemperaturen mit Topfen ab Anfang März. Alle Pflanzenarten wurden ab Jungpflanze in einem torfreduzierten Kultursubstrat mit 50 Prozent Torfersatzstoffen angezogen. Nach einer zweiwöchigen Einwurzelungsphase bei 18 °C Heiztemperatur wurden in zwei baugleichen Gewächshauskabinen Arten mit einem höheren Temperaturbedarf bei 16 °C plus Cool Morning bis Anfang Mai weiterkultiviert, Arten mit moderatem Temperaturbedarf bei 12 °C plus Cool Morning. Dadurch konnte in der Gewächshauskabine mit den temperaturmoderaten Pflanzen gegenüber den wärmebedürftigeren Arten 47 Prozent an Heizenergie eingespart werden.
Beispiele neuer Sorten für aktuelle Pflanzentrends
Trend: Pflegeleicht und eindrucksvoll
Die starkwüchsige "Kissenpelargonie" mit ihren großen, einfachen und selbstreinigenden Blüten in rosa Tönen eignet sich aufgrund des breiten Wuchses besonders als Bodendecker und für Ampeln. Die Sorte ist für 2024/2025 limitiert und noch nicht im Katalog.
Die neue Generation gesunder, pflegeleichter x Petchoa-Hybriden mit außergewöhnlich leuchtenden Blütenfarben bietet Verbrauchern angenehmen Komfort: Die Pflanzen sind deutlich weniger klebrig als Petunien. Die BeautiCal-Serie kann bei moderaten Temperaturen gut kultiviert werden. 'BeautiCal Rose Star' zeichnet sich durch große, zweifarbige Blüten in Magentarot/Pink aus.
Trend: Eyecatcher-Sorten für Top-Verkaufspräsentation!
Nicht nur für Bienen wirken die auffallend leuchtenden, pinkfarbenen Blüten mit kontrastreicher gelber Mitte sehr attraktiv. Die kräftig wachsende Sorte kam früh zur Blüte und stach aufgrund einer hervorragenden Fernwirkung unter den vielen Sorten heraus.
Der FleuroStar-Gewinner 2024/2025 überzeugte auch an der LWG. Die halbgefüllte, mittelstark und dicht wachsende Sorte mit dunkelrosa farbigem Blütenstand in Anemonenform und mit röhrenförmigen Zungenblütenkreisen wirkt sehr apart.
Trend: Pflanzen für Lifestyle – Alles andere als gewöhnlich!
Die umfangreiche Blattschmuck-Begonien-Kollektion mit auffälligen, unterschiedlichen Blattmustern und tiefer Aderung findet Indoor und Outdoor Verwendung. Sie unterteilt sich in Spacestars Select mit sechs grün- und rotlaubigen, auffällig geaderten Sorten und Spacestars Spectrum mit sechs mehrfarbigen Bewitched-Sorten. Zwei Curly-Sorten im Sortiment sind durch sogenannte "Escargot"-Blätter geprägt. Die Sorten entwickelten sich in der Kultur unterschiedlich stark.
Sie ist eine weitere auffällige Neuheit. Die zweifarbige Buntnessel gefällt aufgrund ihres ungewöhnlichen Musters. Die Blätter in Fischgrätenform punkten durch eine dunkelrote Blattspreite und einen stark gebuchteten, gelbgrünen Rand.
Trend: Neue Sorten für blütenbesuchende Insekten
2025 wird die umfangreiche Timeless-Kollektion durch eine weitere, mittelstark wachsende Sorte mit zweifarbigen Zungenblüten ergänzt: Blütenspitze hellrot, Zentrum gelb. Im Juni/ Juli zeigte die schönste Bidens-Sorte in der Gartenleistungsprüfung einen sehr gleichmäßigen, runden Pflanzenaufbau, der komplett mit Blütenständen bedeckt war.
Diese neue Form der Schoko-Kosmee besticht mit großen Blumen aus kirschroten Zungenblüten, die leicht nach Schokolade duften. Bienen lieben die goldgelben Pollen der Blütenstände. Die vegetativ vermehrte Sorte soll besonders stabile Rhizome haben und eine höhere Wintertoleranz aufweisen.
Trend: Schöne Gartenpflanzen zum Zusatznutzen als Schnittblume
Die F1-Antirrhinum-Serie von Hem Genetics für Beet- und Containerbepflanzung bietet kräftige, gut verzweigte Pflanzen, die an langen Blütenstielen gefüllte Blüten mit lang anhaltendem Blütenflor bilden. Im Test waren fünf Farbsorten, die in der Kultur gleichmäßige Pflanzenbestände bildeten.
Die robuste Garten-Gerbera-Serie aus In-vitro-Kultur mit vielen Farbsorten, guter Wettertoleranz und hervorragender Remontierfähigkeit bekommt weiteren Zuwachs. Besonders auffällig unter den Neuheiten ist 'Garvinea Blaze', eine halbgefüllte Sorte mit zweifarbigen Zungenblüten in Rot mit gelben Spitzen.
Im Anschluss an die Vorträge konnten sich die Besucher und Besucherinnen nach einem gemütlichen Snack am Campus des Versuchsbetriebes Zierpflanzenbau auf den Versuchsfeldern über die neuen Sortimente und Trends informieren und die Ergebnisse züchterischer Arbeit bewundern.
Schwerpunkte der Versuchstätigkeit sind trockenheitsverträgliche, hitzeresistente und insektenfreundliche Sorten. Diese konnten auch im bis zu 70 Prozent torfreduzierten Topfsubstrat mit üppiger Pracht punkten.
Die große Fachausstellung bot Besuchern und Ausstellern die Möglichkeit, sich über innovative gartenbauliche Produkte und Sortimente der grünen Branche austauschen. Neben den Produzenten vieler Neuheiten im Bereich Beet- und Balkonpflanzen, Stauden, Naschgemüse und Naschobst waren auch Hersteller moderner Gewächshaustechnik, zeitgemäßer Substrate, Düngemittel und Pflanzenstärkungsmittel vertreten.
Gewinner der MainStar 2024
Am Ende der Veranstaltung standen die Gewinner fest:
Zum Favoriten des Fachpublikums wurde Dahlia 'Dalina Maxi Starburst Pink' (Florensis) gekürt. Dahinter folgten Dahlia 'LaBella Maggiore Rose Bicolor' (Beekenkamp) und x Semponium 'Vortex', eine intergenerischen Kreuzung zwischen Aeonium und Sempervivum von Fleurizon.