Bio-Ingwertagung
Seit mehreren Jahren beschäftigt sich die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Bamberg mit dem Ingwer-Anbau. Es laufen verschiedene Versuche zur Optimierung des Ingweranbaus auf Substrat und im unbeheizten Folientunnel. Am 04.09.2024 wurden den Teilnehmenden die aktuell laufenden Versuche vorgestellt und Fragen zum Anbau geklärt. Auch ein Besuch bei der Bioland Gärtnerei Niedermaier stand auf dem Programm, in der die Teilnehmenden den Ingwer-Anbau in der Praxis miterleben durften. Der Einladung folgten rund 10 Teilnehmende aus Beratung und Praxis nach Bamberg, um sich über den Ingwer-Anbau zu informieren.
Das Bakterium ralstonia pseudosolanacearum an Ingwerpflanzen
Dennis Mernke vom LTZ informierte die Teilnehmenden über das sich zunehmend verbreitende Bakterium ralstonia pseudosolanacearum, das in einigen Betrieben den Ingwer-Anbau bereits erheblich beeinträchtigt hat. Ingwer ist eine sehr gefragte Kultur, da die Nachfrage nach regionalem Bio-Ingwer stetig wächst. Das größte Problem besteht jedoch darin, dass zertifiziertes Pflanzgut nicht verfügbar ist. Viele Landwirte greifen daher auf Bio-Ingwer aus dem Supermarkt zurück, um diesen zu vermehren, was jedoch ein erhebliches Risiko birgt, da das Bakterium unerkannt eingeschleppt werden kann.
Ralstonia pseudosolanacearum, einen Quarantäneschaderreger, der vor allem bei Ingwerpflanzen auftritt, stammt ursprünglich aus Asien und Afrika, gedeiht besonders gut bei Temperaturen von 24 bis 35 °C und befällt über 120 Pflanzenarten, darunter Ingwer, Gurken, Kurkuma und Rosen. Es verursacht Symptome wie welke, gelbe, eingerollte Blätter und Weichfäule, die die Rhizome infiziert und schließlich zu ihrer Zerstörung führt. Die Verbreitung erfolgt durch infizierte Pflanzen, Werkzeuge, Wasser und Boden, wobei eine direkte Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln nicht möglich ist. In Deutschland wurden zwischen 2015 und 2024 mehrere Fälle von Befall gemeldet. Um den Schaderreger einzudämmen, sind strikte Maßnahmen erforderlich, wie die Sperrung betroffener Flächen, die Vernichtung infizierter Pflanzen und verstärkte Hygienemaßnahmen. Zudem gilt auf befallenen Flächen ein Anbauverbot für drei Jahre. Um kontaminierte Flächen weiterhin zu nutzen, können diese entweder versiegelt oder mit Nicht-Wirtspflanzen bebaut werden. Der Import von Ingwer und Kurkuma stellt ein hohes Risiko dar, weshalb strenge Kontrollen eingeführt wurden, insbesondere für Ware aus Peru. Trotz der Maßnahmen bleibt die Bekämpfung von ralstonia pseudosolanacearum eine große Herausforderung für den Ingwer-Anbau und gefährdet auch die heimische Produktion anderer Gewächshauskulturen wie Tomaten und Paprika.
Ingwer im konventionellen Anbau
Im weiteren Verlauf des Nachmittages stellte Martin Schulz (LWG) den erdelosen Anbau von Ingwer vor. Hierbei werden Pflanzen in Nährstofflösungen kultiviert. Diese Methode wird als "Deep-Water-Culture" bezeichnet und nicht als "bio"-zertifiziert. Seit mehreren Jahren wurden verschiedene Versuchsanordnungen getestet, um den erdelosen Anbau von Ingwer zu optimieren. Dabei wurden unterschiedliche Substrate wie Perlit, Blähton und Kokosfasern verwendet. Der Ingwer wurde in Kisten auf Becken mit einer spezifischen Pflanzdichte angebaut. Die Kulturführung begann mit der Vorbereitung der Ingwerstücke im Februar und endete mit der Ernte im November. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Temperatur und Luftfeuchtigkeit gewidmet, die während des Anbaus konstant gehalten wurde. In den Ergebnissen des Versuchs vom letzten Jahr zeigte sich, dass der Anbau in verschiedenen Substraten unterschiedlich erfolgreich war, wobei die Ernteerträge variieren. Insgesamt bietet der erdelose Anbau von Ingwer eine vielversprechende Alternative, insbesondere in Bezug auf die Kontrolle von Umweltbedingungen und Schädlingen.
Ingwer im biologischen Anbau
Carola Nitsch (LWG) stellte den Bio-Ingwer-Anbau im ungeheizten Folientunnel vor. Seit mehreren Jahren wird der Bio-Ingwer-Anbau im kalten Tunnel und Gewächshaus an der LWG untersucht. Zuletzt wurden verschiedene Winterbegrünungen in einer Ingwerkultur im Gewächshaus geprüft, um festzustellen, ob diese positive oder negative Auswirkungen auf die Kulturpflanze haben. Aktuell werden mehrere Ingwervarianten im kalten Folientunnel kultiviert, darunter Herkünfte aus Peru, Tari und China. Diese wurden im Jahr 2024 jedoch hauptsächlich zur Präsentation der Sortenvielfalt angepflanzt. Eigentlich sollten die Ingwerversuche nach mehreren Jahren nun abgeschlossen werden, aber aufgrund des vermehrten Auftretens von ralstonia pseudosolanacearum wird sich die LWG auch in Zukunft weiterhin mit der Kultur beschäftigen, um dieses Problem möglicherweise in den Griff zu bekommen. Eine mögliche Lösung könnte die Meristemvermehrung von Ingwer-Rhizomen sein, bei der genetisch identische Pflanzen gezüchtet werden, die frei von Viren und Bakterien sind. Dadurch könnten gesunde und resistente Pflanzen produziert werden, die weniger anfällig für Schaderreger sind. Inwieweit das eine geeignete Lösung darstellt, wird sich noch zeigen. Der Ingwer-Anbau bleibt auf jeden Fall im Fokus der LWG.
Besuch der Bioland-Gärtnerei Niedermaier
Zum Schluss der Veranstaltung stand ein Besuch der Bioland-Gärtnerei Niedermaier auf dem Plan. Seit acht Jahren kultiviert Sebastian Niedermaier Ingwer in seinem Betrieb, der sich durch eine Vielzahl von Gemüsekulturen auszeichnet und auf ökologische Produktion setzt. Er betreibt seinen Ingwer-Anbau in einem ungeheizten Folientunnel. Um die Bodenqualität zu erhalten und das Risiko von Krankheiten zu minimieren, wird der Ingwer alle zwei Jahre auf derselben Fläche angebaut. Diese Praxis hat sich als effektiv erwiesen, um den Ingwer gesund und ertragreich zu halten. Glücklicherweise hat er bislang keine nennenswerten Probleme mit dem Bakterium im Zusammenhang mit dem Ingwer-Anbau gehabt. Sein einziges Problem ist das Unkraut, welches er durch regelmäßiges Anhäufeln des Bodens in den Griff bekommen hat. Der Vertrieb des produzierten Gemüses erfolgt auf mehreren Wegen. Zum einen wird ein großer Teil der Ernte über den hofeigenen Laden verkauft. Darüber hinaus hat Niedermaier eine Kooperation mit einem regionalen Spitzenkoch geschlossen. Ein bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal ist die Vermarktung der grünen Ingwerstängel. Diese werden in einer Cocktailbar in Bamberg verarbeitet, wo sie als aromatische Zutat in verschiedenen Cocktails zum Einsatz kommen.
Insgesamt war die Veranstaltung sowohl für die Teilnehmenden als auch für die Referenten ein großer Erfolg und bot wertvolle Einblicke in den Ingwer-Anbau. Die Herausforderungen, die mit der Kultivierung dieser Pflanze verbunden sind, wurden dabei deutlich aufgezeigt, was den Austausch zwischen Praxis und Forschung besonders wichtig machte. Wir hoffen, dass die kommenden Ernten in den Betrieben erfolgreich verlaufen und positive Ergebnisse bringen. Wir würden uns freuen, Sie im nächsten Jahr erneut bei einem unserer Seminare begrüßen zu dürfen.