Nachbericht zur Veranstaltung am 16.07.2024
Bamberger Bio-Beeren Tag

Reife Heidelbeeren am Strauch in Detailaufnahme

Am 16.07.2024 lud die Öko-Akademie der Bayerischen Landesanstalt für Wein-und Gartenbau (LWG) in Bamberg zum Bio-Beeren-Tag auf dem Versuchsgelände der LWG ein. Rund 25 Teilnehmende aus verschiedenen Regionen folgten der Einladung und reisten nach Bamberg an, um sich über die neusten Versuchsergebnisse und Entwicklungen im Anbau dieser Beerenfrüchte zu informieren.

Bereits seit 2004 führt die LWG im Rahmen des Projekts "Erdbeersorten für Bayern" Sortenversuche mit Erdbeeren unter ökologischen Anbaubedingungen durch. Ruben Pires Heise stellte den bereits abgeschlossenen Sortenversuch Erdbeere vor. Dabei wurden die Erdbeersorten hinsichtlich Blütezeit, Erntezeit, marktfähigem Anteil der Ware und neben der Verkostung auch hinsichtlich des Einzelfruchtgewichtes verglichen. Dabei erreichte die späte Sorte 'Faith' Höchstwerte im marktfähigen Anteil, konnte aber geschmacklich nicht überzeugen. Im Geschmackstest schnitt die mittlere Sorte 'Verdi' von den zehn getesteten Sorten am besten ab. Die sehr späte Sorte 'Malwina' konnte am meisten mit ihrer Optik überzeugen. Die meisten zu kleinen Früchte und damit nicht marktfähige Ware zeigte die Sorte 'Glorielle'. In diesem Jahr stand darüber hinaus nicht nur die Erdbeere im Fokus, sondern auch die Heidelbeere im ökologischen Anbau. Seit 2023 wird ein Versuch mit ökologisch angebauten Heidelbeeren am Standort Bamberg durchgeführt. Auch diesen Versuch stellte uns Ruben Pires Heise vor. Dabei handelt es sich um einen Tastversuch, bei dem die Sorten 'Reka' und 'Bluecrop' einmal mit und einmal ohne Überdachung angepflanzt wurden. Ein zweiter Faktor war die Zugabe von Mykorrhiza, welche ebenfalls in den Varianten mit und ohne Überdachung getestet wurden. Ab Mai wurde der Bestand eingenetzt, um gegen die Kirschessigfliege und Vögel vorzubeugen. Größere Probleme bereitete im Bestand womöglich der Pilz Godronia cassandrae, vor allem bei der Sorte 'Bluecrop', daher wird diese Sorte auch nach Ende der Ernte entfernt. Die Auswertung der Erträge erfolgt nach Abschluss der Ernte.
Neben der Besichtigung der Beerenversuche auf dem Gelände erhielten die Teilnehmenden Einblicke in die betriebswirtschaftliche Ebene bei Sonderkulturen sowie Informationen über die RFID-Technik von Andreas Frank. Er betreibt einen Bio-Bauernhof im Weinsberger Tal und hat seinen Schwerpunkt auf den Anbau von Obst und Gemüse gelegt. Er beschäftigt einige Mitarbeitende und stellte dabei den Teilnehmenden das Programm vor, mit dem er die Arbeitszeiten seiner Mitarbeitenden kontrollieren kann. Dafür hat jeder seiner Mitarbeitenden einen Chip und ein dafür vorgesehenes Handy. Mit dem Chip scannt dieser dann die jeweilige Fläche, auf der er sich gerade befindet, ein. Somit kann der Betriebsleiter am PC direkt erkennen, wo und wie lange seine Mitarbeitenden auf dem Schlag beschäftigt waren. Auch die Erfassung der Erntemengen und Tätigkeiten erfolgt über das System. So wählt der Arbeitende aus, ob er auf der Fläche nun hackt, pflanzt oder eben erntet. Das System verschafft einen reibungslosen Ablauf und eine übersichtliche Handhabung der Tätigkeiten für den Betriebsleiter.
Zum Schluss gab uns Franz Eitzinger vom Betrieb "Bio-Beeren vom Franz" einen Einblick in seinen Heidelbeer-Anbau. Seit nun 25 Jahren baut er Heidelbeeren in Bio-Qualität an. Nachdem er viel herumgereist war, beschloss er selbst Beeren anzubauen. Er begann mit Erdbeeren und Himbeeren (damals noch konventionell). Nach der Umstellung auf biologischen Anbau traute er sich dann 1999 an die schwierige Kultur, die Bio-Heidelbeere. Er kultiviert über 3000 Pflanzen als Topfkulturen, was grundsätzlich eigentlich im biologischen Anbau nicht erlaubt ist. Im Bio-Anbau muss die Pflanze im gewachsenen Boden stehen. Er bekam damals allerdings eine Ausnahmegenehmigung für seine Pflanzen und konnte diese so weiterhin im Topf kultivieren, da er den Boden des Topfes entfernt hat und die Pflanzen somit eine Verbindung zum gewachsenen Boden hatten. Alles, was er seitdem neu anlegt, muss allerdings nach ökologischen Richtlinien geschehen. Er gab den Teilnehmenden nützliche Tipps zum Heidelbeer-Anbau mit an die Hand. Da eine zu hohe Stickstoffgabe den pH-Wert aus dem Gleichgewicht bringen kann, sollte nicht zu viel gedüngt werden. Ebenso sollte auf die Sortenwahl und die Herkunft der Pflanzen geachtet werden. Neuseeländische und australische Sorten sind weniger empfindlich auf den pH-Wert als amerikanische Pflanzen, behauptet er. Auch auf den Dickmaulrüssler muss geschaut werden, dessen Eier sich beim Zukauf aus Vermehrungsbetrieben schon an den Wurzeln befinden könnten. Hier könnte eine Bekämpfung mit Nematoden erfolgen. Durch seine langjährige Erfahrung im Anbau von Heidelbeeren war er in der Lage, den Teilnehmenden einen detaillierten und umfassenden Einblick in die komplexen Aspekte dieser Kultur zu geben. Er erklärte die verschiedenen Herausforderungen, die mit dem Heidelbeeranbau verbunden sind, und bot zugleich praktische und wertvolle Tipps, die den Anbau erleichtern und verbessern können. Seine Ausführungen halfen den Teilnehmenden, ein tieferes Verständnis für die Besonderheiten des Heidelbeeranbaus zu entwickeln und wertvolle Ratschläge für die Praxis mitzunehmen.

Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, für die Referenten sowie die Teilnehmenden. Wir freuen uns Sie im nächsten Jahr wieder zu einem unserer Seminare begrüßen zu dürfen.