Die Öko-Akademie Bamberg lud in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Ökogartenbau der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau am 22.03.2024 zu einem Schnittworkshop zur ökologischen Haselnuss ein. Die Veranstaltung fand im Gasthaus zum Hühnernest in Dittelbrunn statt, wo die Teilnehmenden eine theoretische Einführung sowie einen intensiven Erfahrungsaustausch zum Thema Haselnussschnitt erlebten. Nach der Mittagspause setzte der Workshop seine Reise auf dem nahegelegenen Betrieb Kimmel im Oberen Werntal fort. Dort erhielten die Teilnehmenden eine praktische Schnittvorführung in der Haselnussanlage.
Zu Beginn der Veranstaltung berichtete der Versuchsingenieur des Kompetenzzentrums Ökogartenbau Ruben Pires Heise von den aktuell laufenden Versuchen im Haselnussbereich an der LWG. Hierbei findet aktuell ein Erziehungsversuch am Joch, ein Schnittversuch und ein Netzversuch auf den Betrieben Stiegler und Kimmel statt. Dabei wird beim Schnittversuch der Ertrag der unterschiedlichen Sorten, der Anteil an Haselnussbohrern und die Größe sowie der Kernzustand der Nüsse verglichen. Dieses Jahr wird die Untersuchung des Haselnussbohrers und der Ertragsvergleich fortgesetzt. Zusätzlich kommt dieses Jahr noch eine Untersuchung auf Moniliareduzierung hinzu. Auch verwies Ruben Pires Heise auf den aktuell veröffentlichten Haselnussleitfaden des Kompetenzzentrums, welcher grundlegende Informationen für den Anbau und die Pflege von Haselnusskulturen bieten soll.
Kulturanleitung für den ökologischen Haselnussanbau in Deutschland
Danach führte Nicolas Müller, welcher ebenfalls Teil des Teams vom Kompetenzzentrum ist, die Teilnehmenden in die theoretischen Grundlagen des Haselnussschnitts ein, wobei der Fokus auf dem Hohlkronenschnitt lag. Als erfahrener Obstbauer und Gärtnermeister vermittelte Müller sein tiefes Fachwissen auf verständliche Weise. Er beleuchtete dabei auch die aktuelle, noch recht überschaubare Datenlage, und forderte die Anbauer dazu auf, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen. Grundlegende Aspekte für einen gesunden Wuchs der Haselnuss wurden behandelt. Dazu gehören ausreichender Pflanzabstand, was zu weniger Pilzkrankheiten, mehr Licht und Platz für das Kronenwachstum führt. Besonderes Augenmerk wurde auf die Bedeutung einer gut durchlichteten Krone, wie sie beim Hohlkronenschnitt angestrebt wird, gelegt. Auch den Pflanzstreifen mindestens die ersten 5 Jahre freizuhalten, ist Voraussetzung für einen gesunden Wuchs. Neben dem optimalen Standort, der im Idealfall keine Spätfrostgefährdung, keine Tallagen und Kälteseen aufweisen sollte, wurden auch die Bodenansprüche erläutert, welche lehmig, tiefgründig und humos sein sollten. Schnittgrundlagen hinsichtlich des Wetters, des Zeitpunkts und der Wahl der Werkzeuge wurden ebenfalls besprochen. Dabei wurde betont, dass der Schnitt bei trockenem Wetter im Februar bis März durchgeführt werden sollte. Auch ein größerer Schnitt zu nahe an der Basis sollte vermieden werden, da er Eintrittspforte für Pilze ist. Nicolas Müller erklärte auch die Unterschiede von Ableiten, Wegschneiden und Anschneiden. Aktuell ist die Baumhasel die gängigste Lösung für den deutschen Haselnussanbau, insbesondere aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit an Trockensommer. Weitere Schnittformen neben dem Hohlkronenschnitt, wie der Spindelschnitt und der maschinelle Schnitt, wurden ebenfalls detailliert erläutert. Dabei wurden die spezifischen Anforderungen und Techniken für jeden Schnitttyp verdeutlicht, um den Teilnehmenden ein umfassendes Verständnis zu vermitteln. Abschließend konnten die Teilnehmenden anhand einiger Beispielbilder selbst markieren, wo sie den Schnitt angesetzt hätten. Nicolas Müller erklärte daraufhin, dass sich ein korrekter Schnitt im Bereich des Astrings befinden sollte sowie parallel zum verbleibenden Ast abgeschnitten wird.
Im weiteren Verlauf des Schnittworkshops wurde den Teilnehmenden eine Werkzeugkunde mit an die Hand gegeben. Wobei ihnen erklärt wurde, was eine gut schneidende Schere ausmacht und wie häufig diese geschleift werden sollte. Für den Schnitt können verschiedene Scherenarten benutzt werden; von der Handschere bis zur Elektroschere ist alles möglich. Nur eine Motorsäge ist nicht von Vorteil, da der Haselnuss dadurch fransige Schnittwunden zufügen werden und das Öl der Kette die Wundheilung stört. Nach der Einführung in die Werkzeugkunde ging es an die praktische Durchführung. Dabei durften die Teilnehmenden in Gruppen noch nicht geschnittene Bäumen mithilfe von Wäscheklammern markieren, welche Äste sie wegschneiden würden. Im späteren Verlauf des Nachmittags wurde dies dann in der Gruppe vorgestellt und diskutiert, warum sie sich für diese Äste entschieden haben.
Insgesamt bot der Schnittworkshops zur ökologischen Haselnuss den Teilnehmenden eine wertvolle Gelegenheit, ihr Fachwissen zu vertiefen, praktische Fertigkeiten zu erlernen und sich mit anderen Anbauenden auszutauschen.