Nachbericht zur Veranstaltung am 19. und 20.09.2024
3. Bayerischer Azubitag zum Netzwerken im Ökogartenbau: Austausch und Praxis für die Gärtnerinnen und Gärtner von morgen

Gruppenfoto vom 3. Bayerischen Azubitag zum Netzwerken im Ökogartenbau.

Am 19. und 20. September 2024 fand auf dem Gelände der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Bamberg der alljährliche Azubitag zum Netzwerken im Ökogartenbau statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Kompetenzzentrum Ökogartenbau in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ). Rund 45 Auszubildende aus den verschiedenen Fachsparten des Produktionsgartenbaus nahmen in diesem Jahr teil und erlebten zwei Tage voller Austausch, Praxis und Einblicke in die Vielfalt des ökologischen Gartenbaus.
Beim Azubitag spielt es keine Rolle, ob die Azubis auf Bio-Betrieben lernen oder nicht, oder in welchem Ausbildungsjahr sie sind - alle sind eingeladen.

Logo der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern.

Das erste Mal zweitägig

Eigentlich waren es „Azubitage“, denn in diesem Jahr war der Azubitag zum ersten Mal als zweitägiges Event angelegt. Dies bot den Teilnehmenden noch mehr Gelegenheit zum Lernen und Netzwerken und fand großen Anklang: Sogar eine ganze Berufsschulklasse war gemeinsam angereist, um zusammen an der Veranstaltung teilzunehmen.

Workshops, Vortrag und Exkursionen

Kern der Veranstaltung waren eine Rallye und Workshops, die von Mitarbeitenden der LWG und LVÖ angeboten wurden. Insbesondere das hohe fachliche Niveau wurde dabei geschätzt. Im Workshop „Gemüsebau: Wie sieht deine Zukunft aus?“ wurde die Frage analysiert, warum immer weniger Menschen Gemüsegärtnerin oder Gemüsegärtner werden wollen. Ist der Fachkräftemangel das eigentliche Problem, die Ursache oder nur ein Symptom? Es wurde diskutiert, wie diejenigen Menschen gefördert werden können, die bereit sind, unternehmerische Verantwortung als Betriebsinhabende, -leitende oder -nachfolgende zu übernehmen.
„Von Abfällen zu Lebensmitteln“ hieß der Workshop zum Thema Edelpilzzucht im Gartenbau. Insbesondere wurden hier die verschiedenen Schritte der Pilzzucht behandelt: angefangen bei der Gewinnung des eigenen Ausgangsmaterials, über die Substratmischung und -behandlung bis hin zur Beimpfung in steriler und unsteriler Arbeitsweise. Die teilnehmenden Azubis durften all diese Arbeitsschritte selbst durchführen und ausprobieren. Am Ende des Workshops konnten sie ihre ersten beimpften Substrate mit nach Hause nehmen und auf Erfolge bei der Pilzzucht hoffen.
Torf ist in vielerlei Hinsicht ein ideales Substrat für den Gartenbau, dennoch ist sein Einsatz in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz kritisch zu betrachten – so lautete das Motto des Workshops „Reduzierter Torfeinsatz im Gartenbau – Hintergründe und Möglichkeiten“. Die Trockenlegung von Mooren für den Torfabbau setzt große Mengen an klimaschädlichen Gasen frei und zerstört wertvolle Ökosysteme. Auch die biologischen Anbauverbände definieren klare Vorgaben für den zugelassenen Torfanteil in Substraten und setzen zunehmend auf torfreduzierte Alternativen. Die Auszubildenden konnten anhand praktischer Versuche testen, welche Möglichkeiten es gibt, diesen endlichen Rohstoff im Gartenbau zu ersetzen. Außerdem wurde diskutiert, welche Anpassungen der Kulturmethoden beim Einsatz von torffreien Substraten notwendig sind und was es beispielsweise hinsichtlich der Bewässerung, des pH-Werts oder des Salzgehalts zu beachten gibt.
Boden und Wasser bilden die Grundlage für den Pflanzenbau. Darum ist es wichtig, den eigenen Boden und seine Eigenschaften zu kennen. Im Workshop „Boden und Wasserhaushalt – Wir gehen der Grundlage auf den Grund“ wurden verschiedene Hilfsmittel vorgestellt, mit denen eine Bodenprobe gezogen werden kann. Die Auszubildenden probierten selbst aus, welches Werkzeug zur Probenahme ihnen am besten liegt und erfuhren, welche Informationen man aus einer Bodenprobe ziehen kann. Gerade bei extremen Wetterereignissen wie Starkregen oder langanhaltender Trockenheit spielt zudem das Infiltrationsvermögen des Bodens eine große Rolle und entscheidet über Staunässe und Nährstoffverfügbarkeit. In einem Versuch mit unterschiedlich stark bearbeiteten Böden konnte getestet werden, wo das Infiltrationsvermögen der Böden liegt und was das für den Wasserhaushalt bedeutet.
Der Workshop „Agroforst – Wir pflanzen ein syntropisches Agroforst-System an“ richtete sich an alle, die ein wirksames Mittel gegen extreme Wetterereignisse wie Trockenheit, Erosion und Humusabbau kennenlernen wollten. Agroforstwirtschaft ist ein wichtiger Ansatzpunkt, um Landwirtschaft und Gartenbau vor den Folgen sich verschärfender Umwelteinflüsse zu schützen. Es wurde dabei vor allem auf die Besonderheiten eines syntropischen Agroforstsystems eingegangen und die Auszubildenden lernten die Symbiose zwischen Bäumen, Sträuchern und krautigen Pflanzen kennen. Zuletzt wurde natürlich auch praktisch umgesetzt, wie die einzelnen Pflanzen gepflanzt und gepflegt werden.
Die effiziente Regulierung von Beikräutern stellt besonders im Ökogartenbau eine wichtige Kulturmaßnahme dar, um ein ungestörtes Wachstum der Kulturpflanzen zu gewährleisten und somit hohe Erträge zu sichern. „Kollege Roboter – Innovative Unterstützung beim Unkrautmanagement“ stellte einen Lösungsansatz vor: der Einsatz von autonomer Hacktechnik. In diesem Workshop wurden die autonom arbeitenden Feldroboter „Farmdroid FD20“ (Farmdroid) und „Farming GT“ (Farming Revolution) vorgestellt und in den aktuell laufenden Versuchen im Einsatz demonstriert. Der Bereich Hackrobotik im Gartenbau wurde umfassend mit den Auszubildenden thematisiert und gemeinsam wurde über Potentiale und Grenzen diskutiert.

Ein weiterer Höhepunkt war der Abendvortrag der Gärtnerin Ramona Veit („Monakultur“). Der authentische Bericht über ihren Weg in die Selbstständigkeit und die Prinzipien des Market Gardening beeindruckte und inspirierte und sorgte für viele Fragen an die Referentin.

Die Exkursionen am zweiten Tag zum Betrieb Bio-Gemüsebau Hofmann und zum Betrieb „KräuterGut“ ins Knoblauchsland boten Einblick in eine ganz andere Form des Bio-Gemüsebaus. Die Führung wurde jeweils von den BetriebsleiterInnen selbst durchgeführt. Die Dimensionen der Unternehmen beeindruckten die Gruppe und regten zur Diskussion an.

Die Azubis erleben Praxis bei der Betriebsbesichtigung des Bio-Gemüsebaus Hofmann.

Bio-Gemüsebau Hofmann

Viele interessierte Fragen kamen bei der Betriebsbesichtigung bei „KräuterGut“ mit Tanja Dworschak auf.

„KräuterGut“

Austausch und interdisziplinäre Vernetzung

Der Azubitag bot den Auszubildenden die Chance, sich nicht nur fachlich weiterzubilden, sondern auch interdisziplinär zu vernetzen. Die gute Stimmung unter den Teilnehmenden, die aus den Fachbereichen Zierpflanzenbau, Gemüseanbau, Obstbau, Baumschule, Friedhofsgartenbau und Stauden kamen, trug dazu bei, dass viele intensive Gespräche geführt und neue Kontakte geknüpft wurden.

Die Kombination aus praxisorientierten Workshops, spannenden Exkursionen und dem regen Austausch untereinander wurde super angenommen. „In kurzer Zeit viel gelernt“, war die Rückmeldung eines Teilnehmers am Ende der Veranstaltung – und es wurden auch schon einige Themenvorschläge für die nächsten Azubitage genannt. Wir freuen uns auf die Wiederholung!

Gruppenfoto vom 3. Bayerischen Azubitag zum Netzwerken im Ökogartenbau.