Gemeinschaftsversuch aus der Praxis
Anbaueignung von Kiwibeeren an verschiedenen Standorten

Kiwibeeren mit grüner, glatter Schale hängen am Ast.

Kiwibeeren oder Minikiwi, botanisch Actinidia arguta, werden schon seit Anfang der 90er-Jahre versuchsweise in Deutschland angebaut. Die Erfahrungen zu der Kultur und ihrer Eignung für den erwerbsmäßigen Anbau sind recht unterschiedlich. Im Jahr 2012 wurde im Rahmen des Arbeitskreises „Obstbauliche Leistungsprüfung“ ein Gemeinschaftsversuch von Hubert Siegler (LWG) angeregt, um mehr über die agronomischen Aspekte der Kultur unter deutschen Anbaubedingungen zu erfahren. Dabei sollte vor allem die Ertragsleistung, die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, Schaderregern und abiotische Faktoren sowie der Mehrwert für Obstbaubetriebe genauer untersucht werden. Bis Ende 2023 wurden Kultureigenschaften, Fruchtqualitäten und Anfälligkeiten gegenüber Witterungsextremen erfasst.

Versuchsaufbau

Im Herbst 2012 erfolgte mit anderen Versuchsanstellern und Praktikern eine Sorten- und Klonauswahl aus dem damaligen Kiwibeerenbestand auf dem Versuchsgelände der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim während der Fruchtfreife. Die Sorten bzw. Klone 'Super Jumbo', 'Molli', 'Fresh Jumbo', 'Meyer 74-49', 'Rote Verona' und 'Maki' sowie die beiden männlichen Befruchtersorten 'Blütenwolke' und männliche 'Honigbeere' wurden für den Bundesversuch favorisiert. Es erfolgte eine In-vitro Vermehrung durch die Fa. Mayer und eine gemeinsame Anzucht durch die Baumschule Sämann.

An jedem Versuchsstandort waren pro Sorte zwei Wiederholungen zu je fünf Pflanzen vorgesehen. Die Pflanzen wurden im Winter 2014/15 in den Versuchsanstalten und Praxisbetrieben gesetzt und in Spalierform an einem Gerüst mit fünf Drähten im Abstand von etwa 40 cm erzogen. Nur die Sorte 'Maki' konnte erst ein Jahr später gepflanzt werden. Weiterhin wurde im Winter 2016/17 'Red Beauty' an einigen Standorten ergänzt. In die anschließende Bewertung fließt sie aber aufgrund des verzögerten Pflanztermins nicht mit ein. Der Pflanzabstand war je nach Standort 3 bis 3,50 m x 2,25 bis 3 m. Eine Zusatzbewässerung erfolgte auf allen Versuchsbetrieben.

Pflanzengesundheit und Ausfälle

Auf dem Pflanzstreifen ist ein Teil der Baumrinde beschädigt.Zoombild vorhanden

Bild 1: Kambiumschaden

In den ersten vier Jahren kam es bei zwei Versuchsbetrieben zu höheren Pflanzenausfällen.

Am Standort Dietzhof in Oberfranken war längere Staunässe für die hohe Ausfallrate verantwortlich.

Im Versuchsbetrieb Schlachters, Landkreis Lindau, wurde der junge Pflanzenbestand durch den Einsatz eines Fadengerätes zur Unkrautregulierung so stark geschädigt, dass der Versuch gerodet werden musste. Die deutlichen Kambiumschädigungen zeigt Bild 1.

Pflanzenausfälle

Tabelle: Pflanzenausfälle im Verhältnis zur Gesamtanzahl nach vier Jahren Standzeit

StandortAusfälle
Auweiler0 von 100
Augustenberg3 von 66
Dietzhof45 von 100
Gülzow2 von 100
Langenförden0 von 100
Quedlinburg10 von 100
Schlachters32 von 72
Weinsberg6 von 100
Veitshöchheim2 von 100


Im Jahr 2020 musste auch in Weinsberg der Versuch abgebrochen werden. Die Eislast der Frostschutzberegnung hat Teile des Gerüstsystems und damit auch die Pflanzen zum Umkippen gebracht. An den anderen Versuchsstationen kam es im weiteren Verlauf zu keinen nennenswerten Ausfällen.

Die Robustheit der Kiwibeere gegenüber Krankheiten und Schaderregern konnte an allen Standorten bestätigt werden. Im Versuchszeitraum gab es keine behandlungswürdigen Symptome, sodass an keinem Standort Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden mussten. Die Unkrautregulierung erfolgte meist mechanisch.

Wuchsstärke

Bei einem Pflanzabstand von 2,25 bis 3 m in der Reihe ist es in den ersten Jahren wichtig die verschiedenen Drahtetagen mit Trieben zu bestücken. Dabei werden die jungen Triebe seitlich am Draht fixiert. Falls keine Seitenverzweigung vorhanden war, sollte die Mittelachse bis kurz über den zu besetzenden Draht eingekürzt werden. Da Actinidia arguta eine Kletterpflanze ist, bildet sie auch Ranktriebe, die dünn sind und sich verdrehen. Diese wurden zum Aufbau der Pflanzen nicht verwendet und konsequent zurückgeschnitten oder komplett entfernt. Die Ranktriebe weisen eine schlechtere Vitalität auf und können zudem schnell eintrocknen.

Je nach Standort und Wuchsstärke der Sorten kann die oberste Etage etwa im fünften Jahr erreicht werden. Im Versuch wiesen die Sorten 'Molli' und 'Fresh Jumbo' den schwächsten und 'Meyer 74-49' den stärksten Wuchs in allen Versuchsbetrieben auf. Bei schwachwachsenden Sorten kann somit ein engerer Pflanzabstand sinnvoll sein. 'Super Jumbo' wies je nach Standort ein differenziertes Wachstum auf. Beispielsweise war der Wuchs in Veitshöchheim (siehe Bild 2) sehr gut und auf dem Augustenberg und in Quedlinburg deutlich geringer. An diesen Standorten wurden in manchen Jahren auch Chlorosen, die vermutlich auf einen Eisenmangel zurückzuführen waren, festgestellt. Behandlungen mit eisenhaltigen Blattdünger konnten die Symptome minimieren.

Die männlichen Sorten erwiesen sich als durchgehend wuchsstärker und waren auch im Blühverlauf identisch.

Vier dargestellte Bilder, Kiwipflanzen auf dem Pflanzstreifen mit Beschriftung der Sorten

Bild 2: Unterschiedliche Wuchsstärke von Kiwibeeren in Veitshöchheim im Jahr 2023

Wuchsstärke

Tabelle: Wuchsstärke gemittelt aus sechs Standorten im Jahr 2023

SorteWuchsstärke 1-9 1)
'Super Jumbo'5,0
'Molli'4,1
'Fresh Jumbo'4,5
'Meyer 74-49'6,6
'Rote Verona'6,0
'Maki'5,5
'Blütenwolke'6,0
'Honigbeere'6,0

1) 1 = kein Wachstum/abgestorben; 9 = sehr starker Wuchs

Ernte und Erträge

Nach der Pflanzung im Winter 2014/15 waren die ersten Erträge 2017 erwartbar. Aufgrund der flächendeckenden Spätfrostereignisse gab es an allen Standorten aber keine Früchte. Die erste Ertragserfassung war damit 2018 möglich (siehe Abbildung 1). 'Super Jumbo' erwies sich an allen Standorten außer Veitshöchheim als ertragsschwach. 'Molli' schnitt in Gülzow und Quedlinburg gut ab, hatte aber an einigen Standorten nur wenige Früchte. Im Durchschnitt über alle Jahre und Standorte war 'Fresh Jumbo' die ertragsreichste Sorte im Gemeinschaftsversuch (siehe Abbildung 2). Der höchste Einzelpflanzenertrag wurde 2022 bei dieser Sorte in Quedlinburg mit 19,2 kg erhoben. In Jahren mit sehr guten Erträgen folgen bei 'Fresh Jumbo' oft Jahre mit geringerer Produktivität, was auf eine Alternanzneigung hindeutet. Auch die Neutriebbildung wird in starken Ertragsjahren oft gehemmt, was letztendlich auch zu einem schwächeren Wuchs führt. 'Rote Verona', 'Meyer 74-49' und die ein Jahr später gepflanzte 'Maki' hatten im Schnitt mittlere Erträge. Letztere fiel aber an den norddeutschen Standorten mit geringer Erntemenge auf.

Ertrag in Kilogramm pro Pflanzen als farbigen Drei-D-Säulendiagramm dargestellt.

Abbildung 1: Durchschnittliche Einzelpflanzenerträge von 2018 bis 2023 an den Versuchsstandorten

Farbige Säulendiagramm mit Einzelpflanzenerträge in Kilogramm pro Pflanzen dargestellt.

Abbildung 2: Akkumulierte Einzelpflanzenerträge über alle Standorte in den Erfassungsjahren

Die Früchte wurden nicht bei Vollreife geerntet, sondern bei einem Zuckergehalt von etwa 7 bis 9 °Brix. Zu diesem Zeitpunkt sind Kiwibeeren noch nicht verzehrfähig. Der frühe Erntetermin hat den Vorteil, dass die Beeren noch hart sind und somit keine Eiablage von Drosophila suzukii stattfinden kann. Alle Früchte können zudem an nur einem Termin geerntet werden. Somit ist auch der Arbeitsaufwand zur Ernte geringer als bei mehrmaligen Pflückdurchgängen bei Vollreife. Dafür sind die Arbeiten während der Lagerung und Sortierung gestiegen.

Die Haupternte von Kiwibeeren erfolgt im September. Der Erntetermin kann je nach Standort, Ertragsleistung und auch dem Zuckergehalt stark variieren. Bei 9 °Brix erfolgt die Ernte etwa sieben bis zehn Tage später als bei 7 °Brix. Somit sind Kiwibeeren vom Erntetermin sehr flexibel handhabbar. Die frühreifende 'Meyer 74-49' wurde über den Versuchszeitraum als erstes beerntet, gefolgt von 'Molli'. 'Fresh Jumbo', 'Rote Verona' und 'Maki' haben im Durschnitt einen sehr ähnlichen Termin, etwa Ende September. Daraus resultierend kann die Kiwibeerenernte in einer Dauer von etwa drei Wochen sehr kompakt durchgeführt werden.

Erntetermine

Tabelle: Gemittelte Erntetermine an den Standorten in den Jahren 2018 bis 2023

SortenAugustenbergAuweilerGülzowLangenfördenQuedlinburgVeitshöchheimMittelwert
'Super Jumbo'18. Sept.14. Sept.24. Sept.22. Sept.2. Okt.18. Sept.21. Sept.
'Molli'15. Sept.31. Aug.24. Sept.11. Sept.24. Sept.9. Sept.14. Sept.
'Fresh Jumbo'29. Sept.8. Sept.27. Sept.29. Sept.4. Okt.21. Sept.25. Sept.
'Meyer 74-49'14. Sept.26. Aug.20. Sept.13. Sept.18. Sept.4. Sept.10. Sept.
'Rote Verona'25. Sept.17. Sept.1. Okt.24. Sept.1. Okt.22. Sept.25. Sept.
'Maki'27. Sept.16. Sept.30. Sept.24. Sept.1. Okt.22. Sept.25. Sept.

Ertragsmindernde Einflüsse

Ein großes Problem beim Anbau von Kiwibeeren ist die hohe Anfälligkeit gegenüber Spätfrösten. Der Austrieb erfolgt bereits Ende März. Die jungen Triebe und die noch geschlossenen Blüten können bei Temperaturen ab minus 2 °C Schäden bekommen. Bei noch kälteren Temperaturen kann das komplette Blattwerk mit Jungtrieben zurückfrieren, was einem kompletten Ertragsausfall in dem Jahr gleichkommt. Wie in Abbildung 3 zu sehen, ist die Ertragsleistung an den Standorten über die Jahre in etwa ähnlich. Langenförden verzeichnete insgesamt die geringsten akkumulierten Einzelpflanzenerträge. Dieser Standort war am stärksten durch Ausfälle aufgrund von Spätfrost betroffen. Aber auch an den anderen Standorten wirkten sich die frostigen Temperaturen im Frühjahr ertragsmindernd aus.

Bewertung des Pflanzenertrags in Kilogramm pro Pflanze als farbigen Säulendiagramm dargestellt.

Abbildung 3: Akkumulierter Einzelpflanzenertrag über alle Sorten an den Versuchsstandorten

Spätfrostschäden

Tabelle: Spätfrostschäden über die Ertragsphase an den Standorten

Standort2017201820192020202120222023
Augustenbergxkeinekeinexkeinekeinekeine
Auweilerxkeinekeinexkeinekeinekeine
Gülzowxkeinexookeineo
Langenfördenxkeinexxkeineoo
Quedlinburgxkeineoookeinekeine
Veitshöchheimxkeinekeinexooo

x = Totalausfall; o = geringe bis mittleren Schäden bzw. nur bei einzelnen Sorten


Auf dem Pflanzstreifen Kiwipflanzen mit verwelkten Blättern auf der Obstplantage.Zoombild vorhanden

Bild 3: stark geschädigte Pflanzen

An einigen Standorten wurde Frostschutzberegnung installiert. Somit konnten die Ertragsverluste in den Jahren reduziert werden. Bei Kiwibeeren bietet sich eine Streifenfrostschutzberegnung an, beispielsweise mit Flipper-Regnern. In Bild 3 sind etwa drei Wochen nach Spätfrösten geschädigte Blüten und ältere Blätter im Vergleich zu frostschutzberegneten Pflanzen zu sehen. Die Blüten sind intakt und die Blätter haben nur leichte Schäden.

Die hohen Erträge von 'Fresh Jumbo' sind auch auf eine gewisse Robustheit gegenüber leichten Spätfrösten bei dieser Sorte zurückzuführen. So konnten in Jahren mit Frost oft noch Kiwibeeren geerntet werden, während die anderen Sorten deutlich weniger oder keine Früchte hatten.

Zwei dargestellte Bilder mit einem Totalschaden und leichter Schaden an den Kiwipflanzen.

Bild 4: Etwa drei Wochen nach dem Frost - (links) Frostschäden an Blüten und älteren Blättern, (rechts) mit Frostschutzberegnung intakte Blütenanlagen, leichte Schäden an den älteren Blättern

Im weiteren Jahresverlauf können bei Kiwibeeren Berostung, Sonnenbrand und Trockenstresssymptome auftreten (Bild 5). Im Versuch wurde dies als Schalenfehler bezeichnet. Sonnenbrand tritt vor allem bei exponierten Früchten oder nach einem starkem Sommerschnitt bei hoher Sonneneinstrahlung auf. Die Berostung wird durch Reibung an Blattstielen oder anderen Früchten hervorgerufen. In windoffenen Lagen ist die Gefahr somit höher. In Quedlinburg werden Kiwibeeren in einem anderen Versuch im Gewächshaus angebaut. Eine Berostung ist an den Früchten dort kaum zu sehen.

Trockenstress trat vor allem im Jahr 2018 bei guten Fruchtbehang auf. Die Flachwurzler haben durch die hohe Blattmasse und das Fruchtwachstum vor allem im Juni und Juli hohen Wasserbedarf.

'Meyer 74-49', 'Rote Verona' und 'Maki' hatten gemittelt über die Standorte und Jahre die größten Probleme mit Schalenfehlern. Bei 'Super Jumbo' und 'Molli' fielen diese Fehler im Mittel geringer aus. Früchte mit Sonnenbrand und zu starker Berostung können nicht vermarktet werden. In Bild 5 (Nr. 3) sind Früchte mit leichter Berostung zu sehen, die noch vermarktungsfähig sind.

Vier nummerierte dargestellte Bilder mit Schaden an Kiwibeeren.

Bild 5: Schalenfehler bei Kiwibeeren: 1 Sonnenbrand, 2 Trockenstress, 3 leichte tolerierbare Berostung, 4 starke Berostung

Schalenfehler

Tabelle 5: Schalenfehler gemittelt über die Standorte und Jahre 2018 bis 2023

SortenSchalenfehler 1-9 2)
'Super Jumbo'3,5
'Molli'3,8
'Fresh Jumbo'4,3
'Meyer 74-49'5
'Rote Verona'4,7
'Maki'4,6

2) 1 = kein Schalenfehler; 9 = alle Früchte betroffen

Sorteneigenschaften

Die größten und damit auch schwersten Früchte hatte 'Super Jumbo' mit durchschnittlich 13,1 g/Frucht. Diese Sorteneigenschaft zeigte sich durchgehend bei sowohl starkem wie auch mittlerem Fruchtbehang. Auch bei gutem Behang von etwa 8 bis 9 kg/Pflanze konnten Fruchtgewichte von etwa 11 bis 12 g festgestellt werden. Die ertragreiche 'Fresh Jumbo' hat im Schnitt etwas mehr als 10 g auch bei guten Einzelpflanzenerträgen um 10 kg. Die anderen Sorten befinden sich auf einem ähnlichen Niveau von durchschnittlich etwa 8 g/Frucht.

Ertrag in Gramm pro Pflanzen als Säulendiagramm dargestellt.

Abbildung 4: Durchschnittliches Einzelfruchtgewicht der Versuchssorten über alle Standorten und Jahre

Das Fruchtgewicht nimmt über alle Sorten mit steigendem Ertrag ab. Bei dem Höchstertrag von 19,2 kg/Pflanze bei 'Fresh Jumbo' in Quedlinburg im Jahr 2022 lag das durchschnittliche Einzelfruchtgewicht über alle Sorten bei nur 5,3 g.

Die Fruchtform und Schalenfarbe der Sorten unterscheiden sich deutlich. 'Super Jumbo' ist hellgrün und länglich. 'Molli' grün mit runder Fruchtform. 'Fresh Jumbo' ist meist grün mit leichten rot-brauner Backe und eher breit gebaut. 'Meyer 74-49' sieht 'Molli' ähnlich hat aber eine hellere Schalenfarbe. 'Rote Verona' und 'Maki' sind beide länglich und bilden rote Backen aus. 'Maki' weist dabei die intensivere Färbung auf.

Sechs dargestellte Bilder in Fruchtformen und Schalenfarben mit Beschriftung der Sorten

Bild 6: Sortiment im Bundesversuch

Bei der frühzeitigen Ernte sind Kiwibeeren noch nicht genussreif. Da es sich um klimakterische Früchte handelt, ist eine Nachreife gut möglich. Je nach Zuckergehalt zur Ernte, Lagerdauer und Temperatur erfolgt die Genussreife etwa zwei bis fünf Wochen nach dem Erntetermin. Eine Langzeitlagerung von bis zu 16 Wochen kann unter optimalen Bedingungen (0 °C, 5 % CO2, 2 % CO2) auch möglich sein. Der Zuckergehalt steigt bis zur Genussreife auf etwa 15 bis 19 °Brix an. Die Früchte werden aber nicht einheitlich reif und müssen vor der Vermarktung durchsortiert werden. Unreife Beeren schmecken grasig, sauer und erzeugen schnell ein unangenehmes Kribbeln im Mund. Überreife Früchte sind zu weich und schmecken gärig.

Geschmacklich ähneln vollreife Kiwibeeren den größeren Kiwis, sind dabei meist aromaintensiver. Die Schale kann mitgegessen werden, nur der Stiel sollte vorher entfernt werden. Die frühreifende 'Meyer 74-49' konnte bei der Geschmacksbeurteilung bei den Versuchsanstellern überzeugen. Die anderen Sorten wurden in etwa ähnlich gut bewertet.

Geschmack

Tabelle 6: Geschmacksbewertung sowie Zuckergehalt zur Genussreife gemittelt über die Standorte und Jahre 2018 bis 2023

SortenGeschmack 1-9 3)Zuckergehalt in °Brix
'Super Jumbo'6,716
'Molli'6,816
'Fresh Jumbo'6,816,6
'Meyer 74-49'7,518,2
'Rote Verona'6,517,2
'Maki'717,4

3) 1 = sehr schlecht; 9 = sehr gut

Fazit

Der Gemeinschaftsversuch hatte das Ziel Erkenntnisse über die Anbauwürdigkeit von Kiwibeeren in verschiedenen Regionen Deutschlands zu gewinnen. An mehreren Standorten wurden 2012 dafür sechs Sorten aufgepflanzt und bis 2023 bonitiert. In den ersten drei Jahren ist viel Formierungs- und Bindearbeit notwendig und noch kein Ertrag zu erwarten. Positiv zu bewerten ist die geringe Anfälligkeit gegenüber Schaderregern und Krankheiten. Auch einem Befall mit Kirschessigfliege kann durch frühzeitige Beerntung entgegengewirkt werden. Die Ausfälle an drei Versuchsstandorten waren jeweils abiotischen Ursprungs. Dagegen erwies sich die hohe Spätfrostanfälligkeit als sehr problematisch und dementsprechend ertragsmindernd. Ein Anbau ohne geeignete Frostschutzmaßnahmen ist deshalb nicht zu empfehlen. Weiterhin kann die sehr jahres- und anlagenabhängige Berostung an Früchten stärker auftreten und zu hohen Ausschüssen führen. Die ertragreichste Sorte war 'Fresh Jumbo', welche auch aufgrund einer gewissen Toleranz gegenüber Spätfrosten noch bei leichten Minusgraden Früchte tragen kann. Mit etwa 10 g/Frucht zählt sie zu den etwas größeren Sorten. Bei einer Ernte im unreifen Zustand ist bei Kiwibeeren meist nur ein Pflückdurchgang notwendig. Die Haupternte findet kompakt im September statt und muss je nach Betriebssituation mit anderen Kulturen konkurrieren. Lagerung, Sortierung und Vermarktung sind dagegen deutlich aufwendiger.

Kiwibeeren sind im Anbau und Vermarktung anspruchsvoll. Vor einem Einstieg in die Kultur sollten mikroklimatische Verhältnisse, Möglichkeiten des Frostschutzes, Erziehungsaufwand, Lagerung und Aufwand für die Sortierung und marktfähige Aufbereitung sorgfältig geprüft werden. Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, stehen aber wohlschmeckende Sorten zur Verfügung.


Vielen Dank gilt allen Versuchsstationen und Betrieben, die bei dem Bundesversuch Kiwibeeren mitgewirkt haben.