Veranstaltungsbericht
Walnuss, Haselnuss und ein bisschen Trüffel

Das Motto des Nusstages am 06. Dezember 2017 – ´Walnuss, Haselnuss und ein bisschen Trüffel´ – lockte über 100 interessierte Gäste aus Bayern, Baden-Württemberg, Nord-, Ost- und Westdeutschland sowie Österreich, Schweiz und Südtirol auf den grünen Campus der LWG in Veitshöchheim. Neben Obstbauern, zu denen auch die Nussanbauer gehören, kamen Winzer, klassische Landwirte, Baumschuler, Berater, Lehrkräfte, Mitarbeiter von staatlichen Institutionen, Firmenvertreter und interessierte Bürger. So breit aufgestellt, wie das Publikum war, so hoch waren auch die Erwartungen an den Tag und die Referenten.

Nur in der Gemeinschaft stark
Begrüßt wurden die Teilnehmer durch Gerd Sander, Leiter des Instituts für Erwerbs- und Freizeitgartenbau an der LWG sowie Karl-Ludwig Rostock, stellvertretender Präsident des Erwerbsobstbau Verbandes in Bayern. Letzterer wies darauf hin, wie wichtig es ist, dass alle Akteure des Obstbaus, nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland zusammen an einem Strang ziehen. Er plädierte dafür, dass die Nussanbauer dem Bayerischen Erwerbsobstbau-Verband beitreten und somit auch die Interessen des Nussanbaus auf politischer Ebene vertreten werden können.
Hat großes Potential: die Haselnuss
Als Referentin und Mitorganisatorin stellte Carola Nitsch vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth ihre jahrelangen Erfahrungen als Beraterin und Versuchsanstellerin für Haselnüsse vor. Sie erwähnte die Anfänge des Projekts vor über 10 Jahren und verdeutlichte, was daraus heute geworden ist. Neben klassischen Anbaubedingungen, die die Haselnuss braucht, ging sie auf ertragreiche Sorten in Bayern ein wie Emoa 1, Hallsche Riesennus, Corabel, Butler, Ennis, und Gunslebert für Nüsse in Schale und Lange Zellernuss, Syrena, Torino112, Emoa 21 für geknackte Nüsse zur industriellen Weiterverarbeitung.

Auch der weltweite Handel wurde beleuchtet. Die Türkei ist der größte Produzent mit über 600.000 to pro Jahr. Deutschland ein sehr großer Abnehmer und Verarbeiter. Warum also nicht den Anbau in Deutschland weiter ausbauen? Noch ein Problem stellt die geringe Menge an qualitativ hochwertigen Pflanzen dar. Professorin Dr. Birgit Zange von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erläutere die Arbeit ihres Teams mit der Invitro-Vermehrung von Haselnüssen im Labor. Sie konnten dabei sehr gute Erfolge feiern und gesundes und sortenechtes Pflanzmaterial erzeugen.
Nachfrage bestimmt Angebot
Neben den fachlichen Teil konnten die Veranstalter auch eine verarbeitende Firma für Haselnüsse finden, die das Thema Haselnüsse aus Sicht des Vermarkters beleuchtet. Barbara Altmann stellte zu nächst ihren Arbeitgeber, Rapunzel Naturkost aus Legau vor. Vor allem in Schokolade und Haselnussaufstrich finden die Haselnüsse dort ihre Verwendung. Noch stammt der Großteil der Nüsse aus der Türkei. Doch nicht nur Produzenten wie Rapunzel Naturkost, sondern auch die Verbraucher sind an heimischen Rohstoffen interessiert. Gesucht sind daher Produzenten aus Süddeutschland. Wichtig sind dabei die Mindestliefermengen aber auch die Einhaltung der entsprechenden Qualitätskriterien. Dass dies auch das Publikum interessierte, spürte man an den zahlreichen Fragen.
Haselnuss ist mehr als nur Nuss
Manfred Winkler aus Gustenfelden (bei Nürnberg) bewirtschaftet einen direkt vermarktenden Obstbaubetrieb. Neben klassischen Obstarten wie Apfel, Birne, Erdbeere, Zwetschge und Himbeere produziert er auch Aprikosen und Haselnüsse. Diese werden vorwiegen bei ihm im Hofladen verkauft – aber nicht nur als Nuss, sondern auch veredelt als Brand oder Likör. Geerntet wird auf den Flächen von Winklers mit Hagelnetzen. Diese werden vor dem natürlichen Fall der Nüsse in der Anlage ausgelegt und im Herbst eingeholt und mit einer Maschine eingesaugt und vom Blattwerk getrennt. Den Ertrag deutlich verringern kann der Haselnussbohrer. Daher ist eine Bekämpfung in den Anlagen erforderlich.
Walnussanbau in Theorie und Praxis
Dr. Franz Rueß von der Lehr- und Versuchsanstalt für Weinbau und Obstbau in Weinsberg berichtete über seine Erfahrungen im Walnussanbau auf württembergischen Versuchsflächen. Gerade im Jahr 2017 haben sich frosttolerantere Sorten herauskristallisiert, wie z. B. T2, Alsoszentivani kesei, Milotai kesei, Bonifac und Lara. Zahlreiche Sorten hatten 2017 keinen Ertrag. Die empfohlenen Sorten wie Mars und Nr. 120 hatten einen geringen Ertrag.

Neben Pflanzung und Schnitt, ging Dr. Rueß auch auf Veredelung, Ernte und Trocknung ein. Matthias Schott von der Baumschule Schott am Kaiserstuhl berichtete aus seinen praktischen Erfahrungen im Walnussanbau. Seine „Brotsorte“ ist Nr. 120. Als sehr wichtig stellte er die Bekämpfung der in den letzten Jahren deutlich zunehmenden Walnussfruchtfliege heraus. Für ihn hat sich die Kombination eines Insektizids mit dem Lockstoff Combi-Protect als wirksam erwiesen. Auch der Befall von der Marssonina-Blattfallkrankheit hat in den letzten Jahren zugenommen. Dagegen ist der Einsatz von kupferhaltigen Präparaten möglich.
Ein perfektes Paar: Haselnüsse & Trüffel
Gespannt warteten die Teilnehmer auf den Schlussvortrag von Josef Herrmann, Leiter des Fachzentrums Analytik an der LWG. „Oben Haselnüsse – unten Trüffel?“ so der Titel seines Vortrags. Eindrucksvoll stellte er die Geschichte des Trüffels in Deutschland vor. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war dieser noch in aller Munde. Danach geriet der Trüffel etwas in Vergessenheit und findet jetzt vielleicht wieder zu einer Renaissance. So kommen Trüffel auch natürlich in fränkischen Wäldern vor. Sie sind jedoch geschützt und dürfen nur mit Ausnahmegenehmigung gesucht werden.

Die LWG verfolgt dabei langfristig das Ziel, den Burgundertrüffel als neue Sonderkultur in Franken zu etablieren und neue Gourmethöhepunkte zu setzen. An den Wurzeln der Haselnüsse gedeiht der Trüffel besonders gut. Wichtige Voraussetzungen sind ein kalkreicher Boden mit einem pH-Wert über 7, keinen Bodenverdichtungen, einer Laub- und Humusauflage und regelmäßiger Wasserzufuhr. Die LWG hat dafür eine Versuchsfläche angelegt, um Erkenntnisse über den gezielten Anbau zu erhalten. Als Zukunftsziel sollen dann oberirdisch Haselnüssen geerntet werden; nach 7-10 Jahren Standzeit aber auch Trüffel an den Wurzeln. Das Myzel des Trüffels (unterirdisches Fadengeflecht) muss dabei noch vor der Pflanzung an die jungen Wurzeln der Haselnuss angebracht werden, um auf der Kulturfläche gedeihen zu können.

Bildergalerie - Impressionen vom Nusstag am 06.12.2017