Versuchsergebnisse aus der Praxis
Auswirkung verschiedener Lichtspektren auf die Jungpflanzenqualität vegetativ vermehrter Begonien

In der Anzucht von Begonien (Begonia boliviensis und Begonia x tuberhybrida-Typen) ist im Winterhalbjahr eine Assimilationsbelichtung (Langtag) unerlässlich. Die Unterschiede, die sich bei Belichtung mit verschiedenen Standard-Leuchtmitteln mit tageslichtähnlichem Spektrum ergeben, sind nach bisherigen Ergebnissen gering. Allerdings können Unterschiede in der Kulturzeit auftreten (Dallmann, M., & Wartenberg, S. (2018)). Von den verfügbaren Leuchtmitteln ist der Einsatz von LEDs aufgrund der Energieeinsparung und der Möglichkeit, das Lichtspektrum zu steuern, empfehlenswert. Es ist bekannt, dass durch den Einsatz verschiedener Lichtspektren beispielsweise das Streckungswachstum und die Bewurzelung von Pflanzen beeinflusst werden können.
Wie Begonien auf verschiedene Lichtspektren reagieren, ist allerdings bisher noch nicht näher untersucht worden. Es gibt Hinweise, dass rotes Licht die Knollenbildung bei Begonien verhindern und gleichzeitig das Wachstum fördern soll. Blaues und dunkelrotes Licht soll ebenfalls eine Knollenbildung verhindern, jedoch keinen positiven Effekt auf das Wachstum haben. Weiterhin gibt es keine Angaben, wie sich das Lichtspektrum auf den Habitus (Kompaktheit, Verzweigung usw.) auf die Bewurzelungsdauer und auf den Bewurzelungserfolg auswirken könnte.
Zur Beantwortung der offenen Fragen wurden zwei Typen von Begonien (Begonia x boliviensis und Begonia x tuberhybrida) auf ihre Reaktion hinsichtlich verschiedener Lichtspektren untersucht. Dazu wurden Stecklinge unter acht verschiedenen Lichtspektren im Mehrlagenkulturraum der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) bewurzelt und hinsichtlich ihrer Entwicklung mit Pflanzen verglichen, die im Gewächshaus nach konventioneller Methode (Belichtung mit Natriumhochdruckdampflampen) angezogen wurden. Das Ziel dieses Versuchs war es, die Auswirkung des Lichtspektrums auf die Bewurzelung und die Entwicklung der Jungpflanzen sowie langfristige Folgen der Belichtung zu untersuchen.
Ergebnisse 2025
Nach fünfwöchiger Bewurzelungsphase wurde eine Wurzelbonitur bei den Begonien durchgeführt. Es wurden fünf verschiedene Boniturnoten mit folgenden Bedeutungen vergeben.
- 1 = keine Wurzeln
- 2 = leichte Durchwurzelung
- 3 = mittlere Durchwurzelung
- 4 = starke Durchwurzelung
- 5 = vollständig durchwurzelt
Insgesamt waren die Durchwurzelung bei der Sorte 'Vanilla Elegance' besser und die Unterschiede zwischen den einzelnen Belichtungsvarianten größer als bei der Sorte 'Light Pink'. Die Reaktion der beiden Sorten auf die unterschiedlichen Lichtspektren fiel dennoch nahezu identisch aus. So war die Bewurzelung durch die Zugabe von dunkelrotem Licht zu dem Belichtungsspektrum tendenziell verschlechtert. Am besten bewurzelt waren die Begonien, die mit Natriumdampflampen (Kontrolle), weißem LED-Licht und einem aus weiß und blau gemischtem Lichtspektrum kultiviert wurden.
Bei der Sorte 'Vanilla Elegance' unterschied sich die mittlere Bewurzelung der Begonien, die unter den verschiedenen Lichtspektren kultiviert wurden, teilweise signifikant voneinander. Die Begonien, die unter dem „Weiß + Blau“ gemischten Lichtspektrum kultiviert wurden, wiesen die beste Bewurzelung auf. Der Unterschied zu der Bewurzelung in den Varianten „Kontrolle“, „Weiß“ und „Weiß + Rot“ war allerdings nicht signifikant. Die Varianten, in denen die Begonien schlechter bewurzelt waren, unterschieden sich untereinander nicht signifikant voneinander.
Abbildung 1: Durchschnittliche Bewurzelung der Sorte 'Vanilla Elegance' in Abhängigkeit von dem für die Belichtung verwendeten Lichtspektrum. Grafische Darstellung der mittleren Boniturnoten mit Angabe der statistischen Signifikanzen (Varianten mit gleichem Buchstaben unterscheiden sich nicht). Bildliche Darstellung mit einer Beispielpflanze jeder Variante. (n = 75) Statistische Auswertung: Kruskal-Wallis-Test, paarweiser Wilcoxon-Test (α = 0,05), Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsvarianten.
Bei der Sorte ‘Light Pink‘ unterschied sich die mittlere Bewurzelung der einzelnen Versuchsvarianten kaum voneinander. Die Varianten „Rot“, „Weiß + Fr“, „Weiß + Rot + Fr“ und „Weiß + Blau + Fr“ waren insgesamt am schlechtesten bewurzelt. Untereinander unterschieden sich diese Varianten jedoch nicht. Außerdem unterschieden sich die beiden Varianten „Weiß + Rot + Fr“ und „Weiß + Blau + Fr“ von keiner der anderen Varianten signifikant. Die Varianten „Rot“ und „Weiß + Fr“ hingegen waren statistisch signifikant schlechter bewurzelt als die übrigen Versuchsvarianten.
Abbildung 2: Durchschnittliche Bewurzelung der Sorte 'Light Pink' in Abhängigkeit von dem für die Belichtung verwendeten Lichtspektrum. Grafische Darstellung der mittleren Boniturnoten mit Angabe der statistischen Signifikanzen (Varianten mit gleichem Buchstaben unterscheiden sich nicht). Bildliche Darstellung mit einer Beispielpflanze jeder Variante. (n = 75) Statistische Auswertung: Kruskal-Wallis-Test, paarweiser Wilcoxon-Test (α = 0,05), Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsvarianten.
Hinsichtlich ihrer Wuchshöhe reagierten die beiden Sorten ebenfalls recht ähnlich auf die verschiedenen Lichtspektren.
Bei der Sorte 'Vanilla Elegance' waren die Pflanzen in der Kontrollvariante signifikant größer als in den anderen Belichtungsvarianten. Am kleinsten waren die Begonien, die mit „Weiß + Blau + Fr“ und „Blau“ belichtet wurden. Die Begonien der meisten Belichtungsvarianten unterschieden sich in ihrer mittleren Höhe nicht signifikant voneinander.
Das Lichtspektrum hatte zusätzlich noch einen Einfluss auf die Entwicklung der Blüten bei der Sorte 'Vanilla Elegance'. An allen Belichtungsvarianten waren Blütenknospen ausgebildet. In einigen war die Entwicklung der Knospen jedoch weiter fortgeschritten. So waren in den Varianten „Kontrolle“, „Weiß“, „Weiß + Rot“ und „Weiß + Blau“ die meisten geöffneten Blüten zu finden, während in den anderen Varianten überwiegend Knospen zu finden waren.
Abbildung 3: Durchschnittliche Pflanzenhöhe der Sorte 'Vanilla Elegance' in Abhängigkeit von dem für die Belichtung verwendeten Lichtspektrum. Grafische Darstellung der mittleren Pflanzenhöhe mit Angabe der statistischen Signifikanzen (Varianten mit gleichem Buchstaben unterscheiden sich nicht voneinander). Bildliche Darstellung mit einer Beispielpflanze jeder Variante. (n = 75) Statistische Auswertung: Kruskal-Wallis-Test, paarweiser Wilcoxon-Test (α = 0,05), Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsvarianten.
Wie auch bei der Bewurzelung unterschieden sich auch die mittleren Höhen der verschiedenen Versuchsvarianten bei der Sorte 'Light Pink' weniger voneinander als bei der Sorte 'Vanilla Elegance'. Bei der Sorte 'Light Pink' war die Kontrolle ebenfalls am größten, unterschied sich aber nicht signifikant von den Varianten „Blau“, „Weiß“ und „Weiß + Rot + Fr“. Diese drei Varianten wiederum unterschieden sich nur von der kleinsten Variante „Weiß + Rot“ signifikant. Die übrigen Varianten unterschieden sich ebenfalls nicht signifikant voneinander.
Abbildung 4: Durchschnittliche Pflanzenhöhe der Sorte 'Light Pink' in Abhängigkeit von dem für die Belichtung verwendeten Lichtspektrum. Grafische Darstellung der mittleren Pflanzenhöhe mit Angabe der statistischen Signifikanzen (Varianten mit gleichem Buchstaben unterscheiden sich nicht). Bildliche Darstellung mit einer Beispielpflanze jeder Variante. (n = 75) Statistische Auswertung: Kruskal-Wallis-Test, paarweiser Wilcoxon-Test (α = 0,05), Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsvarianten.

Gleichmäßiger Begonienbestand
Kultur- und Versuchshinweise
Versuchsbeginn | KW 9 |
Kulturdauer | 5 Wochen |
Umfang | • 2 Sorten (Pro Sorte wurden 1150 URC verwendet) • 9 Versuchsvarianten • 3 Wiederholungen |
Lichtintensität | 120 µmol/m2s, 16 Stunden am Tag |
Lichtspektren | 1. Rot (100 %) 2. Blau (100 %) 3. Tageslichtspektrum (100 %) 4. Tageslichtspektrum + Fr (100 % + 5 %) * 5. Tageslichtspektrum + Rot (60 % + 40 %) 6. Tageslichtspektrum + Rot + Fr (60 % + 40 % + 5 %) * 7. Tageslichtspektrum + Blau (60 % + 40 %) 8. Tageslichtspektrum + Blau + Fr (60 % + 40 % + 5 %) * 9. HPS im Gewächshaus |
Sorten | 1. Begonia x boliviensis 'Summerwings Vanilla Elegance' 2. Begonia x tuberhybrida 'Belleconia Light Pink' |
Temperatur | 23 °C |
Weiterkultur | • ab KW 14 in 12er Topf • Heiztemperatur: 18 °C, nach 1,5 Wochen auf 16 °C • Schattierung 50 klx • Düngung: 0,8%ige Ferty EcoPhos 3 |
* Das dunkelrote Licht „Fr“ kommt zusätzlich zu den 100 % der Lichtspektren dazu.
Die neun Belichtungsvarianten wurden in je zwei Wiederholung weiterkultiviert. Jede Wiederholung bestand aus 16 Pflanzen.
Kritische Anmerkungen
Da die Pflanzen der Kontrollvariante mit Natriumdampflampen im Gewächshaus belichtet wurden, hatten sie etwas andere klimatische Bedingungen als die Pflanzen, die im Mehrlagenkulturraum bewurzelt wurden. Im Gewächshaus war es tendenziell etwas wärmer, wodurch das Bewurzelungsergebnis beeinflusst worden sein könnte. Zusätzlich wurde nach der Anzuchtphase festgestellt, dass die Begonien mehr Nährstoffe benötigt hätten. Mit einer besseren Nährstoffversorgung wäre unter Umständen ein anderes Ergebnis erzielt worden.
[1] Dallmann, M., & Wartenberg, S. (2018). Nur geringe Unterschiede bei Elatior-Begonien unter verschiedenen Assimilationslampen
[2] Ludolph, D., et al. (2016). Belichtung mit Hellrot als Alternative für Hemmstoffe bei Poinsettien