Torfreduktion Konsumentenerden
Entwicklung von Beet- und Balkonpflanzen in torfreduzierten und torffreien Konsumenten-Blumenerden
Von öffentlicher und politischer Seite wird eine Reduzierung des Torfeinsatzes in gärtnerischen Substraten und Konsumenten-Blumenerden gefordert. Vorangegangene Versuche an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim zeigten, dass in torfreduzierten und torffreien Substraten bei vielen Kulturarten gute Pflanzenqualitäten produziert werden können, aber die Kulturführung, insbesondere Bewässerung und Düngung auf das Substrat ausgerichtet werden muss. Aktuell wird der Einsatz von Torf besonders im Freizeitgartenbau kritisch diskutiert. Nach politischen Vorgaben soll im Freizeitgartenbau grundsätzlich auf Torf verzichtet werden.
In einem Demonstrationsversuch an der LWG wurden im Sommerhalbjahr 2020 sechs verschiedene torfreduzierte und torffreie Blumenerden für den Freizeitgartenbau im Vergleich zu einer Torf-Ton-Blumenerde in Gärtnerqualität hinsichtlich ihrer Eignung für verschiedene Beet- und Balkonpflanzen getestet. Ziel war es, die Pflanzenentwicklung und Pflanzengesundheit sowie die Gartenleistung im Allgemeinen von marktbedeutender Beet- und Balkonpflanzen in den verschiedenen Blumenerden zu dokumentieren, um sowohl dem Fachhandel als auch den Verbrauchern entsprechende Handlungsempfehlungen bei Verwendung von torfreduzierten und torffreien Blumenerden geben zu können. Alle für den Versuch verwendeten Blumenerden wurden direkt ab Erdenwerk bezogen, um den Einfluss von Abbauprozessen in der Erde durch längere Lagerung auszuschließen.
Ergebnisse 2020
Als Testpflanzen für den Versuch wurden fünf Pflanzengattungen mit jeweils drei Sorten ausgewählt. Zwei der Gattungen zeichnen sich durch einen eher geringeren Wasserbedarf aus (Lavandula angustifolia, Pelargonium x interspecific), drei Gattungen weisen einen höheren Wasser- und Nährstoffbedarf auf, weiterhin gelten sie auch empfindlich für Eisenmangelsymptome bei ansteigendem pH-Wert (Calibrachoa, Scaevola saligna und Salvia farinacea). Calibrachoa sind zusätzlich empfindlich für Staunässe im Wurzelbereich.
Die Anzucht der Pflanzen fand in einem torfreduzierten Substrat (SPT Perl mit 50 Volumen-Prozent Torf, Einheitserdewerk Patzer, Sinntal-Jossa) statt, ausgenommen davon waren die empfindlichen Calibrachoa (Anzucht in D 400, Weißtorfsubstrat von Stender AG, Schermbeck). Ab Woche 17 wurden alle Sorten in die mit den verschiedenen Versuchserden gefüllten 40-cm-Container mit jeweils drei Pflanzen (Lavandula mit vier Pflanzen) je Container gepflanzt und ab Woche 20 auf der sonnigen Freilandfläche aufgestellt. Jeder Container wurde mit 150 g Osmocote Hi.End 8-9 M (15-9-11+2MgO+TE) (ICL Fertilizer), dem entsprach 6,25 g Dauerdünger pro Liter Blumenerde, bevorratet.
Blumenerde
Nr. | Blumenerde | Firma |
---|---|---|
1 | ED73ph Eisen | Einheitserdewerk Patzer |
2 | Blumenerde mit Naturton | Einheitserdewerk Patzer |
3 | Bio Blumenerde, torffrei | Einheitserdewerk Patzer |
4 | BiO Blumen- und Pflanzerde TF | TerraBRILL |
5 | Floragard Bio-Erde Duftend | Floragard |
6 | Balkonpflanzenerde, torffrei | ökohum |
7 | Balkon und Kübelpflanzenerde | Kompostwerk |
Übersicht der getesteten Blumenerden und ihrer Bestandteile
nach Firmenangaben (Stand 2020)
Blumenerde | Torf | Holzfasern | Rindenhumus | Substratkompost | Kokosfasern | Kokosmark | Ton | Weitere Angaben |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
ED73ph Eisen * | x | - | - | - | - | - | x | Startdünger 1 kg/m3; 8 Woche Langzeitdünger 1 kg/m3 |
Blumenerde mit Naturton | x | x | - | x | - | - | x | Startdünger 1 kg/m3; 8 Woche Langzeitdünger 2 kg/m3 |
Bio Blumenerde, torffrei | - | x | x | x | - | - | - | Dünger: Viano org-mineral. (7+5+6) 3 kg/m3 |
BiO Blumen- und Pflanzerde TF | - | - | - | x | - | x (45 %) | x | Perlite, NP-Dünger und Spurenelemente |
Floragard Bio-Erde Duftend | - | x | - | x | - | x | - | Xylit, Bims, Bentonit, Naturdünger |
Balkonpflanzenerde, torffrei | - | x (25 %) | x (45 %) | - | x (20 %) | - | x | Blähtonsand, NP-Dünger |
Balkon und Kübelpflanzenerde | x (H5-H8) | x | - | x (50 %) | - | - | - | N-Dünger |
* Standardsubtrat für die Gartenleistungsprüfung an der LWG Veitshöchheim
Kulturdaten
Topfen der Jungpflanzen | Woche 10 (Bewurzelung URC der Scaevola-Sorten in Woche 6) |
Düngung | 0,08 – 0,1 %ige Bewässerungsdüngung mit Ferty 3 Ecophos (18 - 6 - 18) (Planta Düngemittel GmbH) |
Substrat | • SP T Perl, torfreduziert mit 50 % Weißtorf (Einheitserdewerk Patzer, Sinntal-Jossa) • D 400 (Stender AG, Schermbeck) für Calibrachoa |
Wuchsregulierung | Stutzen nach Bedarf Hemmstoffe nur nach Bedarf |
Pflanzenschutz (biolog.) | nach Bedarf (Sautter & Stepper) |
Pflanzung ab Woche 17 | 40-cm-Container (24 l); 2 Container je Versuchsvariante |
Pflanzen je Container | Calibrachoa, Pelargonium x interspecific, Salvia Scaevola: 3 Lavandula angustifolia: 4 |
Düngung | 150 g Osmocote Hi.End 8-9 M (15-9-11+2MgO+TE je Container (ICL Fertilizer), dem entspricht 6,25 g/l Blumenerde) (Ermittlung nach N-Bedarf mittelstark und stark zehrender Pflanzen während der Sommersaison) |
Für den Versuch wurden die Pflanzen unmittelbar nach Lieferung der Test-Substrate ab Erdenwerk in die Container getopft. Torfreduzierte und torffreie Substrate sollten möglichst zeitnah verwendet werden. Bei längerer und ungekühlter Lagerung dieser Substrate kann durch Umbauprozesse im Substrat der Salzgehalt zunehmen, was erhebliche Konsequenzen für die Einwurzelung der Pflanzen und für deren Entwicklung hat.
Von Woche 24 bis 39 fand eine Dokumentation der Pflanzenentwicklung, darunter Pflanzengesundheit und Reichblütigkeit statt, zuletzt wurden Pflanzenhöhe ab Topfrand, Pflanzendurchmesser, Frischgewicht, Wurzelbild und Wurzelqualität bewertet und eventuelle Topfballen-Stauhorizonte erfasst.
Übersicht zu Pflanzenentwicklung ausgewählter Sorten
Vergleich der torfbasierten Kontrollvariante mit torfreduzierten und torffreiem Blumenerden
(alle Bilder wurden zu Versuchsende in Woche 39 aufgenommen)
Lavandula angustifolia
Die höchsten Werte für Frischgewicht, Pflanzendurchmesser und Trieblänge wurden bei Pflanzen in Erde Nr. 6 gemessen. Bzgl. Gesamteindruck und Reichblütigkeit punktete die Kontrolle. Enttäuschend war die Wurzelentwickung in Erde Nr. 7.
Tabelle: Mittelwerte der Mess- und Boniturdaten in Woche 39
Erde Nr. | Trieblänge 1) | Durchmesser 2) | Frischgewicht 3) | Gesamteindruck 1-9 4) | Reichblütigkeit 1-9 4) | Topfballen 5) | Wurzelbild 1-9 4) | Wurzelqualität 1-9 4) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 28,3 | 68,8 | 531 | 6,3 | 6,1 | 1 | 5,3 | 6,3 |
2 | 31,2 | 72,5 | 638 | 6,0 | 6,1 | 2 | 3,8 | 3,5 |
3 | 24,7 | 69,8 | 541 | 5,9 | 6,1 | 2 | 4,3 | 4,2 |
4 | 25,5 | 64,9 | 512 | 6,0 | 5,9 | 2 | 4,7 | 4,5 |
5 | 24,2 | 63,2 | 537 | 5,4 | 5,5 | 2 | 4,8 | 4,7 |
6 | 32,5 | 75,1 | 672 | 5,7 | 5,7 | 3 | 4,0 | 4,3 |
7 | 22,7 | 59,3 | 450 | 5,9 | 5,7 | 3 | 1,3 | 1,0 |
1) ab Topfrand in cm
2) Durchschnitt in cm
3) Pflanzen je Container in g
4) 9 = höchster Wert, 1 = geringster Wert
5) Stauhorizonte: 1 = keine, 2 = schwach erkennbar, 3 = deutlich erkennbar
Calibrachoa
Spitzenwerte für Pflanzendurchmesser und Frischgewicht wurden in Erde Nr. 3 erzielt. Die höchste Bewertungen für Gesamteindruck und Reichblütigkeit erreichten die Pflanzen im Kontrollsubstrat, gefolgt von denen in Erde Nr. 6. In Erde Nr. 7 war das Wurzelbild unbefriedigend.
Tabelle: Mittelwerte der Mess- und Boniturdaten in Woche 39
Erde Nr. | Trieblänge 1) | Durchmesser 2) | Frischgewicht 3) | Gesamteindruck 1-9 4) | Reichblütigkeit 1-9 4) | Topfballen 5) | Wurzelbild 1-9 4) | Wurzelqualität 1-9 4) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 43,3 | 73,1 | 1701 | 6,3 | 4,8 | 1 | 8,3 | 8,3 |
2 | 39,5 | 80,7 | 1630 | 6,1 | 4,7 | 1 | 7,7 | 8,2 |
3 | 45,5 | 81,9 | 1733 | 6,0 | 4,5 | 2 | 7,7 | 7,8 |
4 | 44,3 | 80,6 | 1659 | 5,9 | 4,7 | 2 | 7,7 | 8,5 |
5 | 43,0 | 73,2 | 1164 | 5,9 | 4,7 | 2 | 7,5 | 8,2 |
6 | 49,8 | 79,9 | 1599 | 6,2 | 4,7 | 3 | 7,7 | 8,2 |
7 | 39,5 | 79,6 | 1234 | 5,9 | 4,2 | 1 | 5,3 | 5,7 |
1) ab Topfrand in cm
2) Durchschnitt in cm
3) Pflanzen je Container in g
4) 9 = höchster Wert, 1 = geringster Wert
5) Stauhorizonte: 1 = keine, 2 = schwach erkennbar, 3 = deutlich erkennbar
Scaevola saligna
Beste Werte für Gesamteindruck, Reichblütigkeit, Pflanzendurchmesser und Trieblänge stellte sich in Erde Nr. 2 ein und war der Kontrolle nur knapp beim Frischgewichtes unterlegen. In Erde Nr. 7 war das Frischgewicht im Vergleich zur Kontrolle um 33 % geringer.
Tabelle: Mittelwerte der Mess- und Boniturdaten in Woche 39
Erde Nr. | Trieblänge 1) | Durchmesser 2) | Frischgewicht 3) | Gesamteindruck 1-9 4) | Reichblütigkeit 1-9 4) | Topfballen 5) | Wurzelbild 1-9 4) | Wurzelqualität 1-9 4) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 29,5 | 85,2 | 2667 | 6,6 | 6,5 | 1 | 7,8 | 8,3 |
2 | 30,8 | 89,3 | 2540 | 6,7 | 6,5 | 1 | 7,2 | 8,0 |
3 | 28,0 | 84,0 | 2431 | 6,5 | 6,4 | 2 | 6,3 | 7,2 |
4 | 30,2 | 87,7 | 2327 | 6,3 | 6,4 | 2 | 6,5 | 7,3 |
5 | 25,5 | 84,6 | 1783 | 6,7 | 6,3 | 2 | 7,5 | 8,3 |
6 | 28,8 | 86,3 | 2368 | 6,4 | 6,0 | 1 | 7,3 | 8,5 |
7 | 26,8 | 76,9 | 1692 | 5,9 | 6,0 | 2 | 6,0 | 7,2 |
1) ab Topfrand in cm
2) Durchschnitt in cm
3) Pflanzen je Container in g
4) 9 = höchster Wert, 1 = geringster Wert
5) Stauhorizonte: 1 = keine, 2 = schwach erkennbar, 3 = deutlich erkennbar
Pelargonium x interspecific
Höchste Werte für Frischgewicht, Pflanzendurchmesser und Trieblänge erzielten die Pflanzen in Erde Nr. 6. Bzgl. Gesamteindruck und Reichblütigkeit punkteten die Kontrolle und die Erde Nr. 2. In der Blumenerde Nr. 7 war die Wurzelqualität unbefriedigend.
Tabelle: Mittelwerte der Mess- und Boniturdaten in Woche 39
Erde Nr. | Trieblänge 1) | Durchmesser 2) | Frischgewicht 3) | Gesamteindruck 1-9 4) | Reichblütigkeit 1-9 4) | Topfballen 5) | Wurzelbild 1-9 4) | Wurzelqualität 1-9 4) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 23,0 | 57,3 | 1164 | 6,5 | 6,7 | 1 | 5,2 | 5,3 |
2 | 24,3 | 63,1 | 1196 | 6,7 | 7,1 | 1 | 4,3 | 4,7 |
3 | 23,2 | 61,3 | 1207 | 6,5 | 6,4 | 2 | 5,8 | 6,2 |
4 | 24,2 | 62,3 | 1334 | 6,2 | 6,4 | 2 | 4,3 | 5,2 |
5 | 25,0 | 59,5 | 1037 | 6,2 | 6,5 | 2 | 5,0 | 5,5 |
6 | 28,0 | 64,3 | 1457 | 6,2 | 6,6 | 2 | 5,7 | 6,0 |
7 | 17,8 | 50,7 | 576 | 6,5 | 6,5 | 3 | 2,0 | 2,0 |
1) ab Topfrand in cm
2) Durchschnitt in cm
3) Pflanzen je Container in g
4) 9 = höchster Wert, 1 = geringster Wert
5) Stauhorizonte: 1 = keine, 2 = schwach erkennbar, 3 = deutlich erkennbar
Salvia farinacea und Salvia-Hybriden
Die höchsten Werte für Gesamteindruck, Reichblütigkeit und Frischgewicht wurden bei Pflanzen in der torfhaltigen Kontroll-Erde, gefolgt von der torffreien Erde Nr. 3 erzielt. Pflanzen in Erde Nr. 7 hatten das geringste Frischgewicht und ein mangelhaftes Wurzelbild.
Tabelle: Mittelwerte der Mess- und Boniturdaten in Woche 39
Erde Nr. | Trieblänge 1) | Durchmesser 2) | Frischgewicht 3) | Gesamteindruck 1-9 4) | Reichblütigkeit 1-9 4) | Topfballen 5) | Wurzelbild 1-9 4) | Wurzelqualität 1-9 4) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 54,3 | 88,1 | 1181 | 7,3 | 6,6 | 1 | 6,0 | 6,0 |
2 | 54,7 | 82,7 | 719 | 6,5 | 5,9 | 1 | 5,8 | 6,2 |
3 | 53,2 | 95,6 | 1057 | 6,8 | 6,2 | 2 | 5,7 | 6,2 |
4 | 52,3 | 92,1 | 1053 | 6,6 | 6,4 | 2 | 5,2 | 6,2 |
5 | 48,7 | 93,9 | 844 | 6,1 | 6,1 | 2 | 5,0 | 5,7 |
6 | 51,8 | 85,1 | 978 | 6,6 | 6,1 | 3 | 5,0 | 5,3 |
7 | 49,0 | 92,0 | 843 | 6,1 | 5,9 | 2 | 3,7 | 3,5 |
1) ab Topfrand in cm
2) Durchschnitt in cm
3) Pflanzen je Container in g
4) 9 = höchster Wert, 1 = geringster Wert
5) Stauhorizonte: 1 = keine, 2 = schwach erkennbar, 3 = deutlich erkennbar