Aus Weiß wird Grün
Grüne Kunstwerke mit „Gute-Laune-Garantie“
Um aus einer tristen weißen eine grüne Wand zu machen braucht Hannes Seidel keine Farbe oder Tapeten. Der Diplom Biologe des Institutes für Erwerbs- und Freizeitgartenbau an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim nutzt dafür vielmehr lebende, grüne Pflanzenbilder. In seinem Forschungsprojekt zur Entwicklung von LED-Belichtungsstrategien im Zierpflanzenbau hat er einen bis dahin unscheinbaren Gang – ohne Tageslicht – in eine grüne Kunstgalerie verwandelt. Doch welche Pflanzen eignen sich dafür besonders, wie hoch ist der Pflegeaufwand und wie schlägt sich die Technik im Praxiseinsatz? Die Antwort auf diese und viele weitere Fragen sucht Hannes Seidel in seiner Versuchsreihe.
(Grüner) Balsam für die Seele
Pflanzen setzen im Innenraum nicht nur optische Highlights. Vielmehr wurde durch zahlreiche internationale Forschungsprojekte nachgewiesen, dass Innenraumbegrünungen die Gesundheit, das Wohlbefinden und nicht zuletzt auch die Kreativität fördern. Die Farbe Grün, welche die starke Kraft der Natur widerspiegelt, steht nicht nur für Ruhe und Entspannung; der Farbstoff Chlorophyll sorgt vielmehr für ein grünes Wunder. So ist Sauerstoff die Grundvoraussetzung für unsere Leistungsfähigkeit. Doch gerade in geschlossenen Räumen kann der Kohlendioxidgehalt (CO2) enorm ansteigen, das als Abfallprodukt des menschlichen Stoffwechsels durch die Atmung ausgestoßen wird. Unkonzentriertheit, Müdigkeit oder gar Unwohlsein sind ein klares Zeichen dafür, dass der Kohlendioxidgehalt in der Raumluft zu hoch ist.
„Neben regelmäßiger Frischluftzufuhr können aber auch Pflanzen helfen, damit der Kopf wieder klar wird und die Leistungskurve nach oben geht“, betont Hannes Seidel. Denn als natürlicher Generator wandelt die Innenraumbegrünung das vorhandene CO2 über die Photosynthese der Blätter wieder in Sauerstoff um. Damit die Pflanze aber mehr Sauerstoff produziert als sie selbst verbraucht und dadurch den Sauerstoffverbrauch des Menschen abpuffern kann, ist eines entscheidend: das Licht.
Impressionen von der "Grünen Kunstgalerie"
(Grüner) Balsam für die Seele
Für die Innenraumbegrünung sollte nicht etwa das Auge des Betrachters, sondern vielmehr das vorhandene Licht die Pflanzauswahl bestimmen. Denn damit die Pflanzen wachsen, gedeihen und damit auch die Photosyntheseleistung ausreicht, spielen die Spektralfarben des Lichts die entscheidende Rolle. „Das von uns wahrgenommene weiße Licht besteht im Grunde aus einem Farbspektrum von Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett. Für das Pflanzenwachstum und die Photosynthese ist die ideale Kombination aus Lichtstärke und Lichtspektrum ausschlaggeben“, so Hannes Seidel. Da aber nicht alle Pflanzen, sei es im Büro oder Zuhause in Wohnzimmer, Küche & Co. einen Logenplatz am Fenster mit Südseite haben, spielt die technische Lichtunterstützung eine Schlüsselrolle.
Im Rahmen seines Forschungsprojektes untersucht Hannes Seidel daher LED-Lichtquellen mit unterschiedlichen Lichtintensitäten und ihre Wirkung auf bestimmte Pflanzensorten und stellt diese unter Praxisbedingungen auf den Prüfstand. Dafür hat er sich mit einem fensterlosen Gang an der Staatlichen Meister- und Technikerschule der LWG nicht nur die ideale Testumgebung ausgesucht, sondern sorgt mit seiner grünen Installation unmittelbar an der Wand des Prüfungsamtes auch für eine beruhigende Wirkung auf die Studierenden.