Exkursion Öko-Haselnussanbau

Rund 30 Teilnehmende reisten zur ausgebuchten Haselnuss-Exkursion nach Österreich. Die Öko-Akademie Bamberg bot in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Ökogartenbau der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau am 29. August 2025 eine spannende Fachexkursion an. Auf dem Programm standen Betriebsbesichtigungen bei den Haselnussbetrieben KernHof und HaselGUT, zwei auf Haselnussanbau spezialisierte Betriebe. Die Teilnehmenden erhielten praxisnahe Einblicke in alle Schritte – von der Kultivierung bis hin zur Verarbeitung der Haselnuss. Ergänzend stellte Ruben Pires Heise von der LWG Bamberg die aktuell laufenden Haselnussversuche vor. Die Exkursion richtete sich sowohl an Betriebe, die an einer Umstellung interessiert sind, als auch an bereits umgestellte Bio-Haselnussbetriebe.

Am Vormittag begann die Exkursion auf dem KernHof in Pfarrkirchen, einem von fünf landwirtschaftlichen Betrieben, die sich 2016 zur „ZNK Haselnuss KG“ zusammengeschlossen haben. Franz Kaip, Betriebsleiter und geschäftsführender Gesellschafter, hieß die Teilnehmenden willkommen und stellte zunächst die Entstehungsgeschichte der Gemeinschaft vor. Ziel des Zusammenschlusses war es, die Landwirtschaft langfristig zu erhalten, nachhaltig und biologisch zu wirtschaften sowie durch geteilte Investitionen und eine gemeinsame Risikoverteilung den Aufbau eines neuen Betriebszweiges zu ermöglichen. Heute bewirtschaftet die ZNK rund 13 Hektar Haselnussanlagen, die seit 2020 erste Erträge liefern.
Da drei Betriebsleiter an diesem Tag anwesend waren, wurde die Gruppe nach der Einführung in Kleingruppen aufgeteilt. So konnten die Teilnehmenden direkt in der Anlage Einblicke gewinnen und gezielt Fragen stellen. Im Rundgang gingen die Betriebsleiter auf Pflanzung und Bewirtschaftung ein: 90 % der Bäume sind veredelt, 10 % wurzelecht. Mit dem Pflanzabstand von 5 × 4 m hat man gute Erfahrungen gemacht, ein Wildzaun schützt die Anlage. Dank 850 bis 1.100 mm Jahresniederschlag ist keine Bewässerung nötig. Aktuell wachsen rund 20 Sorten, darunter 'Hallische Riesen', 'Emoa' und 'Katalonsky', aber auch einige Exoten. Geerntet wird sowohl mit Netzen als auch vom Boden. Die Verarbeitung ist ausgelagert, die vorbereitenden Arbeiten erledigen die Betriebe jedoch selbst. Vermarktet werden ausschließlich eigene Nüsse erfolgreich über Märkte und den Online-Shop.
Im Anschluss ging es dann zum gemeinsamen Mittagessen in das nahegelegene Holzhaus E1NS wobei sich alle Teilnehmenden mit einem warmen Mittagessen stärken konnten. Am Nachmittag ging die Reise weiter zum Betrieb HaselGUT von Erich Hörtenhuber, rund 20 Minuten Autofahrt entfernt. Dort stellte zunächst Ruben Pires Heise von der LWG Bamberg aktuelle Haselnussversuche vor. Im Fokus stehen dabei Schnittversuche zur Auswirkung auf Ertrag und Schädlingsbefall, der Vergleich verschiedener Erntenetze sowie neue Erziehungsformen für eine bessere Durchlichtung und geringeren Pflegeaufwand. Ergänzend wurde der Haselnuss-Leitfaden vorgestellt, der grundlegende Informationen und praktische Empfehlungen für den ökologischen Anbau in Deutschland bündelt.
Im zweiten Teil stellte Betriebsleiter Erich Hörtenhuber den Betrieb HaselGUT vor, der 2018 gemeinsam mit seinem Schwager im Rahmen der „Ipftaler Haselnüsse OG“ gegründet wurde. Erste Pflanzungen erfolgten 2019, die Anlage ist auf eine Lebensdauer von 40 bis 50 Jahren ausgelegt. Charakteristisch für das HaselGUT sind die großen Pflanzabstände (7 × 5 m), die sowohl viel Licht für die Bäume als auch eine Bearbeitung mit Standardtraktoren ermöglichen. Unter den Reihen wird die Wiese gemäht und das Heu in die Baumstreifen geschwadet – eine einfache Methode, die als Mulch wirkt, Nährstoffe liefert, Unkraut unterdrückt und den Boden vor Austrocknung schützt. Zusätzlich ist eine Tröpfchenbewässerung installiert.
Geerntet wird über zwischen den Reihen gespannte Netze, die nach der Ernte eingerollt werden. Es stehen rund 900 Pflanzen verschiedener Sorten: 'Hallische Riesen', 'Rote Zeller' und 'Corabel'. Nach der Ernte werden die Nüsse in einem geschlossenen Trocknungssystem getrocknet, anschließend kalibriert und geknackt. Die Produktpalette reicht von Natur- und Röstkernen über Extragroß und Bruch bis zu Nussschalen Verkauft wird ab Hof, auf Märkten und im Online-Shop.
Alles in allem war es eine erfolgreiche und austauschreiche Veranstaltung – sowohl für die Teilnehmenden als auch für die Gastgebenden Referenten.