Nachbericht zur Veranstaltung am 04.06.2025
Bio-Beeren-Tag in Abensberg
Am 4. Juni 2025 lud die Öko-Akademie Bamberg der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Ökogartenbau herzlich zum Bio-Beeren-Tag auf dem Spargelhof Kügel ein. In diesem Jahr standen nicht nur Erdbeeren und Heidelbeeren im Fokus, sondern auch Brombeeren und Himbeeren wurden im ökologischen Anbau näher betrachtet. Insgesamt folgten 25 Teilnehmende aus Beratung und Praxis der Einladung und reisten nach Abensberg, um sich über den Betrieb sowie die neuesten Forschungsergebnisse zu informieren.
Der Weg zum Bio-Beerenbetrieb
Franziska Kraus vom Institut für Qualität in der Ernährungswirtschaft (IQE) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) informierte die Teilnehmenden beim Bio-Beerentag über die Umstellung auf ökologischen Beerenanbau. Sie beleuchtete insbesondere den rechtlichen Rahmen, die Dauer der Umstellungszeit sowie die Anforderungen an Saat- und Pflanzgut. Die gesetzlich vorgeschriebene Umstellungsdauer beträgt bei mehrjährigen Kulturen wie Beerensträuchern mindestens drei Jahre vor der ersten Ernte. In dieser Zeit gelten die Flächen als „in Umstellung“, die Ernte darf noch nicht als „ökologisch“ vermarktet werden. Erst nach Ablauf der 36 Monate darf sie offiziell als Bio-Ware ausgezeichnet werden. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den Anforderungen an das Pflanzgut. Grundsätzlich muss ökologisches Pflanzenvermehrungsmaterial verwendet werden. Ist dieses nicht verfügbar, darf sogenanntes Umstellungspflanzgut eingesetzt werden. Sollte auch dieses nicht beschaffbar sein, kann der Betrieb eine Einzelgenehmigung beantragen.
Die Antragstellung erfolgt über die zentrale Saatgutdatenbank.
Wichtig ist, dass die Genehmigung vor der Aussaat oder Pflanzung vorliegen muss – eine nachträgliche Genehmigung ist nicht möglich. Solche Ausnahmen sind nur unter bestimmten Bedingungen zulässig, etwa wenn keine geeignete Sorte in der Datenbank gelistet ist, das Saatgut trotz rechtzeitiger Bestellung nicht lieferbar war oder wenn es sich um Feldversuche bzw. Sortenerhaltungszwecke handelt. Der Einsatz konventionellen Saatguts ist nur erlaubt, wenn alle ökologischen Alternativen nachweislich ausgeschlossen wurden.
Einblicke in die Praxis: Der Spargelbetrieb Kügel
Im Anschluss an die Vorträge gab Betriebsleiter Wolfgang Kügel einen anschaulichen Einblick in seinen Bio-Beerenbetrieb. Die Umstellung auf den ökologischen Landbau begann er 2020 mit dem Spargel, im darauffolgenden Jahr folgten die Beerenkulturen. Gemeinsam mit seinen Töchtern, einigen Angestellten sowie Saisonarbeitskräften bewirtschaftet er rund 165 Hektar Fläche. Neben Spargel baut er Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren an. Ein Teil der Erdbeer- und Heidelbeerflächen ist als Selbstpflückerfeld angelegt – bei den Heidelbeeren allerdings mit durchwachsenem Erfolg. Da sich die Heidelbeeren nicht wie gewünscht entwickelt haben, sollen sie künftig weichen; stattdessen sollen wieder mehr Erdbeeren angebaut werden. Der Betrieb kombiniert klassische Freilandflächen mit überdachten Anbauformen im Folientunnel, um Witterungseinflüsse besser abfedern zu können. Die Umstellung auf den ökologischen Anbau brachte jedoch auch Herausforderungen mit sich. So musste der Betrieb deutliche Ertragseinbußen bei den Beeren hinnehmen.
Hinzu kamen hohe Kosten für Bio-Dünger. Dennoch zeigt sich über die Jahre eine positive Entwicklung: Die Kundennachfrage ist stetig gestiegen, was dem Betrieb Rückenwind verleiht und auf die Frage, ob er sich wieder für die Umstellung entscheiden würde, antwortete er mit einem klaren Ja. Auch das Thema Saat- und Pflanzgut ist in seinem Betrieb relevant. Aufgrund der großen Mengen an Pflanzen, die jährlich erneuert werden, greift er regelmäßig auf Ausnahmegenehmigungen zurück. Die benötigte Menge an Jungpflanzen ist nicht immer in Bio-Qualität verfügbar, sodass der Einsatz konventionellen Pflanzguts mit Genehmigung notwendig ist. Die jährliche Pflanzenerneuerung dient dabei der Sicherung von Ertrag und Qualität.
Vorstellen aktuell laufender Beerenversuche
Bereits seit 2004 führt die LWG im Rahmen des Projekts "Erdbeersorten für Bayern" Sortenversuche mit Erdbeeren unter ökologischen Anbaubedingungen durch. Ruben Pires Heise stellte den bereits abgeschlossenen Sortenversuch Erdbeere aus dem letzten Jahr vor. Dabei wurden die Erdbeersorten hinsichtlich Blütezeit, Erntezeit, marktfähigem Anteil der Ware und neben der Verkostung auch hinsichtlich des Einzelfruchtgewichtes verglichen. Dabei erreichte die späte Sorte 'Faith' Höchstwerte im marktfähigen Anteil, konnte aber geschmacklich nicht überzeugen. Im Geschmackstest schnitt die mittlere Sorte 'Verdi' von den zehn getesteten Sorten am besten ab. Die sehr späte Sorte 'Malwina' konnte am meisten mit ihrer Optik überzeugen. Die meisten zu kleinen Früchten und damit nicht marktfähige Ware zeigte die Sorte 'Glorielle'.
Neben dem Erdbeersortenversuch an der LWG läuft seit 2023 ein Versuch mit ökologisch angebauten Heidelbeeren in Dammkultur. Dabei handelt es sich um einen Tastversuch, bei dem die Sorten 'Reka' und 'Bluecrop' einmal mit und einmal ohne Überdachung angepflanzt wurden. Ein zweiter Faktor war die Zugabe von Mykorrhiza, welche ebenfalls in den Varianten mit und ohne Überdachung getestet wurden. Ab Mai wurde der Bestand eingenetzt, um gegen die Kirschessigfliege und Vögel vorzubeugen. Größere Probleme bereitete im Bestand womöglich der Pilz Godronia cassandrae, vor allem bei der Sorte 'Bluecrop', daher wurde diese Sorte nach Ende der Ernte im letzten Jahr entfernt und mit der Sorte 'Reka' ersetzt. Zusätzlich gibt es seit diesem Jahr einen Versuch mit getopften Heidelbeeren, bei denen ebenfalls der Einfluss der Mykorrhiza getestet werden soll.
Tobias Gabler von der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg (LVWO) präsentierte die Ergebnisse eines mehrjährigen Versuchs zum Anbau von Heidelbeeren ohne Torf. Im Fokus standen verschiedene organische Substrate wie Weißtorf, Holzfasern, Miscanthus, Hanf, Kokosfasern und Perlite. Die Umstellungszeit auf torffreie Substrate erfordert eine sorgfältige Bodenvorbereitung: Nach dem Tiefenlockern wurden Sand und Schwefel eingearbeitet, um den gewünschten sauren pH-Wert zu erreichen. Die Dämme wurden im Herbst aufgeschüttet, im Frühjahr erfolgte die Pflanzung – wobei insbesondere Miscanthus-Varianten im Verlauf stark sackten und regelmäßig nachgefüllt werden mussten. Die Beschaffung von Pflanzgut für die Versuche erfolgte mit bewährten Sorten wie 'Duke' und 'Cargo', wobei die Pflanzen in unterschiedlichen Substratmischungen getestet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass torffreie Substrate wie Miscanthus und Sägemehl grundsätzlich geeignet sind, jedoch durch die starke Sackung und den erhöhten Bedarf an Nachfüllung mehr Aufwand und Kosten verursachen. Standardsubstrate aus Torf und Rinde erzielten ein größeres Strauchvolumen und höhere Erträge. Champost erwies sich aufgrund hoher Salzgehalte und schlechter Durchlüftung als ungeeignet. Insgesamt bietet der Anbau ohne Torf Potenzial, erfordert aber eine gute Planung und gegebenenfalls zusätzliche Investitionen in Material und Arbeitszeit.
Außerdem stellte Tobias Gabler noch einen Versuch zu Pflanzabständen bei Bio-Erdbeeren vor. Im Fokus standen vier Sorten: 'Glorielle', 'Allegro', 'Sonsation' und 'Malwina'. Die Pflanzen wurden als Bio-Topfgrünpflanzen auf einem Einfachdamm mit abbaubarer Schwarzfolie gesetzt und über Tröpfchenbewässerung versorgt. Untersucht wurden drei Pflanzabstände (20, 30 und 40 cm). Die Umstellungszeit auf dem schwereren, tonigen Lehmboden war herausfordernd, da der hohe pH-Wert und die schnelle Abtrocknung durch Wind besondere Anpassungen bei der Bewässerung und Pflege erforderten. Die Ergebnisse zeigten bei allen Sorten Unterschiede im Gesamtertrag, Fruchtgewicht und Anteil der Klasse-1-Früchte, wobei der 30-cm-Pflanzabstand oft die besten Erträge und Qualitäten lieferte. Die Sorten unterschieden sich zudem in Reifezeitpunkt, Fruchtgröße und Krankheitsanfälligkeit. Insgesamt lieferten die Versuche wertvolle Hinweise für die Praxis, insbesondere zur optimalen Pflanzdichte und Sortenwahl unter Bio-Bedingungen.
Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung für die Referenten sowie die Teilnehmenden. Wir freuen uns, Sie im nächsten Jahr wieder zu einem unserer Seminare begrüßen zu dürfen.