Nachbericht zur Veranstaltung am 24.08.2023
Exkursion Öko-Haselnussanbau
Die Öko-Akademie Bamberg veranstaltete zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft am 24.08.2023 eine Exkursion zum Öko-Haselnussanbau. Dabei wurde die Haselnuss aus obstbaulicher Sicht durchleuchtet. Es erwartet die Teilnehmenden eine Besichtigung durch den Hofladen des Obstbau Betriebes Winkler. Themen wie die Veredelung, die Anbauplanung, die Sortenwahl sowie den Anbau in der Praxis wurden besprochen. Außerdem gab es einen Rundgang durch den Praxisbetrieb von Herrn Spachmüller.
Die Haselnuss aus obstbaulicher Sicht
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Manfred Winkler sich und seinen Betrieb vor, welcher seit 2005 nach dem Ende des Tabakanbaus nun Haselnüsse kultiviert. Sein Sortiment besteht aus verschiedenen Sorten, von 'Corabel' über 'Emoa' bis 'Katalonski' ist alles dabei. Neben der Haselnussproduktion hat er auch noch einige Obstbau-Anlagen, unter anderem Äpfeln, Birnen und Zwetschgen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit in den Haselnussanlagen liegt vor allem beim Winterschnitt per Hand, der sehr viel Zeit einnimmt. Dann darf aber auch nicht das Mulchen der Anlage, der Wurzelschnitt und der Maschinenschnitt vergessen werden. Seine Schnittmaßnahme ist es, jedes Jahr eine andere Seite zu schneiden und dies mit einem senkrechten Schnitt durchzuführen. Zusätzlich macht Manfred Winkler im Winter einen Wurzelschnitt bei seinen Haselnüssen; dabei ist allerdings Hintergrundwissen gefragt, damit man den Baum nicht beschädigt. Vor Beginn der Ernte legt er Netze aus und fährt anschließend mit dem Vollernter durch die Reihen. Bewässert hat er seine Anlagen nur in den ersten Jahren, danach nicht mehr. Die Vermarktung seiner Früchte läuft aktuell über den Hofladen, der direkt am Ortseingang zu erkennen ist. Die Vermarktung zukünftig auch an örtliche Bäckereien zu generieren, würde in Frage kommen. Dafür ist allerdings schon bei zunehmender Menge ein Preisdruck festzustellen. Zum Schluss durften die Teilnehmenden noch einen Blick in seinen Hofladen werfen und die Maschine zur Herstellung der Nusscreme austesten.
Anbauplanung und Sortenwahl
Carola Nitsch gab den Teilnehmenden eine Zusammenfassung ihres Haselnussprojektes am AELF Fürth-Uffenheim von 2006 bis 2017. Dass sie nun nicht mehr in diesem Bereich arbeitet, stellte sie zu Beginn ihres Vortrages direkt klar. Sie gab den Teilnehmenden einen Überblick über die weltweit angebauten Haselnussarten und den in Deutschland, bzw. Bayern angebautem Sortiment. Im weltweiten Anbau sind das z.B. 'Corylus avellana L.', 'Corylus avellana var. Pontica', 'Corylus maxima Mill'. Und 'Corylus colurna L.'. Im Bayerischen, bzw. Deutschen Anbau sind die Sorten 'Katalonski', 'Corabell', 'Hallsche Riesennuss' und 'Butler' gängige Sorten. Neben der Sortenwahl spielt die Kulturtechnik eine große Rolle. Wann und wie man die Sträucher schneidet, ebenso. Ein Jahreszeitplan des Haselnussanbaus zeigt auch, dass man nicht einfach einen Baum pflanzen kann und ihn dann erst wieder zur Ernte aufsucht. Auch der Schnitt, die Bewässerung, die Düngung, der Pflanzenschutz, die Bestandskontrollen und die Mäusebekämpfung gehören zu den gängigen Aufgaben, welche über das Jahr gemacht werden müssen. Dadurch bleiben die Bäume gesund und der Ertrag kann stabilisiert werden. Carola Nitsch sprach ebenfalls den meistgefürchteten Käfer im Haselnussanbau an, den Haselnussbohrer. Er bohrt sich kurz vor der Nussreife in die Haselnüsse und kann damit einen enormen Schaden anrichten. Nach der Ernte bohrt sich der Käfer in den Boden ein und kann dort den Winter überleben. Bekämpfung geht im konventionellen Anbau mit dem Einsatz von Insektiziden, im Biologischen wird das mit dem Auslegen von engmaschigen Netzen versucht. Dort kann der Haselnussbohrer nicht durchschlüpfen und eine Überwinterung wird verhindert. Ebenso ist die Haltung von Geflügel in der Haselnussanlage eine Möglichkeit zur Bekämpfung. Der Einsatz von Netzen zur Ernte ist aktuell noch nicht überall gängig. Es werden oft Eigenkreationen wie Olivennetze oder Hagelschutznetze genutzt. Der Vorteil von den Netzen zu einem Vollernter ist es, dass die Nüsse nicht verunreinigt sind, da sie nicht auf dem Boden liegen. Man schafft es durch diese Methode auch wirklich alle Nüsse einzufangen, und Haselnussbohrer-Larven können abgefangen werden.
Die Haselnuss aus Sicht der Baumschule
Zu Beginn des Vortrages stellte Matthias Schott sich und seinen Betrieb vor. Er betreibt mit seinem Vater einen Baumschulbetrieb für die Vermehrung und Veredelung von Wal- und Haselnussbäumen. Nebenbei betreibt er noch Obstbau und hat eine eigene Ölmühle. Er vermehrt die Haselnuss als veredelte Pflanze, als wurzelechte Pflanze und als In-vitro-Pflanze. Er ging dabei noch einmal auf den Unterschied der Pflanzen ein, dass die veredelten Pflanzen auf einer Unterlage gezogen werden. Bei der wurzelechten Pflanze haben die Wurzeln die gleiche Erbinformation wie die oberirdischen Triebe, also sind sie von derselben Sorte. In-vitro-Pflanzen wurden unter Laborbedingungen gezüchtet, und ihr Nährboden ist aus einem bestimmten Gel, welches die Pflanze lange haltbar macht. Er erklärte auch, dass die unterschiedlichen Haselnusssorten auch unterschiedliche Wurzeltiefen erreichen; während 'Corylus avellana' eher ein Flachwurzler ist, wurzelt 'Corylus colurna' eher tief. Bei Matthias Schott können viele verschiedene Haselnusssorten erworben werden, auch eine Haselnuss-Rarität wie die 'Corylus avellana'.
Besichtigung der Haselnussanlage von Johannes Spachmüller
Zunächst stellte Johannes Spachmüller den Teilnehmenden seine 15 Jahre alte Anlage, eine wurzelechte 'Katalonski', vor, welche in einem Abstand von 4 m gepflanzt wurde, und bei der nur das Nötigste geschnitten wurde. Dies erkannte man daran, dass die Anlage sehr dicht gewachsen ist und es fast ausschließlich schattig darunter war. Die jungen Triebe bekommen daher etwas zu wenig Licht ab, erklärt er. Bei den neu gepflanzten Pflanzen vergrößerte er deshalb den Abstand auf 5 x 6 m. Neben der alten Anlage hat er auch zwei neuere Anlagen. Eine hatte er erst in diesem Frühjahr gepflanzt, die andere schon vor 4 Jahren. Wobei er bei der Anlage aus 2019 erklärte, dass das Pflanzgut nicht so großartig war und deshalb manche Pflanzen nachgepflanzt werden mussten. Bei dieser Anlage wurde auch die Bewässerung in den Boden gelegt, da sie sonst oft von den Vögeln angepickt wird.
Insgesamt war es ein sehr gelungener und austauschreicher Tag mit einem gemütlichen Ausklang bei Kaffee und Kuchen in der Maschinenhalle von Herrn Spachmüller.