Nachbericht zur Online-Veranstaltung
Bio-Zwetschgen-Seminar der Öko-Akademie Bamberg

Reife Zwetschgen hängen an einem Ast.

Nach dem erfolgreichen Seminar "Anbau von Bio-Kirschen" im vergangenen Jahr veranstaltete die Öko-Akademie der LWG Bamberg ein weiteres Seminar zum Thema Steinobst, dieses Mal zum Thema Zwetschgen. An der Online-Veranstaltung am 16.03.2023 nahmen rund 30 Interessierte teil und informierten sich über die Umstellung, verschiedene Sorten und Praxisbeispiele.

Der Weg durch die Umstellung

Zu Beginn der Veranstaltung gab uns Andrea Felsl von ABCERT einen Überblick, wie der Umstieg in den Bio-Zwetschgenanbau gelingen kann. Als Erstes sollte ein Vertrag mit einer unabhängigen Kontrollstelle gemacht werden. Diese Kontrollstelle kommt einmal jährlich zu Besuch und kontrolliert Warenein- und ausgänge. Außerdem wird ein Rundgang durch den Betrieb gemacht. Bei einjährigen Kulturen kann im dritten Umstellungsjahr mit der Bio-Kennzeichnung geworben werden, wenn die Einsaat nach Ende des zweiten Umstellungsjahres erfolgt ist. Bei Dauerkulturen gilt eine Umstellungszeit von 36 Monaten, d.h. auch im dritten Jahr der Umstellung kann die Ware noch nicht als Bio-Produkt ausgezeichnet werden. In der OXS-Datenbank kann verfügbares Pflanz- sowie Saatgut abgefragt werden. Falls dies nicht der Fall ist, kann eine ANG (Ausnahmegenehmigung) beantragt werden, um auch konventionelles, nicht behandeltes Saatgut verwenden zu können. In der FiBL-Betriebsmittelliste kann die Zulassung eines Produktes im ökologischen Landbau abgefragt werden. Zusätzlich kann geprüft werden, ob ein bestimmtes Produkt den Verbandrichtlinien des jeweiligen Verbandes zulässig ist. Bei Wirtschaftsdüngern ist Vorsicht geboten, dieser darf nicht aus industrieller Tierhaltung stammen. Genauso sollte auf zugekauften Kompost und Biogas-Gärreste geachtet werden, da dort auch für den ökologischen Landbau nicht zulässige Wirtschaftsdünger verarbeitet sein können.

Wiederentdeckung der Zwetschge

Martina Tröger vom Kompetenzzentrum in Kulmbach (KErn) berichtete über das seit 2016 laufende Projekt der fränkischen Zwetschge. Dabei arbeiten die LWG und das KErn daran, die fränkische Zwetschge wieder in Wert zu setzen. Heutige typische Anbaugebiete sind Rumänien, Serbien oder Polen. Hier in Deutschland gibt es nur noch wenige regionale Zwetschen-Anbauer. Doch das war nicht immer so, im Jahre 1896 waren Dörrzwetschgen und Schnaps so begehrte Handelsgüter, dass sogar Häuser mit Zwetschgenwasser bezahlt wurden. Mit der Flurbereinigung Anfang der 1950er Jahre wurden die Zwetschgenbäume gefällt, und die Südfrüchte gewannen an Popularität. Leider geht der Anbau die letzten Jahre immer weiter zurück. Das liegt zum einen an der schwierigen Bewirtschaftung, der Wirtschaftlichkeit der Produkte, an der Konkurrenz aus dem Ausland und an der geringen Akzeptanz der Verbraucher. Da Zwetschgen nach der Ernte nicht nachreifen und deshalb oft noch zu grün in den Ladenregalen angeboten werden, bleiben sie meist dort liegen. Die Früchte werden zum größten Teil frisch verkauft, nur ein sehr geringer Teil der Ernte geht in die Gastronomie und die Verarbeitung.
Angestoßen durch ähnliche Projekte wie die Wachauer Marille, oder das Kürbiskernöl aus der Steiermark, möchte das KErn die Zwetschge wieder in Wert setzen. Dadurch haben sie mit verschiedenen Produzierenden Produkte wie Zwetschgen-Leberwurst, Zwetschgen-Marinade zum Grillen und den Zwetschgen-Glühwein entwickelt. Die Lebensmittel durften die Verbrauchenden schon an verschiedenen Aktionen probieren und auch die Wertschätzung des Projektes fränkische Zwetschge wurde dabei gut aufgenommen. Das Ziel des Projektes ist es, in ein paar Jahren einen EU-Herkunftsschutz für die Zwetschge zu erhalten und damit weitere Perspektiven für fränkische Zwetschgen-Anbauer zu schaffen.

Neue Sorten im Zwetschgenanbau

Herr Dr. Neumüller vom bayerischen Obstzentrum stellte neue bzw. weit verbreitete Sorten im Kernobstbereich (hauptsächlich Zwetschgen) vor. Als erstes wies er auf die allgemeinen Zuchtziele bei einer ökologischen Sortengewinnung hin. Welche sich bei den Zwetschgen unter anderem auf die Scharka-Resistenz, die Monilia-Resistenz und die Fruchtfarbe sowie die Größe beziehen. Diese Selektion der Sorten dauert sechs Jahre, bis die ersten Früchte zu sehen sind.
Die Konkurrenz im Supermarkt ist groß. Nicht selten greifen Verbrauchende deutlich öfter zu den verwandten Steinobstfrüchten wie Aprikosen, Mirabellen und Pfirsichen und lassen damit die Zwetschgen links liegen. Das liegt oft an der schlechten Qualität, der kurzen Haltbarkeit und der unreifen Früchte in den Regalen. Ziel ist es, neue Sorten zu züchten, die den Anforderungen der Kunden, des Anbaus und der Vermarktung entsprechen.Daher stellte Herr Dr. Neumüller verschiedene frühe bis späte Zwetschgen-Sorten vor, welche sich gut im ökologischen Anbau integrieren lassen. Die bekannteste Frühsorte ist die Katinka. Sie punktet mit ihrer guten Backfähigkeit und ist somit bei Konditorinnen und Konditoren sehr beliebt. Die Zwetschge ist sehr süß und hat wenig Säure. Die Früchte sind nicht allzu groß, dafür ist der Ertrag recht sicher. Die beliebteste und weitverbreitetste Sorte in Europa ist die Cacaks Schöne. Sie überzeugt mit ihrem hohen Ertrag und der dunkelblauen Farbe, der Nachteil ist die Monilia-Anfälligkeit und die für den frischverzehr ungenügende Qualität. Eine Sorte mit einem sehr breiten Erntefenster ist die Moni. Man kann sie von Ende Juli bis Anfang September ernten. Sie ist außerdem tolerant gegen Hitzeschäden, hat eine sehr gute Steinablösbarkeit und ist als Gourmet-Zwetschge bekannt. Die Spätsorte Haganta hat sehr große Früchte, ist ertragsreich und hat einen sehr guten Geschmack. Durch ihre Karvernen ist sie im Handel nicht so gern gesehen, aber für die Direktvermarktung eine geeignete Sorte. Allerdings ist sie auch scharkaempfindlich.

Einblick in die Praxis

Als letzten Vortrag des Nachmittags erhielten die Zuhörenden einen Erfahrungsbericht von Andreas Markert vom Obsthof Markert. Er betreibt seinen Betrieb im Nebenerwerb und baut auf ca. 2 ha Zwetschgen an. Seit 2016 wirtschaftet er nach Bioland-Richtlinien. Angefangen von der frühreifen Katinka, bis zur Spätreifen Tophit Plus, baut er verschiedene Sorten auf seinem Hof an. Die Erträge in den vergangenen Jahren schwankten sehr, von Totalausfällen aufgrund von Läusebefall, Frostschäden und Hitze, bis hin zum Vollertrag war alles dabei. Seine Pflaumenwickler-Strategie Lockstofffallen aufzustellen, bewährt sich seit mehr als 20 Jahren. An einen zusätzlichen Einsatz von Wermuttee oder Jauche zur Hauptflugzeit tastet er sich langsam heran. Seiner Meinung nach ist die beste nachweislich funktionierende Methode die Verwirrung mit Pheromon-Dispensern. Seine Früchte vermarktet er zum größten Teil über die BayWa, den Rest vermarktet er an andere Bioland-Betriebe und über einen Selbstbedienungs-Tisch auf seinem Hof. Wobei er durch letzteres viel Wertschätzung der Kunden erhält.