Forschungs- und Innovationsprojekt
„Resi-Obst“ – Resiliente Anbausysteme für den Obstbau in Bayern

Luftbild Plantage mit Mitarbeiter, Traktor und Folientunnel, Hintergrund Straße und Autos

Das Obst in Deutschland steht durch den Klimawandel, Extremwetterereignisse, steigenden Schädlingsdruck und sinkende Wasserverfügbarkeit vor erheblichen Herausforderungen. Zusätzlich belasten die stark zunehmenden Betriebsmittel- und Produktionskosten die wirtschaftliche Lage der Betriebe. Aus pflanzenphysiologischer Perspektive ist zudem zu berücksichtigen, dass viele etablierte Marktsorten eine ausgeprägte Anfälligkeit gegenüber diversen Pathogenen (insbesondere Apfelschorf) zeigen und daher einen hohen Pflanzenschutzaufwand erfordern. Besonders arbeitsintensive Kulturen wie Apfel sind von den beschriebenen Herausforderungen stark betroffen, was den Rückgang der Betriebszahlen in Bayern weiter beschleunigt und vor allem kleinere und mittlere Betriebe gefährdet.

Ziel des Projektes

Ziel des Projekts ist die Entwicklung resilienter Anbausysteme für den Apfelanbau in Bayern anhand von Modellanlagen an drei ausgewählten bayerischen Versuchsstandorten durch die Kombination robuster Genetik hinsichtlich Sorten- und Unterlagenwahl sowie der Umsetzung extensiverer Erziehungsformen. Bei der Sortenwahl sind eine mehrfache Schorfresistenz und eine gute Fruchtqualität entscheidend. Die Unterlagen müssen gegenüber der Standardunterlage 'M9 T337' stärker wachsen und eine mindestens vergleichbare Produktivität aufweisen. Außerdem sollten sie für den Nachbau geeignet sein und eine problemlose Vermehrbarkeit in der Baumschule ermöglichen.

Die entwickelten Systeme sollen einen Beitrag leisten

  • zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln
  • als Anpassungsstrategie auf sich durch den Klimawandel verändernde Anbaubedingungen (z. B. Trockenheit, Spätfröste)
  • zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit im Apfelanbau durch Reduzierung des Kulturaufwandes
  • zum Ressourcenschutz durch Reduzierung des Betriebsmitteleinsatzes (Wasser, Diesel, etc.)

Methode des Projektes

Basierend auf den beschriebenen Anforderungen wurden die Sorten 'Freya', 'Deljonka', 'Delcored', 'Mammut' und 'Sonnenglanz' sowie die Unterlagen 'M9 T337' (Standard), 'CG11', 'CG935' und 'M200' ausgewählt. Die Bäume werden einerseits als praxisübliche Spindel und andererseits als sogenannter Tri-Baum gepflanzt. Bei einem Tri-Baum werden drei Leitäste in engem Abstand (40 cm) zu einer „zweidimensionalen“ Fruchtwand erzogen. Das verbessert die Belichtungsverhältnisse im Baum, reduziert die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln und ermöglicht maschinelle Kulturarbeiten wie Schnitt und Ausdünnen. Der Ansatz, stärker wüchsige Unterlagen mit einem wuchsreduzierenden Anbausystem (Tri-Baum) zu kombinieren, um die Vorteile einer stärkeren Wurzel (z. B. erhöhte Trockenheitsverträglichkeit, Nachbaueignung) sowie niedrig wachsender Bäume (z. B. Produktivität, erleichterte Kulturarbeiten) gleichermaßen zu nutzen, ist neu.

In Kooperation mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) wird der Versuch an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), am Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau in Deutenkofen (Landshut) sowie an der Versuchsstation für Obstbau in Schlachters (Bodensee) in einheitlicher Form aufgebaut. An allen drei Modellstandorten ist die Versuchsfläche in zwei identische Teilbereiche gegliedert – einer wird betriebsüblich, der andere nach extensiverer Kulturführung bewirtschaftet. Das ermöglicht einen direkten Vergleich der Produktionssysteme und gibt Aufschluss über die Versuchsergebnisse an drei sich in Klima- und Bodenverhältnissen unterscheidenden Standorten.

Erfasst werden unter anderem obstbauliche Parameter zu Wachstum und Ertrag, Fruchtqualität, das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen, der Beikrautbewuchs, arbeitswirtschaftliche bzw. ökonomische Daten sowie die Lagerfähigkeit der Früchte.

Projektinformationen
Projektleitung: Prof. Dr. Dominikus Gregor Kittemann (HSWT), Alexander Zimmermann (LWG-IEF 2)
Projektbearbeiter: Andreas Rausch (LWG-IEF 1)
Laufzeit: 01.09.2025 bis 31.08.2030
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus
Projektpartner: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT); Agrarbildungszentrum Landshut-Schönbrunn; Bayerisches Obstzentrum Hallbergmoos
Förderkennzeichen: A/24/20