Sortenempfehlung
Süßkirsche
Wichtige Kriterien bei der Sortenwahl von Süßkirschen im Erwerbsanbau sind Reifezeit, innere Qualitäten (unter anderem Festigkeit, Geschmack), Optik, Fruchtgröße, Platzfestigkeit und für die Wirtschaftlichkeit der Kultur natürlich das Ertragsverhalten. Zudem sollen entsprechende Bäume einfach zu kultivieren sein.
Sortenempfehlungen
- 'Nimba' (Versuchssorte)
- Reifezeit: 2./2. bis 3. Kirschwoche
- Bemerkungen: mit oder kurz vor 'Burlat'; Ertrag bisher hoch; trägt kompakt an Fruchtbüscheln, mittlere Stiellänge, etwas fester als 'Burlat', dennoch wahrscheinlich zu weich für Lebensmitteleinzelhandel, Geschmack besser als 'Burlat', Fruchtgröße 27 bis 29 mm, platzfest, Vogelabwehr!
- 'Burlat' (Hauptsorte)
- Reifezeit: 2. bis 3. Kirschwoche
- Bemerkungen: Ertrag gut bei Anbau in spätfrostsicheren Lagen, weiche Früchte nur für Direktvermarktung, Wüchsige Sorte: sinnvoll GiSelA 5; bei intensiver Kultur auch schwächere Unterlage. Intensiver Schnitt zur Förderung der Fruchtqualität; Vogelabwehr!
- 'Prim 3.1'® (Versuchssorte)
- Reifezeit: 3. bis 4. Kirschwoche
- Bemerkungen: sieben Tage nach 'Burlat'; Ertrag bislang gut, sehr feste Früchte für Frühsorte, breitgebaute attraktive Frucht mit hohen Fruchtkalibern, mittlere Stiellänge, sehr guter Geschmack, platzfest.
- 'Bellise' (Hauptsorte)
- Reifezeit: 3. bis 4. Kirschwoche
- Bemerkungen: ca. sieben bis zehn Tage nach 'Burlat'. Optisch und qualitativ gute Sorte (fester als 'Burlat'). Frühe Blüte: kein Anbau in Frostlagen! Dann auch gute Erträge. Scharfer Schnitt für günstige Fruchtgrößen erforderlich. Kann durch die kurzen-mittellangen Stiele dicht hängen, nach heißen Jahren anfällig für Doppelfrüchte.
- 'Samba'®/'Sumste' (Hauptsorte)
- Reifezeit: 4. bis 5. Kirschwoche
- Bemerkungen: sehr früher Austrieb und Blüte; Befruchter beachten; dennoch guter Behang; Frucht mittelfest, glänzend; guter Geschmack erst bei Vollreife, Wuchs: aufrecht, sparrig, schwach verzweigend. Daher konsequenter Anschnitt der Mitte. Günstig erweisen sich stärkere Unterlagen als GiSelA 5, z. B. GiSelA 6, vor allem bei fehlender Bewässerung bzw. leichten Böden.
- 'Grace Star'® (Nebensorte)
- Reifezeit: 4./4. bis 5. Kirschwoche
- Bemerkungen: selbstfruchtbar! Behang günstig (nicht zu voll); langes Erntefenster; relativ stabile, mit mittlerer Festigkeit, platzfeste Frucht mit gutem Geschmack. Kaum Monilia. Günstiges Wuchsverhalten; einfacher zu kultivieren als 'Giorgia'. Frucht ist weniger sensibel als 'Summit'. Pseudomonasbefall in niederschlagsreichen Gebieten - in Franken weniger Probleme
- 'Satin'®/'Sumele' (Nebensorte)
- Reifezeit: (4. bis 5.)/5. Kirschwoche
- Bemerkungen: optisch schöne, feste, geschmacklich gute, mittel bis große Frucht. Erträge früh, hoch, regelmäßig; langes Erntefenster (fünfte bis sechste Kirschwoche möglich). Stärkere Unterlage als GiSelA 5 günstig.
- 'Tamara' (Nebensorte)
- Reifezeit: 5. bis 6. Kirschwoche
- Bemerkungen: Reife ähnlich 'Kordia' (plus/minus drei Tage), hängender Wuchs. Frucht fest, guter Geschmack, wenig bis mittel platzanfällig, kaum Monilia. Zum Teil deutlich größere Früchte als 'Kordia'. Ausfärbung der Früchte uneinheitlich, mittlere Stiellänge, Alternative und Ergänzung zu 'Kordia' für Lagen, wo 'Kordia' ertragsmäßig unsicher ist.
- 'Henriette' (Nebensorte)
- Reifezeit: 6. Kirschwoche
- Bemerkungen: Reife kurz vor oder mit 'Kordia', sehr langer Stiel, fest, große Früchte, sehr guter Geschmack, Befruchtersorte für 'Regina', hohe Erträge, schwaches Wachstum und sehr fruchtbar, stärkere Unterlagen als GiSelA 5 sinnvoll
- 'Stardust' (Versuchssorte)
- Reifezeit: 6. Kirschwoche
- Bemerkungen: gelbe Grundfarbe mit sehr attraktiver leuchtendroter Deckfarbe, nur Direktvermarktung, Druckstellen werden schnell sichtbar, selbstfruchtbar, hohe Erträge bei einheitlich großen Früchten, herausragender Geschmack, einfache Erziehung, mittlere Stiellänge und Festigkeit, Frucht mit hohem Wiedererkennungswert.
- 'Kordia' (Hauptsorte)
- Reifezeit: 6. Kirschwoche
- Bemerkungen: optisch und qualitativ hochwertig (aromatisch; fest; dunkelrot glänzend; platzfest). Langes Erntefenster – nicht zu früh ernten! (Zuwachs Fruchtgröße). Ertragsausfälle in frühen Lagen möglich (Frostschäden bereits in geschlossenen Knospen möglich), sehr lange Stiele.
- 'Regina' (Hauptsorte)
- Reifezeit: 7. Kirschwoche
- Bemerkungen: Spätsorte mit langem Erntefenster, guter Lagerfähigkeit und zusätzlich Verspätung durch Überdachung. Gutes Preisniveau; qualitativ hochwertige Sorte (Geschmack, Optik, Ertrag, relativ platzfest). Späte Blüte, somit spezielle Befruchter erforderlich. Einfacher Baumaufbau, jedoch rechtzeitige Begrenzung der Baumhöhe und Seiten
- 'Final 12.1' (Versuchssorte)
- Reifezeit: 8. Kirschwoche
- Bemerkungen: drei bis fünf Tage nach 'Regina', langer Stiel, mittlere Festigkeit, fruchtet auch am einjährigen Holz, selbstfruchtbar, sehr ertragreich bei Fruchtgrößen zwischen 27 bis 28 mm, Geschmack gut bis sehr gut.
Kulturhinweise
- Verstärkt durch Sommertrockenheit, zunehmenden Nachbauproblemen, mangelnder Möglichkeit an Zusatzbewässerung ist die Unterlagenauswahl bei Neupflanzungen gut zu überdenken. GiSelA 5 empfiehlt sich nur für fruchtbare Böden mit Zusatzbewässerung. Bei Nachbauproblemen, keiner Zusatzbewässerung sowie schlechten Böden ist GiSelA 6 empfehlenswert. Hier ist aber die Standfestigkeit zu beachten.
- Auch für selbstfruchtbare oder sehr produktive Sorten ('Henriette') erweisen sich stärker wachsende Unterlagen als GiSelA 6 günstiger.
- Kompakt wachsende Sorten mit schlechter Verzweigung ('Samba', 'Skeena', 'Celeste', 'Sylvia' …) sollten in den ersten drei bis vier Jahren in der Mitte gegebenenfalls auch die Seitenäste angeschnitten werden, um ausreichend Fruchtholz (und somit Ertrag) zu erzielen.
- Durch Lagerung der Sorten kann das Sortenspektrum eingeschränkt werden.
- Hängendes Holz führt zu kleineren Früchten und sollte konsequent entfernt werden. Überbauung der Kronen vermeiden; "Lichtschneisen" in dichte Kronen schneiden; auf pyramidale Baumform achten!
- Baumabstände nicht zu weit wählen, damit ein notwendigerweise schärferer Schnitt rechtzeitig erfolgt!
- Für eine Qualitätsproduktion ist Zusatzbewässerung besonders in Franken unverzichtbar. Im Vergleich zu nicht bewässerten Anlagen erweisen sich die Früchte von Bäumen, die regelmäßig mit Wasser versorgt wurden, als nicht ganz so platzanfällig.
Unterlagen
- GiSelA 3
- Schwach wachsende Unterlage – nur für beste Böden, Zusatzbewässerung, großfruchtige Sorten. Für intensiven Anbau (z. B. Überdachung), z. B. 4 m x 2 m.
- GiSelA 5
- Mittelstarke Standardunterlage für gute Böden; in Trockengebieten nur mit Zusatzbewässerung. Für selbstfruchtbare Sorten unter wuchsschwachen Bedingungen weniger empfehlenswert (zu starker Behang, ungünstiges Blatt: Frucht-Verhältnis, reduzierte Fruchtgröße). Hohe Baum- und Flächenerträge durch Dichtpflanzung. Mögliche Pflanzabstände je nach Boden, Schnittintensität, Überdachung: 4 m x 2 bis 2,5 m (Spindelerziehung). Rechtzeitige Schnitteingriffe, um Verkahlungen vorzubeugen.
- GiSelA 6
- Spürbar stärker als GiSelA 5 wachsend. Daher für schwächere Böden, sehr fruchtbare Sorten, gegebenenfalls Nachbau sinnvoll. Bei reich tragenden Sorten auch mit Zusatzbewässerung. Behang kann ähnlich stark wie GiSelA 5 sein. Schwierigkeiten mit der Standfestigkeit! Mögliche Pflanzabstände: 4 m x 2,5 m
'Regina' auf verschiedenen Unterlagen
Befruchtung
Die meisten Süßkirschensorten sind selbststeril und brauchen somit für gute Erträge eine geeignete Befruchtersorte. Bei der Auswahl der Befruchtersorte ist darauf zu achten, dass sich die Blühzeiten ausreichend überschneiden.
Ein weiteres Kriterium ist die sogenannt Intersterilität. Jede Kirschsorte besitzt zwei Sterilitätsfaktoren, sogenannt S-Allele. Sorten mit gleichen S-Allelen können sich gegenseitig nicht befruchten. Nur Sorten, die sich zumindest in einer S-Zahl unterscheiden, sind miteinander verträglich. Die oben angegebene Tabelle wurde anhand verschiedener Fachliteraturangaben erstellt.
Die Entfernung zur Befruchtersorte sollte 30 Meter nicht überschreiten. Die Befruchterbäume können entweder in der Reihe (ca. jeder zehnte Baum) oder bei sortenreinen Blöcken reihenweise (mindestens jede vierten Reihe) verteilt werden.
Die Übertragung des Pollens (Bestäubung) kann durch das Aufstellen von Bienen- und Hummelvölkern in der Anlage sowie auch durch die Ansiedlung von Wildbienen gefördert werden.