Landessortenversuch Spargel (2006 - 2012)
Der wirtschaftliche Erfolg im Spargelbau hängt wesentlich von der richtigen Sortenwahl ab. Hinsichtlich Qualität und Ertrag gibt es bei den Spargelsorten große Unterschiede, die neben der genetischen Leistungsfähigkeit vom Standort und Klima bedingt sind. Da im Vergleich zu anderen Gemüsekulturen Spargel über mehrere Jahre am gleichen Standort kultiviert wird, ist die richtige Sortenwahl von großer Bedeutung.
Landessortenversuch in Schrobenhausen
Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) testet seit über 20 Jahren aktuelle Spargelsorten, um den Spargelerzeugern eine objektive Entscheidungshilfe bei ihrer Sortenwahl in die Hand geben zu können. Im Jahr 2006 wurde der derzeitige Versuch in Schrobenhausen in einem Praxisbetrieb angelegt und wurde mit der Saison 2012 mit insgesamt 6 Erntejahren abgeschlossen.
Im Versuch wurden 12 Sorten (3 Pflanzen je laufenden Meter) und zusätzlich 3 Sorten in Dichtpflanzung (5 Pflanzen je laufenden Meter) in vier Wiederholungen geprüft.
Die Einteilung und Bewertung in den Handelsklassen der Sorten erfolgt durch die frühere EG-Verordnung bzw. jetzt gültigen UNECE-Standard FFV04 (Asparagus).
Marktertrag, Frühzeitigkeit und Qualität entscheidend für die Wirtschaftlichkeit
Der Gesamt- und Marktertrag im Jahr 2012 ist im Diagramm 1 dargestellt. Die aufsummierten Erträge von 2008 bis 2012 sind in den Diagrammen 2-5 zu ersehen.
Die Frühzeitigkeit ist für die Bewertung einer Spargelsorte ein wichtiges Kriterium (Diagramm 6). Der höchste Frühertrag in % am Gesamtertrag, gemeint sind die ersten 10 Stechtage, wurde mit der Sorte 'Mondeo' erzielt. Jedoch ist der Gesamtertrag unterdurchschnittlich. Der höchste absolute frühe Ertrag in dt/ha wurde mit der Sorte 'Gijnlim' erzielt. Die Sorte 'Backlim' ist die späteste Sorte.
Bei der Auswertung offene Köpfe und Aufblüher (Diagramm 8) zeigt sich die Sorte 'Herkolim', als nicht kopfstabil. Sorten mit einer sehr guten Kopffestigkeit sind 'Ramires' und 'Gijnlim'. Beim Folienmanagement ist bei diesen Sorten eine höhere Dammtemperatur (bis 22°C in 20 cm Tiefe) möglich. Dagegen ist bei den nicht so kopfstabilen Sorten bei höheren Dammtemperaturen (>18°C) mit mehr offenen Köpfen zu rechnen.
Hinsichtlich der Hohlneigung (Diagramm 9) sind die Sorten 'Stamm 20' und 'Hannibal' auffällig. Dagegen besteht bei den Sorten 'Herkolim', 'Backlim' und 'Mondeo' eine geringe Neigung zu hohlen Stangen. Das bedeutet auch, dass bei diesen Sorten unter höheren Differenztemperaturen zwischen Ober- und Unterboden weniger hohle Stangen bilden.
Einen überdurchschnittlichen Berostungsanteil (Diagramm 7) auf dem Versuchsstandort zeigten die Sorten 'Grolim', 'Ramires', 'Herkolim' und 'Avalim'.
Im Mittel des Versuchszeitraumes sind hinsichtlich krumme Stangen (Diagramm 7) vorwiegend die Sorten 'Hannibal', 'Stamm 20' und 'Avalim' negativ aufgefallen.
Eine überdurchschnittliche Rosaverfärbung (Diagramm 7) zeigten die Sorten 'Mondeo', 'Gijnlim', 'Ramada' und 'Avalim'.
Hinsichtlich Riefigkeit (Diagramm 7) am Standort Schrobenhausen ist die Sorte 'Rapsody' auffällig.
Das durchschnittliche Stangengewicht lag bei 61 g/Stange (Diagramm 10). Als besonders dickfallende Sorten stellten sich insbesondere die Sorten 'Herkolim' mit 84 g/Stange und 'Grolim' mit 76 g/Stange heraus.
Weitere Sorten mit höheren Stangengewichten (Hauptteil der Stangen bis 26 (28) mm) sind die Sorten 'Backlim' und 'Ramires'.
Die Stangenzahl ist sortenabhängig. Sorten mit geringer Anzahl von geernteten Stangen, aber hohen Einzelstangengewicht reduzieren die Erntekosten. Dabei muss berücksichtigt werden, dass dicke Stangen über 26 mm am Markt nicht erwünscht sind.
Sensorische Bewertung der Spargelsorten
Neben den äußeren Merkmalen ist für die Qualität des Spargels Frische und Geschmack wichtig. Ausschlaggebend ist dabei der Boden, Witterungsverlauf, Nacherntebehandlung und nicht zuletzt die Sorte. Im Gegensatz zu Äpfeln oder Kartoffeln wird die Königin des Gemüses, der Spargel, ohne Sortenauszeichnung dem Verbraucher angeboten. Langfristige Käuferbindung erfordert besonders ein Augenmerk auf die Qualität. Der Verbraucher wünscht wohlschmeckenden und frischen Spargel. Nicht akzeptabel ist ein alter, verholzter, bitterer, modrig riechender Spargel.
Im Auftrag der LWG wurde am Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg - Institut für ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz - unter Leitung von Dr. Detlef Ulrich eine professionelle Spargelverkostung aus dem Sortenversuch zu jeweils zwei Ernteterminen in den Jahren 2011 und 2012 durchgeführt. Die Verkostung erfolgte durch ein geschultes Team von 12 Prüfern. Geschult bedeutet, dass die Prüfgruppe auf ihre sensorischen Fähigkeiten hin geprüft wurde. Dafür gibt es eigens eine DIN-Norm 10961 "Schulung von Prüfpersonen für sensorische Prüfungen" für die Grundgeschmacksarten salzig, bitter, süß und sauer.
Die Idealsorte gibt es nicht
Die Sortenwahl hat im Spargel einen hohen Stellenwert. Es gibt nicht die Idealsorte, welche alle Ansprüche hinsichtlich Marktwarenertrag, Sortierung und Qualität optimal erfüllt (siehe dazu Auswertung und Diagramme). Bei der Bewertung der Ergebnisse muss man den Standort und die klimatischen Bedingungen berücksichtigen. Aufgrund dessen muss der Spargelerzeugerbetrieb die Sorten und -kombinationen aus frühen und späten Sorten nach Marktwünschen und Standort ausrichten. Ein großflächiger Einstieg in neuen Sorten sollte nach Versuchsergebnissen und erst nach Testpflanzungen vorgenommen werden.
Neuer Spargelsortenversuch (Anlagejahr 2013)
In den letzten Jahren sind eine Reihe neuer Sorten auf den Markt gekommen bzw. werden von den Sorteninhabern in naher Zukunft noch angeboten. Um die Ertrags- und Qualitätseigenschaften der neuen Sorten für die Praxisbetriebe in Bayern zu testen, wird im Jahr 2013 ein Landesspargelsortenversuch von der Landesanstalt für Garten und Weinbau Veitshöchheim im Anbaugebiet Schrobenhausen angelegt. In dem Versuch werden die Zuchtstationen Limseed BV, Bejo-Samen GmbH, Nunhems Zaaden BV, Planasa, Südwestdeutsche Saatzucht GmbH & Co.KG und die Deutsche Spargelzucht u.a. mit folgenden Sorten vertreten sein:
- Darlise (Planasa)
- Cumulus (Bejo Samen)
- Primens (Nunhems-Zaaden)
- Vitalim (Limseed)
- Darbella (Planasa)
- Darzilla (Planasa)
- Fortems (Nunhems-Zaaden)
- Bacchus (Bejo Samen)
- Tallems (Nunhems-Zaaden)
- Ravaello (SWS)
Dazu kommen noch Testhybriden bzw. Nummernsorten, die noch keinen Namen haben.