Geschichte der Weinbautechnik
Die gute alte Zeit – oder warum gibt es Technik im Weinbau?
"Die gute alte Zeit" ist ein Ausspruch den man heutzutage oft hört. Doch fragt man alte Winzer/-innen oder Landwirte/-innen zu dieser Aussage, dann winken sie ab.
Warum ist das so?
Die Antwort ist einfach. Es war sehr schwere körperliche Arbeit. Die Werkzeuge im Weinberg waren Karst, verschiedene Hacken und Hauen, Rebschere und hölzerne Butten. Bei größeren Betrieben standen noch Kuh, Ochse oder Pferd als Zugtier zur Verfügung.
„Einachser“ leiteten die Technisierung im Weinbau ein
In den frühen 1950er Jahren entwickelten Hersteller wie z.B. Agria (Mockmühl), Holder (Metzingen/Grunbach), Bungartz (München), Gutbrod (Plöchingen), Hako (Bad Oldeslohe) oder Irus (Dusslingen) diverse Anbaugeräte, wie Fräse, Pflug, Grubber oder Einachsanhänger, zu ihren jeweiligen Modellen. Die harte Arbeit der „Häcker“ und Transportarbeiten wurden mechanisiert.
Der Schmalspurtraktor, eine Erfolgsgeschichte
1954 wurde der erste Schmalspurtraktor mit Knicklenkung, permanentem Allradantrieb und vier gleich großen Rädern entwickelt, um den besonderen Anforderungen im Weinbau gerecht zu werden. In der heutigen Zeit sind die Schlepper wahre Wunder der Technik. Die Motorleistung hat die 100-PS-Marke überschritten. An drei Anbauräumen können Geräte und Maschinen angebaut werden. Die Lenkung in der Rebzeile kann von Scannern, Sensoren oder Satelliten übernommen werden und die Achsfederung erhöht den Fahrkomfort, etc.
Auch die Geräte und Maschinen, die an die Schmalspurschlepper angebaut werden können, sind mannigfaltig und ersparen den Winzerfamilien aufwendige Handarbeit.
Die Steillagen, die letzte Bastion ist gefallen
In den Steillagen war die Entwicklung nicht so rasant. Eine erste Mechanisierungswelle begann Anfang der 1950er Jahre mit der Einführung der Seilwinde. Erste Geräte waren der Sitzpflug und verschiedene Transportsysteme mit Kufen oder Rädern, die an einem Seil bergauf gezogen wurden. Um die Hangabtriebskraft zu nutzen, ist immer eine Leerfahrt nötig. Dies sah man als großen Nachteil.
Mit Beginn der 1980er Jahre baute man auf einen Geräteträger kleinere Motoren auf, um damit Geräte, wie beim Schmalspurschlepper mit Hilfe der Zapfwelle oder der Hydraulik, anzutreiben. Das Seilzug-Mechanisierungs-System (SMS) war geboren.
Nun konnten auch in den Steillagen Maschinen eingesetzt werden, die schon in Direktzuglagen bekannt waren und die anstrengende Handarbeit reduzierten.
Das Raupen-Mechanisierungs-System (RMS) ist die Weiterentwicklung des SMS. Hier dient eine Raupe als Schlüsselmaschine, mit der die gleichen Maschinen und Geräte wie bei einem Schlepper genutzt werden.
Die letzte Entwicklung, die realisiert wurde, war der Aufbau eines Traubenvollernters auf ein RMS.
Nun konnte auch die Lese, die in Steillagen bis zu 400 Stunden/ha benötigt, mechanisiert werden.