Straßenbegleitgrün
Angesichts des auch in Bayern anhaltenden Rückgangs der Vorkommen und Diversität von heimischen Tier- und Pflanzenarten sowie des Verlusts von deren Lebensräumen besteht dringender Handlungsbedarf, Pflegemaßnahmen und Bewirtschaftungsformen im Sinne der Biodiversität zu verbessern. Dies fordert auch die Gesellschaft, wie das Volksbegehren "Rettet die Bienen" gezeigt hat. Behörden und Kommunen in Bayern haben in diesem Zusammenhang zudem eine besondere Verpflichtung und Vorbildfunktion, die sich auch aus Art. 1 und 1a des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) und § 1 und 2 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) ergibt.
Bislang erfolgte die Mahd z.B. von Straßenbegleitgrün weitgehend mit effektiven Mulchmähern. Dabei handelt es sich meist um Schlegelmäher, welche das Mähgut (und leider auch die darin befindlichen Kleintiere) kleinschlägt, damit es sich leichter zersetzt, und liegen lässt. Die Umstellung von diesem bislang weit verbreiteten Mulchschnitt etwa bei Straßenböschungen oder Nebenflächen im Wein- und Obstbau auf biodiversitätsfördernden Schnitt mit Messerbalken führt zu erheblichem Mehraufwand, da das Mähgut nun (frisch, angewelkt oder getrocknet) entfernt werden muss.
Autonome Mähsysteme und die Verwertung des Mähguts sind wichtige Schritte zum langfristigen Erhalt der in den letzten Jahren vielerorts angelegten Blühflächen und zu Wiesen umgewandelten Rasenflächen.
Aktuell
Forschungs- und Innovationsprojekt
Pilotprojekte Verwertungsalternativen für Mähgut aus Straßenbegleitgrün
Best-Practice Beispiele zur Mähgutverwertung im Straßenbegleitgrün sind dünn gesät. Aufbauend auf den Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie der LWG sollen Pilotprojekte in zwei Modellgemeinden diese Lücke schließen. Mehr
Forschungs- und Innovationsprojekt
Autonome Mähsysteme für eine effektive biodiversitätsfördernde Pflege
Als Weiterentwicklung ferngesteuerter Böschungsmäher arbeiten einige Maschinenhersteller bereits an autonomen Steuerungen für Ihre Geräte. Wie lässt sich diese Innovation nun nutzen, um Insekten und andere Tiere zu schonen und damit die Biodiversität insbesondere im Straßenbegleitgrün zu fördern? Diese Frage soll ein Forschungs- und Innovationsprojekt der LWG klären. Mehr
Begrünung und Sicherung von Extremstandorten
Angesichts des sich abzeichnenden Klimawandels mit der erwarteten Zunahme an Starkniederschlägen auf der einen, aber auch längeren Trockenperioden auf der anderen Seite, werden die Begrünung und Sicherung von Extremstandorten sowie erosionsgefährdeter Erdbauwerke durch stresstolerante Pflanzenmischungen immer wichtiger. Gleichzeitig wird die Frage der Nachhaltigkeit von Mischungen brisanter, da an älteren Bauwerken immer wieder gravierende Rutschungen beobachtet werden und vielerorts artenarme Landschaftsrasen das Bild des Straßenbegleitgrüns prägen.
Neben sicherheitsbedingten Auflagen betreffend Wuchsstärke, Wuchshöhe und Pflegeintensität des zu verwendenden Pflanzmaterials schränken nutzungsbedingte Einwirkungen durch z.B. Fahrtwind und Salzgischt die Artenauswahl am Extremstandort zusätzlich ein. Hinzu kommt seit März 2020 die Verpflichtung aus §40(1) BNatSchG, in der freien Natur nur noch gebietseigene Gehölze und gebietseigenes Saatgut zu verwenden. Dabei kann artenreiches Straßenbegleitgrün bei richtiger Pflege ein wesentliches Kernelement des gesetzlich geforderten Biotopverbundsystems sein.
Zielsetzung
Bereits seit den 1990er Jahren beschäftigt sich die LWG mit ingenieurbiologischen Sicherungsmaßnahmen mit lebenden Pflanzen an Hängen und Böschungen. Vergleichspflanzungen mit gebietseigenen Gehölzen und Standardware an Straßenböschungen lieferten wichtige wissenschaftliche Grundlagen für die im Bundesnaturschutzgesetz verankerte Forderung nach gebietseigenem Pflanz- und Saatgut in der freien Natur. Ab 2010 war die LWG auf Bundesebene an der Entwicklung praxistauglicher Konzepte dafür beteiligt.
In Erweiterung der praxisüblichen Begrünungsmischungen durch gräserbetonte Landschaftsrasen werden dauerhafte Begrünungen mit kräuterbetonten Mischungsvarianten entwickelt und erprobt, mit und ohne Begrünungsmatten. Dabei spielt neben der Funktion der Sicherungsleistung auch die Biotopersatzfunktion eine wichtige Rolle. Die Erfahrungen zur Auswahl und Zusammensetzung geeigneter Gräser-Kräuter-Mischungen sowie der Pflege der Zielvegetation stehen damit dem Landschaftsbau zur Verfügung und ermöglichen eine erfolgreiche Umsetzung.
Auch die naturschutzfachlich optimierte Pflege des Straßenbegleitgrüns ist Aufgabe des Arbeitsbereichs.
Aktuell befasst sich ISL 2 mit Verwertungsalternativen für Mähgut aus Straßenbegleitgrün sowie mit dem Einsatz autonomer Mähsysteme zur Schonung der Biodiversität.
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Forschungs- und Innovationsprojekt
Verwertung von Mähgut aus Straßenbegleitgrün in Kommunen unter Berücksichtigung rechtlicher Hürden
Die Bayerische Straßenbauverwaltung hat sich verpflichtet Straßenbegleitgrüns als Magergrünland zu bewirtschaften. Der Verzicht auf Mulchschnitt bedeutet, dass nun Mähgut in großer Menge anfällt, das sinnvoll zu verwerten ist. Mehr
Forschungs- und Innovationsprojekt
Verwertungsalternativen für Mähgut aus Straßenbegleitgrün – Machbarkeitsstudie
Im Zuge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ hat sich die Bayerische Straßenbauverwaltung verpflichtet, bei der Pflege des Straßenbegleitgrüns die Förderung der Artenvielfalt in den Vordergrund zu rücken. Auch die Kommunen verfolgen dieses Ziel. Der Verzicht auf Mulchschnitt bedeutet aber, dass nun Mähgut in großer Menge anfällt, das sinnvoll zu verwerten ist. Mit der Suche nach ökologischen und wirtschaftlich geeigneten Verwertungsalternativen beschäftigte sich eine Machbarkeitsstudie der LWG. Mehr
Ausgewählte Publikationen
Lärm- und Erosionsschutz
Rand- und Mittelstreifenbegrünung von Straßen
- Poster "Mittelstreifenbegrünung von Verkehrswegen"
- Artenzusammensetzung der Mischung M2 - Veitshöchheimer Mittelstreifenmischung
- Fachartikel "Blühende Betongleitwände"
- Fachartikel "Seeding follows function - Mit Saatmischungen Probleme lösen!"
- Forschungsbericht "Begrünung von Mittelstreifen an 2-bahnigen Bundesfernstraßen"
- Vortrag "Mit Ansaaten Probleme lösen"
Projektdaten
Projektleitung: Jürgen Eppel
Projektbearbeiter: Jochen Böker, Kornelia Marzini
Projektpartner: Fördergemeinschaft für das Süddeutsche Kunststoff-Zentrum e.V., Dr. Ernö Németh
Laufzeit: 2009 bis 2011
Finanzierung: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, SKZ-KFE gGmbH
Förderkennzeichen: 15717 N
Projektleitung: Jürgen Eppel
Projektbearbeiter: Kornelia Marzini
Projektpartner: Kooperationsprojekt der Obersten Baubehörde (OBB) im Bayer. Staatsministerium des Innern mit der LWG Veitshöchheim, Abt. Landespflege (heute Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau)
Laufzeit: 2009 bis 2013
Finanzierung: Staatsministerium des Innern, Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten