Forschungs- und Innovationsprojekt
Verwertungsalternativen für Mähgut aus Straßenbegleitgrün – Machbarkeitsstudie

Zu sehen ist eine Landstraße und im Hintergrund ein Dorf. Das Straßenbegleitgrün ist hochgewachsen und es lassen sich vereinzelt Blütenpflanzen entdecken.

Im Zuge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ hat sich die Bayerische Straßenbauverwaltung verpflichtet, bei der Pflege des Straßenbegleitgrüns die Förderung der Artenvielfalt in den Vordergrund zu rücken. Auch die Kommunen verfolgen dieses Ziel. Der Verzicht auf Mulchschnitt bedeutet aber, dass nun Mähgut in großer Menge anfällt, das sinnvoll zu verwerten ist. Mit der Suche nach ökologisch und wirtschaftlich sinnvollen Verwertungsalternativen beschäftigt sich nun eine Machbarkeitsstudie der LWG.

Zielsetzung

Durch die Abkehr vom Mulchen, hin zum Mähen mittels schneidender Technik, werden weniger Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien und Insekten verletzt oder getötet. Zudem leistet das Abräumen des Mähguts durch den Nährstoffentzug einen wichtigen Beitrag für mehr Biodiversität an Straßenrändern. Ökologische Bewirtschaftung von Straßenbegleitflächen heißt aber auch, das Mähgut als Ressource zu begreifen und ökologisch, wie wirtschaftlich, sinnvolle regionale Verwertungsmöglichkeiten zu finden.

Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz ist die stoffliche Verwertung (z.B. als Wärmedämmplatte, Mulchstoff oder Kompost bei Pflanzungen) einer rein energetischen Verwertung durch Verbrennung vorzuziehen. Entsprechende Wirtschaftszweige und Technologien gilt es langfristig zu stärken und auszubauen. Die Verwertungspfade (stofflich, energetisch) lassen sich allerdings auch kombinieren: Biogasanlagen produzieren z.B. neben Strom und Wärme auch Gärreste, welche nach der Aufbereitung u.a. als Düngemittel einsetzbar sind. Auch durch neuartige Technologien wie Pyrolyseanlagen können Restbiomassen zu hochwertigen Endprodukten (hier Pflanzenkohle) umgewandelt werden, während die Abwärme des Prozesses genutzt werden kann. Reste von Streusalz, Schwermetalle aus Reifen-, Brems- und Straßenabrieb, sowie die oft erhebliche Vermüllung der Straßenbegleitflächen erschweren allerdings die Verwertung.

Der zeitlich konzentrierte Anfall großer Mengen von Mähgut kann den regionalen Bedarf übersteigen, während das Material darüber hinaus räumlich verteilt anfällt und sich so die Logistik erschwert. Durch den zusätzlichen Arbeitsschritt des Aufladens können, je nach verwendeter Technik, Mehrkosten entstehen. Hierfür gilt es praxisgerechte Lösungen zu finden.

Methodik

Zunächst wurden mögliche Verwertungspfaden zusammengetragen und bezüglich der besonderen stofflichen Eigenschaften von Mähgut aus Straßenbegleitgrün bewertet. Eine Befragung von kommunalen Bauhöfen sollte praktische Verwertungshindernisse aber auch mögliche Lösungen und offene Potentiale aufzeigen. Im FZ Analytik (LWG) wurden ergänzende Analysen von Mähgut, differenziert nach verschiedenen Chargen (z.B. straßennah und -fern; hohes und niedriges Verkehrsaufkommen; absaugende Mähgutaufnahme und händisches Einfassen) durchgeführt.

Zusammenfassung der Ergebnisse

In der Machbarkeitsstudie konnte gezeigt werden, dass eine Vielzahl an möglichen Verwertungsformen für Mähgut, Heu oder Grasschnitt existieren. Kompostierung, Trockenvergärung und Verbrennung sind etabliert und erscheinen grundsätzlich gut geeignet. Bezüglich der Wirtschaftlichkeit ist zu prüfen, ob ein Neu- oder Umbau (zur Hygienisierung) von lokalen dezentralen Anlagen kostengünstiger ausfällt.

Schadstoffgehalte im Mähgut bleiben in der Regel unterhalb von gesetzlichen Grenzwerten und können zusätzlich durch die Entfernung zur Straße, die Mäh- und Aufnahmetechnik sowie durch die Verwendung von Aufwüchsen wenig befahrener Straßen weiter reduziert werden. Müll- und Fremdstoffe im Mähgut sollten nach Möglichkeit gar nicht erst aufgenommen werden, da sie ein Haupthindernis der Verwertung bilden.

Um flächendeckende Lösungsstrategien zu erarbeiten, sollte in erster Linie das Abfallrecht bezüglich des Mähguts aus Straßenbegleitgrün entschärft werden. Auf Basis der Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudie könnten Ausnahmegenehmigungen oder Bagatellgrenzen zumindest für Balkenmähermähgut mit händischer Aufnahme, straßenferne Aufwüchse und Aufwüchse von wenig befahrenen Straßen ausgesprochen werden.

Gemeindestraßen sowie Feld- und Wirtschaftswege haben in Summe das größte Mähgutpotential, weshalb kommunal angepasste Konzepte besonders geeignet erscheinen und auch Kreisbauhöfe oder staatliche Bauämter über eine teilweise Mitnutzung dezentral profitieren lassen würden. An kommunalen Bauhöfen fehlen aber aktuell vor allem geeignete Maschinen zum ökologischen Mähen, sowie für die effiziente Mähgutaufnahme. Investitionskosten könnten durch unkomplizierte Förderprogramme oder eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit abgemildert werden.

Bayern hat im bundesweiten Vergleich besonders gute Voraussetzungen bezüglich der bereits existierenden potenziellen Verwerter von Straßenbegleitgrün. Gerade die Landwirtschaft sollte perspektivisch über z.B. hofeigene Kompostierungen, Kompostställe, Biogasanlagen und die Tierhaltung einbezogen werden. In den verschiedenen Regionen Bayerns werden sich differente Ansätze herauskristallisieren, welche die lokale Situation (Niederschlag, Aufwuchshöhe, Trockengehalte, Neophyten etc.) am gewinnbringendsten ausnutzt.

Ein Mitarbeiter eines Geräteherstellers führt ein einachsiges Messerbalken-Mähgerät vor. Er hat bereits einen breiten Streifen in eine dichte Wiese gemäht.

Mahd mit Messerbalken

Zu sehen ist ein ferngesteuerter Messerbalken-Mäher, der gerade ein Wiesenstelle mit vielen weis blühenden Pflanzen mäht.

Mahd mit Messerbalken, ferngesteuert

Zu sehen ist eine langgezogene Anhäufung von kräuterreichem Mähgut, der sogenannte Schwad.

Geschwadetes Schnittgut

Zu sehen ist ein Mann, der sich an die Mütze greift. Neben Ihm sieht man ein Gerät zur Aufnahme von Mähgut.

Aufgenommenes Schnittgut

Zu sehen sind die Hände eines Mannes mit orangener Jacke. Darin hält er eine kleine Menge braunen groben Kompost.

Verwertungspfad Kompostierung

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Straßenbegleitgrün

Projektdaten:
Projektleitung: Martin Degenbeck
Projektbearbeiter: Lennart Dittmer
Kooperationspartner: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft; beratend Straßenbauverwaltung Bayern, Deutscher Verband für Landschaftspflege, Fachverband Biogas
Laufzeit: 01.11.2021 bis 31.10.2022
Finanzierung: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: G2/N/21/05