Forschungsbericht
„Lebensraum Stadtbaum – ein Refugium für Biene & Co.“
Allgemein gelten nicht-heimische Baumarten artenärmer als heimische Baumarten, zumindest was Herbivorengemeinschaften in Wäldern betrifft. Dies gilt umso mehr, je weiter heimische und nicht-heimische Baumarten verwandtschaftlich und/oder geografisch voneinander entfernt sind (Gloor 2021). Untersuchungen aus dem Forst lassen sich jedoch nur bedingt auf Straßenbäume übertragen, die aufgrund vielfältiger Umweltbelastungen unter härtesten Stressbedingungen existieren. Vor allem heimische Baumarten leiden dank des fortschreitenden Klimawandels immer stärker unter den immer intensiver auftretenden Hitze- und Dürreperioden und kommen zusehends häufiger an ihr Limit.
2023, 69 Seiten
Kontinental geprägte, nicht-heimische Baumarten zeigen dagegen auf Grund ihrer Herkunft eine wesentlich höhere Resilienz gegenüber klimatischen Stresssituationen wie frühere Untersuchungen aus dem Projekt „Stadtgrün 2021“ ergeben haben (Böll 2022). In einer vergleichenden Vorstudie, in der die Arthropodenvielfalt in den Kronen dreier heimischer und dreier nahverwandter südost-europäischer Baumarten untersucht wurde, ergaben sich hinsichtlich der Artenvielfalt bis auf eine signifikant höhere Zikadenartenzahl auf der südost-europäischen Hopfenbuche im Vergleich zur heimischen Winterlinde keine weiteren Unterschiede in den anderen untersuchten Taxa (Böll et al. 2019).
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Stadtgrün 2021“ wurden 2021/ 2022 insgesamt vier heimische und acht nicht-heimische Baumarten an zwei Standorten in Würzburg in je 5-facher Wiederholung über eine gesamte Vegetationsperiode auf ihre Kronenfauna untersucht (Tab.1). Zum Fang fliegender Insekten wurden pro Baumart je fünf Bäume mit zwei Fensterfallen im inneren Kronenraum ausgestattet. Zur Erfassung von Spinnen und Insektenlarven wurden 14-tägig Klopfproben durchgeführt. Insgesamt wurde in beiden Jahren in den jeweils 30 untersuchten Bäumen eine sehr ähnliche Anzahl von Arthropoden gefangen: 2021: n=23.802, 2022: n=23.662. Die individuenstärksten und funktional wichtigsten Arthropodengruppen wurden bis zur Art bestimmt (Wildbienen, phytophage Käfer, Zikaden, Wanzen, Spinnen).