Fachartikel
Grüne Wände für lebendige Städte
Im Forschungsprojekt „Artenreiche grüne Gebäudehüllen“ wurde eine wildbienenfreundliche Gestaltung von klimawirksamen, wandgebundenen Fassadenbegrünungen erstellt und über drei Jahre erprobt. Gabionen- und Rinnensysteme, die nach Süden, Westen und Südwesten ausgerichtet waren, wurden mit zwei verschiedenen Pflanzengemeinschaften bepflanzt. Die bienenfreundlichen Stauden wurden regelmäßig bonitiert, um deren Eignung für die Fassadenbegrünung und als Nahrungsquellen für Wildbienen zu erproben. Außerdem wurden Nisthilfen entwickelt und in die Fassadenbegrünungen integriert, um deren Annahme durch die Wildbienen vor Ort zu prüfen.
2024, 12 Seiten
Insgesamt haben sich 32 von den 47 untersuchten Stauden gut entwickelt, davon 14 von heißen und trockenen Standorten (Südfassaden) und 18 von frischeren Standorten (Westfassaden). Diese Mischungen stellen über den gesamten Aktivitätszeitraum von Wildbienen auch Blüten als Nahrungsquelle zur Verfügung. Im Zuge eines Wildbienenmonitorings haben sich vor allem vier Staudenarten/-sorten als besonders beliebt erwiesen, die auch oligolektischen Arten Pollen liefern können: Calamintha nepeta 'Triumphator‘, Campanula portenschlagiana, Erigeron karvinskianus 'Blütenmeer‘ und Campanula rotundifolia 'Olympica‘.
Von vier entwickelten Nisthilfen wurden zwei Modelle stark für Nistaktivitäten genutzt: Harthölzer mit Bohrungen, sowie Stroh- und Papierhalme mit Durchmessern von 3-9 mm. Mindestens 11 Wildbienenarten an den Versuchsstandorten haben die Nisthilfen genutzt und waren von März bis Oktober mit Nistaktivitäten beschäftigt.
Die entwickelten Fassadenbegrünungen haben für einige Arten geeignete Nahrungs- als auch Nisthabitate zur Verfügung gestellt. Jedoch stellen diese Arten nur einen kleinen Teil der heimischen Wildbienenvielfalt dar. Fassadenbegrünungen können demnach keinen vollwertigen Lebensraum für die gesamte Wildbienenvielfalt darstellen, was den Schutz natürlicher Lebensräume dringend erforderlich macht.
