Rebschutz
Fränkisches.Rebschutz.Informations.System - F.R.I.S.
Ein Rebschutzberatungs-System der Zukunft – in Franken bereits seit langem etabliert. Informationssysteme spielen in der Landwirtschaft und im Gartenbau als Grundlage betrieblicher Entscheidungen eine immer größere Rolle. Sie informieren den Benutzer bzw. Kunden in zeitgemäßer Form aktuell, umfassend und möglichst individuell und unterstützen ihn so maßgeblich bei der Entscheidungsfindung bei Kulturmaßnahmen. Auch im Weinbau sind derartige Systeme wichtig.
Im fränkischen Weinbaugebiet wurde bereits 1996 das Fränkische.Rebschutz.Informations.System (F.R.I.S) aufgebaut. Es hat sich erfolgreich etabliert und ist mittlerweile aus der Rebschutzberatung in Franken nicht mehr weg zu denken. Bundesweit und auch im Ausland sucht das System in seiner umfassenden Datenerhebung, Datenverarbeitung sowie seinem Informationstransfer Vergleichbares. Die ständige Fortentwicklung gewährleistet seine Dynamik und Aktualität.
Das „Herzstück“ des F.R.I.S. bilden Monitoringflächen. Sie stellen die hohe Qualität der Informationen und damit der Beratungsaussagen sicher. In den unbehandelten Kontrollflächen werden durch exakte Bonituren im wöchentlichen Rhythmus Schaderreger bereits in einem sehr frühen Stadium diagnostiziert und in VitiMonitoring für alle Winzer sichtbar gemacht. Dies ermöglicht die frühzeitige Warnung der Winzerschaft. Zusammen mit den Modellaussagen aus VitiMeteo lässt sich die Schaderregerentwicklung so sehr gut prognostizieren und mit den eigenen Beobachtungen für den Betrieb in entsprechende Maßnahmen umsetzen.
Durch die fortlaufende Beobachtung in den Monitoringflächen sowie den Meldungen aus dem gesamten Weinbaugebiet über VitiMonitoring kann die Entwicklung der Schaderregersituation weiter verfolgt werden.
Die Kontinuität der Monitoringflächen sowie die damit verbundene systematische und einheitliche Datensammlung ermöglicht es, einen umfangreichen, langjährigen Datenpool aufzubauen. Dieser ist bei neu auftauchenden Fragestellungen zu einer wichtigen Datenquelle geworden.
Die Notwenigkeit für die Neukonzeptionierung der Rebschutzberatungsinstrumente im fränkischen Weinbaugebiet wurde bereits in den 1990er Jahren immer offensichtlicher. Gewichtige weinbauliche Rahmenbedingungen hatten sich stark verändert und verlangten eine zeitgemäße Informationsstruktur. Dazu kam ab den 2000er Jahren Veränderungen bei der Rebentwicklung und dem Auftreten der Schaderreger bedingt durch den Klimawandel. Ab den 2010er Jahren folgten die Herausforderungen durch neue Anforderungen durch die Gesellschaft.
Strukturwandel im Weinbau
Der Strukturwandel im landwirtschaftlichen Bereich hat vor dem Weinbau nicht Halt gemacht und dauert weiterhin an. Die allgemeine Entwicklung hin zu größeren Betriebseinheiten mit straffem Produktionsmanagement hat die Arbeitsaufgaben im Weinbaubetrieb verändert. Dem Winzer steht immer weniger Zeit zur Verfügung, sich selbst einen Überblick über die aktuelle Rebschutzsituation in seinen Rebflächen zu verschaffen. Damit ist der einzelne Betrieb immer mehr auf verlässliche Informationen von außen angewiesen.
Änderung der Pflanzenschutzmittelspezifität
Pflanzenschutzmittel sind in den vergangenen Jahren immer spezifischer und nützlingsschonender geworden. Die stärkste Veränderung vollzog sich im Bereich der Insektizide. Noch in den 1980er Jahren wurden vor allen Dingen breit wirksame Insektizide eingesetzt. Wie der Name bereits besagt, lag ihr großer Vorteil im breiten Wirkungsspektrum sowie einem weiten Zeitfenster, andererseits wurden aber Nicht-Zielorganismen stark geschädigt.
Heute wirken die Präparate spezifisch auf wenige Schädlinge, oft wird nur eine einzelne Art bekämpft. Dafür ist aber der Einsatzzeitpunkt viel diffiziler geworden. Die Mittel greifen gezielt in bestimmte Entwicklungsschritte des zu bekämpfenden Schädlings ein. Für den optimalen Bekämpfungserfolg muss der Winzer daher das Präparat zum richtigen, eng definierten Zeitpunkt anwenden.
Forcierung des integrierten, sozioökonomischen und nachhaltigen Weinbaus
Auch im Bewusstsein der Gesellschaft vollzieht sich ein Wandel. Der Mensch nimmt seine Umwelt zunehmend sowohl auf Produzenten- als auch auf Verbraucherseite sensibler und kritischer wahr und ist verstärkt auf deren Schutz bedacht. Bereits zu Beginn der Entwicklung von F.R.I.S. setzte sich der Integrierte Pflanzenschutz durch und heute ist im Weinbau die integrierte Produktion Standard. Der Rebschutz steht somit im Spannungsfeld von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft unter der Prämisse einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Auch Informationssysteme müssen nach diesen Leitlinien ausgerichtet sein und daran gemessen werden.
Zusammenführung verschiedener Beratungsinstrumente in Franken
Die Entwicklung hin zu einem regelrechten Rebschutzinformationssystem mit einheitlicher Struktur wurde im fränkischen Weinbaugebiet auch dadurch bestimmt, dass im Laufe der Zeit nebeneinander eine Fülle von Rebschutz-Beratungsinstrumenten entstanden war. Das führte mitunter dazu, dass der Winzer mit Informationen überhäuft wurde. Andererseits war nicht immer gewährleistet, dass die jeweiligen Aussagen der verschiedenen Beratungsinstitutionen konform gingen.
Um die oben dargestellten Rahmenbedingungen zu erfüllen und zugleich offen für künftige Entwicklungen zu sein, wurden für das System im Einzelnen nachfolgende Forderungen und Ziele festgelegt:
System-Aufbau
- Die Struktur muss umfassend und flexibel sein
- Alle offiziellen Beratungsinstitutionen in Franken (= Dienstleister) arbeiten zusammen: Der Amtliche Rebschutzdienst an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), die weinbauliche Fachberatung, der Weinbauring Franken e.V. sowie die Fachberater für ökologischen Weinbau
- Das System umfasst das ganze fränkische Weinbaugebiet
- Vorhandene Daten- und Informations-Strukturen werden genutzt und eingebunden
- Mit dem System müssen erste Symptome von Krankheiten bzw. erste Befälle von Schädlingen wesentlich frühzeitiger erkannt werden als unter betriebs-/praxisüblichen Bedingungen. Die konsequente, beständige Weiterbeobachtung gewährleistet die genaue Kenntnis der weiteren Schaderreger-Entwicklung
Datenstruktur
- Regelmäßige Beobachtungen an festen Standorten stellen die Konstanz der Daten sicher
- Umfassende Erhebungen, d.h. die Beobachtung aller Krankheiten, Schädlinge, Nützlinge sowie Auffälligkeiten, sorgen für zuverlässige Aussagen
- Schematische Erhebungen sind für Jahresvergleiche und einen langfristigen Datenpool notwendig
Informationstransfer
- Die Informationsweitergabe muss aktuell, zeitnah und zeitgemäß erfolgen
- Das Serviceangebot soll einfach und durchschaubar sein
- Die Informationen werden über verschiedene Medien bereit gestellt
- Aus der Datenfülle werden alle praxisrelevanten Informationen an den Winzer (= Kunde) weitergegeben
- Die Informationen und Beratungshinweise ersetzen nicht die Eigenverantwortung des Winzers, d.h. sie sind eine Entscheidungshilfe für den Winzer und kein Spritzaufruf
Den Ausgangspunkt bilden umfassende Erhebungen. In einem zweiten Schritt werden die Daten in die Online-Datenbank VitiMonitoring eingegeben, Daten zusammengeführt, verrechnet und aufbereitet; vor allem die Wetterdaten werden für die Prognoseberechnungen auf der Online-Prognoseplattform VitiMeteo vervendet. Im abschließenden Schritt werden die unterschiedlich aufbereiteten Informationen über verschiedene Medien an die Winzerschaft bzw. den Kunden weitergegeben. Die Struktur des F.R.I.S. ist in nebenstehender Abbildung wiedergegeben.
Da eine Information nur so gut wie die zugrunde liegenden Eingangsdaten sein kann, wurde die Daten-Erhebung auf eine sehr breite Basis gestellt. Alle erhobenen Daten werden zentral beim Amtlichen Rebschutzdienst an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau LWG in Veitshöchheim gesammelt bzw. sind online einsehbar.
Monitoringflächen
Die Monitoringflächen sind eine ständige Einrichtung. Sie existieren in ihrer jetzigen Form seit 1997. Es gibt fünf Monitoringstandorte im fränkischen Weinbaugebiet. Pro Monitoringstandort werden während der Vegetationsperiode von April bis September mehr als 15.000 Einzeldaten erhoben. Um Datenmengen in dieser Größenordung zu sammeln, ist es erforderlich, eigens für die Betreuung der Monitoringflächen eine Fachkraft zu beschäftigen.
Bei der Auswahl dieser Kontrollflächen standen zwei Überlegungen im Vordergrund. Zum einen sollten die Standorte die vielfältige naturräumliche und klimatische Gliederung des fränkischen Weinbaugebietes repräsentieren, was ein sehr differenziertes Auftreten der Krankheiten und Schädlinge zur Folge hat. Zum anderen sollten diese regionaltypischen Standorte zugleich für einen hohen Befalls- bzw. Krankheitsdruck bekannt sein. Letztlich wurde ein Netz aus fünf Monitoringflächen aufgebaut. Ein Standort befindet sich im Bereich des Untermains (Klingenberg), zwei Standorte liegen im Maindreieck (Veitshöchheim und Sulzfeld), im dritten Bereich, am Steigerwald, befinden sich zwei weitere Monitoringflächen (Rödelsee und Altmannsdorf, später Handthal).
Die große Neuerung der Monitoringflächen liegt darin, dass alle Standorte über die Jahre hinweg nach einem gleichbleibenden Schema bonitiert werden. Die große Variationsbreite der untersuchten Schaderreger, Nützlinge sowie ergänzenden Datenerhebungen ergeben einen umfassenden Überblick zur Schaderregersituation in den Weinbergen. Die Erhebungen erfolgen währende der Vegetation im Wochenrhythmus und soweit vorgegeben den EPPO-Richtlinien oder bei fehlenden Vorgaben in Anlehnung an vergleichbare Schaderreger.
Im Falle des Traubenwicklers orientierten sich die Kontrollflächen über viele Jahre nicht nur an den angestammten Monitoringflächen. Die speziellen Traubenwickler-Monitoringflächen wurden je nach Befallslage gewechselt. Inzwischen werden sehr große Teile der fränkischen Rebflächen mit dem Pheromonverwirrverfahren vor Traubenwicklern geschützt, daher wird ab 2024 das Traubenwickler-Monitoring auf die Standardflächen begrenzt.
Rebschutzwarte-Meldungen
Das Netz der Monitoringflächen wird ergänzt durch die seit langem eingeführten Rebschutzwarte-Meldungen. In fast jeder fränkischen Weinbaugemeinde gibt es einen Rebschutzwart. Er fungiert als Multiplikator für Beratungsinformationen und ist ein wichtiger Ansprechpartner für den Weinbaubetreibenden in seiner Gemeinde. Die bewährte Organisation von ca. 75 Rebschutzwarten besteht seit den 70er Jahren und ist aus den ehemaligen örtlichen Beobachtern des Reblausaufsichtdienstes hervorgegangen.
Während der Vegetationsperiode waren die Rebschutzwarte bis 2018 angehalten, einmal wöchentlich mit Hilfe eines Formblattes einen Kurzbericht zur Rebschutzsituation in ihrer Gemeinde zu übermitteln. Inzwischen erfolgt die Dateneingabe direkt in die Online-Datenbank VitiMonitoring. Seit der Saison 2024 ist die Dateneingabe auch direkt vor Ort im Weinberg möglich.
Um Erfahrungen auszutauschen und die Kompetenz der Rebschutzwarte auf hohem Niveau zu halten, führt der Rebschutzdienst jährlich Schulungen für die Rebschutzwarte durch.
Wetterdaten-Messnetz Franken
Das Messnetz Franken besteht zur Zeit aus rund 20 Wetterstationen und verdichtet dadurch das Agrarmeteorologische Messnetz Bayern im Weinbaubereich. Die Stationen übertragen Temperatur-, Niederschlags-, Luftfeuchte-, Blattnässe- und z.T. Wind-Daten an die Zentrale beim Weinbauring Franken e.V. Um eine bessere Aussage für den Rebbestand zu ermöglichen, sind Temperatur- und Luftfeuchtefühler im Bereich der Laubwand auf etwa 1,20 m (Norm: 2 m) angebracht, der Regenmesser dagegen oberhalb der Laubwand auf ca. 2,50 m (Norm: 1 m). Die Daten werden automatisiert bereit gestellt, auch in Form von Grafiken und die Witterungswerte ausgewählter Standorte werden an VitiMeteo weitergeleitet, um regionale Prognoseberechnungen für verschiedene Schaderreger zu ermöglichen.
Eigene Versuche und Beobachtungen
Nicht zuletzt fließt die langjährige Erfahrung des Rebschutzdienstes und des Weinbauringes Franken e.V. in das Informationssystem mit ein. Ergebnisse von Versuchen und Untersuchungen zur Biologie, Epidemiologie und Bekämpfung diverser Schaderreger sowie Beobachtungen aus Begehungen bilden zusätzlich wichtige Basis- und Hintergrundinformationen. In diesem Zusammenhang hat sich der Rebschutzdienst als amtliche Mittelprüfungsstelle als sehr vorteilhaft erwiesen. So liegen zu neuen Pflanzenschutpräparaten zum Zeitpunkt ihrer Erstzulassung bereits fundierte Erfahrungen vor, was für die praktische Einschätzung und Empfehlung sehr wertvoll ist.
Nach der umfangreichen Rohdatensammlung wurden die Daten aufbereitet. Der größte Teil des Datenmaterials kommt aus den Monitoringflächen und von den Wetterstationen. Fast alle Daten liegen als Zahlen vor und wurden je nach Schaderreger und Parameter in entsprechend vorgegebene Grund-Tabellen in den PC eingegeben. Die Eingabe von Rohdaten erfolgte abhängig vom Schaderreger ein-, bzw. zweimal wöchentlich. Im nächsten Schritt wurden die Zahlen mit Hilfe unterschiedlicher, selbst entwickelter Rechenoperationen und Verknüpfungen automatisch verrechnet. Am Ende dieses Prozesses standen anschauliche, aussagekräftige Tabellen und Grafiken, die während der Vegetationsperiode laufend fortgeschrieben wurden.
Wetterdaten fließen automatisch in diverse Prognosemodelle auf der VitiMeteo-Online-Plattform ein, ergänzend werden einige Parameter eingegeben, um eine optimale Anpassung an die lokale Situation zu gewährleisten.
F.R.I.S. - Kunden benötigen zweierlei Informationen. Für das augenblickliche Rebschutzgeschehen in der laufenden Saison sind frühzeitig aktuelle, kompakte Informationen, Strategien und Beratungshinweise notwendig. Ergänzend sind ausführliche Informationen erforderlich, die längere Zeiträume abdecken oder einen speziellen Themenkomplex umfassen.
Aktuelle Informationen liefert das „Weinbaufax Franken“. Es ist das alleinige aktuelle Rebschutz-Beratungsinstrument in Franken und eine Gemeinschaftsproduktion aller offiziellen Beratungsinstitutionen. Bestehend aus der Beschreibung der aktuellen Rebschutzsituation sowie Hinweisen zum praktischen und umweltschonenden Pflanzenschutz bei unterschiedlichen Befalllssituationen wird es zweimal pro Woche erstellt. Bei Bedarf werden weinbauliche bzw. kellerwirtschaftliche Informationen hinzugefügt. Anfangs wurde es noch durch eine Wettervorhersage ergänzt, die inzwischen durch die Verfügbarkeit von sehr lokalen Informationen auf dem Smartphone obsolet wurde.
Der Weinbauring Franken e.V. wurde beauftragt das "Weinbaufax Franken" an alle fränkischen Weinbaugemeinden für den öffentlichen Aushang zu versenden. Zusätzlich hat jeder Winzer bzw. Kunde die Möglichkeit, das „Weinbaufax Franken“ zu abonnieren oder es online einzusehen.
Die Online-Datenbank VitiMonitoring liefert einen Überblick über das aktuelle Geschehen in der Weinbauregion. Die Daten stammen aus den fünf Monitoringflächen sowie von den Rebschutzwarten der Weinbaugemeinden.
Die Online-Plattform VitiMeteo liefert auf Basis der Wetterdaten des Weinbau-Messnetzes Vorhersagen zur Entwicklung wichtiger Schaderreger im Weinbau.
Eine wichtige Informationsquelle für die jeweils kommende Saison ist für den Winzer der zu den Veitshöchheimer Weinbautagen erscheinende Rebschutz-Leitfaden. In diesem werden rechtliche Fragen ebenso wie Rebschutzstrategien angesprochen. Wichtige Tabellen um den umweltschonenden Weinbau sind ebenfalls Bestandteil.
Er ist als Broschüre (so lange Vorrat reicht) und im PDF-Format erhältlich.
In Vorträgen auf den Veitshöchheimer Weinbautagen, Online-Seminaren (bis 2019 Gebietsversammlungen) oder weiteren Veranstaltungen wird über aktuelle Themen informiert. Veröffentlichungen in Fachzeitschriften ergänzen den Informationspool.
Die Ergebnisse aus den Monitoringflächen stellen nicht nur eine wichtige Quelle für die aktuelle Beratung dar. In der Zwischenzeit ist daraus ein äußerst wertvoller Datenpool entstanden. Der große Vorteil dieser Daten liegt darin, dass sie einheitlich erhoben wurden und aufbereitet vorliegen. Dadurch sind sie jederzeit griffbereit. Sie können problemlos nach bestimmten Fragestellungen ausgewertet werden.
- Tritt zum Beispiel während der Vegetationsperiode oder in einem Jahr ein Rebschutzproblem mit einer bisher eher unbedeutenden Krankheit oder einem bisher unproblematischen Schädling auf, kann deren verändertes Verhalten mit Rückblick auf die vergangenen Jahre analysiert werden.
- Bekannte Erfahrungswerte oder manifestierte Meinungen können damit auf ihre Stichhaltigkeit hin überprüft werden. So bestätigte sich beim Echten Mehltau die Erfahrung, dass in der Regel erste Oidiumsymptome zuerst am Untermain auftreten, also im westlichen Bereich des fränkischen Weinbaugebietes, und erst sehr viel später im Osten - am Steigerwald - beobachtet werden können
- Ein weiterer Vorteil eines derartigen Datenpools ist die Bereitstellung der notwendigen einheitlichen Datensätze für die Erstellung und Validierung von Prognosemodellen. Als Beispiel ist hier das Geisenheimer Traubenwicklermodell zu nennen, das vom Deutschen Wetterdienst und Dr. Schmidt von der Firma Nemaplot entwickelt wurde und zur Validierung auch mit Daten aus dem fränkischen Weinbaugebiet - eben aus besagtem Datenpool – gespeist wurde.
- Auch für die Lösung wissenschaftlicher Fragestellungen bietet dieser Datenpool Datenmaterial an. So konnte an Hand der langjährigen Aufzeichnungen festgestellt werden, dass sich der Rebzikaden : Eiparasitoiden – Besatz in den fränkischen Weinbergen durchgehend (mit einer Ausnahme) in einem Verhältnis von 1:1 bis 10:1 bewegt. Sowohl bei einem in diese Untersuchung einbezogenen Vergleichsstandort außerhalb des fränkischen Weinbaugebietes als auch bei REMUND UND BOLLER (1995) war die relative Eiparasitoiden-Dichte um das 10 bis 100fache niedriger. So lag 2003 am untersuchten Vergleichsstandort das Verhältnis Rebzikaden : Eiparasitoide bei 41:1 in der 1. Generation, bzw. 57:1 in der 2. Generation.
Früher wurde Rebschutz-Beratung aus der persönlichen Erfahrung des Rebschutz-Fachmannes heraus gemacht, d.h. es handelte sich um eine Kombination aus Witterungsverlauf, Vorjahresbefall, eigenen Beobachtungen und Meldungen von Dritten zur Befallssituation. Dabei hatte der Rebschutz-Experte hauptsächlich sein direktes Umfeld im Blick. Um in der Beratung auf der sicheren Seite zu sein und damit das Schaderreger-Risiko für jeden Winzer gering zu halten, mussten bei Beratungsaussagen Sicherheitsspannen eingebaut sein. Das hieß zum einen, dass mit den Empfehlungen für Bekämpfungsmaßnahmen bereits früher als notwendig begonnen wurde. Das hieß zum anderen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit zu mehr Pflanzenschutzeinsätzen geraten wurde als erforderlich.
Heute haben wir dank F.R.I.S. exakte, umfassende, gebietsweite und damit verlässliche Informationen zur Befallssituation. Durch das geschulte Auge der Fachkräfte werden Schaderreger in den Monitoringflächen sehr frühzeitig erkannt: Zum Beispiel im Falle von Oidium bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem der Praktiker oft noch keinerlei Veränderungen am Blatt wahrnimmt. Aber er wird bereits im „Weinbaufax Franken“ auf diesen Fund aufmerksam gemacht.
Der Erstbeobachtung folgen die kontinuierliche Weiterbeobachtung sowie Weiterinformation der Winzerschaft. Die konsequente Validierung der Schaderreger-Entwicklung führt schließlich zur gezielten Aussage im „Weinbaufax Franken“, ob bzw. wann die wirtschaftliche Schadenschwelle erreicht worden ist. Erst ab diesem Zeitpunkt ist der Winzer aufgefordert, seine Anlagen auf den entsprechenden Schaderreger hin genau zu kontrollieren und gegebenenfalls eine der empfohlenen Bekämpfungsmaßnahmen zu ergreifen.
Dem Winzer wird so die Möglichkeit zu sachorientiertem Verhalten gegeben, verbunden mit einem sowohl ökonomischen als auch ökologischen Nutzen. Kann er beispielsweise eine Traubenwickler-Behandlung aufgrund der Beratungsaussagen einsparen, spart er bares Geld und Zeit. Zugleich kann er dadurch den integrierten, nachhaltigen Weinbau fördern.
Umfrage „Woher beziehen Sie Ihre Informationen zum Rebschutz?" 1998
Die Flexibilität des Informationssystems zeigt sich unter anderem darin, dass neue Methoden und Verfahren eingearbeitet werden können, bzw. ganze Projekte damit verknüpft werden können. So wurde in den Jahren 2001-2003 der in Österreich favorisierte Traubenwicklerkäfig auf seine Einsatzmöglichkeit in Franken getestet. Das Monitoring der Gescheine bzw. Trauben auf Ei- und Larvenbesatz des Traubenwicklers, so wie es im F.R.I.S. praktiziert wird, schnitt dabei sowohl hinsichtlich des Zeitaufwandes günstiger als auch in der Beratungsaussage präziser ab.
Die Struktur des F.R.I.S. hat sich insgesamt als sehr tragfähig erwiesen. Um das System aktuell zu halten, sind immer wieder Modifizierungen notwendig: zuletzt die Einbindung der VitiMeteo-Plattform und die Entwicklung der Online-Datenbank VitiMonitoring.
Die Zusammenarbeit aller offiziellen Beratungsinstitutionen hat sich sehr bewährt. Der Fortbestand dieses anerkannten Systems ist aber nur dann gewährleistet, wenn es weiterhin gelingt, die finanzielle Basis sicherzustellen.