Fachartikel
Grüne Wände in der Stadt – eine Bereicherung für Mensch und Natur
Die positiven Effekte einer Wandbegrünung liegen auf der Hand: Kühlung im Sommer und Dämmung im Winter mäßigen das Klima im Fassadenumfeld und reduzieren den Energieverbrauch, Feinstaubbindung sorgt für verbesserte Luftqualität und der Lärmpegel wird durch den Dämmeffekt der Begrünung reduziert. Die wohlbekannten Begrünungsformen mit Kletterpflanzen beanspruchen einige Zeit, um Ihr Potential zu entfalten. Schneller geht’s mit den seit einiger Zeit auf den Markt drängenden wandgebundenen Systemen. Die teilweise durch Vorkultur im Gewächshaus begrünten Module werden flächendeckend an die Wand gehängt und bilden innerhalb kürzester Zeit eine geschlossene Pflanzendecke. Schnellwüchsige und großlaubige Pflanzenarten sind bei den Herstellern beliebt, um diesen Effekt zu erzielen. Aber ist diese Pflanzenauswahl auch beliebt bei unseren heimischen Insekten? Oder andersrum gefragt: können sich Bestäuber freundliche Pflanzen auch am Extremstandort Fassade behaupten?
2022, 10 Seiten
Dazu untersuchen wir winterharte Stauden in 2 wandgebundenen Begrünungssystemen mit horizontaler oder vertikaler Pflanzfläche auf ihre Tauglichkeit für die Fassadenbegrünung. Der Fokus für die Pflanzenauswahl liegt auf dem Blühaspekt und der Akzeptanz bei Blütenbesuchern. Lange, sich überschneidende Blühperioden sollen das Nahrungsangebot für Wildbienen und andere Bestäuber über die gesamte Flugsaison sichern. Die räumliche Nähe von Nahrungs- und Nistressourcen ist ein weiterer essenzieller Faktor für das Überleben der Bestäuber, der bei Schutzmaßnahmen immer noch viel zu oft vernachlässigt wird. Daher entwickeln und testen wir fassadenbegrünungskompatible Habitatmodule für Insekten deren Wirkungsradius vergleichsweise gering ist (im speziellen Wildbienen), um ein ganzheitliches Lebensraumkonzept an der Fassade zu schaffen.
Erste Beobachtungen zeigten bereits eine Fülle unterschiedlicher Wildbienenarten und anderer Insekten an den Blüten der Wandbegrünung. Auch die Nistplätze wurden schon im ersten Jahr gut angenommen. Anhand der verschiedenen Baumaterialien und der belegten Lochdurchmesser lässt sich schon jetzt erkennen, dass die Nisthilfen von den unterschiedlichsten Wildbienen- und auch Wespenarten genutzt werden. Weitere Untersuchungen sollen nun gezielt zeigen, welche Arten sich durch die Wandbegrünung fördern lassen.