Forschungs- und Innovationsprojekt
Grauburgunder-Virus (GPGV) - Entwicklung und Ausbreitung in einer Rebfläche
Der erste Nachweis des Virus gelang 2012, in den Jahren zuvor wurden bereits verbreitet Symptome beschrieben.
Die Symptome bei mit GPGV befallenen Reben sind sehr vielfältig. Diese reichen von völliger Symptomlosigkeit bis hin zu unterschiedlichen Ausprägungen an Blättern, Trauben und Wuchsverhalten. Wobei die Symptomatik zum Teil auch von der Rebsorte abhängig ist. Zum Ausmaß der Schädigungen durch das Virus bestehen noch sehr viele Unklarheiten. Beobachtungen im fränkischen Weinbaugebiet lassen auf eine flächenhafte Ver- und Ausbreitung des GPGV schließen. Die konkrete Beobachtung einer Rebfläche über mehrere Jahre soll dazu Informationen liefern.
Ziele des Projektes
Die langjährige Beobachtung von befallenen Reben soll die Entwicklung der Symptomatik an den einzelnen Rebstöcken zeigen. Ein weiterer Augenmerk liegt auf der Ausbreitung der symptomtragenden Rebstöcke in der Fläche. Der Absterberate der symptomtragenden Stöcke im Vergleich zu den gesunden Reben wird ebenfalls nachgegangen. Wie zeigt sich die Virusinfektion bei den Reifewerten der Trauben bzw. beim Ertrag, ist eine weitere wichtige Frage für den Weinbau.
Maßnahmen gegen den Befall mit dem Grauburgunder-Virus sind nicht bekannt, daher soll ein starker Rückschnitt bei symptomtragenden Rebstöcken zeigen, ob dies zu einer Gesundung der Reben führen kann.
Methoden des Projektes
Von 2016 bis 2021 werden auf einer Rebflächen der LWG, die mit der Rebsorte Domina seit 1986 bestockt ist und die deutliche Symptomausprägungen zeigt, Untersuchungen durchgeführt. Die Anlage umfasst 1232 Pflanzstellen mit zum Zeitpunkt des Versuchsstartes 332 Fehlstellen. Es stehen somit 900 Rebstöcke für die Bonituren zur Verfügung. Die Rebfläche wird jährlich Anfang August stockgenau auf Symptome des GPGV und weitere Auffälligkeiten bonitiert. Bei den GPGV-Symptomen werden zwei Boniturklassen unterschieden:
- Stöcke mit leichten Symptomen:
- Marmorierungen an den Blättern sichtbar, Triebwachstum gegenüber symptomlosen Stöcken nicht vermindert
- Stöcke mit starken Symptomen:
- deutliche Blattsymptome in Verbindung mit mittel bis stark vermindertem Triebwachstum
Rebstöcke (N=28) mit sehr ausgeprägten Symptomen im Vorjahr werden im Februar des folgenden Jahres auf einen einzelnen Zapfen zurück geschnitten. Bonituren im Frühjahr und Sommer sollen zeigen, ob durch den starken Rückschnitt ein virusfreier Austrieb ermöglicht wird und ob diese Reben im Jahreslauf dann auch virusfrei bleiben.
Ergebnisse
zu Teilziel 1
- In sehr geringem Ausmaß sind symptomatische Stöcke wieder symptomfrei geworden.
- 25 Rebstöcke waren mindestens 2 Jahre bis zum Ende der Untersuchungen wieder symptomfrei, nachdem sie mindestens in einem Jahr Symptome gezeigt hatten
- Reben können mehrere Jahre Symptome tragen, ohne dass dies zum Absterben der Rebstöcke führen muss.
- 30 Reben wurden von 2016 bis 2021 durchgehend mit Symptomen beobachtet, die Symptomstärke kann dabei jährlich schwanken.
- Eine starke Zunahme symptomatischer Reben in den sechs Beobachtungsjahren ist zu erkennen. Auffällig ist die kräftige Zunahme von Stöcken mit starker Symptomausprägung in den Jahren 2019 und 2020. Hier könnte der zusätzliche Stressor starke Sommertrockenheit ab 2018 eine Rolle spielen. Gestützt wird die Annahme auch durch den deutlich erhöhten Anteil neu hinzugekommener symptomatischer Reben in den ersten beiden Jahren mit starker Sommertrockenheit.
- Dagegen ist ein verstärktes Absterben von Reben, die GPGV-Symptome gezeigt haben, zumindest während der Beobachtungsdauer, nicht festzustellen. Absterbende Reben mit und ohne Symptomatik sind etwa gleich häufig.
- Eine Verstärkung der Symptomatik bei befallenen Stöcke tritt nicht zwangsläufig, aber überwiegend auf. In sehr geringem Ausmaß verschwanden Symptome an befallenen Stöcken.
- Bei einer Versuchslese im Jahr 2016 zeigten Trauben von symptomatischen Stöcken um 2 g/l erhöhte Säurewerte gegenüber symptomlosen Stöcken, während die Zuckerwerte auf gleichem Niveau lagen. Zu berücksichtigen ist aber der extrem niedrige Stockertrag der symptomatischen Stöcke von nur 450 g/Stock.
- Bei einer stichprobenartigen Versuchslese 2019 zeigten die Trauben symptomatischer Stöcke einen mehr als doppelt so hohen Säurewert (12,5 zu 6,4g/l) bei annähernd gleichen Öchsle-Werten (um 90°Oe). Die Erträge lagen bei symptomtragenden Stöcken bei maximal 250 Gramm im Gegensatz zu mehr als 1000 Gramm beim gesunden Stock.
In der Versuchsanlage war eine jährliche Zunahme symptomatischer Stöcke in den Jahren von 2016 bis 2021 festzustellen. In den Jahren nach starker Sommertrockenheit nahm der Anteil stark symptomatischer Stöcke überproportional zu. Eine Erhöhung der Absterberate von Stöcken nach Auftreten von GPGV-Symptomen wurde nicht festgestellt. Die Traubenqualität und der Ertrag sind bei Befall mit GPGV deutlich reduziert.
zu Teilziel 2
- Mit einem starken Rückschnitt können die erkrankten Rebstöcke nicht geheilt werden. Von den 28 zurückgeschnittenen Rebstöcken mit starker GPGV-Symptomatik im Vorjahr, zeigten nur zwei Rebstöcke (7%) weniger starke Symptome. Bei 12 Rebstöcken (43%) blieb die Symptomausprägung auf gleichem Niveau, während 14 Reben (50%) sich noch schlechter entwickelten oder sogar abstarben (4 = 14%).
Projektinformationen
Projektleiter: Heinrich Hofmann (LWG-IWO2)
Projektbearbeiter: Mitarbeiter IWO2 Bereich Rebschutz
Laufzeit: 01.11.2016 - 30.11.2021
Finanzierung: Ressortmittel