Rebschutz
Detektion der Eier der Grüne Rebzikade (Empoasca vitis) im Rebblatt

Leuchtend hellgrüner Fleck in ansonsten bräunlich strukturierter Umgebung

Der Rebenschädling Grüne Rebzikade (Empoasca vitis) (auch: Hebata vitis) legt seine Eier bevorzugt in den Blattadern der Rebblätter ab. Die Eier im intakten Blattgewebe fluoreszieren stark bei einer Auflichtfluoreszenz von 450 - 490 nm (=Blaulichtanregung), nicht aber bei 340 - 380 nm (=UV-Anregung). Somit lassen sich die Eier unter Blaulichtanregung quantitativ erfassen.
Bevorzugt werden die Eier in Blattadern 1. und 2. Ordnung oder im Blattstiel abgelegt; kleinere Nebenadern wurden gemieden.

Summary

The Grape Leafhopper (Empoasca/Hebata vitis) deposits its eggs in the veins and leaf stalks of grapevine leaves. These eggs fluoresce strongly from within the intact leaf tissue under a direct light fluorescence at 450-490 nm (blue light), but not at 340-380 nm (UV-light); thus, the eggs can be monitored quantitatively under blue light excitation. With a stereo microscope under halogen light, however, only a small fraction of the eggs observed under the fluorescence microscope could be detected, almost exclusively egg larvae with red eye spots, about ready to hatch. The eggs are preferentially deposited in veins of 1st or 2nd order or in leaf stalks, while small veins are avoided.

Hintergrund

Die Grüne Rebzikade ist seit langem als Schädling im Weinbau bekannt und wird in der südlichen Schweiz und in Südfrankreich als eine der wichtigsten Schädlingsarten eingestuft. In Deutschland tritt die Rebzikade als Gelegenheitsschädling auf, nahm allerdings in den 1990er Jahren deutlich zu.
Um das Schadpotenzial für den fränkischen Weinbau einzuschätzen, ist eine lückenlose Untersuchung ihrer Populationsdynamik notwendig. In mehreren Untersuchungen ist der Populationsverlauf larvaler und adulter Empoasca vitis gut dokumentiert. Dagegen gibt es, mit wenigen Ausnahmen keine quantitativen Eibonituren. Leider erweisen sich solche Bonituren als äußerst schwierig, da die Weibchen der Rebzikade ihre Eier in den Blattadern ablegen, und diese Eiablageorte nur in den seltensten Fällen von außen sichtbar sind.
Auch die Methode, die Blätter zu bleichen und die Eier in den Blattadern mit Fuchsin anzufärben, führte in eigenen Versuchen zu keinem Erfolg. Im folgenden wird eine Methode vorgestellt, wie Zikadeneier in den Blattadern von Rebblättern quantitativ nachgewiesen werden können.

Methodik

Bonitur der Zikadeneier in intakten Blättern

Aus einer Müller-Thurgau-Anlage der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau wurden wöchentlich von der 23. bis zur 41. Kalenderwoche (KW) Rebblätter entnommen und im Labor auf Rebzikadeneier untersucht.
In den Kalenderwochen KW 23 und 24 wurde an jeweils fünf zufällig ausgewählten Rebstöcken je ein voll entwickeltes Blatt von der Basis, der Mitte und unterhalb der Spitze eines Triebes entnommen.
Da die Rebzikaden bevorzugt die Blätter mittlerer Triebhöhe zur Eiablage wählten, wurde ab der KW 26 von insgesamt 10 Rebstöcken jeweils ein mittleres Blatt oberhalb der Traubenzone untersucht.
Parallel dazu wurden ab der KW 27 in einer 150 m entfernten Spätburgunder-Anlage ebenfalls Blätter nach dem gleichen Modus entnommen.
Die Blätter wurden unter einem Binokular (Fa. WILD M8) bei 25facher Vergrößerung optisch auf auffällige Öffnungen, Einstichstellen, Verdickungen u.ä. an den Blattadern und Blattstielen überprüft. Des weiteren wurden die Haupt- und Nebenadern und die Blattstiele der einzelnen Blätter mit Auflichtfluoreszenz in einem Bereich von 340 - 380 nm (UV-Anregung) und 450 - 490 nm (Blaulichtanregung; Auflichtfluoreszenzmikroskop Fa. Leitz, DIALUX 22) bei 50facher Vergrößerung untersucht, ebenso wie die frei präparierten Eier zweier ablegebereiter Rebzikadenweibchen.

Bonitur von Larven und adulten Tieren

Der Larvenschlupf aus den in den Blattadern liegenden Eiern sollte quantitativ erfasst werden. Da Rebblätter jedoch nach kurzer Zeit vertrocknen und, ins Wasser gestellt, nicht turgeszent bleiben, wurden die Blätter einzeln in Plastiktüten aufbewahrt, wo sie zumindest einige Tage frisch blieben, dann aber sehr schnell verpilzten. Parallel zu den Eiuntersuchungen wurden wöchentlich je 40 Rebblätter aus der mittleren Laubwand beider Anlagen entnommen und abgespült, um das Auftreten und den Entwicklungsverlauf von Rebzikadenlarven zu überwachen.
Über wöchentliche Gelbtafelfänge (16 x 8 cm, REBELL GIALLO®) wurde das Auftreten der adulten Rebzikaden überwacht.

Ergebnisse

Blaulichtanregung

Anhand frei präparierter Eier von zur Ablage bereiten Weibchen konnte festgestellt werden, dass die Eier der Grünen Rebzikade im hoch­frequenten Blaulicht­bereich sehr stark fluoreszieren, während sie unter UV-Anregung keine Fluoreszenz zeigen. Das gleiche gilt für die in den Blattadern und Blattstielen abgelegten Eier (Abb. 1). Durch diese deutliche Fluoreszenz unter Blaulichtanregung konnten die Eier auf dem Blatt markiert und unter der Stereolupe betrachtet werden. Unter der Stereolupe war nur ein Bruchteil der unter dem Fluoreszenz­mikroskop gefundenen Eier auffindbar. Vereinzelt deuteten verbräunte Stellen oder schlitzförmige Öffnungen auf den Blattadern oder an den Blattstielen auf die Anwesenheit von Eiern hin. Viele andere Verbräunungen, die Eier vermuten ließen, aber von Verletzungen oder Infektionen herrührten, unterschieden sich optisch nicht von den obengenannten Stellen. Wahrnehmbarer waren Eier mit weit entwickelten Embryonen, deren rote Augenpunkte auffielen und durch das Gewebe der Blattadern oder der Blattstiele sichtbar waren.

Eibonitur

Während des mehrmonatigen Untersuchungszeitraumes wurden 190 Rebblätter aus der Müller-Thurgau-Fläche auf fluoreszierende Eier untersucht und insgesamt 111 Eier gefunden. Zu Beginn der Eibonitur Anfang Juni war ein Großteil der Eier bereits abgelegt (n = 76 Eier); später wurden nur noch vereinzelt Eier in den Blättern beobachtet (Abb. 2).
Die Anzahl der Eier pro Blatt schwankte in der KW 23 zwischen 0 und 29. Die Eier wurden ausschließlich in den Blattadern 1. und 2. Ordnung (83 %) und in den Blattstielen (17 %) der Rebblätter abgelegt. Lediglich in der KW 29 wurde ein Ei in einer kleineren Nebenader gefunden. Zur Eiablage dienten bevorzugt die Blätter aus mittlerer Triebhöhe.

Larven

Die Larvalgeneration im Freiland setzte mit dem Höhepunkt der Eiablage ein: frühe Larvalstadien (L1 – L3) waren von KW 23 bis 27, Nymphenstadien (L4, L5) bis zur KW 31 zu finden (Abb. 3).
Der Schlupfversuch verlief unbefriedigend: die untersuchten Blätter verpilzten und verrotteten so schnell in den Plastiktüten, dass sich insgesamt nur sechs Zikadenlarven entwickeln konnten.

2. Generation

Weder die Eibonituren noch die Blattauswaschungen ließen auf eine zweite Rebzikaden-Generation schließen.
Auch in der parallel untersuchten Spätburgunderanlage wurden ab KW 27 bis zum Ende der Saison keine Eier mehr in den Blättern gefunden; das zeitliche Auftreten der Zikadenlarven war übereinstimmend mit der Müller-Thurgau - Fläche.

Diskussion

Eine Eibonitur der Rebblätter unter dem Fluoreszenzmikroskop bei 450 - 490 nm erlaubt eine quantitative Erfassung abgelegter Rebzikadeneier, während eine rein optische Kontrolle unter der Stereolupe bestenfalls qualitative Aussagen zulässt. Auch andere optische Methoden wie seitliches Beleuchten oder gänzliches Durchleuchten der Blattadern, mit deren Hilfe sich Zikadeneier in Gurkenblättern relativ gut darstellen lassen, führten bei den wesentlich derberen Rebblättern nicht zum gewünschten Erfolg.
Die Annahme, dass es sich bei den fluoreszierenden Eiern in den größeren Blattadern und Blattstielen tatsächlich um Rebzikadeneier handelt, basiert auf den folgenden Punkten, die zusammen ein schlüssiges Bild ergeben:

  • Zikadeneier, die aus zur Ablage bereiten Weibchen frei präpariert wurden, sehen genauso aus wie frei präparierte Eier in den Blattadern und zeigen dieselbe starke Fluoreszenz unter Blaulichtanregung.
  • In Blattadern weit entwickelte Eier sind häufig auch unter der Stereolupe zu erkennen und haben das typische Erscheinungsbild kurz vor dem Schlupf stehender Zikadenlarven mit den roten Augenpunkten.
  • Eine beim Schlüpfen verendete Larve konnte eindeutig als Zikadenlarve identifiziert werden.
  • Der Schlupfversuch führte zu keinem quantitativen Ergebnis, aber die sechs geschlüpften Zikadenlarven sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich bei den untersuchten Eiern um solche der Grünen Rebzikade handelt. Neben den Zikadenlarven wurden vereinzelt Rebenthripslarven (Drepanothrips reuteri) gefunden; Rebenthripse legen ihre Eier allerdings nicht in Blattadern, sondern in der Blattepidermis ab. Andere Larven wurden auf den Blättern nicht beobachtet.
  • Das zeitliche Auftreten der bonitierten Eier, der Zikadenlarven und der auf Gelbfallen gefangenen Adulttiere ergibt ein kongruentes Bild. Direkt nach dem Einflughöhepunkt der überwinterten Zikaden wurden die Eier abgelegt, aus denen die Larven schlüpften und sich an der Rebe zu Adulttieren der ersten Generation entwickelten. Vereinzelt wurden auch später noch Eier gefunden, die entweder verspätet abgelegt worden sein könnten oder möglicherweise sogenannte Dormanzeier waren, die eine mehrwöchige Sommerdiapause durchlaufen, bevor sie sich weiterentwickeln. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass diese Eier von frisch geschlüpften Weibchen stammten, die zu diesem Zeitpunkt bereits auftraten.


Literatur

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