Rebschutz
Ohrwürmer (Dermaptera)

W3 Ohrwurm in der Traube

Der Ohrwurm ist ein Nützling, der vielerlei Rebschädlinge, wie die Larven des Springwurmwicklers und des Traubenwicklers, zu seiner Nahrung zählt. In vielen Jahren sind pünktlich zum Traubenschluß die Ohrwürmer da. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere nutzen die Trauben als Versteck für den Tag. Zur Zeit des Traubenschlusses im Juli sind uns Ohrwürmer zur Traubenwicklerbekämpfung also sehr willkommen. Zur Beerenreife möchten wir sie gerne losbekommen, um sie und ihre Hinterlassenschaften nicht später im Lesegut zu haben. Denn gerade das Lesegut mit den Kotresten der Ohrwürmer bereitet bei der Weinbereitung Probleme.
Direkter Fraß an den unverletzten Beeren ist nicht möglich. Reifende Beeren fressen sie komplett aus, jedoch nur, wenn die Beerenhaut zuvor durch Aufplatzen, Wespenfraß, Haarrisse vorgeschädigt war. Mit Hilfe des Sortiertisches können die Ohrwürmer auch noch im Keller entfernt werden.

Namensgebung

Der auch als Ohrenkneifer, Ohrkriecher, Ohrenschliefer, Ohrlaus, Ohrawusler oder Ohrengrübler bezeichnete Ohrwurm wurde seit der Antike getrocknet, zu Pulver zermahlen und gegen Ohrenschmerzen und Taubheit eingesetzt. Daher hat da Tier seinen Namen. Auch wenn Namen wie Ohrenkneifer anderes vermuten lassen, geht von ihm keine Gefahr für unsere Ohren aus.

Ohrwürmer in Trauben

Solange die Ohrwürmer Jagd auf Schädlinge machen, sind sie uns willkommen. Wählen die Tiere kompakte Trauben als Aufenthaltsort aus und steigen die Bestände des Ohrwurms im Bereich ab Traubenschluss stark an, werden oft Probleme erwartet. In normalen Jahren wandern die Tiere jedoch kurz vor der Lese ab und sind dann nicht im Lesegut zu finden. In einzelnen Lagen kommt es in manchen Jahren vor, dass die Tiere nicht abwandern und es durch die Tiere und ihren Kot im Lesegut zu Problemen mit der Weinqualität kommt.

Schadschwelle

Aus pfälzischen Untersuchungen wurde eine Schadschwelle von etwa 7 Tieren je Traube ermittelt. Sollten Sie starken Ohrwurmbesatz feststellen, sollten mindestens 20 Trauben über einen Becher ausgeschüttelt werden. Nach der Zählung kann dann die durchschnittliche Ohrwurmzahl ermittelt werden. Ist die Schadschwelle (7 Tiere je Traube im Durchschnitt) erreicht, kann über eine Behandlung nachgedacht werden. (Zugelassene Präparate entnehmen Sie bitte dem Rebschutzleitfaden bzw. dem Weinbaufax Franken).

Vorbeugende Maßnahmen gegen zu hohen Besatz

Ohrwürmer siedeln sich nicht in lockeren Trauben an, die in einer luftigen, entblätterten Traubenzone wachsen. Ausgeschiedene Exkremente fallen aus solchen Trauben heraus oder werden vom Regen abgewaschen. Bearbeitungen unter Stock oder leichte Störung der Begrünung (Striegel, Kreiselegge) im Juni unterbrechen die Vermehrung der Ohrwürmer, so dass sich später keine hohen Populationen aufbauen können.

Maßnahmen gegen Ohrwürmer im Lesegut

Eine gute Wirkung von Präparaten wie Spintor wird nur bei einer Anwendung in der Aktivitätsphase der Ohrwürmer, also in der Nacht, erreicht. Da Spintor als bienengefährlich eingestuft ist, dürfen sich in der behandelten Anlage keine blühenden Pflanzen befinden. Genaue Aufwandmengen entnehmen Sie bitte dem Weinbaufax Franken. Präparate wie Steward können auch am Tag angewendet werden.
Der Besatz an Ohrwürmern wird durch eine Behandlung reduziert, eine vollständige Vernichtung ist nicht möglich, da sich viele Tiere auf und im Boden aufhalten. Eine gewisse Wiederbesiedlung der Reben wird daher immer erfolgen.