Biodiversität im Weinbau
Rotflügelige Ödlandschrecke Oedipoda germanica
Die Rotflügelige Ödlandschrecke gehört zu den seltesten und am stärksten gefährdeten Heuschreckenarten Bayerns und Deutschlands. Die gilt als Spezialist für xerotherme Standorte. Das Auftreten von Oedipoda germanica ist an vegetationsarme Biotope wie z.B. Geröll- und Felsbereiche gebunden. Die Heuschrecke reagiert sehr stark auf Veränderungen in ihrem Habitat. Daher ist die Pflege des Lebensraumes zur Erhaltung der Art an diesem Standort notwendig. Durch Verbuschung und weitere Faktoren schwindet ihr Lebensraum deutschlandweit zunehmend, so dass die Rotflügelige Ödlandschrecke inzwischen "vom Aussterben bedroht" ist und auf der Roten Liste in der Katergorie 1 steht.
Aussehen
Die Tiere bewegen sich laufend und nur bei Gefahr fliegen sie auf, wobei sie gleichzeitig ihren Feinden die rote, abschreckende Warnfärbung zeigen.
Lebensraum
Die Mobilität der Ödlandschrecke ist relativ gering. Die sogenannte Standform bewegt sich nur im einem Umkreis von rund 50 m, die Ausbreitungsform wandert jedoch auch nur rund 500 m weit. Die Tiere sind somit sehr standorttreu und verlassen ihren eigenen Lebensraum kaum, sodass eine Besiedelung geeigneter Biotope über größere Entfernungen unwahrscheinlich ist.
Die Muschelkalkstandorte Unterfrankens sind eines der wichtigsten Verbreitungsstandorte für Oedipoda germanica in Bayern.
Lebensweise
Als Nahrung dienen diesen Heuschrecken krautige Pflanzen wie z. B. Edel-Gamander, Gewöhnlicher Hufeisenklee, Aufrechter Ziest oder Schmalblättriger Hohlzahn sowie verschiedene Gräserarten, die für die Larven in unmittelbarar Nähe zu ihrem Schlupfort wachsen sollten.
Die Rotflügelige Ödlandschrecke reagiert jedoch sehr empfindlich auf eine Veränderung ihres Lebensraumes. Eine zunehmende Sukzession (Zuwachsen) der Offenbodenbiotope, wie sie zum Teil jetzt schon in einigen Bereichen zu beobachten ist, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Verschwinden dieser außergewöhnlichen Population führen. Dies gilt ebenso für alle anderen seltenen Arten die auf xerotherme Standorte angewiesen sind.
Im Folgenden sind Maßnahmen aufgelistet, die zu einer Sicherung des Lebensraumes führen können:
- Schaffung von mageren Standorten mit einer Mosaikstruktur aus schütterer, niederwüchsiger Vegetation und offenen Rohbodenstandorten bzw. Geröllflächen
- Teilbereiche des Habitats sollten immer wieder in sehr frühe Sukzessionsstadien (max. 20% Bodendeckung) versetzt werden z.B. durch Schaffung von offenbodigen Bereichen
- Abschnittsweise Mahd um potentielle Eiablagestandorte zu schaffen. Ideal wäre ein Abtransport des Mähgutes, um die Flächen weiter auszumagern.
- Anlage von Stein- bzw. Geröllflächen (z.B. Steinriegel), um vegetationsarme Habitate zu schaffen, die wenig pflegeintensiv sind
- Unbefestigte Wege mit viel offener Fläche oder geschotterte Wege sind geteerten Weinbergswegen vorzuziehen
- Bei Ansaaten auf den Flächen ist unbedingt auf ein Pflanzenartenspektrum mit Mager- bzw. Trockenrasenpflanzen zu achten
Literatur
- Dolek, M.; Geyer, A. (1996): Das Biotopmanagement und die Habitatbindung der Rotflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda germanica Latr. 1804) in der Frankenalb.- Ber. ANL 20: 287-294
- Hess, R. ; Ritschel-Kandel, G. (1992): Die Beobachtung der Rotflügligen Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) in Unterfranken als Beispiel für das Management einer bedrohten Art.- Abh. Naturwiss. Ver. Würzburg 33: 5-102.