Vorwarnung
Flavesence dorée (Goldgelbe Vergilbung) und ihr Vektor die Amerikanische Rebzikade Scaphoideus titanus
Typische Symptome der Vergilbungskrankheit - goldgelbe Verfärbung und Einrollen der Blattränder
Von den südlichen Weinbauländern breitet sich im Zuge des Klimawandels eine schädigende Zikade nach Norden aus: Die Amerikanische Rebzikade Scaphoideus titanus. Diese Zikadenart überträgt die Erreger der Vergilbungskrankheit.
Da Amerikanische Rebzikaden ihren ganzen Lebenszyklus an der Rebe verbringen, kann es durch ihren Wechsel von Rebe zu Rebe zu einer epidemischen Ausbreitung der Krankheit kommen. Dies führt zur Einstufung als Quarantänekrankheit in der EU (Pflanzenquarantäne-Richtlinie 2000/29/EG).
Voraussetzung für den Ausbruch der Krankheit ist jedoch, dass die Larven oder erwachsenen Tiere an einem erkrankten Rebstock saugen. Derzeit gibt es weder erkrankte Reben noch die Amerikanische Rebzikaden in den bayerischen Weinbaugebieten, jedoch ist die Zikade schon bis in die Weinbauregion des Elsass (Frankreich) und Südbaden vorgedrungen.
Die Flavesence dorée ist eine von Phytoplasmen ausgelöste Krankheit. Diese Phytoplasmen sind zellwandlose Bakterien, die nur in den Zellen von Pflanzen und in an Pflanzen saugenden Insekten leben können. Zu den wichtigsten Phytoplasmosen der Weinrebe gehören die Flavescence dorée (FD) und die Schwarzholzkrankheit (Bois noir, BN). Beide verursachen Blattverfärbungen und Einrollen der Blätter. Trauben, die sich an infizierten Stöcken bilden, welken und sind von minderer Qualität und damit für die Weinproduktion nicht geeignet. Rebtriebe reifen nur ungenügend aus. Kranke Stöcke kümmern, können sich jedoch auch wieder erholen. Ihre Vitalität ist jedoch über längere Zeit beeinträchtigt. Obwohl sich die verschiedenen Phytoplasmosen in ihren Symptomen nicht unterscheiden, sind sie von unterschiedlicher wirtschaftlicher Bedeutung im Weinbau.
BN kommt in Wildkräutern vor und wird durch Zikaden (Winden-Glasflügelzikade), deren Larven sich an den Kräuterwurzeln entwickeln, "zufällig" auf Reben übertragen. Von Rebe zu Rebe breitet sich BN nicht aus.
Dagegen lebt der Vektor (Überträger) der FD, die aus Nordamerika eingeschleppte Zikade Scaphoideus titanus, ausschließlich an Reben. So kann die Krankheit epidemisch in den Weinbergen verbreitet werden.
Die FD-verursachenden Phytoplasmen werden daher in der EU als Quarantäne-Schaderreger eingestuft, und ihre Bekämpfung ist obligatorisch. Dies bedeutet, dass kranke Reben oder ganze Weinbergparzellen zu roden sind, und der Vektor in Befallsgebieten mit Insektiziden bekämpft werden muss. Dies alles sind Maßnahmen, die unerwünschte Konsequenzen für den integrierten und ökologischen Weinbau haben und sich negativ auf den Naturhaushalt auswirken können.
Die Europäische Kommission schreibt in diesem Zusammenhang systematische Kontrollen auf die Schadorganismen und ihre Vektoren vor, um abzuklären, inwieweit diese bereits in den Mitgliedstaaten vorkommen. Außerdem soll so ein Erstbefall rechtzeitig erkannt und schnell notwendige Gegenmaßnahmen gegen die weitere Verbreitung ergriffen werden können. In diesem Zusammenhang untersuchen wir seit 2012, ob der Vektor Scaphoideus titanus und / oder Symptome der Flavesence dorée in fränkischen Rebanlagen zu finden sind.
Bis heute (Stand 09/2024) konnten weder die Flavesence dorée noch der Vektor Scaphoideus titanus in Franken nachgewiesen werden.
Das Projekt InvaProtect hatte den nachhaltigen Pflanzenschutz gegen invasive Schaderreger im Obst- und Weinbau am Oberrhein zum Ziel. Es war ein Gemeinschaftsprojekt von 30 Partnern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz, die im Rahmen von InvaProtect der Frage nachgingen, wie heimische Arten durch geeignete, nachhaltige, integrierte Pflanzenschutzmaßnahmen vor invasiven Schaderregern geschützt werden können. Das Projekt startete 2016 mit einer Laufzeit von 3 Jahren.
Veröffentlichungen zu InvaProtect