Forschungs- und Innovationsprojekt
Pilotprojekt zur dezentralen Bewässerung von fränkischen Weinbergslagen
(© Karl Josef Hildenbrand)
Die Erfahrungen des Jahres 2015, mit einer fast um 50 Prozent geringeren Niederschlagsmenge in der Vegetationsperiode, verdeutlichen die Notwendigkeit einer mittel- bis langfristigen Anpassungsstrategie des fränkischen Weinbaus hinsichtlich der Versorgung mit Wasser. Ein zentraler Faktor für eine erfolgreiche Umsetzung der zu erarbeitenden Bewässerungsstrategie in Franken sind die Kosten der Infrastruktur.
Hintergrund
Die Weinbauregion Franken weist mit 450 bis 550 mm durchschnittlichen Jahresniederschlag schon jetzt eine sehr niedrige Wasserversorgung während der Vegetationsperiode auf. Trockene und heiße Standorte, wie sie in den Steil- und Terrassenlagen des Fränkischen Weinbaus vielfach vorkommen, werden hinsichtlich ihrer weinbaulichen Nutzung zukünftig infrage gestellt. Damit einher geht der Verlust einer alten, teilweise denkmalgeschützten, landschaftsprägenden Kulturlandschaft. Dies würde auch vielfältige negative Auswirkungen für den Tourismus nach sich ziehen.
Im europäischen und speziell im deutschen Weinbau werden traditionell die Reben nicht bewässert. Demgegenüber wird in Weinbauregionen außerhalb Europas die Rebenbewässerung seit Langem als Standard eingesetzt. Jedoch steigt, bedingt durch die klimatischen Veränderungen, auch innerhalb des fränkischen Weinbaus das Interesse an zusätzlicher Rebenbewässerung. Diese soll den negativen Effekten des zunehmenden Trockenstress entgegenwirken.
Ziel des Projektes
Die bereits realisierten Bewässerungskonzepte bzw. Studien zu neuen Vorhaben mit Modellcharakter weisen, mit Ausnahme des Projektes Sommerach, einen finanziellen Aufwand pro Hektar Rebfläche auf, der von 20.000 € pro Hektar bis weit darüber hinaus reicht. Dieser wird von den Betrieben bzw. der Weinwirtschaft allein nicht zu leisten sein.
Mit Hilfe des zu erstellenden dezentralen Wasserspeichers mit Zuleitung und Verteilern soll eine kostengünstige, dezentrale Wasserbereitstellung für die von zunehmender Trockenheit belasteten Weinbaugemeinden in Franken als praktisches Modell zur Verfügung gestellt werden.
Methode des Projektes
Mit Unterstützung einer auf Bewässerungskonzepte spezialisierten Firma wird das Institut Weinbau und Oenologie der LWG mit Hilfe des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten das Pilotprojekt durchführen. Dazu gehören der Bau eines dezentralen Wasserspeichers mit Wasser-Beileitung und Bewässerungs-Steuerung.
Während der Bauzeit in den Wintermonaten entsteht ein 250 Kubikmeter fassender, kreisrunder dezentraler Hochbehälter. Die Außenwand des gegen Algenwachstum verschlossenen Behälters ist drei Meter hoch und wird von einem begrünten Erdwall optisch ins Landschaftsbild eingebunden.
Der Speicher wird über eine 800 Meter lange Zuleitung mit Brunnenwasser aus dem Versuchsbetrieb für Obstbau und Gartengehölze der LWG, dem Stutel, befüllt. Dabei muss das Wasser 100 Höhenmeter hoch gepumpt werden. Während lang anhaltender Trockenphasen versorgt die innovative Technik über Tropfbewässerung die Weinreben in den Steillagen – ressourcensparend, punktgenau und wohldosiert.
Ergebnis
Die neue Technik ist mit rund 8.000 € pro Hektar deutlich günstiger als die bisherige Technik, die bei mindestens 20.000 € pro Hektar lag. Zudem ermöglicht sie individuelle, kleinräumige und standortangepasste Bewässerungskonzepte. So können sich etwa mehrere einzelne Winzer zusammenschließen, ohne dass gleich zwangsläufig eine gesamte Lage oder die Rebfläche einer gesamten Gemeinde bewässert werden muss.
Dezentrale Bewässerung fränkischer Weinlagen - Eröffnung Pilotanlage
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Daniel Hessdörfer (LWG-IWO1)
Projektbearbeitung: Dr. Daniel Hessdörfer (LWG-IWO2)
Projektpartner: Firma Netafim (Tel Aviv, Israel)
Laufzeit: 01.07.2015 bis 31.08.2016
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: KL / 15 / 01