Drosophila suzukii
Die Kirschessigfliege im Visier – Fränkische Rebschutzwarte schauen genau hin!

drei Rebschutzwarte Schulung Mikroskop

Fränkische Rebschutzwarte und Winzer nutzen vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanzierte Stereomikroskope (auch Binokulare genannt) im Kampf gegen die Kirschessigfliege. Die Stereomikroskope werden hierzu von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) an Rebschutzwarte und engagierte Winzer ausgegeben. Diese können mit diesen Binokularen die Befallssituation mit der Kirschessigfliege in ihrer Region überprüfen.

Neuer Schädling als Herausforderung

2014 war die Kirschessigfliege Drosophila suzukii erstmals auch im fränkischen Weinbau ein großes Thema. Der neue Schädling sorgte unter den Winzern für Verunsicherung – und wurde oft mit heimischen Essigfliegen verwechselt. Für die Zukunft war klar, dass Falschidentifikationen vermieden werden müssen, um die Populationsgröße und das Auftreten von Schäden durch die Kirschessigfliege realistisch bewerten und geeignete Gegenmaßnahmen treffen zu können.

Nachhaltiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Das Pflanzenschutzgesetz fordert den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu reduzieren. Dies setzt voraus, den optimalen Behandlungstermin überhaupt erst zu erkennen und zu bestimmen. Durch Schadschwellen (hier: 5 % der untersuchten Beeren sind befallen) kann zudem die Behandlungswürdigkeit eines Befalls abgeschätzt werden. Nur so ist eine erfolgreiche Bekämpfung möglich. Gerade Behandlungen in zeitlicher Nähe zum Erntetermin sollten nur bei wirklichen Bedarf, d h. wenn die Ernte durch Schädlinge gefährdet ist, durchgeführt werden. Gleichzeitig werden hierdurch mögliche Risiken der Resistenzbildung gegen zugelassene Insektizide auf ein Minimum reduziert. Dies ist wichtig, da Pflanzenschutzmittel eine produktionstechnische Ressource sind, die es auch für die Zukunft zu erhalten gilt.

Durch Monitoring den Überblick behalten

Essigfalle für Kirschessigfliegen in einer Rebe hängend

Monitoring mit Essigfallen

Seit 2010 hatten Mitarbeiter der LWG – gewarnt durch das erste Auftreten der Kirschessigfliege in Südtirol – mit Hilfe von Flüssigkeitsfallen die Flugzahlen an ausgewachsenen Drosophila-Fliegen beobachtet und waren 2012 erstmals auch in Franken bezüglich der Kirschessigfliege fündig geworden. Fallenfänge allein lassen aber keine Schlüsse auf den tatsächlichen Schaden im Weinberg zu. Sind viele Fliegen unterwegs und werden in Fallen gefangen, bedeutet dies nicht automatisch, dass an derselben Stelle auch viele Eier in Trauben abgelegt werden. Nur die Eiablagerate ist ein Maß für den Befall einer Rebfläche. Die ermittelte Schadschwelle liegt bei 5 % befallene Beeren pro Probe, in der Regel sind das 50 zufällig gewählte Beeren.
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass lokale Bedingungen wie Sorte und Reifegrad der Trauben, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie die umgebende Vegetation über Zeitpunkt und Ausmaß der Eiablage entscheiden. So müssen in jedem Gebiet eigene Beobachtungen erhoben werden, um ausreichende Informationen über die aktuelle Befallssituation in den Weinbergen zu erhalten. Diese Herausforderung sind nur durch den Einsatz engagierter Rebschutzwarte und weitere Praktiker aus ganz Franken neben den Mitarbeitern der LWG möglich geworden. Die Informationen werden der breiten Winzerschaft durch die Rebschutzwarte vor Ort, das "Weinbaufax Franken" sowie das Online-Tool VitiMonitoring zugänglich gemacht.

VitiMonitoring - Ihr digitaler Assistent für integrierten Pflanzenschutz im Weinbau

Schulung KIrschessigfliege

  • Vorstellung der Kirschessigfliege
    • Herkunft
    • Verwandtschaft
    • Lebensweise
  • Arteigene Merkmale beider Geschlechter
  • Verwechslungsmöglichkeit mit heimischen Essigfliegen
  • Fortpflanzung und Entwicklung
  • Typische Schadensmerkmale
  • Sachgerechter Umgang mit Flüssigfallen
    • Beschickung
    • Aushang
    • Wechsel
  • korrekte Entnahme von repräsentativen Beerenproben
  • Arbeit mit dem Stereomikroskop in Theorie und Praxis
Für die praktische Arbeit an den Binokularen standen den Teilnehmern Zuchttiere sowie mit Eiern belegte Früchte aus dem Labor zur Verfügung. Die Rebschutzwarte konnten hierdurch schnell erkennen, wie wertvoll das Stereomikroskop für die zweifelsfreie Bestimmung sowohl adulter Tiere als auch abgelegter Eier (Erkennen der arttypischen Form der Atemschläuche) ist. Schon nach kurzer Zeit fühlten sie sich sicher in der Ansprache der vorgelegten Objekte. Im Bedarfsfall konnten sie auch mit der Unterstützung der anwesenden LWG-Mitarbeiter rechnen. Meistens lief aber die Bestimmung des eigentlichen Zielorganismus reibungslos.

weitere Informationen zur Kirschessigfliege (Drosophila suzukii)

Blick in den Schulungsraum mit einer Teilnehmergruppe an Binokularen

Während einer Schulung

Suche von Kirschessigfliegen zwischen verschiedenen Fliegen unter dem Binokular

Kirschessigfliege - eine Art unter vielen

Kirschen als Untersuchungsmaterial zur Eiablage von Kirschessigfliegen

Kirschen mit Eiablagen

Mitarbeiterin des Kirschessigfliegenprojektes unterstützt einzelne Schulungsteilnehmer

Projektmitarbeiterin hilft