Rebschutz-Projekt
Mäuse im Weinberg

In einer wenig bewachsenen Rebgasse sind vier Löcher gut erkennbar, ein Rebstamm ist sichtbar

In Weinbergen mit hohem Mäusebesatz werden während der Traubenreife die süßen Trauben angefressen. In Folge werden die Fraßstellen durch schädliche Pilze, wie z.B. Penicillium, besiedelt. Solche Trauben dürfen keineswegs zur Weinbereitung verwendet werden. Durch eine rechtzeitige Mäusebekämpfung kann dieses Problem verhindert werden.

Schwerwiegende Schäden richten Wühlmäuse (vor allem die Schermaus) an, die an Wurzeln oder der Stammbasis fressen und somit den ganzen Rebstock zum Absterben bringen. Diese sind in Weinbergen jedoch recht selten.

Früher Mäusebefall in den Weinbergen

Eine sehr trockene Jahreswitterung kann zu einem starken Anstieg der Mäusepopulationen in den Weinbergen führen. Vereinzelt wurden dann sogar noch unreife Trauben angenagt.
Je weiter die Trauben in die Reife gehen, desto gefährlicher werden solche Nagestellen, da sich dort Fäulnisnester bei entsprechender Witterung bilden und gesunde Traubenbereiche infizieren können. Daher ist es sehr wichtig, den Mäusebesatz im Weinberg zu kontrollieren und bei starkem Mäuseauftreten rechtzeitig eine Mäusebekämpfung durchzuführen.

Mäusefraß an Trauben

Die Haut einer reifen Beere ist an einer Stelle weggenagt, das Fruchtfleisch liegt hier offenZoombild vorhanden

Typisches Fraßbild durch Mäuse an Trauben

Für Mäusefraß kennzeichnend ist, dass die Beeren nur oberflächlich und nicht vollständig ausgefressen werden. Meist nagen die Mäuse nur die Stellen der Trauben an, die sie leicht über die Bogrebe oder über den Trieb und Traubenstiel erreichen. Dies ist meist der Bereich der Traubenschulter, wo oft auch ihre Hinterlassenschaften (Mäusekot) zu finden sind. Dieses Benagen der Trauben dient vor allem in trockenen Jahren der Flüssigkeitsaufnahme.

Mäuselöcher und Mäusegänge

Trockener Boden, etwas Rebholz; Mauseloch, davor die kleinen Kotwürstchen von MäusenZoombild vorhanden

Mauseloch mit Kot vor dem Eingang

Bewohnte Mäuselöcher sind daran zu erkennen, dass Kot und abgenagte Pflanzenreste direkt vor dem Mauseloch liegen. Auch aufgeworfener Boden und die „Mäusestraßen“ sind ein sicherer Hinweis auf noch lebende Bewohner.
Vor allem in Weinbergen mit mehrjähriger Dauerbegrünung findet sich oft ein Mäuseloch am anderen, welche durch ein Wegenetz verbunden sind. Die oberflächlich verlaufenden Wegesysteme werden von Wühlmäusen, in der Regel der Feldmaus (Microtus arvalis) verursacht. In der Nähe von Wäldern kann es daneben auch die Waldwühlmaus oder Rötelmaus (Myodes glaerolus) sein. Diese Mäuse können ausgezeichnet klettern und sind somit bestens für den „Besuch“ der Rebstöcke geeignet.
Die Schäden an den Trauben werden jedoch nicht nur von Wühlmäusen, sondern auch von den "echten" Mäusen wie z.B. der Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) verursacht, die bis in die Krone von Waldbäumen klettern kann.

Vorbeugende Maßnahmen vor Mäuseschäden

Um Mäuse aus dem Weinberg fernzuhalten, hilft es in gefährdeten Anlagen den Boden zu bearbeiten, um die Gangsysteme zu stören und mit kurzer Begrünung den Mäusen keine Deckung zu bieten.

Bekämpfungsschwelle

Zur Ermittlung der Bekämpfungsschwelle müssen zunächst alle Mauselöcher auf 250 m2 zugetreten werden. Am nächsten Tag werden dann die frisch geöffneten Löcher gezählt. Sind mehr als 5 - 10 Löcher geöffnet, ist die Schadschwelle überschritten.

Bekämpfung

Bitte beachten Sie die jeweilige Zulassungssituation

  • Für die Bekämpfung der Mäuse stehen Präparate mit dem Wirkstoff Zinkphosphid zur Verfügung. Zinkphosphid bildet nach Aufnahme im Magen der Mäuse Phosphin. Phosphin ist ein starkes Stoffwechsel- und Nervengift, das die Mäuse in kurzer Zeit tötet. Der Vorteil ist, dass Phospin in der Maus wieder schnell abgebaut wird und daher Tiere, die tote Mäuse aufnehmen, durch das Gift nicht mehr gefährdet sind.
    • Bei der Anwendung entsprechender Präparate ist unbedingt darauf zu achten, dass diese nur verdeckt ausgelegt werden dürfen, um andere Tiere oder Kinder nicht zu gefährden. Eine verdeckte Auslegung bedeutet, die Köder direkt in die Mauselöcher oder in Köderstationen abzulegen. Beim Auslegen in die Mauselöcher sollte eine Legeflinte benutzt werden, um die Dosierung einzuhalten und schnell arbeiten zu können. Köderstationen können auch selbst aus aufgeschnittenen Röhren mit einer Länge von mindestens 30 cm (Ton, Kunststoff) hergestellt werden. Unter die Halbröhre werden die Köder abgelegt, so dass keine Aufnahme durch andere Tiere möglich ist. Allerdings sollte sichergestellt werden, dass die Köderstation nicht durch starken Wind weggeweht werden kann (Gewicht, Befestigung). Ein Vorteil der Köderstation ist der Schutz vor Nässe. Bei feuchten Bedingungen können die Köder ausgasen. Dies bewirkt eine Wirksamkeitsverlust und auch eine abschreckende Wirkung auf die Mäuse. Je nach Populationsdichte sind die Köderstationen in einem Raster von 10m x 10m bzw. 20m x 20m aufzustellen.
    • Ein mögliches Präparat: Ratron Giftlinsen, 5 Stück je bewohntem Mauseloch oder ca. 20 g je Köderstation (nachlegen wenn alle Köder gefressen wurden)
    • Ein weiteres Präparat: Giftweizen GB, 5 Körner je bewohntem Mauseloch oder 20 g je Köderstation
    • Nochmals weisen wir darauf hin, dass eine offene Auslegung oder breitwürfiges Ausstreuen verboten ist.
    • Benutzen Sie bei der Handhabung der Mittel Schutzhandschuhe. Sorgen Sie für eine trockene Lagerung der Präparate (Gefahr des Ausgasens). Vermeiden Sie jeden Kontakt der Präparate mit säurehaltigen Medien (Phosphinbildung).
    • Nicht angenommene Köder sind nach Abschluss der Bekämpfungsaktion wieder einzusammeln.
  • Für Weinberge, in denen regelmäßig Probleme mit Mäusen bestehen, sind Dauerfangmethoden sinnvoll:
    • dazu gehört die "Göttinger Fangwanne", die sich im Forst zur biologischen Bekämpfung bewährt hat. Hierzu wird eine schwarze Plastikwanne mit drei Einläufen so weit eingegraben, dass die Öffnungen an die Mäusepfade anschließen. Die mit ausgelegten Futter angelockten Mäuse können nicht mehr aus der Wanne entweichen. Sie werden durch ihre natürlichen Feinde (Greifvögel, Eulen, Fuchs und Marderartige) „entsorgt“. Pro Hektar müssen 10–12 Wannen aufgestellt werden. Wichtig ist, die Fangwannen rechtzeitig auszubringen, damit sie den Kunststoff-Neugeruch verlieren und von den Mäusen angenommen werden.
    • dazu gehört auch die "Stand By"- Falle von 'Topcat'. Auch hier funktioniert die "Entsorgung" über die natürlichen Feinde.
    • Sitzstangen für Greifvögel aufzustellen, hilft mittel- und langfristig die Mäusepopulation klein zu halten.

Fraßschäden an Wurzeln und jungen Rebstämmen

Wühlmäuse fressen alles pflanzliche. Im Winter vor allem bei Nahrungsmangel, nagen sie auch gerne an Wurzeln oder an der Basis junger Stämme. So besteht bei hoher Besatzdichte die Gefahr, dass Rebwurzeln oder gar junge Rebstämmchen angenagt werden und die Rebstöcke absterben.
Mäusefraß an unreifen, harten Trauben

Fraß an unreifen Trauben

oberseits angefressene Beeren, einige durch Essigfäule braun verfärbt

Fraß und Essigfäule

Mäusekot auf angefressener Beere neben weiteren angefressenen Beeren

Mäusefraß an reifenden Beeren

Mäusefraß an reifenden Trauben mit Kot und beginnender Fäule

Fraß an reifenden Trauben mit Kot

Blaue Traube mit von Mäusen angefressenen Beeren

Fraß an Rotwein

Die vorliegenden Untersuchungen dienen den Zielen des Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP).

Projektinformationen
Projektleiter: Hans-Jürgen Wöppel
Projektbearbeiter: Heinrich Hofmann
Laufzeit: 15.7.2015 - 30.9.2015
Finanzierung: Planressourcen