Pressemitteilung - 16. Oktober 2025
Tag der Nuss am 22.10. - Regionaler Bio-Haselnussanbau: So klappt es!
Am 22. Oktober ist der Tag der Nuss. Er stellt die weltweiten Nusserzeuger in den Fokus. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim forscht aktuell in mehreren Haselnussversuchen, wie der Anbau auch bei uns am besten klappt. Denn der Haselnussanbau bietet eine interessante Alternative für Landwirtinnen und -wirte, die ihren Betrieb umstellen wollen oder ihr Produktportfolio erweitern möchten.
Ökologischer Haselnussanbau Die große Vielzahl an Verarbeitungsmöglichkeiten und die Produktvielfalt machen den Anbau von Haselnüssen attraktiv. Auch der Handel bzw. Verarbeiter, Chocolaterien und Feinkostläden sind darauf aufmerksam geworden und würden gerne mit heimischer Ware werben. Allerdings mangelt es hier vor allem an der notwendigen Menge, ausreichender Anbaufläche und an stabiler Ertragssicherheit, weil es im Anbau noch unbekannte Faktoren zum optimalen Anbau sowie der Pflege von Haselnussanlagen gibt. Dabei bietet der konventionelle Anbau durch die Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln kaum Vorteile gegenüber dem biologischen Anbau, wodurch ein hohes Potential für biologisch wirtschaftende Betriebe entsteht.
Erziehungsversuch am Joch
Im biologischen Anbau spielen zum Beispiel die Bestandshygiene und die Anlagedurchlüftung durch einen optimierten Schnitt eine große Rolle. So wurde im Winter 2022 in Zusammenarbeit mit einem Bio-Haselnussbetrieb ein Erziehungsversuch bei Haselnüssen gestartet. Ziel des Versuchs ist es, zu überprüfen, ob durch die Erziehungsmaßnahmen ein früheren Ertragseintritt generiert werden kann und ob dadurch ein höherer Ertrag generiert werden kann. Derzeit sind die jungen Haselnussbäume noch klein. Ungefähr die Hälfte der Bäume hat den installierten Spanndraht erreicht, an dem die spätere Erziehung erfolgen soll. Die ersten Erziehungsmaßnahmen wurden daher Mitte des Jahres durchgeführt.
Schnittversuch bei Haselnüssen
In der Haselnussproduktion ist der richtige Schnitt der Bäume ein wichtiger Faktor, um langfristig hohe und stabile Erträge generieren zu können. Aktuell gibt es beim Schneiden von Haselnüssen verschiedene Ansätze und ungeklärte Aspekte. Aus diesem Grund wurde auf einem Praxisbetrieb ein Schnittversuch angelegt, bei dem jeweils zehn Bäume vier verschiedener nach dem Prinzip der offenen Hohlkrone geschnitten werden. Der erste Schnitt erfolgte im März 2023, im Juli wurden die Wasserschosser entfernt. Die Entwicklung der stärker geschnittenen Bäume soll im Hinblick auf Wachstum und Ertrag mit den betriebsüblich geschnittenen Bäumen verglichen werden. Die Versuchsergebnisse des ersten Versuchsjahres (Ernte: Sept. 2023) konnten erste Erkenntnisse liefern. Auffällig war, dass der im März 2023 durchgeführte erste Schnitt wie zu erwarten zu erheblichen Ertragseinbußen führte. So wurden je nach untersuchter Sorte ca. 15-50 Prozent weniger Ertrag geerntet als bei der Variante mit betriebsüblichem Schnitt. Als weiterer Aspekt wurde der Anteil der vom Haselnussbohrer befallenen Nüsse untersucht. Hier zeigte sich, dass der Befall durch den Haselnussbohrer bei allen Sorten in der geschnittenen Variante geringer war als in der betriebsüblichen Variante. Gleichzeitig war das Fruchtgewicht der einzelnen Nüsse in der geschnittenen Variante bei allen Sorten etwas höher. Für das Erntejahr 2024 war ein Angleichen der Erträge der Versuchsvarianten zu den Kontrollvarianten zu erkennen. Einflüsse auf den Befall des Haselnussbohrers durch die beschriebenen Schnittmaßnahmen können bisher nicht bestätigt werden. Mehr hierzu finden Sie in unserem Versuchsbericht unten.
Netzernteversuch
Die Ernte mit Netzen ist eine weitverbreitete Methode, um die Nüsse zu sammeln. In den Jahren 2023 bis 2025 wurden in drei Erntejahren vier verschiedene Netze hinsichtlich ihrer Handhabung, Logistik, Hygiene, Effizienz, ihres Einflusses auf den Haselnussbohrer und ihrer Kosten getestet. Insgesamt haben alle getesteten Netze eine Effizienzsteigerung im Vergleich zur Handernte ohne Netze bewirkt. Aber es gab auch Unterschiede zwischen den Netzen: So zeichneten sich zwei engmaschige Netze durch eine deutlich schwierigere Handhabung aus. Die Sauberkeit der Nüsse war bei allen getesteten Netzen in der Regel gegeben. Das einzige Netz, das einen Einfluss auf die Population des Haselnussbohrers nehmen kann, ist das Netz mit einer Maschenweite von 0,8 x 0,8 mm. Hier schafft es die Larve des Haselnussbohrers nicht, durchzukommen und in das Erdreich einzudringen.
Netzwerkarbeit im Bereich ökologischer Haselnussanbau
In Bayern gibt es nach wie vor keinen direkten Ansprechpartner für das Thema Haselnuss und es gibt viele verschiedene einzelne Akteure. Daher beteiligt sich das Kompetenzzentrum Ökogartenbau an Netzwerktreffen und hält den Kontakt zu Versuchsanstellern in anderen Bundesländern. 2024 fanden bereits ein Haselnuss-Netzwerktreffen sowie ein Schnittworkshop statt. Außerdem wurde ein Anbauleitfaden für den ökologischen Haselnussanbau erarbeitet, der Praxisbetrieben und Betrieben, die den Anbau von Haselnüssen erwägen, die Arbeit erleichtern soll (s. Link unten). In diesem Jahr ging es für die Haselnuss auf eine Exkursion nach Österreich, welche vom Kompetenzzentrum Ökogartenbau in Zusammenarbeit mit der Öko-Akademie Bamberg organisiert und durchgeführt wurde. Es wurden zwei österreichische Praxisbetriebe besichtigt, welche sich auf den Anbau von Haselnüssen spezialisiert haben. Die Teilnehmenden erhielten hierbei Einblicke in alle Schritte der Kultivierung bis hin zur Verarbeitung der Haselnüsse. Mehr Informationen zum Kompetenzzentrum Ökogartenbau gibt es unten (s. Link).