Pressemitteilung - 16. Mai 2023
Tag der biologischen Vielfalt am 22.05.: Gebäudegrün für zukunftsfähige Städte

Wenige Tierarten und heiß – wenig einladend sind die Sommer in unseren Städten mittlerweile viel zu häufig. Die derzeitige Stadtentwicklung ist geprägt von starker Bebauung und Versieglung, der immer mehr Grünflächen zum Opfer fallen. Dieser Verlust an städtischem Grün stellt viele Tierarten vor eine große Herausforderung, da Lebensraum und Nahrungsgrundlage immer knapper werden. Außerdem bilden sich im Sommer Hitzeinseln, weil die dicht stehenden Gebäude tagsüber Wärme speichern und diese nachts wieder an die Umgebung abgeben – das allgemeine Wohlbefinden leidet.

Fassaden bepflanzen
Um die Zukunft der Städte lebendig und lebenswert zu gestalten, braucht es wieder mehr naturnahe Grünflächen. Diese bieten vielen Tierarten neuen Lebensraum und können so einen wichtigen Beitrag gegen das weltweite Artensterben leisten. Allerdings fehlt für Parks und Gärten oftmals die Fläche und der unversiegelte Boden. Eine vielversprechende Möglichkeit: die Begrünung von Gebäuden. Fassaden sind meist ungenutzt und übersteigen die Bodenflächen um ein Vielfaches. Die positiven Effekte der Wandbegrünung liegen auf der Hand: Die Kühlung der Umgebung steigert die Aufenthaltsqualität, die Dämmung der Gebäude sorgt für einen verringerten Energiebedarf, die Bindung von Feinstaub und Stickoxiden verbessert die Luftqualität. So tragen begrünte Fassaden zur Förderung der Artenvielfalt und zu einer klimaresilienten Stadtentwicklung bei.

Wandbegrünungen für Artenreichtum und Mikroklima
Der Aufbau und die Bepflanzung von Wandbegrünungen haben einen starken Einfluss auf deren positive Wirkungen. So kann beispielsweise mit der richtigen Pflanzenauswahl und geeigneten Nisthilfen ein naturnaher Lebensraum nachgebildet werden, um heimische Bestäuber zu fördern. Genau das ist das Ziel des Projektes „Klima-Forschungs-Station: Artenreiche grüne Gebäudehüllen“, in dem die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim in Kooperation mit dem Center for Applied Energy Research in Würzburg geeignete Wandbegrünungskonzepte entwickelt. Zentrale Punkte sind das Erarbeiten von bienenfreundlichen Pflanzenlisten und die Entwicklung von Nisthilfen für Wildbienen und Co., die sich in die Wandbegrünungen integrieren lassen. Die mehrjährigen Blühpflanzen müssen nicht nur am Extremstandort Fassade gedeihen, sie sollen auch verschiedenste Blütenformen bilden und übers gesamte Jahr verteilte Blühphasen haben.

Vielversprechende erste Ergebnisse
Die ersten Projektjahre (2021-2022) der „Artenreichen grünen Gebäudehüllen“ geben Anlass zur Hoffnung. Bienenfreundliche Stauden bergen ein großes Potential für die Wandbegrünung und auch Nisthilfen werden dankend angenommen. Es wurden viele Wildbienen und andere Bestäuber beim Nahrungssammeln und Nisten in den Fassaden beobachtet, darunter auch einige gefährdete Arten. Messungen zeigen außerdem eine deutliche Reduktion der Temperatur an den begrünten Fassaden. Unser vorläufiges Fazit zum Gebäudegrün: artenreicher Lebensraum, natürliche Klimaanlage oder einfach nur die grüne Wohlfühloase im Großstadtdschungel; in jedem Fall eine wertvolle Bereicherung für unsere Städte.

Internationaler Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai 2023
Schon seit 2001 gibt es den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt. Er erinnert an den 22. Mai 1992, an dem der Text des Übereinkommens über die biologische Vielfalt offiziell angenommen wurde. Ziele sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt, die nachhaltige Nutzung sowie die ausgewogene und gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergeben.

Eine Mauer mit vertikalem Bepflanzungssystem, in dem rosa und weiße Stauden sind.

Leoni Mack
© LWG Veitshöchheim

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